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Praxistest Fitbit Charge 4 Fitness Tracker: Doppelt so teuer wie das Huawei Band 4 Pro, auch doppelt so gut?

Kein Schnäppchen

Nach der Übernahme von Fitbit durch Google kündigen sich bereits Änderungen an – doch erstmal noch läuft alles nach Plan. Der Fitness-Tracker Charge 4 löst den Charge 3 ab. Geblieben ist das Monochrom-Display, neu sind GPS und die SpO2-Messung. Letztere hat auch Huawei inzwischen beim Band 4 Pro freigeschaltet. Das ist im Vergleich deutlich günstiger. Lohnt sich die Mehrausgabe für den Charge 4?

Fitbit Charge 4

  • Bildschirm: Monochrom-OLED, Voll-Touchscreen
  • Sensoren: Beschleunigungsmesser, Höhenmesser, optischer Herzfrequenzmesser, Infrarotsensor; NFC für Fitbit Pay
  • Netzwerk: Bluetooth 4.
  • Sonstiges: 2 Armbänder, USB-Ladestation, Kurzanleitung; 24 Monate Garantie, Kompatibilität: Android 7+, iPhone 5S+; GPS; wasserbeständig bis 5 ATM
  • Gewicht:  26 g, Netzteil: 17 g
  • Preis: 149,95 Euro
  • Links: Fitbit

Ausstattung - Fitbit Charge bleibt monochrom

    Die Blutsauerstoffmessung kündigen viele Hersteller schon länger an, sie kommt aber erst langsam in den Wearables an. Fitbit hatte den Sensor bereits im Charge 3 verbaut, ebenso wie Huawei im Band 4 Pro. Beide erhielten die Freischaltung kürzlich per Update und messen zudem auch die Herzfrequenz rund um die Uhr; Fitbit im Trainingsmodus jede Sekunde, ansonsten alle fünf. 

    Huawei legt dem Band 4 Pro ein Band aus Silikonkautschuk in zwei verschiedenen Längen bei. Auch Fitbit gewährleistet mit zwei Bandlängen die Anpassung an unterschiedlich kräftige Handgelenke; Das klassische Band, das dem Testmodell beilag, ist aus einem festeren Kunststoff und gibt sich beim Anlegen etwas störrisch. Beim Tragen spürt man das leichte Band ebenso wenig wie das Band 4 Pro, das Material selbst gefällt subjektiv bei Huawei besser.

    Im Zubehörprogramm gibt es in mehreren Farben zusätzliche Sportbänder, Gewebebänder aus Polyester und qualitativ höherwertige Lederbänder von Horween für den Fitbit-Tracker. Das Gehäuse besteht aus Kunststoffharz.

    Unter dem Monochrom-Display leidet auch die Vielfalt der Zifferblätter. Ihre Zahl beschränkte sich im Testzeitraum auf 24, Huawei bietet deutlich mehr; allerdings sind sie bei Huawei auch durchweg bunt, etwas Schlichtes findet sich dort kaum.

    Beide Tracker haben einen Voll-Touchscreen – das ist nicht selbstverständlich, wie das einfachere Band 4 von Huawei zeigt. Beide besitzen zusätzlich eine Taste: Beim Band4 Pro sitzt sie auf dem Display am unteren Rand; der Charge 4 hat eine induktive Taste auf der linken Seite. Das Gehäuse ist jeweils bis 5 ATM wasserabweisend. Der im zugehörigen Standard ausgewiesene Schutz geht eigentlich kaum über das Händewaschen hinaus, trotzdem geben beide Hersteller an, dass man mit dem Wearable auch schwimmen kann.

    Geladen werden beide über Pins auf der Innenseite. Der Klemmladeadapter des Band 4 Pro hat einen USB-Anschluss, den man mit jedem Micro-USB verbinden kann, ein kurzes Kabel liegt separat bei. Unterwegs kann das ein Vorteil sein gegenüber dem Charge 4, bei dem der Klemmadapter durch das fest verbundene Kabel mehr Platz einnimmt.

    Packungsinhalt
    Packungsinhalt
    Taste
    Taste
    Optischer Herzfrequqnzmesser
    Laden
    Klassisches Band
    Sportband
    Gewebeband
    Lederband

    Einrichtung und Bedienung -

    Für die Verbindung mit dem Smartphone muss man die Fitbit-App laden. Sofern man bislang den Vorgänger Charge 3 oder ein anderes Wearable von Fitbit genutzt hat, muss man dieses trennen, sonst verbindet sich der neue Tracker nicht. Nach der Kopplung sollte man sich mit dem Einrichtungsmenü noch ein wenig auseinandersetzen, und beispielsweise festlegen, welche Mitteilungen das Smartphone an den Tracker übertragen darf, und gegebenenfalls das Zifferblatt ändern. Mehrere von ihnen stellen neben Datum und Uhrzeit die Herzfrequenz und Informationen zur Fitness dar. 

    Einrichtung
    Apps
    Zifferblätter

    Die Helligkeit (normal/gedimmt/automatisch), das Aktivieren des Nicht-stören-Modus (DND) und nur wenige weitere Einstellungen nimmt man dann noch auf dem Tracker vor. Mit einer Wischgeste kommt man vom Zifferblatt aus zu sieben weiteren Apps, darunter die Trainings-App, Termin- und Wetterinfos sowie Spotify. Im Gegensatz zu Fitbit-Smartwatches wie der Versa 2 gibt es für den Tracker keinen App Store. 

    Die seitliche Taste übernimmt beim Charge 4 konsequent die „Zurück“-Funktion. Um aus einem App-Menü zum Hauptbildschirm zurückzukommen, muss man also immer mehrfach klicken. Bei Huawei gelangt man über eine Geste eine Stufe zurück, über die Sensortaste immer direkt zum Hauptbildschirm. 

    Ein längerer Druck auf die Taste des Charge 4 öffnet ein Quick-Panel zur Änderung der Benachrichtigungen und der Display-Aktivierung und zu Fitbit-Pay. Das unterstützen in Deutschland bislang nur wenige Banken, die bekannteste unter ihnen ist die Commerzbank. Für Fitbit-Pay muss man einen PIN-Code einrichten, den man natürlich auch generell aktivieren kann.

    Benachrichtigungen

    Benachrichtigungen zeigt der Charge4 so lange an, bis man sie auf dem Tracker liest oder als gelesen markiert. Der Status wird zum Smartphone synchronisiert. In Verbindung mit einem Android-Smartphone kann man auch reagieren und E-Mails beispielsweise archivieren. Den Eingang von E-Mails in Outlook signalisierte Fitbit im Test nicht, obwohl die Benachrichtigung in den Einstellungen aktiviert war. Messenger-Nachrichten kann man mit vorgefertigten Texten beantworten, die man in der Fitbit-App auf dem Smartphone selbst anlegen kann.

    Telefonie

    Eingehende Anrufe signalisiert der Tracker durch Vibrieren. Wenn man den Anruf annimmt, wird das Gespräch über das Smartphone und ein gegebenenfalls damit verbundenes Headset geführt. Wenn man den Anruf ablehnt, ist anschließend eine Antwort per SMS möglich. Alternativ leitet der Charge 4 den Rückruf über das Smartphone ein.

    Musik

    Auf der Charge 4 ist Spotify installiert. Die Verwendung auf dem Tracker erfordert Spotify-Premium und ermöglicht lediglich das Steuern von Spotify auf einem kompatiblen Smartphone. Ein Wechsel von Spotify und der Workout-App ist nicht möglich. Damit kann man beim Training nicht die Musik steuern.

    Spotify
    Spotify
    Steuerung
    Steuerung
    Favorit
    Favorit
    Anruf
    Anruf
    Benachrichtigung
    Benachrichtigung
    Nachricht
    Textantwort
    Emojys
    Nachricht

    Gesundheit und Fitness - Mit SpO2-Messung

    Die Gesundheits- und Fitnessfunktionen sind bei Fitbit seit jeher weitreichend. Die Fitbit-App auf dem Smartphone trägt viel dazu bei, die körperliche Fitness und auch die Ernährung im Blick zu behalten und zu verbessern.

    Während andere Tracker oft ganztägig nur Schritte und Herzfrequenz protokollieren, Belastungen dagegen nur im manuell gestarteten Workout, analysiert Fitbit Aktivität und Belastung durchgängig.

    Mit dem Charge 4 führt Fitbit prominent sogenannte Aktivitätszonen-Minuten ein. Sie berücksichtigen auch Alter, Gewicht und Fitness des Trägers und bewerten die täglichen Bewegungen unterschiedlich. In drei Stufen unterscheidet Fitbit zwischen Fettverbrennungs-, Kardio- oder Höchstleistungszone. Beispielhaft für deren Erreichen ist etwa die leichte Anstrengung beim gemütlichen Gehen gegenüber einer höheren beim flotten Laufen und Höchstleistungen beim Joggen.

    Als Zielvorgaben für die tägliche Bewegung kann man neben der Zahl der Schritte, Etagen und verbrauchten Kalorien auch Aktivitätsminuten setzen. Die Voreinstellung von 150 Minuten pro Woche übernimmt Fitbit von der WHO (World Health Organization). Bei der Zählung berücksichtigt Fitbit auch das Workout.

    Dashboard
    Dashboard
    Aktivminuten
    Aktivminuten
    Ziele
    Ziele
    Etagen, Puls
    Schritte, Ziel
    Distanz, Kalorienverbrauch
    Aktivitätsminuten, Puls
    Schlaf, Gewicht
    Flüssigkeit, wöchentl. Triningseinheiten

    Training

    Im Training signalisiert der Charge 4 die Wechsel zwischen den Zonen per Vibration: 1x für die Fettverbrennungszone, 2x in der Kardiozone, 3x bei Erreichen der Höchstleistungszone.

    In der Praxis muss man der Vibration allerdings viel Beachtung schenken, um die Bereiche zu unterscheiden, sofern man die Zone aufgrund seines Körpergefühls nicht ohnehin erahnt. Wenig hilfreich war im Test dabei der Blick auf den Tracker: Bei heller Sonne und noch dazu in Bewegung war das Display kaum ablesbar. Auch beim Radfahren war es bei gutem Wetter schwer, auf dem Display etwas zu erkennen. Wirklich hell präsentiert sich das OLED nur bei normalem oder bewölktem Himmel. Wenn man nicht in Bewegung ist, wie beim Joggen oder Radfahren, kann man das Handgelenk besser drehen, um den Tracker bei Sonnenschein abzulesen. 

    Was im Test ausgesprochen gut funktionierte, war die automatische Erkennung eines Lauftrainings. Die Frage „Lauf tracken?“ auf dem Display wurde im Test erst nach Abschluss des Laufs bestätigt; bis dahin hatte der Tracker den Lauf aber vollständig erfasst und übernahm ihn anschließend als aktives Workout samt Streckenverlauf in die Trainingsliste. 

    Unter den wählbaren Sportarten für ein Workout zählen auch der Ellipsentrainer, das Training mit Gewichten, Yoga, Golf und Schwimmen. Viele moderne Sportarten fehlen aber, so wie zum Beispiel Klettern und die meisten Ballsportarten. Im Vergleich zu anderen Fitnesstrackern ist das Angebot mit kaum mehr als 20 Sportarten gering. Maximal sechs von ihnen kann die Trainings-App des Trackers aufnehmen.

    Lauftraining
    Lauftraining
    Rundenzeiten
    Rundenzeiten
    Herzfrequenz
    Herzfrequenz
    Energieverbrauch
    Höhenprofil

    Anders als die Smartwatches Watch GT 2 und Watch GT 2e von Huawei misst der Charge 4 den Sauerstoffgehalt des Blutes nicht auf Knopfdruck. Das ist mit dem Charge 4 nicht möglich, Fitbit ermittelt aber die maximale Sauerstoffaufnahme (VO2Max) für die Analyse des Kardio-Fitness-Levels und misst die Sauerstoffsättigung auch beim Schlafen.

    Im Test gab es in einer ganzen Reihe von Aufzeichnungen nur eine mit einer stärkeren Schwankung. Die Autorin versteht die SpO2-Messung durch Wearables prinzipiell als indikatives Hilfsinstrument: Wenn sich im Schlafprotokoll, das im Fall der Fitbit-App noch über Tage und Wochen einsehbar ist, Abweichungen häufen, könnte das auf eine Störung der regelmäßigen Atmung hinweisen, auch als Schlafapnoe bekannt, und Anlass für einen Arztbesuch sein.

    Schlafprotokoll
    SpO2-Messung
    Wochenübersicht

    Akku und Laufzeit

    Fitbit gibt für die normale Nutzung eine Laufzeit von bis zu sieben Tagen an, fünf Stunden für ein fünfstündiges Outdoor-Tracking mit GPS. Das deckt sich mit unseren Beobachtungen in der Praxis: An einem Tag mit einer zweistündigen Wanderung gab der Akku um insgesamt 48 % nach. Die verbliebenen 52 % reichten dann immer noch für mehrere Tage ohne GPS-Tracking. An denen lag der Verbrauch im Test durchschnittlich zwischen 12 und 16 Prozent.

    Pro

    + GPS
    + SpO2-Messung
    + Mobiles Bezahlen
    + Trainieren in Herzfrequenz-Zonen
    + Automatische Aufzeichnung
    + Schnelleinstellungsmenü

    Contra

    - Monochrom-Display
    - Display bei Sonne schwach
    - vergleichsweise wenig Sportprofile

    Fazit

    Im Test: Fitbit Charge 4, zur Verfügung gestellt von Fitbit

    Nach mehreren Tagen mit dem Charge 4 erwies sich der Tracker als informativer Fitness-Monitor, das Display allerdings als schwach für sportliche Aktivitäten im Freien. Mit Blick auf die geringe Auswahl bei den Sportarten – im Vergleich zu anderen Trackern und insbesondere zu denen von Huawei – kann man aktiven Sportlern den Charge 4 kaum empfehlen. Individuell kann es natürlich passen, wenn die relevante Sportart in der Auswahl ist und sich heller Sonnenschein dabei nicht auswirkt.

    Die Stärke des Fitbit-Trackers ist die Analyse der allgemeinen Fitness, die man auf dem Tracker zu jeder Zeit am Tag kontrollieren kann. Wenn man ein Zifferblatt wählt, das ein oder mehrere persönliche Ziele visualisiert, bekommt man sehr schnell ein Gefühl für die Parameter, und wie man sie im persönlichen Tagesablauf verbessern kann.

    Die Stärke des Charge 4 liegt in der täglichen Fitness-Analyse.

    Vergleicht man den Charge 4 in Punkto Fitness- und Sport-Tracking mit dem Huawei Band 4 Pro, gewinnt Letzteres in der Rubrik Sport durch die größere Auswahl an Sportarten und mit einem farbigen AMOLED-Display, das im Freien besser lesbar ist. Zudem liefert die Health-App tolle grafische Auswertungen zu den Workouts. Die allgemeine Fitness vermittelt dagegen Fitbit besser: Die Aktivitätszonen-Minuten bewerten körperliche Anstrengungen differenzierter und berücksichtigen sowohl Workouts als auch alle normalen Bewegungen über den Tag. Die Differenz der UVP von 149 Euro für den Charge 4 gegenüber 79 Euro für das Band 4 Pro rechtfertigt das aber sicher nicht.

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    Fotos der Modellvarianten im Abschnitt Ausstattung sowie Foto im Fazit: Fitbit
    Alle weiteren Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe
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    Autor: Inge Schwabe, 16.06.2020 (Update: 31.12.2022)