Test Huawei Band 4 und Band 4e – auch im Doppel sinnvoll nutzbar
Huawei bietet seinen Fitness-Tracker der vierten Generation in drei Varianten an. Das Huawei Band 4 Pro mit OLED haben wir bereits getestet, es ist in der Reihe das einzige mit GPS. Das Band 4 hat wie das Band 4 Pro einen Pulsmesser und bringt darüber hinaus typische Smart-Band-Funktionen mit, wozu auch die vollständige Anzeige von Benachrichtigungen gehört. Die werden beim Band 4e nur signalisiert, es wird weder die Nachricht selbst angezeigt, noch eine Info, welche App sie empfangen hat. Dafür weist das Band 4e nicht nur gegenüber den anderen beiden, sondern generell eine Besonderheit auf: Ein 6-Achsen-Sensor kann beim Laufen präzisere Daten erfassen, aus denen die zugehörige App Huawei Health dann Trittmuster, Landeaufprall und Bodenkontaktzeit ermittelt, sowie beim Basketball die Anzahl, Höhe und Dauer von Sprüngen.
Gehäuse und Ausstattung – Fitness-Tracker mit Unterschieden
Schon äußerlich gibt es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Trackern. Band 4e hat ein einfaches gestaltetes Monochrom-Display mit einer Schaltfläche am unteren Rand, das Band 4 ein farbiges, vollflächiges Touch-Display mit manueller Helligkeitsregulierung und einem großen Angebot an alternativen Zifferblättern. Sein angenehm weiches Silikonband, wahlweise in schwarz, rosa oder rot, sorgt für einen festen Sitz am Handgelenk, wichtig für den optischen Pulsmesser.
Der fehlt dem Band 4e, und so konnten sich die Designer der Huawei-Brand für ein gänzlich anderes Design entscheiden: Am Handgelenk wird der Tracker locker durch ein elastisches Band aus Recyclingmaterial gehalten, dessen Weite angepasst werden kann. Im Lieferumfang ist zudem ein Klipp für die Befestigung am Schuh. Nur der Schuhclip besitzt zwei Kontakte. So kann der Tracker bei deren Berührung selbständig in den Schuhmodus wechseln, wenn man man die automatische Erkennung aktiviert. Neben Band und Schuhclip liegt dem Band 4e noch ein Ladeadapter mit Standard-USB-Anschluss bei.
Den wiederum hat Huawei beim Band 4 clever integriert: Er kommt zum Vorschein, wenn man das Band an der einer Seite vom Gehäuse löst und kann direkt in ein passendes Ladegerät (nicht im Lieferumfang) eingesteckt werden.
Einrichtung – Health-App erlaubt Parallelbetrieb
Ohne die App Huawei Health und die Anmeldung mit einem Huawei-Konto lassen sich beide Tracker nicht in Betrieb nehmen. Die App war noch vom Test der Huawei Watch GT 2 auf einem Pixel 3 installiert, führte vor dem aktuellen Test aber zu Schwierigkeiten. Recherchen ergaben, dass die Huawei-Mobile-Services, die im Hintergrund laufen müssen, nach einem Update insbesondere bei einigen Pixel-Modellen Probleme bereiten. In unserem Fall bestand der Work-Around darin, das Huawei-Konto, sofern noch nicht vorhanden, beispielsweise im Browser anzulegen und das vorhandene Huawei-Konto über die Konteneinrichtung in den Systemeinstellungen anzumelden. Beim nächsten Aufruf der Health-App erschien zwar zunächst noch einmal ein Fehler, dann lief sie aber.
Die App verband sich dann auch problemlos mit beiden Bändern parallel und kombiniert die Daten, was Sinn macht, wenn die Geräte unterschiedliche Sensoren besitzen wie im vorliegenden Fall (Band 4 mit Pulssensor, Band 4e mit präziserem Gyroskop).
Bedienung und Software – Nur Band 4 mit Touchscreen
Für die Bedienung besitzen alle Tracker der Huawei-Band-4-Reihe eine Sensortaste am unteren Displayrand. Beim Band 4e ist sie jedoch auch das einzige Bedienfeld. Die Anzeige ändert sich durch Antippen der Taste oder alternativ auch durch eine Drehbewegung des Handgelenks. Zum Vorschein kommen dann im Wechsel die Funktion Smartphonesuche und die Statusanzeigen für den jeweiligen Tag zu Steh- und Intensitätsminuten, gelaufenen Schritten, Distanz, verbrauchten Kalorien und Schlafdauer. Nachrichten werden signalisiert, aber nicht angezeigt.
Beim Band 4 sind die Anzeigen und Bedienungsmöglichkeiten umfangreicher: Über das vollflächige Touch-Display kann man sich vorwärts wie rückwärts durch die Anzeigen und Funktionen bewegen. Wischen von links kommt dem Zurück-Button gleich, der Home-Button am unteren Rand führt von jeder Position aus zum Homescreen zurück.
Die Zahl der Benachrichtigungen wird bereits auf dem Übersichtsscreen in einem Badge signalisiert und man kann sie auf der Fitness-Watch vollständig lesen. Mit dem Entfernen ist es allerdings so eine Sache: Das Lesen auf dem Smartphone wirkt sich nicht auf das Fitnessband aus. Hier müssen sie entweder einzeln nochmal gelesen werden oder können gesamtheitlich gelöscht werden.
In der Ankündigung war beim Band 4 von einer Remote-Steuerung für die Kamera die Rede. Beim Testmuster fehlte diese; dafür hat das Band 4 aber eine Player-Steuerung. Die arbeitet universell gerade mit dem Player zusammen, der auf dem Smartphone aktiviert ist. Im Test funktionierte das mit dem integrierten Musikplayer ebenso wie mit Deezer, Spotify und der Hörbuch-App Audible von Amazon.
Über die App kann man für beide Smart-Tracker die Reihenfolge der Einträge ändern, eine Trennungserkennung und Alarme einrichten und die Apps bestimmen, für die eingegangene Benachrichtigungen signalisiert bzw. auf dem Band 4 auch angezeigt werden. Deaktivieren kann man die Benachrichtigungen ebenfalls nur über die App. Alternativ kann man für den Ruhemodus feste Zeiten einrichten.
In anschaulichen Diagrammen visualisiert die Health-App neben den gesammelten Fitnessdaten auch das Schlafprotokoll. Das Honor Band 4e besitzt zwar keinen Pulsmesser, ermittelt die verschiedenen Schlafphasen aber anhand der Bewegungsaufzeichnung.
Fitness und Training – Band 4e mit 6-Achsen-Gyroskop
Für ein Indoor-Training bietet das Band 4 Laufen, Gehen, Radfahren, Crosstrainer, Ruderergometer und ein freies Training – dem Symbol nach beispielsweise Aerobic – an. Draußen kann man zwischen Gehen und Laufen wählen. Um dabei die GPS-Koordinaten zu erfassen – für die Routenaufzeichnung und genauere Analysedaten – muss man das Smartphone mitnehmen.
Das gilt auch für das Band 4e. Wenn man den Tracker direkt am Schuh befestigt, liefert sein 6-Achsen-Gyroskop außerdem Details und Analysen, die das Band 4 nicht liefert: Neben Tempo und Kadenz (Schritte pro Minute) ermittelt die App auch Bodenkontaktzeit, Landestoß und Trittmuster. Landestoß und Bodenkontaktzeit können in den jeweiligen Diagrammen auch kombiniert oder wahlweise in Verbindung mit Tempo oder Schrittfrequenz analysiert werden.
Das Fußaufsatzmuster gibt die prozentuale Verteilung zwischen Ferse, Mittel- und Vorderfuß wieder. Die Analyse für die Autorin lautet: Sie landet zu 99 % auf der Ferse. Die tiefrote Farbe des Balkens weist das unzweifelhaft als schlecht aus. Ein Hilfstext innerhalb der App erläutert, dass die Landung auf der Ferse einen höheren Landestoß verursacht und empfiehlt, beim Laufen sanft auf dem Vorderfuß oder seitlichen Vorderfuß aufzukommen. Dass über 90 % aller Jogger offenbar ebenfalls auf der Ferse aufkommen, macht es also nicht besser.
Weil es besser sein soll und natürlich, um die Reaktion des Trackers zu testen, folgte der Versuch einer Umstellung des Laufstils. Immerhin verschob sich das Verhältnis ein wenig ins Positive. Mittelfristig würde vermutlich eine Verringerung der Bodenkontaktzeit den Lauf beschleunigen und das Resultat weiter verbessern. Wer sich für diese Thematik interessiert, findet im Internet Hilfe und Anleitungen mit Übungscharakter und auch Überlegungen dazu, ob und in welchen Fällen es überhaupt ratsam ist, sein Fußaufsatzmuster zu verändern.
Im Test kombinierte die Huawei-Health-App dann die Daten des am Schuh für die Schrittanalyse befestigten Band 4e mit der Pulsaufzeichnung des Band 4 zu einer gemeinsamen Analyse. Der Basketballmodus des Band 4e wurde nicht getestet.
Die nachfolgenden App-Screens zeigen zum Vergleich Laufprotokoll und Diagramme mit jeweils einem der beiden Bänder und in Kombination, sowie beispielhaft die Darstellung der Rundenzeiten sowie ein kombiniertes Diagramm:
Akku und Laufzeit – Fitness-Watch mit langer Laufzeit
Die Akkukapazität der beiden Fitness-Tracker, 91 mAh beim Band 4, 77 mAh beim Band 4e, reicht laut Huawei für mindestens eine Woche beim Band 4 und mindestens zwei Wochen beim Band 4e. Derart lange Laufzeiten, die natürlich mit der Nutzung variieren, lassen sich im zeitlichen Rahmen des Tests lediglich tendenziell bestätigen, wenn keine auffälligen Abweichungen erkennbar sind. Das war im Test nicht der Fall. Dass in unseren Screens die Ladung des Band 4e zum Teil deutlich niedriger ist als beim Band 4, ist der Tatsache geschuldet, dass das Band 4 gut eine Woche später eintraf.
Fazit
Mit Preisen um 39 Euro für das Band 4 und 29 Euro für das Band 4e zählen beide Fitness-Tracker zu den günstigeren Fitnessbändern. Im gleichen Preissegment, aber inzwischen schon etwas günstiger, bewegt sich übrigens auch das im Herbst erschienene Honor Band 5. Wer einen einfachen Tracker sucht, um sich überwiegend zu mehr Bewegung zu motivieren, macht bei beiden nichts falsch. Wer zusätzlich Wert auf die Benachrichtigungsfunktion legt, sollte von vornherein zum Band 4 greifen. Denn selbst wenn die Funktionalität keine Priorität hat, kann es schnell unbefriedigend werden, über eine Benachrichtigung informiert zu werden, zum Lesen dann aber doch zum Handy greifen zu müssen.
Band 4 und Band 4e sind jedes für sich kaum mehr als einfache Fitness-Tracker, die sich bei paralleler Nutzung insbesondere beim Training sinnvoll ergänzen können.
Während man zum Band 4 viele ähnliche Fitnessbänder finden wird, besitzt das Band 4e trotz aller Einfachheit mit seinem präzisen Sensor eine Funktionalität, die in dieser Preiskategorie selten und für Läufer durchaus aufschlussreich ist. Die Kombination mit dem Band 4 wie im Test oder alternativ vielleicht auch mit dem Band 4 Pro mit GPS, kann für die entsprechende sportliche Zielgruppe interessant sein. Die Preise summieren sich dann natürlich ebenfalls, zu etwa 70 Euro mit dem Band 4 und über 100 Euro mit dem Band 4 Pro. Aber letztlich: Selbst im Profibereich, beispielsweise mit einer Garmin Fenix 6, gelangt man an die zusätzlichen Sensordaten nur durch externes Zubehör.
Wer noch einen älteren Tracker von Huawei hat, sollte auch dies parallel zum Band 4e mit der App koppeln können. Die App listet bei der Geräteauswahl neben älteren Huaweibändern auch welche von Honor. Ausprobieren konnten wir das allerdings nicht.
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