Kameratest Huawei P40 Pro vs. P40 vs. P40 Lite: Huawei Smartphones im Vergleich
Photographie steht bei der P-Serie von Huawei besonders im Fokus, allerdings herrschen zwischen den P40 Smartphones zum Teil große technische Kamera-Unterschiede, und auch die unverbindliche Preisempfehlung der Huawei Smartphones variiert sehr stark. Für das günstigste Modell des P40 Trios ruft der chinesische Hersteller eine UVP von 299 Euro aus, gefolgt vom P40 mit 799 Euro und dem P40 Pro, für das 999 Euro veranschlagt werden.
Doch wie groß sind die Unterschiede in puncto Fotoqualität zwischen den P40 Modellen? Wir vergleichen das Huawei P40 Pro, P40 und P40 Lite anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen miteinander. Doch zunächst die technischen Voraussetzungen der verbauten Kameramodule kurz zusammengefasst.
Alle Huawei Smartphones im Kamera-Setup-Vergleich
Die Hauptkamera des P40 Pro (Standardweitwinkel, 1/1,28", f/1.9) setzt auf den brandneuen RYYB-Sensor mit einer Auflösung von 50 MP, welcher mit 1/1,28 Zoll größer ist als beim Samsung Galaxy S20 Ultra und wesentlich größere Pixel (1,22 µm) bietet. Hinzu gesellt sich eine 40-MP-Ultraweitwinkeloptik (f/1.8, OIS), eine 12-MP-Periskop-Kamera mit 125 mm Brennweite (f/3.4, RYYB, OIS) für einen verlustfreien 5-fach-Zoom sowie eine 3D-Tiefenkamera.
Im Vergleich zum Huawei P40 Pro müssen beim „normalen“ P40 einige Abstriche in Kauf genommen werden. Beim günstigeren Huawei Flaggschiff besitzt das Weitwinkelobjektiv deutlich weniger Pixel (16 MP), und es gibt auch keinen Periskop-Zoom. Ebenso fällt die 3D-Tiefenkamera weg. Was bleibt, ist der RYYB-Hauptsensor mit 50 MP, aber ohne optischen Bildstabilisator. Das 8 MP-Teleobjektiv mit 80 mm Brennweite besitzt einen 5-fach-Hybrid-Zoom und OIS.
Die Vierfach-Kamera des Huawei P40 Lite setzt sich aus einem 48-MP-Objektiv mit Autofokus und einer 17-mm-Brennweite, einer lichtstarken f/1.8-Blende sowie 5-fach-Digitalzoom zusammen. Dazu kommen eine 8-MP-Ultraweitwinkelkamera (120°, f/2.4), eine 2-MP-Makrokamera (f/2.4) sowie eine 2-MP-Bokehlinse (f/2.4), die Tiefeninformationen sammelt.
Huawei P40 | Huawei P40 Pro | Huawei P40 Lite | |
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Kamera-Setup Rückseite | Kamera 1: 50 MP, f/1.9, Phasenvergleich-AF (Dual-Pixel); Kamera 2: 16 MP, f/2.2, Weitwinkelobjektiv; Kamera 3: 8 MP, f/2.4, OIS, Teleobjektiv | Kamera 1: 50 MP (Standardweitwinkel, 1/1,28", 1,22 µm, f/1.9, RYYB-Farbfilter, Octa-PDAF, OIS), Kamera 2: 40 MP (Ultra Wide Cine Lens, 1/1.54", f/1.8, OIS), Kamera 3: 12 MP (5-fach Periskopzoom, f/3.4, RYYB, OIS), Kamera 4: 3D-Tiefenkamera | Kamera 1: 48 MP (PDAF, f/1.8 Blende); Kamera 2: 8 MP (Ultraweitwinkelkamera), Kamera 3: 2 MP (Makrokamera), Kamera 4: 2 MP (Bokehkamera) |
Kameras-Setup Front | 32 MP, f/2.0; ToF (Kamera 2) | 32 MP (Autofokus, f/2.2), IR-Kamera | 16 MP, f/2.0 Blende |
Software-Version | 10.1.0.114 | 10.1.0.114 | 10.1.0.136 |
Aufnahmen mit dem Huawei P40 Lite, P40 und P40 Pro bei Tag
Bei sehr gut ausgeleuchteten Bildmotiven nehmen sich die beidem teureren Huawei-P40-Handys in puncto Kameraqualität auf den ersten Blick nicht allzu viel. Fotos mit dem P40 wirken am kontrastreichsten, zum Farbmanagement des Pro-Modells gibt es aber wenig Unterschiede. Die Fokussierung ist des P40 und P40 Pro ist im Vergleich zum Lite-Modell besser getroffen, allerdings stimmt der Fokus auch bei beiden deutlich preisintensiveren Huawei Modellen mitunter nicht (s. Motiv Nr. 4). Auffällig sind die Defizite hinsichtlich der Bildschärfe am Rand der Aufnahmen des P40 Pro, selbst ein P40 Lite wirkt hier zum Teil schärfer, dafür ist die Ausleuchtung beim Pro-Modell am besten getroffen.
Das P40 Lite besitzt sichtbare Probleme mit der Belichtung, oft wirken Aufnahmen zu hell und bei Sonneneinstrahlung partial überbelichtet. Bereits bei sehr guten Lichtbedingungen fallen die Details in den Fotos deutlich geringer aus als bei den großen Modell-Brüdern P40 und P40 Pro. Die Schärfe in den Aufnahmen des P40 Lite ist weniger ausgeprägt, sie erscheinen aber oft überschärft. Die weichere Übergänge des P40 und P40 Pro wirken natürlicher, aber auch etwas kontrastärmer, da infolge der Überschärfung des Lite-Modells zusätzlich der Bildkontrast erhöht wird. Die Bilddynamik ist allerdings auf einem guten Niveau und oft nicht viel schlechter als beim dreifach so teuren Pro-Modell.
Bei den Portraitaufnahmen leistet das günstigste P40 Smartphone ebenfalls gute Arbeit. Zwischen den beiden Topmodellen des chinesischen Herstellers fallen die Unterschiede erwartungsgemäß geringer aus, allerdings sind die Bokeh-Effekte bei unserem Kätzchen nicht gut getroffen - hier gefallen uns die Resultate des P40 Lite fast schon etwas besser.
Aufnahmen mit dem Ultraweitwinkel-Objektiv zeigen bei allen Huawei Smartphones einen sichtbaren Verlust an Details. Allerdings werden hier die preislichen Unterschiede anhand der Fotoqualität deutlicher als noch bei den Hauptkameras – besonders zwischen dem P40 und P40 Pro. Letzteres hat eine gute Schärfe - selbst im Randbereich - und auch die Dynamik ist höher als beim Huawei P40. In puncto Bilddynamik und Details können die Ultraweitwinkel-Aufnahmen des P40 Lite nicht mit denen der beiden großen Brüder mithalten. Auch die Helligkeit in den Aufnahmen fällt geringer aus.
Bei den Zoom-Aufnahmen ist die Qualität des Lite-Modells sehr schlecht. Durch den digitalen Zoom hat das günstigste P40-Smartphone sichtbare Probleme mit der Darstellung von Details, und auch die Schärfe ist oftmals mangelhaft. Die Fotos in hoher Vergrößerung wirken unnatürlich und sind eigentlich kaum zu verwenden. Obwohl das P40 nur einen 5-fachen-Hybrid-Zoom besitzt, sind die Aufnahmen mit der 8-MP-Kamera ansprechend. Auch wenn das P40 nicht an die Zoom-Eigenschaften des Pro-Modell herankommt, hier werden Details noch einen Tick besser wiedergegeben, gerade der 5-fache Zoom-Bereich ist auf einem ähnlichen Niveau.
Aufnahmen mit dem Huawei Smartphones bei Dunkelheit
Bereits bei etwas schlechteren Lichtbedingungen verschärft sich die sichtbare Zweiklassengesellschaft bei den Hauptkameras. Die beiden P40 Smartphones mit den RYYB-Sensoren können mit ihrer Bildschärfe und einer ausgeprägten Helligkeit überzeugen. Gerade das Pro-Modell erzeugt kaum Rauschen, selbst bei dem sehr schlecht beleuchteten Büchermotiv. Insgesamt sind die Aufnahmen des P40 Pro und P40 sehr ähnlich, wobei die Fotos der Pro-Variante etwas bessere Resultate liefern.
Allerdings leisten sich sowohl das P40 als auch das P40 Pro zum Teil ungewohnte Schwächen bei der Low-Light-Fotografie: Gerade das Hausmotiv mit der Apothekenbeleuchtung ist schlecht getroffen und stark überbelichtet, auch wenn der Nachtmodus ansehnliche Ergebnisse liefert – das geht deutlich besser. Auch bei dem Straßenmotiv sind einige Bildfehler vorhanden, die bei beiden Spitzenmodellen des Herstellers gleichermaßen auftreten, wie zum Beispiel der Fensterbereich unmittelbar bei der Straßenlaterne.
Gänzlich abgeschlagen ist das Lite-Modell in dieser Disziplin: Bei Dunkelheit manifestieren sich die Schwächen des Huawei-Mittelklasse-Smartphones. Das P40 Lite kann bei sehr wenig Licht kaum noch Bildinformationen auf den Sensor übertragen.
Werden bei Dunkelheit die Objektive für Ultraweitwinkel-Aufnahmen genutzt, ergeben sich nun noch deutlichere Unterschiede zwischen den Huawei Smartphones. Das Lite-Modell macht erwartungsgemäß in dieser Disziplin die mit Abstand detailärmsten Fotos. Gerade die Bildschärfe und Ausleuchtung sind auf einem schlechten Niveau.
Aber auch das P40 ist weit von den Low-Light-Qualitäten des großen Bruders entfernt. Die Ultra-Weitwinkel-Optik des Huawei P40 Pro ist am wenigsten verrauscht, fängt vergleichsweise viel Licht und somit Bilddetails ein. Besser geht es aktuell im Smartphone-Bereich nicht.
Auch in puncto Zoom-Aufnahmen sind große Unterschiede zwischen beiden High-End-Smartphones und dem P40 Lite ersichtlich. Bereits bei Dämmerung werden die Aufnahmen mit dem digitalen Zoom des Lite-Modells unscharf und verrauscht.
Die qualitativen Unterschiede zwischen dem P40 und P40 Pro sind aber geringer als noch bei den Ultraweitwinkel-Objektiven. Zwar liefert das teuerste Huawei Handy im Test die schärfsten Fotos, das normale P40 kann bei einer 5-fachen Vergrößerung aber durchaus mithalten – vorausgesetzt die Lichtbedingungen sind nicht extrem schlecht.
Aufnahmen mit den Frontkameras des Huawei P40 Lite, P40 und P40 Pro
Die Frontkamera des P40 löst mit 32 MP auf und bietet einen Autofokus. Auch das Pro-Modell kann auf dieses Kamera-Setup zurückgreifen, allerdings nur mit f/2.2-Blende. Die 16-MP-Selfie-Kamera des P40 Lite bietet, wie auch die des P40, eine Blende von f/2.0.
Noch im letzten Jahr konnte das günstige P30 Lite im Vergleich zur High-End-Konkurrenz mit einer erstaunlich guten Frontkamera punkten – das ist in diesem Jahr nur noch bei Tageslicht der Fall. Bei Dunkelheit hat das P40 Lite große Schwierigkeiten, scharfe Aufnahmen zu erzeugen. Auffällig ist der Rotstich des P40 Pro bei schlechten Lichtbedingungen. Hier wirken Hauttöne unnatürlich, und die Resultate sind kaum zu gebrauchen. Bei Low-Light-Selfies liefert das P40 bessere Ergebnisse.
Fazit - eindeutige Rollenverteilung der Huawei Smartphones
Huawei stellt mit dem P40 und P40 Pro wieder zwei erstklassige Kamera-Smartphones in die Regale, jedoch agiert in diesem Jahr das Pro-Modell in einer Disziplin auf einem anderen Niveau: die Ultraweitwinkel-Fotografie. Was der chinesische Hersteller an Schärfe, Details und Helligkeit in den Aufnahmen des P40 Pro bewahrt, ist erstklassig. Das wird in diesem Jahr von dem normalen P40-Modell nicht ansatzweise erreicht – allerdings auch von keinem anderen 2020er-Smartphone der ersten Jahreshälfte.
Dennoch sammelt auch ein Huawei P40 gegenüber dem großen Bruder Pluspunkte, nämlich in Bereichen, wo das P40 Pro unerwartet schwächelt. Die Problematik der Unschärfe in Randbereichen der 50-MP-Cam, die mitunter unsauberen Bokeh-Effekte und die unnatürlichen Selfie-Aufnahmen bei wenig Licht sind hier zu nennen.
Schwächen in der Kür des Huawei P40 Pro machen das P40 für Sparfüchse ohne Ultraweitwinkel-Ambitionen durchaus attraktiv.
Welche Schlussfolgerungen lässt unser Kameravergleich der P40-Serie nun zu? Wer wenig Wert auf die Ultraweitwinkel-Kamera legt und mit seinem Smartphone überwiegend Fotos ohne eine enorme Vergrößerung tätigt, muss nicht unbedingt zum P40 Pro greifen. Zwar steht auch beim Lite-Modell der P-Serie die Fotografie besonders im Fokus, allerdings kann das Huawei P40 Lite in keiner Disziplin positiv überraschen, und Käufer müssen erhebliche qualitative Nachteile in Kauf nehmen.