Core i5 schlägt Core i7: Alder Lake-P macht es sowohl den Kunden als auch den Herstellern schwierig
Nachdem wir bereits den neuen Intel Core i7-1260P etwas ausführlicher unter die Lupe genommen haben, konnten wir nun einige weitere Modelle mit den neuen Intel-CPUs testen und die Ergebnisse waren teilweise überraschend. Zudem bestätigen sich unsere Befürchtungen, dass die tatsächliche Leistung im Alltag einzig und allein von der TDP-Konfiguration des jeweiligen Laptops ankommt. Da es hier seitens Intel auch keine klaren Vorgaben gibt, kann es zu deutlichen Unterschieden kommen, was wir gleich noch zeigen werden. Das Ergebnis ist, dass bisher der Core i5-1240P im Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 (Test erscheint in der kommenden Woche) die beste Leistung bietet und auch vor dem Core i7-1260P und Core i7-1270P liegt, die wir bislang getestet haben.
Eignet sich Alder Lake-P wirklich für kompakte Notebooks?
Dass die TDP-Klassifizierungen der Hersteller nur grobe Richtlinien sind, kennen wir schon seit einigen Jahren. Die traditionellen U-Serie-CPUs mit einer spezifizierten TDP von 15 Watt lagen eigentlich immer im Bereich von etwa 30 Watt, teilweise konnten die Core-i7-CPUs von Intel kurzzeitig auch mehr als 40 Watt verbrauchen. Die neuen Alder-Lake-P-Chips haben prinzipiell eine nominelle TDP von 28 Watt und einen maximalen Verbrauch von 64 Watt. Das Problem ist jetzt allerdings, dass sogar der Core i5-1240P in das 64-Watt-Limit läuft. Wenn selbst der Core i5 bei voller Belastung mehr als 64 Watt braucht, dürfte der maximale theoretische Verbrauch der neuen Core-i7-Modelle noch höher liegen, vom Core i7-1280P mit zwei zusätzliche Performance-Kernen ganz zu schweigen. Leider können wir den maximalen TDP-Wert bei den P-CPUs nicht manuell über die App Intel Extreme Tuning Utility einstellen, um den maximalen Verbrauch zu ermitteln.
Das macht die Klassifizierung recht schwierig, denn je nach Laptop konkurrieren die neuen Alder-Lake-P-Modelle entweder mit den traditionellen U-Serie-Chips, teilweise sind sie aber auch schon ganz klar im Bereich von Intels eigenen H-Serie-CPUs wie dem Core i7-12700H.
Core i5-1240P vs. Core i7-1260P vs. Core i7-1270P
Nachfolgend wollen wir zunächst einmal unsere Ergebnisse der drei aktuellen Alder-Lake-P-Chips Core i5-1240P, Core i7-1260P und Core i7-1270P betrachten, die wir bisher in vier verschiedenen Laptops von Lenovo und Samsung testen konnten. Grundsätzlich bieten alle drei CPUs vier schnelle Performance-Kerne und acht Efficiency-Kerne, die Unterschiede liegen aber in den maximalen Kerntakten. Zudem verwendet der Core i5 die etwas langsamere iGPU Iris Xe Graphics G7 mit 80 Recheneinheiten. Bei den Implementierungen zeigen sich aber deutliche Unterschiede und wir haben die tatsächlichen TDP-Werte in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet:
Testgerät | Prozessor | Power Limit 2 | Power Limit 1 |
---|---|---|---|
Lenovo ThinkPad X1 Yoga G7 | Core i7-1270P | 64 Watt | 28 Watt |
Lenovo Yoga 9i 14 | Core i7-1260P | 64 Watt | 38 Watt |
Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 G7 | Core i5-1240P | 64 Watt | 50 Watt |
Samsung Galaxy Book 2 Pro 13 | Core i5-1240P | 40 Watt | 20 Watt |
Für den Vergleich zu den bisherigen Tiger-Lake-Modellen haben wir den Surface Laptop Studio von Microsoft herangezogen, bei dem mit dem Core i7-11370H ein Tiger Lake H35-Chip mit vergleichbaren TDP-Einstellungen zum Einsatz kommt (51/40W). Aufgrund der höheren Anzahl an Kernen konnte die Multi-Core-Leistung natürlich gesteigert werden.
Wirklich interessant wir des aber, wenn wir die Leistung des Yoga 9i 14 mit dem Yoga Slim 7 Pro 14 vergleichen. Trotz des deutlich höheren Verbrauches bei dauerhafter Belastung (38 Watt vs. 50 Watt) sind die Ergebnisse nämlich fast identisch. Natürlich kann es hier leichte Unterschiede bei den Chips selber geben, aber man sieht doch ziemlich deutlich, dass der zusätzliche Strom kaum mehr Leistung bereitstellt. Bei hohen Takten bleibt es also dabei, dass die 10-nm-Chips einfach sehr ineffizient arbeiten.
Das andere Extrem ist das Galaxy Book von Samsung, wo der Core i5-1240P praktisch dauerhaft mit gerade einmal 20 Watt arbeitet und die Multi-Core-Leistung daher überhaupt nicht konkurrenzfähig ist. Man sieht also den extremen Unterschied, wobei die beiden Geräte auf dem Datenblatt die gleiche Leistung suggerieren.
Cinebench R15 Multi Dauertest
Wie wir auch schon in unserem ersten Test des Core i7-1260P festgestellt haben, ist die Single-Core-Leistung der neuen Alder-Lake-P-Modelle dank der hohen Turbo-Takte sehr gut, was aber auch mit einem hohen Stromverbrauch von bis zu 26 Watt erkauft wird. Zudem gibt es auch hier Unterschiede bei der Implementierung, denn der Core i7-1270P des ThinkPad X1 Yoga G7 darf nicht ganz so viel verbrauchen und bietet beispielsweise keine Vorteile in Single-Core-Anwendungen gegenüber den alten Tiger-Lake-CPUs, was wir in unserem ausführlichen Test auch gezeigt haben.
Alder Lake-P vs. Alder Lake-H
Die aktuellen H-Serie-CPUs von Intel weisen bei kurzzeitiger Belastung zwar sehr hohe Verbräuche auf, pendeln sich aber oftmals bei viel niedrigeren Werten ein. Ein Beispiel hierfür ist das neue Dell XPS 17 9720, bei dem sich die Energieaufnahme des Prozessors nach wenigen Minuten bei 45 Watt stabilisiert und damit sogar unter dem Wert des Yoga Slim 7 Pro 14 mit dem Core i5-1240P. Zudem hatten wir die Möglichkeit, den Core i7-12700H im Alienware x14 bei konstanten 45 Watt zu testen, weil es zu Beginn noch ein Problem mit der Software gab. Dieser Vergleich ist sehr interessant, denn trotz des geringeren Verbrauchs (45 vs. 64W bei Alder Lake-P) ist die Leistung im ersten Durchlauf vergleichbar, bleibt im weiteren Verlauf aber stabil und besser als Alder Lake-P mit 50 Watt. Die Erklärung hierfür ist recht simpel, denn beim Core i7-12700H mit zwei zusätzlichen P-Kernen laufen mehr Kerne mit einem etwas geringeren Takt, also in einem effizienteren Bereich.
Das bestätigt sich dann auch beim gerade genannten Dell XPS 9720 mit dem Alder Lake-H Core i7-12700H. Zu Beginn von Benchmarks kann das Gerät noch von sehr hohen Verbräuchen (über 100 Watt) profitieren, aber schon nach wenigen Minuten greift auch hier ein 45-Watt-Limit und wir sehen das gleiche Verhalten wie beim Alienware x14. Trotz der geringeren Leistungsaufnahme ist die Leistung hier erneut besser.
Cinebench R15 Multi Dauertest
Intel Alder Lake-P vs. AMD Ryzen 5000/6000
Die Laptops mit den neuen Ryzen-6000-Mobilprozessoren der U-Serie trudeln gerade erst bei uns ein, weshalb wir eine ausführliche Analyse an dieser Stelle noch nicht bieten können. Allerdings können wir uns einen alten Ryzen 9 5900HS ansehen, der im Fall des Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 mit konstanten 42 Watt betrieben wird. Trotz des geringeren Verbrauches bietet der Ryzen 9 hier die bessere Multi-Core-Leistung und auch in den Single-Core-Tests schlagen sich die Zen-3-Kerne gut, vor allem wenn man den geringeren Verbrauch (~17 Watt) betrachtet.
Wir haben nun auch die ersten Ergebnisse für den neuen Ryzen 7 6800U in unserer Datenbank, allerdings sind die TDP-Limits hier mit 30/17 Watt deutlich geringer. Die ersten Ergebnisse sind dennoch vielversprechend und insgesamt passen die Leistungswerte auch deutlich besser zu kompakten Laptops. Für eine umfangreiche und seriöse Analyse fehlen uns allerdings noch Daten. Sobald diese vorliegen, werden wir natürlich auch hier einen detaillierten Vergleich mit Alder Lake-P durchführen, inklusive Ergebnissen zur Effizienz.
Cinebench R15 Multi Dauertest
Die Herausforderungen für die Hersteller
Diese hohen Stromverbräuche stellen auch die Hersteller vor Probleme, denn oftmals sind die Kühlungen von kompakten Geräten gar nicht für solche Verbräuche ausgelegt und auch bei den Netzteilen wird es schnell knapp. In der Regel werden kompakte Laptops mit 65-Watt-Netzteilen ausgeliefert. Wenn man die Leistung des neuen Prozessors nun wirklich ausnutzen will, reicht das aber nicht aus. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 mit dem Core i5-1240P, das wir aktuell im Test haben. Hier muss immer wieder der Akku angezapft werden, was auf Dauer sicherlich nicht vorteilhaft ist.
Das größere Problem für den Kunden ist jedoch, dass die Lüfter auch bei alltäglichen Dingen öfter anspringen, weil die Chips sehr schnell hohe Temperaturen erreichen. Zudem wirkt sich der hohe Stromverbrauch auch auf die Akkulaufzeit aus, denn laut unseren Messungen gibt es hier spürbare Verschlechterungen, beim neuen ThinkPad X1 Yoga G7 ist die Akkulaufzeit im praxisnahen WLAN-Test bei 150 cd/m² trotz des selben Displays beispielsweise rund 3 Stunden kürzer. Mit einigen Treiberoptimierungen wird es hier sicherlich noch Verbesserungen geben, doch ein Trend ist klar erkennbar.
Fazit - Alder Lake-P bietet gute Leistung, ist aber nicht sehr effizient
Nach den ersten Tests der neuen Alder-Lake-P-Mobilprozessoren sind wir ehrlich gesagt doch überrascht, wie viel Strom die Chips benötigen und dass selbst der Core i5-1240P noch in das 64-Watt-Limit läuft führt unweigerlich zu der Frage, ob diese Chips in kompakten Geräten wirklich sinnvoll sind. Die Leistung ist keinesfalls schlecht, aber wir haben deutlich gesehen, dass Alder Lake-P bei sehr hohen Takten weiterhin sehr ineffizient arbeitet und die Auswirkungen im Alltag (mehr Lüfteraktivität und kürzere Akkulaufzeit) sind nicht von der Hand zu weisen. Zudem hat der Kunde keine Möglichkeit, im Vorfeld die Leistung einzuschätzen und es kann durchaus sein, dass ein Gerät mit einem Core i5 deutlich bessere Leistung bietet, als ein Notebook mit einem teureren Core i7. Hier hätten wir uns engere Vorgaben durch Intel gewünscht, damit man die Leistung zumindest in einem gewissen Rahmen einschätzen kann.
Allerdings kann es auch genau andersherum laufen, denn während der Core i5-1240P im Yoga Slim 7 Pro 14 eine sehr hohe Leistung bietet, ist der vermeintlich gleiche Core i5-1240P im Samsung Galaxy Book 2 Pro 13 bei nur 20 Watt überhaupt nicht konkurrenzfähig. Eigentlich würde hier ein langsamer U-Chip reingehören, doch natürlich sieht der Core i5-1240P auf dem Datenblatt deutlich besser aus und suggeriert dem Kunden ein höheres Leistungslevel.
Die ersten Ergebnisse mit dem neuen AMD Ryzen 7 6800U sind vielversprechend und zeigen erneut einen deutlich effizienteren Chip. Aufgrund der geringeren TDP-Werte müsste man hier allerdings die kommenden Alder Lake-U-Chips für den Vergleich heranziehen, wobei die maximale TDP-Angabe von bis zu 55 Watt bei nur zwei Performance-Kernen wieder sehr hoch ist. Durch den Wegfall von 2 Performance-Kernen dürfte auch die Multi-Core-Leistung deutlich schlechter ausfallen. Das sind jedoch erstmal nur Spekulationen, denn es gibt bisher einfach noch keine passenden Geräte gibt und laut unseren Informationen wird es wohl auch noch einige Wochen/Monate dauern.
Für weitere Daten und Benchmarkergebnisse verweisen wir auf unsere bisherigen Testberichte zu den Laptops mit den Alder-Lake-P-Prozessoren. Die beiden Testberichte des Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 mit dem Core i5-1240P und des Asus ZenBook S13 mit dem AMD Ryzen 7 6800U werden voraussichtlich in der nächsten Woche erscheinen.