Fitbit Charge 5 im Smartwatch-Test: Viele Gesundheitsfunktionen für den Fitness-Tracker, und endlich ein farbiges Display
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Details
Gehäuse und Ausstattung – Fitbit ersetzt das Graustufen OLED durch ein farbiges AMOLED
Fitbit bietet den Charge 5 in 3 farblichen Variationen an: Schwarz/Graphit, Mondweiß/Softgold und Graublau/Platin. Die Gehäuse bestehen aus Aluminium, Glas und Harz. Die festen Kunstharzbänder des Charge 4 ersetzt Fitbit beim Charge 5 durch weichere aus Silikon und legt sie wie gehabt in zwei Längen bei: S für einen Handgelenkumfang von 130 bis 170 mm und L von 170 bis 210 mm. Im Zubehörprogramm bietet Fitbit weitere Farben, Sportarmbänder, sowie Lederarmbänder von Horween.
Die seitliche Taste des Charge 3 hatte Fitbit beim Charge 4 durch eine Sensortaste ausgetauscht – beim Charge 5 entfällt sie nun. Grund dafür dürfte der EDA-Scan sein, eine Gesundheitsfunktion, die am Gehäuse zwei ausreichend große Kontaktflächen benötigt.
Zu den weiteren Sensoren zählen neben dem für Wearables obligatorischen optischen Herzfrequenzmesser ein Hauttemperatursensor sowie Rot- und Infrarotsensoren zur Überwachung der Sauerstoffsättigung (SpO2). Bewegungen erfasst der Charge 5 mit einem dreiachsigen Beschleunigungsmesser. Dank integriertem GPS-Chip zeichnet er beim Outdoor-Training die Route auf, doch ein Höhenmesser fehlt. Für Fitbit Pay integriert Fitbit NFC.
Display
Ein Umgebungslichtsensor regelt die Helligkeit des farbiges AMOLEDs, mit dem Fitbit das Graustufen-OLED des Vorgängers zeitgemäß ersetzt. Die Helligkeit in Candela verdoppelt Fitbit nach eigenen Angaben, ohne exakte Werte zu nennen. In der Praxis ließ es sich zumindest auch beim Joggen unter klarem Himmel gut ablesen – das war beim Charge 4 nicht immer der Fall. Das Display hat einen Always-on-Modus; Corning Gorilla Glass 3 soll es weitgehend vor Kratzern schützen.
Einrichtung und Bedienung – Fitbit entfernt die Taste
Die Einrichtung erfolgt wie bei allen Fitbit-Wearables über die Fitbit App auf dem iPhone oder Androiden. Alternativ kann man sie über einen Mac synchronisieren (ab MacOS 12.2). Der Test erfolgte mit einem iPhone 12 Pro.
In der Fitbit-App setzt man unter anderem Bewegungserinnerungen, Herzfrequenzgrenzen, bei deren Über- oder Unterschreiten der Tracker eine Warnung ausgeben soll, und bestimmt, welche Mitteilungen das Smartphone überträgt. Von den verfügbaren Zifferblättern ändern mehrere bei Antippen des Displays die Anzeige und wechseln beispielsweise zwischen Herzfrequenz oder dem Fortschritt der Schritte, der zurückgelegten Distanz oder des Kalorienverbrauchs.
Bedient wird der Charge 5 über den Touchscreen: Gesten nach unten führen zu Fitbit Pay, dem Nicht-Stören-Modus und weiteren Einstellungen. Dazu zählt unter anderem die Option, ob die Anzeige bei Anheben des Armes automatisch aus dem Standby in den aktiven Modus wechselt oder erst, wenn man das Display antippt. Die Geste nach oben öffnet die Statistiken einschließlich der Schlafdauer und dem Status der Bewegungsziele. Mit horizontalen Gesten gelangt man zu den Benachrichtigungen, der Trainings-App, Wecker und Timer sowie dem EDA-Scan. Später dürfte sich auch das angekündigte und noch nicht ausgerollte EKG hier einreihen. Die Zurück-Funktion, die bei den Vorgängern noch eine Taste übernahm, ersetzt ebenfalls eine Geste. Ein Doppeltipp darauf auf das Display bewirkt einen direkten Sprung zum Homescreen mit der Zeitanzeige.
Update: Die EKG-Funktion ist inzwischen verfügbar.
Eingehende Telefonate signalisiert der Tracker, und man kann sie ablehnen oder annehmen und das Gespräch dann über das Smartphone führen. In der iOS-App finden sich vorgefertigten Textnachrichten, mit denen sich auf einen eingehenden Anruf reagieren ließe. Das ist bislang nur in Verbindung mit Android möglich, ebenso wie das Steuern der Spotify-App über die App-Benachrichtigungen. Die Spotify App, die auf dem Charge 4 installiert war, fehlt auf dem Charge 5.
Gesundheit und Fitness – Charge 5 misst die Hauttemperatur, EKG soll folgen
Im Tagesverlauf zählt der Charge 5 die Schritte und berechnet daraus die in etwa zurückgelegte Strecke. Anders als die Fitbit Sense ermittelt er keine virtuell erklommenen Etagen, denn ihm fehlt der dafür nötige Höhenmesser. Aus aktiv aufgezeichneten Workouts und weiteren, durch den Tracker erkannten Bewegungen im Tagesverlauf berechnet er in Verbindung mit den persönlichen Körperdaten den Kalorienverbrauch. Zusätzlich weist Fitbit so genannte Aktivzonen-Minuten aus. Bei deren Berechnung zählen Aktivitäten mit hoher Intensität mehrfach.
Über die Fitbit-App kann man zusätzlich seine Mahlzeiten und die Flüssigkeitszufuhr protokollieren, sowie Frauen ihren Zyklus. Das Dashboard stellt die Daten übersichtlich dar. Die nachfolgenden Screens zeigen einen Ausschnitt daraus, sowie darunter die Anzeige der Statistiken auf dem Charge 5.
Hinsichtlich der Gesundheitsfunktionen schließt der Charge 5 weitgehend an die Fitbit Sense auf.
Insbesondere misst der Charge 5 die Hauttemperatur und erstellt einen EDA-Scan zur Stressanalyse. Hierfür besitzt der Charge 5 an beiden Seiten des Gehäuses Sensoren, die bei Berührung mit zwei Fingern über mehrere Minuten Veränderungen des elektrischen Leitungswiderstandes der Haut zählen, so genannte elektrodermale Aktivitäten.
Die für den Charge 5 angekündigte EKG-Funktion war im Testzeitraum noch nicht verfügbar, Fitbit will sie mit einem Update nachliefern. Das gilt auch für einen neuen Tagesform-Index, der Anhaltspunkte dafür liefern soll, ob der Körper (wieder) fit ist für ein Workout. Den Tagesform-Index erhalten demnächst auch Nutzer der Sense, Versa 3 und Versa 2 sowie der Fitness-Bänder Luxe und Inspire 2; unseren Informationen nach setzt der Tagesform-Index aber ein Premium-Abonnement voraus. Das ergänzt die Gratis-Achtsamkeitsübungen und Video-Workouts der Fitbit App um viele weitere. Darüber hinaus fallen auch einige Gesundheitsanalysen hinter die Bezahlschranke, wie die Auswertung der Ruhe oder Unruhe im Schlaf.
Beim Kauf bestimmter Wearables, zu denen auch der Charge 5 zählt, gewährt Fitbit eine sechsmonatige Gratismitgliedschaft. Danach werden 8,99 Euro im Monat fällig oder 79,99 Euro bei jährlicher Zahlung.
Mit Ausnahme der Ruheherzfrequenz erhebt Fitbit eine Reihe von Gesundheitsdaten ausschließlich im Schlaf. Ohne Abo sehen Nutzer den Verlauf der nächtlichen Atemfrequenz, Herzfrequenzvariabilität (als Indikator für Stesssymptome), Hauttemperatur und Sauerstoffsättigung für jeweils die letzten sieben Tage. Im Abonnement erhöht Fitbit den Betrachtungszeitraum auf 30 Tage. Wer das Abo erst 30 Tage nach dem Kauf abschließt, sieht anstelle der letzten 7 Tage sofort die letzten 30 Tage. Der Tracker selbst speichert die minütlich erfassten Bewegungsdaten für 7 Tage, Tagesgesamtwerte für 30 Tage. Tracker und Apps synchronisieren sich erst beim Öffnen der App. Das muss aber demnach nicht wirklich erfolgen.
Schlaf-Tracking
Einige Auswertungen aus der Schlafaufzeichnung behält Fitbit ebenfalls den Premium-Abonnenten vor. Dazu zählen das Herzfrequenzdiagramm und die Analyse zur inneren Unruhe währen des Schlafens. Die ersten beiden Screens entstanden im Test noch vor dem Aktivieren der 6 Gratis-Monate für das Abonnement. Der dritte Screen mit Herzfrequenz und Unruheanalyse entstand nach Aktivierung des kostenfreien Probe-Abos und ist ansonsten nicht zu sehen. Die Anzeige auf dem Charge 5 selbst bleibt unverändert.
Trainingsaufzeichnung
Der Charge 5 ist bis 50 m wasserabweisend, so dass man ihn auch beim Schwimmen tragen kann. Fitbit stellt 20 Trainingsmodi zur Wahl, von denen man 6 auf den Charge 5 übertragen kann. Vor einem Intervall-Training gibt man optionsl die Durchlauf- und Pausenzeit an sowie die Anzahl der Sets. Der Tracker signalisiert die Wechsel per Vibration. Für jede Sportart schaltet man das Always-on-Display individuell ein oder aus und kann beim Laufen und Radfahren eine Auto-Pause-Funktion aktivieren.
Workouts auf dem Crosstrainer, Aerobic, Gehen, Laufen, Radfahren im Freien und Schwimmen zeichnet der Charge 5 automatisch auf, interpretierte im Test allerdings auch das Fahren mit einem E-Scooter als Radfahren. Wenn der Tracker das Bewegungsmuster nicht zuordnen kann, etwa bei Ballsportarten, ordnet er das Training allgemein als „Sport“ ein. Für jede Sportart lässt sich die Erkennung einzeln ein- und ausschalten und eine Zeit bis zum Aktivieren der Aufzeichnung angeben. Die Route zeichnet das Sport-Band im automatischen Modus nicht auf.
Auf dem Tracker zeigt Fitbit Trainingsergebnisse nur direkt nach dem Training. Danach kann man es nur noch in der App einsehen. Workouts mit Routenaufzeichnung kann man sowohl über die App als auch über sein Dashboard auf fitbit.com im Format TCX exportieren.
Den Puls misst der PPG-Sensor des Charge 5 im Normalbetrieb alle 5 Sekunden, während eines Workouts im Sekundentakt. Sowohl die Aufzeichnung beim Joggen als auch die während eines kurzen Intervall-Workouts vergleichen wir mit der Herzfrequenz, die parallel dazu der Brustgurt H10 von Polar protokolliert. Mit den Wechseln beim Intervalltraining kam das Fitbit-Band nicht gut zurecht. Der optische Sensor misst weder die hohen Pulsfrequenzen noch die niedrigen korrekt.
Auch beim Joggen hat er mit dem anfänglich schnellen Anstieg Probleme. Ab dem Moment, in dem sich die Herzfrequenz auf ein Niveau einpendelt, hält der Charge 5 Schritt und zeichnet ab da einen ähnlichen Verlauf auf wie der Herzfrequenzsensor.
GPS und Navigation
Der Charge 5 unterstützt die Satellitennavigationssysteme GPS und GLONASS. Den Akku schont man, indem man in den Einstellungen des Fitness-Bandes entscheidet, dass es das Smartphone-GPS anstelle des integrierten nutzt. Als dritte Möglichkeit wechselt der Tracker selbständig dynamisch zwischen beiden Varianten, wobei vermutlich auch die Signalqualität eine Rolle spielt.
Bei obigem Lauf zeichnete parallel zum Charge 5 eine Garmin Venu 2s die Strecke auf. Von den drei Aufnahmen zeigt besonders das mittlere, dass der Tracker von Fitbit mehrfach einige Meter neben der tatsächlichen Spur liegt. Auf einer Strecke von exakt 5 km wies er eine geringfügig längere Distanz von 5,08 km aus.
Akkulaufzeit
Bei geringer Nutzung und wenn man auf das Always-on-Display verzichtet, lässt sich eine Laufzeit von bis zu 7 Tagen raus holen. Schaltet man den Always-on-Modus ein und aktiviert auch sonst keine Energiesparoptionen wie den Nicht-Stören-Modus, sind 3 bis 4 Tage drin. Mit zwei 30-minütigen GPS-gestützten Laufeinheiten verkürzte sich die Laufzeit im Test auf 2 Tage.
Bis die Fitbit-App wieder "Akku voll" signalisierte, dauerte es im Test etwas mehr als 1 Stunde; allerdings zeigte das Testgerät immer nur 99% und nie volle 100% an.
Pro
Contra
Fazit – Im Vergleich zu anderen gut aber teuer
Fitbit wertet seine Fitness Tracker Charge 5 gleich in mehreren Punkten auf: Das Display wechselte von monochrom auf farbig, das Band von vergleichsweise hart auf weich, und bei den Gesundheitsfunktionen schließt der Charge 5 mit Temperatursensor, EDA-Scan und dem angekündigten EKG zur Sense auf. Auf der Soll-Liste gegenüber Fitbits Top-Smartwatch bleiben unter anderem ein barometrischer Sensor zur Höhenmessung sowie Lautsprecher und Mikrofon für den Google Assistant oder Alexa.
Der Fitbit Charge 5 ist derzeit der am besten ausgestattete Fitness-Tracker – und der teuerste.
Dafür geht die hochpreisige Marke mit dem Preis steil nach oben: Der Einstandspreis liegt jetzt bei 179,95 Euro. Das ist mehr als das Dreifache von dem, was Mitbewerber wie das Huawei Band 6, Samsungs Galaxy Fit2 oder Xiaomis Mi Smart Band 6 kosten, die alle eine deutlich länger Laufzeit haben. Selbst die besser ausgestattete Smartwatch Huawei Watch Fit, deren Formfaktor Fitness-Trackern sehr nahe kommt, ist deutlich günstiger.
Funktionen wie dedizierte Steuerungen für die Musik und die Kamera des Smartphones, die Fitness-Tracker inzwischen mehrheitlich abdecken, behandelt der Charge 5 stiefmütterlich oder gar nicht, und auch das Aufgebot an Sportarten ist vergleichsweise dünn.
Hinsichtlich der gesundheitlichen Überwachungsfunktionen übernimmt der Charge 5 unter den Fitness-Trackern allerdings eine Vorreiterrolle.
Preis und Verfügbarkeit
Die UVP hat Fitbit mit 179,95 für den Charge 5 gegenüber dem Vorgänger stark angezogen. Online Bekommt man den Charge 5 mit etwa 169 Euro (Amazon) etwas günstiger. Parallel dazu lag gegen Testende der Charge 4 online bei knapp 100 Euro (Amazon)
Preisvergleich
Weitere Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe