Kameravergleich Flagship-Smartphones: Welches aktuelle Android-Handy hat die beste Kamera?
Der Kameravergleichstest zum Anfang des Jahres offenbarte ein sehr enges Rennen um den Kamerathron und ein in der Kamera-Elite angekommenes Xiaomi. Mit dem Mi 10 Ultra gelang es dem chinesischen Hersteller gerade in der Konigs-Disziplin Low-Light-Fotografie ein Zeichen zusetzen.
Nun schauen wir uns den Nachfolger, das Mi 11 Ultra, welches dank eines der größten Kamerasensoren, die in einem Smartphone bisher verbaut wurden, den ersten Platz im Smartphone-Ranking von DxOMark erobern konnte. Allerdings bietet die aktuelle Kamera-Elite aus dem Android-Ressort, insbesondere ein Samsung Galaxy S21 Ultra, ebenfalls sehr gute Spezifikationen, welche wir in einer Tabelle zusammengefasst haben.
Samsung Galaxy S21 Ultra | ZTE Axon 30 Ultra | OnePlus 9 Pro | Xiaomi Mi 11 Ultra | |
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Kamera-Setup Rückseite | 108 MP (Samsung HM3, 24 mm, 83°, 0.8 µm, f/1.8, OIS) + 12 MP (120°, 1.4 µm, f/2.2, DPAF) + 10 MP (72 mm, 1.22 µm, f/2.4, OIS, DPAF) + 10 MP (240 mm, 1.22 µm, f/4.9, OIS, DPAF) | 64 MP (f/1.6, OIS, 8K video) + 64 MP (f/2.2) + 64 MP (f/1.9) + 8 MP (f/3.4, OIS) | 48 MP (f/1.8, OIS) + 50 MP (f/2.2) + 8 MP (f/2.4, OIS) + 2 MP (f/2.4, monochrome) | 50 MP (f/2.0, 24mm, 1/1.12", 1.4µm) + 48 MP f/4.1, 120mm, 1/2.0", 0.8µm) + 48 MP (128˚, f/2.2, 12mm, 1/2.0", 0.8µm) |
Kameras-Setup Front | 40 MP (1/2.8", f/2.2, AF) | 16 MP (f/2.45) | 16 MP (f/2.4) | 20 MP (f/2.2, 27mm, 1/3.4", 0.8µm) |
Software-Version | RP1A.2000720.012.G998BXXXU3AUF6 | 11.0.0 | 12.2.7.7 | 12.5.7 |
Alle Smartphones in diesem Vergleich verwenden wir mit ihren Foto-, Portrait- und Nacht-Bildmodi, welche in jeder Kamera-App der verschiedenen Hersteller in unterschiedlicher Namensgebung integriert sind. Alle Aufnahmen in diesem Vergleich werden unter Zuhilfenahme einer künstlichen Intelligenz getätigt. Die Kameraeinstellungen sind in dem jeweiligen Werkszustand belassen. Beachtet werden sollte, dass die Mehrzahl der Aufnahmen mit einem Stativ getätigt worden sind.
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Tag
Hochauflösende Hauptkameras sind im High-End-Bereich aktueller Smartphones der Standard geworden, wobei die zum Teil extrem hohen Auflösungen nur selten komplett genutzt werden. Durch das sogenannte Pixel-Binning wird die tatsächliche Kantenlänge der einzelnen Pixel rechnerisch vergrößert, wodurch deutlich mehr Licht und entsprechend auch Bildinformationen eingefangen werden. Alle Smartphone-Modelle in diesem Kameravergleich gehen diesen Weg des Bild-Processing, sodass die Aufnahmen nicht den Auflösungen der Kamerasensoren entsprechen.
Während das Mi 10 Pro noch große Probleme mit Motiven bei Gegenlicht hatte meistert das Mi 11 Ultra, aber auch das Galaxy S21 Ultra diese Situationen mit Bravour. Gerade das Axon 30 Ultra lässt hier Punkte liegen, zudem werden Fotos mit dem ZTE-Flagship generell zu warm abgebildet. In puncto Farbtreue liefern die anderen Smartphones ebenfalls schönere und authentischere Farben, wobei das OnePlus 9 Pro leichte Kontrastdefizite aufweist. Auch bei der Bildschärfe muss sich das OnePlus-Handy der Konkurrenz aus dem Hause Samsung und Xiaomi geschlagen geben – in Summe gefallen uns die Aufnahmen des Mi 11 Ultra am besten. Gute Kontraste, eine realistische Farbdarstellung und viele Details lassen aber auch die Fotos des Galaxy S21 Ultra erkennen.
Bei unserer Portrait-Aufnahme sind die Bokeh-Effekte bei allen vier Flagships recht gut getroffen, der Unschärfebereich ist beim Mi 11 Ultra allerdings am besten vom Kätzchen-Motiv separiert. Schwächen in der Fokussierung des Objektes weisen allerdings alle Test-Fotos auf.
Im Bereich der Vergrößerungs-Fotografie haben wir uns wieder bewusst nur auf realistische Zoom-Bereiche (5x, 10x) fokussiert, die auch im Alltag eine brauchbare Qualität erzielen. Gerade der 5-fache-Zoom-Bereich liefert mit dem Mi 11 Ultra sehr gute Ergebnisse. Hier agiert das Xiaomi-Flagship in einer eigenen Liga. Aber auch bei 10-facher-Vergrößerung kann der Hybrid-Zoom des Mi 11 Ultra erstaunlich gut mit der verlustfreien Periskop-Kamera des Samsung Galaxy S21 Ultra mithalten. In Summe agieren aber das Samsung- und Xiaomi-Flagship auf Augenhöhe.
Das ZTE-Flagship weist zum Teil eine starke Unschärfe in den Aufnahmen auf, durch die geringere Auflösung des Sensors sind Details zudem etwas reduziert. Das OnePlus 9 Pro ist im dieser Disziplin deutlich abgeschlagen und erreicht aufgrund der geringen Brennweite des Teleobjektives nicht (einmal) an die Zoom-Qualität eines Axon 30 Ultra.
Durch die diesjährige Abstinenz des Huawei-Flaghships, welches mit der P50-Serie noch nicht veröffentlicht wurde und bisher in unserem Ultraweitwinkel-Kameratest das Maß der Dinge war, ist es dieses Jahr schwierig einen klaren Sieger in dieser Disziplin zu finden. Bei allen vier Smartphones sind die qualitativen Differenzen zur Hauptkamera recht ausgeprägt.
Auffällig ist, dass die Aufnahmen der Ultraweitwinkel-Kameras des Mi 11 Ultra und Galaxy S21 Ultra sichtbar weitwinkliger sind als bei der Konkurrenz vom OnePlus und ZTE. Das Galaxy S21 Ultra bietet wohl insgesamt die beste Schärfe, vor allem in Randbereich leistet die Software wirklich zufriedenstellende Arbeit. Allerdings wirken die Fotos etwas überschärft.
Gerade ein Blick außerhalb der Bildmitte offenbart beim Axon 30 Ultra sichtbare Schwächen in der Schärfe. Außerdem lichtet das ZTE-Handy Motive deutlich zu warm ab und auch die Dynamik könnte besser sein. Gleiches gilt auch für das OnePlus 9 Pro allerdings in abgeschwächter Form. Die Aufnahmen des Mi 11 Ultra besitzen ebenso eine relativ geringe Grundschärfe, bietet aber realistische Farben.
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Dunkelheit
Bei der Königsdisziplin, der Fotografie bei Dunkelheit, knüpft Samsung an die Ergebnisse des Galaxy S20 Ultra - wohlgemerkt einige Monate nach dessen Veröffentlichung - an. Bei Low-Light-Aufnahmen weist das Galaxy S21 Ultra relativ viel Rauschen und Bildfehler auf, zudem ist die Schärfe und Ausleuchtung nicht immer optimal. Deutlich ansehnlicher sind die Resultate unter Verwendung des Nachtmodus. Dass der koreanische Hersteller seine Kamera-Software im Laufe eines Jahres stetig verbessern kann hat jedoch der Vorgänger bereits unter Beweis gestellt.
Sichtbar schlechter schneidet das günstigste Modell, das Axon 30 Ultra, ab. Hier stimmen bei wenig Licht weder die Bildschärfe, noch Dynamik oder die Ausleuchtung. Am besten löst die Aufgaben bei Dunkelheit das MI 11 Ultra. Lichter werden mit dem Xiaomi-Flagship zwar zum Teil stark überbelichtet, dennoch sind die meisten unserer Motive ansprechend scharf und natürlich abgebildet. Auch das Rauschniveau ist relativ niedrig.
Etwas schwierig gestaltet sich die Bewertung des OnePlus 9 Pro, da sich hier bereits im Foto-Modus automatisch die Belichtungszeit je nach Dunkelheit anpasst. Deswegen hier auch kaum ein Unterschied zum Nacht-Modus erkennbar.
Wird bei Dunkelheit von der Hauptkamera abgewichen müssen auch im Jahr 2021 deutliche Abstriche hingenommen werden. Die Objektive für Ultraweitwinkel-Aufnahmen sind sichtbar schlechter ausgeleuchtet und auch Details zeigen sich reduziert. In dieser Disziplin kann das ZTE-Flagship nicht wirklich überzeugen, da hier die Bildschärfe und Ausleuchtung auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau liegen. Aber auch das Mi 11 Ultra offenbart einiges an Rauschen und Weichzeichnung bereits bei Dämmerung. Tendenziell haben bei unseren Test-Sample das Galaxy S21 Ultra und OnePlus 9 Pro die Nase vorn.
Wie auch bei Tageslicht ist das Mi 11 Ultra das Maß der Dinge bei Zoom-Aufnahmen. Mit dem Xiaomi-Flagship sind unter Verwendung des Teleobjektivs auch bei wenig Licht solide Resultate möglich. Enttäuschend sind die Fotos mit dem Galaxy S21 Ultra, gerade bei Aufnahmen im 10x-Zoom-Bereich.
Aufnahmen mit den Frontkameras der Flagship-Smartphones
Die ansprechnesten Seflies bietet aus unserer Sicht das Galaxy S21 Ultra, aber auch die Frontkamera des Mi 11 Ultra liefert bei sehr guten Lichtbedingungen ein schönes Foto im Portrait-Modus ab, welches aber etwas weniger Details besitzt. Durch das zweite Display auf der Rückseite können mit dem Xiaomi-Flagship allerdings qualitativ hochwertige Selbstporträts aufgenommen werden - derzeit aber nur im "Foto"-Modus, wobei durch den großen Sensor ebenfalls Bokeh in den Aufnahmen vorhanden ist. Gerade bei schlechter werdenden Lichtbedingungen ein großer Vorteil für Selfie-Freunde. Deutlich zu kühl interpretiert die Software des OnePlus 9 Pro die Situation – hier vernehmen wir einen sichtbaren Blaustich.
Fazit zum Kameravergleich der Flagship-Smartphones
Einen Kampf um den Kamerathron machen in diesem Jahr – zumindest in der ersten Jahreshälfte – das Samsung Galaxy S21 Ultra sowie das Xiaomi Mi 11 Ultra unter sich aus. Beide liefern bei Tageslicht eine schöne Schärfe, viele Details und satte Farben, ohne dabei künstlich zu wirken. Auch wenn wir in dieser Disziplin das Xiaomi-Flagship leicht vorn sehen, entscheidet hier wohl der persönliche Geschmack.
Anders sieht es bei wenig Licht aus. Hier ist das Rauschniveau des Mi 11 Ultra am geringsten und die Details in den Fotos sind am stärksten ausgeprägt. Wie auch beim Galaxy S20 Ultra sind die Low-Light-Ergebnisse beim Galaxy S21 Ultra einige Monate nach Release in puncto Schärfe und Ausleuchtung nicht optimal. Das Axon 30 Ultra ist aufgrund seiner relativ günstigsten UVP von 749 Euro und seines Trinity-Kamerasystems eines der interessantesten Flaggschiffe des Jahres. Allerdings kann das ZTE-Flagship, gerade bei Dunkelheit, nicht an die Foto-Qualität der Kamera-Elite anknüpfen und bietet in Summe das deutlich schlechteste Gesamtpaket.
OnePlus zeigt sich in unseren Kameratests ein ums andere Mal als ein sehr guter Allrounder mit Schwächen im Zoom-Bereich. Bei sehr guten Lichtbedingungen kann uns das OnePlus 9 Pro durchweg überzeugen, allerdings wirken Selfies auch bei Tageslicht unausgewogen. In diesem Punkt sehen wir das Galaxy S21 Ultra (mit der Frontcam) am stärksten, allerdings kann ein Mi 11 Ultra durch das kleine Zweitpanel die Qualitäten der rückseitigen Hauptkamera auch für Selfies nutzen.
Das perfekte Kamera-Paket liefert auch in diesem Jahr kein Hersteller, allerdings ist Xiaomi im Bereich der Fotografie mit seinem Ultra-Smartphone etwas näher dran als das Top-Model des Elektronikkonzerns aus Südkorea.
Preise und Verfügbarkeit
Das Xiaomi Mi 11 Ultra ist in der globalen Version für etwa 1200 Euro, u.a. bei Amazon, verfügbar. Der Widevine-L1- und LTE-Band-20-Support sowie die günstigen Preise in China machen die CN-Version des Mi 11 Ultra sehr attraktiv. Die Import-Preise des Flagships starten bei etwa 830 Euro, u.a. bei Trading Shenzhen. Das S21 Ultra ist u.a. bei Notebooksbilliger oder Amazon (mit 36 Monaten Herstellergarantie) für etwa 950 Euro verfügbar. Das OnePlus 9 Pro ist bei vielen Online-Händlern u.a. notebooksbilliger.de oder amazon.de erhältlich. Die Preise liegen aktuell bei etwa 800 Euro. Das ZTE Axon 30 Ultra 5G ist für 750 Euro, derzeit nur im ZTE-Shop, verfügbar.