Benchmarks: Der AMD Ryzen 7 6800U kann Intel nicht übertreffen, außer mit der Radeon 680M iGPU
AMD Ryzen 6000 Mobile wurde im Februar offiziell vorgestellt, endlich ist das Topmodell der U-Serie in unserem Testlabor angekommen. Wir haben das Asus Zenbook S 13 OLED auf Basis des AMD Ryzen 7 6800U bereits ersten Tests unterzogen.
Endlich sehen wir, was der brandneue AMD-Chip mit acht Zen 3+-Kernen, 16 Threads und Taktfrequenzen bis 4,7 GHz tatsächlich leisten kann. Besonders spannend ist auch die integrierte Radeon 680M iGPU, die auf AMDs aktueller RDNA 2-Architektur basiert, und die mit 12 Compute Units (CUs) und Taktfrequenzen bis 2.400 MHz eine brauchbare Gaming-Performance verspricht, komplett ohne dedizierten Grafikchip.
Bevor wir zu den Benchmarks kommen, ist wichtig zu erwähnen, dass der Ryzen 7 6800U im Zenbook S 13 OLED unter Dauerlast eine Verlustleistung (TDP) von 17 Watt erreicht, kurzfristig sind auch 30 Watt (PL2) möglich. Dickere Notebooks können den Chip mit einer TDP von bis zu 28 Watt betreiben, wodurch die Taktraten und damit auch die Performance weiter steigen.
CPU-Benchmarks: Alder Lake-P bleibt schneller, aber ...
Wie erwartet ist es schwierig für AMD Ryzen 6000U, es mit Intel Alder Lake-P aufzunehmen. Der Intel Core i7-1260P erreicht in Cinebench R23 mit seiner Kombination aus vier Performance- und acht Effizienz-Kernen eine 22 Prozent bessere Single-Core-Performance und eine 6 Prozent höhere Multi-Core-Leistung als der AMD Ryzen 7 6800U. Allerdings verbraucht der Prozessor im Lenovo Yoga 9i 14, das wir für diesen Vergleich herangezogen haben, 38 Watt unter Dauerlast – mehr als das Doppelte des Ryzen 7 6800U im Zenbook S 13 OLED.
Im Vergleich zum Ryzen 7 5800U, dem direkten Vorgängermodell des Ryzen 7 6800U, kann der neue Prozessor bei etwas geringerem Verbrauch eine 3 Prozent bessere Single-Core-Performance und eine 6 Prozent schnellere Multi-Thread-Leistung erzielen. Die Fortschritte in Sachen CPU-Leistung halten sich also in Grenzen, was nicht weiter überraschend ist, da der Chip keine grundlegend neue Architektur bietet, sondern lediglich einige Optimierungen und knapp 7 Prozent höhere Boost-Taktfrequenzen.
Update 23. Mai 2022: Das getestete Asus Zenbook S 13 OLED betreibt den Ryzen-Chip laut der offiziellen Reviewer's Guide nur mit 17 Watt unter Dauerlast. Nachdem wir das Gerät aber neu aufgesetzt haben und mit dem Windows Energieprofil "Asus Recommended", dem Windows Leistungsmodus "Beste Leistung", und dem MyAsus Profil "Performance" getestet haben, konnten wir einen Verbrauch von 25 Watt unter Dauerlast beobachten.
Damit kommt der Ryzen 7 6800U in Cinebench Multi-Core in Schlagdistanz zum Intel Core i7-1260P, der weiterhin 52 Prozent mehr Energie verbraucht – ein klarer Effizienz-Sieg für AMD. Solange Intel Alder Lake-P in seiner "Wohlfühlzone" arbeitet, haben die Chips aber noch Leistungs-Vorteile: In Cinebench kann Intel eine deutlich bessere Single-Thread-Performance zeigen, in Geekbench führen die Effizienz-Kerne dagegen zu einem recht großen Abstand in Sachen Multi-Thread-Leistung. Sobald Alder Lake-U verfügbar ist, werden wir testen, wie es sich bei vergleichbarem Stromverbrauch verhält.
Cinebench R20 | |
CPU (Single Core) | |
Lenovo Yoga 9i 14 2022 i7-1260P | |
Asus Zenbook S 13 OLED AMD Reference Values | |
Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 OLED Ryzen 9 | |
Asus Zenbook S 13 OLED | |
HP ProBook x360 435 G8 R7-5800U | |
Asus ZenBook 13 OLED UM5302T | |
CPU (Multi Core) | |
Lenovo Yoga Slim 7 Pro 14 OLED Ryzen 9 | |
Asus Zenbook S 13 OLED | |
Lenovo Yoga 9i 14 2022 i7-1260P | |
Asus Zenbook S 13 OLED AMD Reference Values | |
Asus ZenBook 13 OLED UM5302T | |
HP ProBook x360 435 G8 R7-5800U |
Das unten eingebettete Diagramm zeigt, wie sich die Taktfrequenzen, die Temperatur und der Stromverbrauch des Ryzen 7 6800U im Zenbook S 13 OLED über den Verlauf einer Cinebench R15-Schleife entwickeln. Dei Taktfrequenzen pendeln sich bei knapp 2,5 GHz ein, die Temperatur bei unter 70 Grad Celsius. Asus kann die beworbene Verlustleistung von 17 Watt zwar auch auf Dauer halten, das Zenbook geht beim Drosseln aber aggressiver vor, als nötig, sodass Ryzen 6000 in vergleichbaren Notebooks noch Spielraum hat.
Der unten eingebettete Vergleich zeigt, wie aggressiv Intel Alder Lake-P die Taktfrequenzen und damit den Stromverbrauch bei kurzzeitiger Last anhebt – der Core i7-1260P im Lenovo Yoga 9i 14 kann so kurzfristig bis zu 64 Watt verbrauchen, während sich der Ryzen 7 6800U mit 28 Watt begnügt.
Unter Dauerlast ist der Unterschied nicht weniger massiv – 38 Watt bei Intel stehen 17 Watt bei AMD gegenüber, was die Unterschiede bei der Performance der beiden Chips teilweise erklärt. Wir werden uns in unserem ausführlichen Test des Zenbook S 13 OLED genauer ansehen, wie effizient Ryzen 6000 im Vergleich zu Intel Alder Lake tatsächlich arbeitet.
Dieses Verhalten spiegelt sich auch in den Ergebnissen des Cinebench R15-Loops wider, bei dem der Intel Core i5-1260P bei deutlich höherem Verbrauch nach mehreren Durchgängen rund 22 Prozent schneller arbeitet. Selbst der Ryzen 7 5800U kann durch die höheren Power Limits im HP ProBook x360 bessere Resultate erzielen als der Ryzen 7 6800U im Zenbook S 13 OLED, sodass der neuere Prozessor nicht in jedem Notebook eine bessere CPU-Performance liefert als sein Vorgänger.
Cinebench R15 Multi Dauertest
Die schnellste iGPU am Markt
Geekbench 5 zeigt einen Vorsprung von 4 Prozent (Single-Core) respektive 23 Prozent (Multi-Core) gegenüber dem Ryzen 7 5800U, trotz identischer Anzahl an Kernen und Threads kann die verbesserte Architektur bei kürzerer Last stärker profitieren. Intel Alder Lake-P bleibt 20 bis 34 Prozent schneller.
Spannend sind aber vor allem die OpenCL- und Vulkan-Ergebnisse, welche die Performance des integrierten Grafikchips zeigen. Denn die neue iGPU auf Basis der RDNA 2-Architektur ist teils mehr als doppelt so schnell als die ältere Vega-GPU, und auch Intels leistungsstärkste iGPU kann um bis zu 65 Prozent übertroffen werden. Mit der dedizierten GeForce MX450 des Lenovo Yoga Slim 7 Pro liefert sich die in den Prozessor integrierte Grafik ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Wie 3DMark Fire Strike und Time Spy zeigen, ist die AMD Radeon 680M im Schnitt sogar etwas schneller als eine GeForce MX450, die GeForce GTX 1650 Laptop-GPU liegt noch rund 27 Prozent in Führung – bei einem deutlich höheren Stromverbrauch. Aktuelle Mittelklasse-Grafikchips, wie die Nvidia GeForce RTX 3050 Laptop-GPU, bleiben zwar weit in Führung, die iGPU sollte damit aber eine passable Gaming-Performance bieten, die wir im ausführlichen Test des Zenbook S 13 OLED näher unter die Lupe nehmen werden.
Quelle(n)
Notebookcheck