Test Lenovo ThinkPad Helix 3G Convertible/Tablet
Notebook, Tablet und alles dazwischen – und das in nur einem Gerät, so verspricht es Lenovo. Auf den ersten Blick mag dieses Konzept kaum revolutionär erscheinen, führt der Hersteller doch bereits seit Jahren Convertibles wie das ThinkPad X230T im Programm. Aber Achtung: Das neue ThinkPad Helix ist anders – und zwar grundlegend.
Im Gegensatz zu einem klassischen Convertible versteckt sich die Hardware des Helix nicht innerhalb der Basiseinheit, sondern wurde vollständig in den Display-Deckel integriert. Dieses Prinzip, welches wir bereits von verschiedenen ARM- und Intel-Atom-Geräten kennen, bietet einen entscheidenen Vorteil: Beide Teile lassen sich bei Bedarf voneinander trennen und das Notebook wird zum Tablet – ganz ohne den Gewichtsmalus von Tastatur & Co.
Von einem schwachbrüstigen Atom Prozessor hat Lenovo glücklicherweise Abstand genommen und vertraut stattdessen auf ULV-Prozessoren der Ivy-Bridge-Familie. In unserem knapp 1.700 Euro teuren Testmodell, der günstigsten hierzulande angebotenen Konfiguration, werkelt ein 1,7 bis 2,6 GHz schneller Core i5-3317U, der von 4 GB Arbeitsspeicher sowie einer 180 GB großen SSD unterstützt wird. Als besonderes Highlight wurde zudem ein schnelles 3G-Funkmodul integriert, wohingegen die angekündigte LTE-Version bislang nur in den USA offeriert wird. Für alle Modellvarianten identisch ist das 11,6 Zoll messende Multitouch-Display mit FullHD-Auflösung.
In unserem nun folgenden Testbericht wollen wir herausfinden, wie sich das ThinkPad Helix gegen hausinterne Alternativen wie das X230T sowie die Business Convertibles anderer Hersteller schlägt. Hochklassige Konkurrenten sind dabei keine Mangelware, wie beispielsweise Fujitsu mit dem Lifebook T902 beweist.
So revolutionär die Konstruktion auch sein mag – viele der klassischen Design-Tugenden der ThinkPad Serie sind auch bei Lenovos neuem Convertible wiedererkennbar. Sicher: Abgerundete Ecken und die schlanke Bauweise lassen das Helix ungewohnt filigran erscheinen; die gewohnt dezente, vielleicht auch ein wenig altbacken wirkende Optik in grau-schwarzer Farbgebung ist dennoch unverkennbar.
All dies sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter der Haube ein echtes High-Tech-Produkt steckt. Das hochmoderne Verbundgehäuse aus Magnesium und PC/ABS bringt zwar immerhin 1,67 Kilogramm auf die Waage, wovon allerdings lediglich 835 Gramm – also exakt die Hälfte – auf das Tablet selbst entfallen. Zum Vergleich: Das wesentlich schwächere HP Envy X2 liegt bei gut 700 Gramm, das kleinere Microsoft Surface Pro sogar bei über 900 Gramm (jeweils ohne Dock). Eine Gegenüberstellung mit dem rund 1,8 Kilogramm schweren X230T muss das Helix ebenfalls nicht scheuen, zumal beide Geräte auf ein zumindest ähnliches Marktsegment zielen. Auch über einen längeren Zeitraum lässt sich das Tablet damit gut in einer Hand halten.
Um die qualitätsverwöhnte Business-Kundschaft zufriedenzustellen, wurde auf die neuralgische Display-Mechanik besonderen Wert gelegt. Zum einen ging es dabei um maximale Flexibilität und Ergonomie, zum anderen aber auch um die Gewährleistung der gewohnten Stabilität. Beides ist dem Hersteller recht gut gelungen: Das Tablet lässt sich mit einem einfachen Hebeldruck aus der Verankerung lösen und ebenso leicht wieder in diese einrasten – bei Bedarf auch um 180 Grad gedreht. Leider wackelt die Anzeige in der Halterung ein wenig, was im Alltag jedoch nicht weiter stört. Von diesem kleinen Makel einmal abgesehen erscheint die gesamte Konstruktion äußerst solide und durchdacht.
Demgegenüber fällt die Qualität des Docks leicht ab. In puncto Verarbeitung gibt es zwar auch hier fast nichts zu kritisieren, allerdings könnte die Verwindungssteifigkeit noch etwas besser sein. Bei punktueller Belastung verformt sich das Gehäuse stellenweise sichtbar – offensichtlich hat Lenovo hier einen Kompromiss zwischen Stabilität und Gewicht gesucht. Unterm Strich erreicht das Helix dennoch eine gute Gesamtnote in dieser Teildisziplin.
Auch wenn das ThinkPad Helix nicht gerade als Ausstattungswunder bezeichnet werden kann, so ist es doch für die wichtigsten Eventualitäten gewappnet. Am Tablet selbst findet der Anwender deshalb einen seitlichen Headset-Anschluss, eine USB-2.0-Buchse sowie einen Mini-DisplayPort, der sich mittels beiliegendem Adapter auch als VGA-Ausgang nutzen lässt.
Alle weiteren Anschlüsse verstecken sich, zum Teil etwas schwer erreichbar, an der Rückseite des Docks. Wird das Helix angesteckt, gehen zwar die unten am Tablet befindlichen Ports verloren, doch stehen dafür nun 2x USB 3.0 sowie ein weiterer Mini-DisplayPort zur Verfügung. Ein praktisches Extra ist der ebenfalls ab Werk beigelegte USB-zu-LAN-Adapter, der den fehlenden Ethernet-Port ersetzt.
Kommunikation
Das von Intel stammende WLAN-Modul Centrino Advanced-N 6205S zählt zur Oberklasse aktueller Funkadapter. Dank zweier Antennen und Dual-Stream-Technik (2x2) können Bruttodatenraten von bis zu 300 Mbit/s erzielt werden. Zudem ermöglicht die Dual-Band-Unterstützung Verbindungen sowohl in 2,4-GHz- als auch in 5-GHz-Netzen (802.11a/b/g/n). Letztere bieten sich insbesondere in dicht besiedelten Innenstädten an, wo unbesetzte Funkkanäle oftmals Mangelware sind. In unserem Praxistest konnte das ThinkPad auch über mittlere und große Entfernungen eine stabile und überdurchschnittlich schnelle Verbindung aufbauen – bei einem Profi-Gerät dieser Preisklasse erwarten wir das allerdings auch.
Neben WLAN beherrscht das Helix ebenso Bluetooth 4.0 sowie den Kurzstreckenfunk NFC für bargeldloses Bezahlen. Darüber hinaus hat Lenovo in einigen Modellen das WWAN-Modul C5621gw von Ericsson integriert, welches zwar leider ohne LTE-Support, dafür aber mit UMTS/HSPA+ (bis zu 21/5,76 Mbit/s im Download/Upload) sowie GPS-Empfänger daherkommt.
Kameras
Tablettypisch wurden beim ThinkPad Helix gleich zwei Kameras verbaut, die sich auf Vorder- und Rückseite befinden. Während die Frontkamera mit soliden 2,0 Megapixeln auflöst und die Qualität einer guten Webcam bietet, eignet sich die 5,0-Megapixel-Hauptkamera für qualitativ befriedigende Fotos und Videos. Viele aktuelle Consumer Tablets und Smartphones besitzen zwar noch etwas hochwertigere Sensoren, doch reicht das Gebotene für Schnappschüsse oder Kommunikationszwecke vollkommen aus. Dies gilt auch für das integrierte Mikrofon mit guter Sprachverständlichkeit, welches ein zusätzliches Headset überflüssig macht.
Sicherheit
Eine umfassende Sicherheitsausstattung zählt zu den wichtigsten Eigenschaften eines Profi-Notebooks. Dabei geht es oftmals weniger um den Wert des Gerätes selbst als vielmehr um die Sensibilität der darauf gespeicherten Daten. Das Helix kann unter anderem mit einem verschlüsselten BIOS, Kensington Lock, einem TPM (TCG 1.2) sowie Vorbereitung für Computrace und Intels Anti-Theft-Technik glänzen – einzig der praktische Fingerabdruckscanner fehlt. Detailinformationen zu den verschiedenen Security Features sind in unserem FAQ-Artikel zum Thema Sicherheitslösungen zu finden.
Zubehör
Neben den bereits erwähnten Adaptern für VGA und LAN legt der Hersteller dem ThinkPad auch einen Digitizer von Wacom bei, auf den wir später noch genauer eingehen werden. Davon abgesehen hält der Lieferumfang bestehend aus Tablet, Dock und 45-Watt-Netzteil keine weiteren Überraschungen parat.
Das vorinstallierte Betriebssystem, Windows 8 Pro in der 64-Bit-Version, hinterlässt einen sauberen und aufgeräumten Eindruck. Die mitgelieferten Lenovo Tools, darunter beispielsweise das bekannte Solution Center, helfen dem Anwender unter anderem bei Wartungs- oder Backup-Aufgaben. Auch an einen Virenschutz wurde gedacht, wenngleich es sich bei diesem leider nur um eine Testversion von Norton Internet Security handelt.
Wartung
Obwohl Lenovo wie bei jedem ThinkPad ein ausführliches Hardware Maintenance Manual zur Verfügung stellt, ist das Helix auch für fachlich versierte Anwender nur schwer in Eigenregie zu warten. Um an die Hardware im Inneren zu gelangen, müsste das Display vorsichtig an den Rändern aufgehebelt werden. Das Risiko, dabei etwas zu beschädigen, ist immens hoch. Folglich sind nahezu keine sogenannten CRUs (Customer Replaceable Units), das heißt von Nutzer selbst austauschbare Komponenten, vorhanden; bei einem Defekt oder bei Aufrüstplänen muss somit zwangsläufig der Hersteller kontaktiert werden.
Garantie
In bester ThinkPad Tradition gewährt Lenovo den Käufern des Helix satte 36 Monate Herstellergarantie. Passende Erweiterungspakete sind direkt über Lenovos Onlineshop erhältlich, beispielsweise eine Verlängerung auf insgesamt 4 Jahre für gut 71 Euro. Gegen einen zusätzlichen Aufpreis können auch noch weitere Extras wie "Keep Your Drive" oder "Priority Support" hinzugebucht werden.
Tastatur
Das bereits von vielen anderen ThinkPads bekannte, von Lenovo im letzten Jahr eingeführte "Precision Keyboard" dient auch dem neuen Helix als Eingabegerät. Wenngleich das ungewohnte Chiclet Design zunächst für einige Kontroversen gesorgt hat, überwiegen bei uns mittlerweile die positiven Aspekte: Die ergonomisch geformten und 15 x 15 Millimeter großen Tasten ermöglichen hohe Trefferquoten und bieten einen ausgezeichneten Schreibkomfort.
Insbesondere die Kombination aus langem Hubweg und knackig-präzisem Druckpunkt zählt zu dem Besten, was der Markt derzeit zu bieten hat. Jeder Tastendruck unterstreicht mit sattem, mechanischem Feedback die – zumindest gefühlt – unerschütterliche Qualität der spritzwassergeschützten ThinkPad Tastatur. Gleichzeitig bleibt die Geräuschentwicklung zurückhaltend, sodass auch einem Einsatz in ruhigen Umgebungen nichts im Wege steht. Abseits der fehlenden Hintergrundbeleuchtung fällt es uns damit schwer, einen echten Kritikpunkt zu finden – auch als Tastatur-Dock hinterlässt das Lenovo Keyboard einen erstklassigen Eindruck.
Touchpad und Trackpoint
Gänzlich neu ist dagegen das Touchpad. Trotz des kompakten Gehäuses misst dieses großzügige 10 x 6,5 Zentimeter und bietet damit mehr Eingabefläche als so manches weitaus größere Notebook. Anders als bei früheren Modellen ist die Oberfläche absolut eben und extrem glatt, was nicht unbedingt jedem Anwender gefallen dürfte. Präzision und Ansprechverhalten sind jedoch tadellos und machen das Pad zu einer gelungenen Trackpoint-Alternative.
Natürlich hat Lenovo die Anhänger des kleinen roten Mausersatzes nicht vergessen und den berühmten Knubbel wie üblich zwischen den Buchstaben G, H und B platziert. Während die Steuerung gewohnt exakt erfolgt, vermissen wir die ehemals dedizierten Maustasten. Deren Aufgabe übernimmt nun der obere Teil des Touchpads, was nach etwas Eingewöhnung ähnlich gut wie die alte Lösung funktioniert. Der Anschlag wurde vom Hersteller straff abgestimmt und wird von einem sanften Klick-Geräusch begleitet, könnte allerdings noch ein wenig knackiger ausfallen.
Touchscreen und Tablet-Betrieb
Wie die meisten aktuellen Tablets verfügt das Helix über einen kapazitiven Multitouch-Screen, der bis zu zehn Finger gleichzeitig erkennen kann. In Verbindung mit der neuen Windows-8-Oberfläche ermöglicht dies eine intuitive und verzögerungsfreie Bedienung – doch das beherrscht die oftmals billigere Konkurrenz ebenfalls.
Die eigentliche Besonderheit des ThinkPads ist hingegen der mitgelieferte Wacom Digitizer. Dieser lässt sich bequem im Tablet aufbewahren und kommt immer dann zum Einsatz, wenn es um handschriftliche Eingaben oder das Treffen besonders kleiner Schaltflächen geht. Da laut Lenovo bis zu 256 verschiedene Druckstufen ausgewertet werden können, bietet sich das Helix zudem für eine Vielzahl weiterer Anwendungszwecke an, beispielsweise aus dem Grafikbereich. Praktische Details wie die Hardware-Tasten zur Lautstärkeregelung oder der optionale Screen Rotation Lock (der, wie der Name bereits sagt, die automatische Drehung des Bildinhaltes blockiert) runden den gelungen Gesamteindruck ab.
Hinweis: Alternativ angebotenen Modellen ohne Stylus fehlt auch der Digitizer Layer, ein Nachrüsten ist deshalb nicht möglich!
Der Wettstreit um immer höhere DPI-Rekorde hat mittlerweile auch die Notebook-Branche erfasst, sodass die Übermacht der grobpixeligen WXGA-Displays zumindest in höheren Preisgefilden langsam aber sicher zurückgeht. Die 11,6-Zoll-Anzeige des ThinkPad Helix löst mit feinen 1.920 x 1.080 Bildpunkten auf, was einer Pixeldichte von fast 190 dpi entspricht; einzelne Pixel sind so kaum mehr erkennbar. Entsprechend klein ist allerdings auch die Darstellung in all jenen Programmen, die nicht für derart hochauflösende Displays ausgelegt sind – ein Problem, welches aber kaum Lenovo angelastet werden kann.
Auch wenn die vom Hersteller versprochene Helligkeit von 400 cd/m² knapp verfehlt wird, zählt die Anzeige mit gemessenen 371 cd/m² zur absoluten Spitzenklasse. In Innenräumen lässt sich das Bild problemlos etwa um die Hälfte dimmen, was auf Wunsch auch vollautomatisch mittels integriertem Helligkeitssensor geschieht.
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Ausleuchtung: 89 %
Helligkeit Akku: 389 cd/m²
Kontrast: 949:1 (Schwarzwert: 0.41 cd/m²)
ΔE Color 3.12 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 2.79 | 0.5-98 Ø5.2
47.79% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
67.8% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
46.12% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Das vom Display-Spezialisten AUO stammende Panel (B116HAT03) basiert auf der IPS-Technologie, die gegenüber herkömmlichen TN-Fabrikaten eine Reihe von Vorteilen bietet. So überzeugt die Darstellung mit sattem Schwarz (0,41 cd/m²) sowie einem dementsprechend hohen Kontrastverhältnis, welches sich auf 949:1 beziffert. Davon profitieren insbesondere Filme und Spiele, aber auch alle anderen Anwendungen – das Bild wirkt plastischer und lebhafter.
Wer das Helix trotz seiner kleinen Display-Diagonale für die Fotobearbeitung einsetzen möchte, darf sich über eine nahezu unverfälschte Farbdarstellung freuen (Delta E 3,12). Allerdings ist der Farbraum ähnlich eingeschränkt wie bei den meisten Rivalen, sodass professionelle Anwender auf einen externen Monitor angewiesen sind.
Dank seiner kräftigen Hintergrundbeleuchtung, die im Akkubetrieb allerdings nur bei deaktiviertem Stromsparmodus der Intel-Grafik zur Verfügung steht, macht das ThinkPad auch im Außeneinsatz eine gute Figur. Für direkte Sonneneinstrahlung ist das Tablet dennoch nicht geeignet, da die Oberfläche nicht entspiegelt wurde. Stattdessen setzt Lenovo auf sogenanntes Corning Gorilla Glass, welches zwar kratzfest und leicht zu reinigen, dafür aber auch stark glänzend ist. Wer sich einen Arbeitsplatz im Schatten sucht, sollte mit dieser Einschränkung aber leben können.
Zu den Vorzügen eines hochwertigen IPS-Panels zählt nicht nur die gute Bildqualität, sondern auch die Unempfindlichkeit gegenüber schrägen Blickwinkeln. Selbst bei nahezu rechtwinkliger Betrachtung bleibt der Bildinhalt erkennbar und zeigt keine Anzeichen von Farbverfälschungen oder übermäßig sinkenden Kontrasten. Dies ist insbesondere für den Tablet-Betrieb wichtig, wo der Anwender von allen vier Seiten auf das Display blicken kann. Selbst gute TN-Panels schneiden hier weitaus schlechter ab.
Da Lenovo das ThinkPad Helix bereits Anfang des Jahres auf der CES in Las Vegas vorgestellt hat, basiert es noch nicht auf Intels neuester Chip-Generation Haswell. Stattdessen kommen ULV-Prozessoren der Ivy-Bridge-Serie zum Einsatz, beginnend mit dem Core i5-3317U bis hin zum High-End-Modell Core i7-3667U.
Der in unserem Testgerät verbaute Core i5-3317U verfügt über zwei CPU-Kerne mit einer Basistaktrate von 1,7 GHz, die unter Last auf 2,4 (2 Kerne) beziehungsweise 2,6 GHz (1 Kern) angehoben werden kann. Zusätzlich steigert die Hyper-Threading-Technik die Leistung in gut parallelisierten Anwendungen, da der Prozessor pro Kern bis zu zwei Threads gleichzeitig ausführt. Trotz ansprechender Performance begnügt sich der in einem 22-Nanometer-Prozess gefertigte Core i5 mit einer TDP von nur 17 Watt. Noch sparsamer sind allerdings die neuen Haswell-Modelle, die von Intel mit lediglich 15 Watt inklusive Chipsatz spezifiziert werden.
Als Business-Notebook benötigt das Helix keine besonders starke Grafiklösung. Die integrierte HD Graphics 4000, die in diesem Fall mit 350 bis 1050 MHz taktet, ist sowohl für Multimedia-Zwecke als auch einfache 3D-Anwendungen vollkommen ausreichend.
Dem Kaufpreis unangemessen erscheint dagegen die schmächtige Speicherausstattung von lediglich 4 GB, die zudem nur mit einer auf 666 MHz reduzierten Taktfrequenz arbeitet (DDR3L-1333, Dual-Channel). Darunter leidet insbesondere die Grafikleistung – wie stark, werden die später folgenden Benchmarks zeigen. Anwenderdaten und Programme können auf einer 180-GB-SSD abgelegt werden.
Prozessor
Auch wenn der Core i5-3317U nicht gerade als Energieverschwender bekannt ist, dürfte die entstehende Abwärme Lenovos Ingenieuren einiges Kopfzerbrechen bereitet haben. Immerhin ist das Tablet selbst weniger als 12 Millimeter dick, was die Kühlungsmöglichkeiten drastisch einschränkt. Erstaunlicherweise wird der maximale Turbo-Boost-Spielraum zumindest bei angestecktem Tastatur-Dock vollständig ausgeschöpft, was einen ausgezeichneten Score von 2,38 Punkten im Multi-Thread-Test des Cinebench R11.5 (64 Bit) ermöglicht – und zwar sowohl im Netz- als auch im Akkubetrieb.
Doch wie hat der Hersteller das geschafft? Der dahinterstehende Trick ist einfach, aber effektiv: Im Tastatur-Dock wurden zwei kleine Ventilatoren integriert, die die Lüftung des Tablets bei Bedarf verstärken. Ohne deren Unterstützung wird die Turbo-Taktrate auf etwa 1,9 GHz (Volllast) beziehungsweise 2,4 GHz (Belastung eines Kernes) gedrosselt, wodurch die Performance um rund 10 bis 25 Prozent sinkt. Da anspruchsvolle Anwendungen wohl ohnehin zumeist im Notebook-Modus ausgeführt werden, ist dies in unseren Augen kein wirklich schwerwiegender Mangel.
Hinweis: Kurz vor Ende unseres Tests sind wir auf das Problem gestoßen, dass der CPU-Takt nach dem Ab- und Anstecken des Tablets auf Leerlaufniveau (800 MHz) gedrosselt wird. Erst nach einem Neustart steht wieder die volle Leistung zur Verfügung. Wir vermuten ein BIOS-Problem und werden berichten, sobald eine Lösung zur Verfügung steht.
Cinebench R11.5 - CPU Multi 64Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix | |
Lenovo ThinkPad T430u | |
Dell XPS 12 | |
Fujitsu Lifebook T902 |
Massenspeicher
Aufgrund der begrenzten Platzverhältnisse wird das Helix ausschließlich mit SSD-Laufwerken im mSATA-Format angeboten, die je nach Modell eine Kapazität zwischen 128 und 256 GB bieten.
In unserem Testgerät arbeitet eine 180 GB große Intel SSD 525 (Codename Lincoln Crest, Modell SSDMCEAC180A3L), die erst zu Jahresbeginn vorgestellt wurde. Die SSD-525-Serie ist eng verwandt mit der bereits länger erhältlichen SSD 520 im 2,5-Zoll-Formfaktor. Beide setzen auf den Sandforce Controller SF-2281 mit einer Intel eigenen Firmware, der mit 25-Nanometer-Flashbausteinen in MLC-Bauweise kombiniert wird.
Im Ergebnis ist die SSD 525 nahezu genauso schnell wie ihr größeres Schwestermodell und zählt damit zur absoluten Spitzenklasse im SSD-Bereich. Dies gilt nicht nur für die ausgezeichneten sequentiellen Übertragungsraten von bis zu 466 MB/s beim Lesen, sondern auch für die Geschwindigkeit bei kleineren Dateien. Darüber hinaus gelten Intels SSDs als besonders zuverlässig, was die professionelle Ausrichtung des ThinkPads unterstreicht.
System Performance
Die flotte SSD und der recht leistungsstarke Prozessor machen aus dem Helix ein rundum performantes Gesamtpaket. Mit 11.992 Punkten im PCMark Vantage und 4.669 Punkten im PCMark 7 bewegt sich das Convertible auf einem ähnlichen Niveau wie vergleichbar ausgestattete Konkurrenten. Aufgrund seines rein synthetischen Charakters sollte die Aussagekraft des PCMarks allerdings nicht überbewertet werden – wenden wir uns darum lieber den praktischen Eindrücken zu.
Und auch die wissen zu überzeugen: Nachdem Windows 8 in rasanten 10 Sekunden gestartet wurde, ist das System ohne weitere Verzögerungen betriebsbereit. Kurze Ladezeiten und genügend Rechenleistung für Office und die meisten anderen Programme qualifizieren das ThinkPad zum vollwertigen Arbeitsgerät – wäre da nicht der knappe und nicht aufrüstbare Hauptspeicher. 4 GB sind für exzessives Multitasking und Spezialsoftware einfach zu wenig und schmälern zudem die Zukunftssicherheit; unverständlich, warum Lenovo bei einem Kaufpreis von fast 1.700 Euro gerade hier den Rotstift ansetzen musste.
PCMark Vantage Result | 11992 Punkte | |
PCMark 7 Score | 4669 Punkte | |
Hilfe |
Grafikkarte
Auch wenn die Rechenleistung der integrierten HD Graphics 4000 nur einer älteren Low-End-Grafikkarte wie der Radeon HD 6470M entspricht, dürfte die Performance die meisten Käufer zufriedenstellen. So werden Videos flüssig abgespielt oder per Quick Sync in kürzester Zeit transkodiert; viele 3D-Anwendungen werden ebenfalls problemlos bewältigt. Für aufwändige CAD-Konstruktionen oder moderne Spiele ist das Gerät dagegen nicht konzipiert, wie der dürftige 3DMark 11 Score von 604 Punkten beweist. Eine spürbare Leistungssteigerung würde hier ein Upgrade auf die neue Haswell Plattform versprechen, welches aber – wenn überhaupt – frühestens in einigen Monaten zu erwarten ist.
3DMark 06 Standard Score | 3736 Punkte | |
3DMark Vantage P Result | 2644 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 604 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 22125 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 2697 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 369 Punkte | |
Hilfe |
Gaming Performance
Wer dennoch das eine oder andere Spiel auf dem Helix wagen will, muss sich im Regelfall mit minimalen Grafikeinstellungen begnügen. In aktuellen Titeln reichen die Reserven meist nur für 1.024 x 768 Pixel sowie die niedrigste Detailstufe, sofern das Spielvergnügen nicht vollends in einer Ruckelorgie enden soll. Der von Lenovo angepeilten Zielgruppe dürfte das reichlich egal sein, alle anderen greifen besser zu einem größeren Note- oder Ultrabook mit dedizierter Grafiklösung.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Battlefield 3 (2011) | 10.7 | 9 | 7.5 | |
Anno 2070 (2011) | 34.2 | 15.7 | 10.3 | |
Diablo III (2012) | 28.4 | 17.2 | 14 | |
Tomb Raider (2013) | 37.1 | 13.2 | 7.7 | |
BioShock Infinite (2013) | 27.7 | 12.7 | 10.2 |
Geräuschemissionen
Im Gegensatz zu den meisten ARM oder Intel-Atom-Tablets ist das stärkere ThinkPad Helix nicht nur passiv gekühlt, sondern verfügt über gleich mehrere Lüfter im Tablet sowie dem Tastatur-Dock. Im Leerlauf oder bei leichter Office-Arbeit ist von davon zunächst nicht viel zu hören: Meist treten die kleinen Ventilatoren überhaupt nicht in Erscheinung oder arbeiten mit so geringer Drehzahl, dass der entstehende Lärmpegel von 29,6 bis 30,4 dB(A) kaum wahrgenommen wird.
Unter Last ändert sich daran nur wenig: Selbst wenn die Hardware maximal gefordert wird, bleibt das Helix mit höchstens 32,7 dB(A) extrem leise. Selbst deutlich wuchtigere Convertibles wie das ThinkPad X230T oder das Fujitsu Lifebook T902 können da nicht mithalten.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 29.6 / 29.6 / 30.4 dB(A) |
Last |
| 30 / 32.7 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: Voltcraft SL 320 (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Leider wird diese geringe Geräuschkulisse mit recht hohen Gehäusetemperaturen erkauft. Bereits im Leerlauf messen wir Werte von weit über 30 Grad Celsius, die sich vor allem an der rechten Seite des Tablets konzentrieren. Noch deutlich kritischer wird die Situation unter Volllast: 55, 60, 65 °C – so hoch ist unser Thermometer selbst bei energiehungrigen High-End-Geräten selten geklettert. Auch wenn wir einzelne Hot Spots ausklammern, erwärmt sich die Rückseite durchschnittlich auf fast 50 °C. Wer keine Verbrennungen riskieren möchte, kann das Helix nun kaum mehr in den Händen halten.
Dabei gilt es allerdings, ein wenig zu relativieren: In den meisten derartigen Situationen wird man das Gerät inklusive Dock betreiben, sodass der Anwender die extremen Temperaturen nicht direkt zu spüren bekommt – die Tastatur bleibt selbst bei Volllast absolut kalt. Typische Tablet-Anwendungen wie Surfen oder HD-Videos fordern die Hardware dagegen weitaus weniger und begrenzen die Erwärmung auf ein noch immer hohes, aber zumindest erträgliches Ausmaß. Als wider Erwarten relativ unkritisch erweisen sich die Temperaturen im Gehäuseinneren. Nach einstündiger Belastung mit Prime95 und FurMark pendelt sich der Core i5-3317U bei etwa 90 °C ein und hält dabei eine Taktrate von 2,1 bis 2,2 GHz. Auch die Grafikeinheit kann ihren Turbo beinahe ausreizen und erreicht knapp 1.000 MHz. Throttling ist demzufolge auch im Hochsommer nicht zu befürchten.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 55.7 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.3 °C (von 19.6 bis 55.7 °C für die Klasse Convertible).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 67.1 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.8 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 32 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.2 °C.
(-) Die Handballen und der Touchpad-Bereich können sehr heiß werden mit maximal 48.2 °C.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28.1 °C (-20.1 °C).
Lautsprecher
An der Unterkante des Tablets hat der Hersteller zwei kleine Stereolautsprecher integriert, deren Soundqualität uns leider nicht begeistern konnte. Während hohe Frequenzen schrill und überzeichnet wirken, fehlt der Mittel- und Tieftonbereich nahezu komplett. Zudem kann der dürftige Maximalpegel kaum eine Unterhaltung auf Zimmerlautstärke übertönen, was das Soundsystem zu einer Notlösung für einfache Office-Zwecke degradiert. Für Multimedia-Anwendungen empfiehlt sich deshalb der Anschluss externer Lautsprecher, die per Headset-Ausgang oder Mini-DisplayPort (ggf. weitere Adapter, z. B. auf HDMI, notwendig) angesteckt werden können.
Energieaufnahme
Entsprechend seiner sparsamen ULV-Hardware gibt sich unser Kandidat im Leerlauf mit einer Leistungsaufnahme von 7,9 bis 11,5 Watt zufrieden. Dies ist zwar etwas mehr als bei den besten Ultrabooks, in Anbetracht der guten Ausstattung sowie des hellen IPS-Displays aber durchaus akzeptabel.
Ähnlich vorbildlich präsentiert sich das ThinkPad unter Volllast. Hier steigt der Verbrauch auf 29,2 bis 34,6 Watt an, was knapp unter den Werten von Rivalen wie dem Microsoft Surface Pro liegt. Das mitgelieferte 45-Watt-Netzteil erscheint demzufolge ausreichend dimensioniert.
Aus / Standby | 0.1 / 0.3 Watt |
Idle | 7.9 / 10.3 / 11.5 Watt |
Last |
29.2 / 34.6 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Frei nach dem Motto "Klotzen statt Kleckern" verfügt das Helix über gleich zwei Akkus, die eine Gesamtenergie von stattlichen 70 Wh speichern. Im Tablet selbst wurde ein 3-Zellen-Akku mit 42 Wh verbaut, der eine Laufzeit von über 5 Stunden ermöglichen soll. Hinzu kommen weitere 28 Wh des Tastatur-Docks, die diese Zeitspanne auf bis zu 8 Stunden verlängern – so zumindest die Herstellerangabe. Wie bei entsprechenden Konkurrenzmodellen wird immer zuerst der Akku im Dock entladen.
Mit einem Ergebnis von 9 Stunden und 19 Minuten im Battery Eater Readers Test (minimale Helligkeit, Energiesparmodus, Funkmodule aus) kommt das ThinkPad dem Versprechen Lenovos immerhin nahe. Wirklich praxisnah ist ein derartiges Leerlaufszenario allerdings ohnehin nicht.
Bei aktiviertem WLAN und angepasster Displayhelligkeit (rund 150 cd/m²) kann der Anwender stattliche 7 Stunden und 18 Minuten im Internet surfen, bis die Reserven des Akkus erschöpft sind. Wer die Anzeige noch etwas stärker dimmt oder gelegentlich ganz ausschaltet, sollte damit problemlos über einen kompletten 8-Stunden-Arbeitstag kommen.
Selbst bei voller Belastung im Battery Eater Classic Test (maximale Helligkeit, Höchstleistung, Funkmodule an) hält unser Testkandidat noch 3 Stunden und 20 Minuten abseits der Steckdose durch. All diese Werte gelten für die Verwendung beider Akkus – wer das Tablet einzeln nutzt, sollte mit einem Rückgang um rund 40 Prozent rechnen. Praktisch: Das Tablet muss nicht zwangsläufig über das Dock geladen werden, sondern verfügt auch über einen eigenen Netzteilanschluss.
Das neue ThinkPad Helix präsentiert sich als stimmige Erweiterung des bestehenden Produktportfolios von Lenovo – und wirft gleichzeitig die Frage auf: Warum erst jetzt? Das zugrundeliegende Konzept, auch ohne angeschlossenes Tastatur-Dock über ein vollwertiges x86-Tablet zu verfügen, erweist sich als unschätzbarer Mobilitätsvorteil: Kein Convertible herkömmlicher Bauart ist bei Bedarf so leicht und kompakt.
Auch die technische Umsetzung ist Lenovo über weite Strecken glänzend gelungen. In bewährter ThinkPad Manier punktet das Helix mit ausgezeichneter Verarbeitung, tollen Eingabegeräten und einem leisen Betriebsgeräusch. Ebenso überzeugt das kontrastreiche, strahlend helle und blickwinkelstabile FullHD-Display, welches sowohl per Finger als auch mittels Digitizer-Stift bedient werden kann.
Gleichwohl gibt es einige Details, die Lenovo noch überarbeiten sollte. Der nur 4 GB große Arbeitsspeicher erscheint uns für anspruchsvolle Software zu knapp bemessen und kann zudem nicht erweitert werden. Dies gilt übrigens für das gesamte Gerät – die Aufrüst- und Anschlussoptionen sind im Vergleich zu anderen ThinkPads stark eingeschränkt. Neben den unangenehm hohen Gehäusetemperaturen unter Last ist dies einer der wenigen wirklichen Kritikpunkte.
Insgesamt können wir dennoch resümieren, dass Lenovo mit dem Helix ein gleichermaßen innovatives wie überzeugendes Produkt auf die Beine gestellt hat. Leider hat all das auch seinen Preis: Bereits unsere Einstiegskonfiguration schlägt mit happigen 1.700 Euro zu Buche, für das Topmodell mit Core-i7-Prozessor, 8 GB RAM und 256-GB-SSD werden gar knapp 2.000 Euro fällig. Ein Schnäppchen ist das zwar nicht unbedingt, angesichts des Gebotenen aber auch keine überzogene Forderung.