Test Lenovo ThinkPad Helix 2 Convertible/Tablet
Wer sich für ein ThinkPad entscheidet, legt Wert auf ein solides und verlässliches Arbeitsgerät – auf kurzlebige Trends und neumodischen Chic darf hingegen gerne verzichtet werden.
Bewährtes zu schätzen, bedeutet jedoch nicht, Innovationen generell abzulehnen. Das vor gut eineinhalb Jahren vorgestellte ThinkPad Helix hatte davon jedenfalls so einige zu bieten, zählte es doch zu den ersten wirklich praxistauglichen 2-in-1-Notebooks für Profianwender. Trotz des insgesamt überzeugenden Konzeptes mussten wir damals allerdings auch den einen oder anderen Kritikpunkt anmerken, beginnend bei der recht hohen Wärmeentwicklung bis hin zu dem sehr selbstbewussten Kaufpreis.
Das neue Lenovo ThinkPad Helix 2 will nun alles (noch) besser machen. Dafür musste die angestaubte Ivy-Bridge-Basis der sparsamen Core-M-Plattform weichen, die endlich eine komplett passive Kühlung und noch kompaktere Abmessungen ermöglicht. Hinzu kommen 4 oder 8 GB LPDDR3-RAM, eine 128 bis 512 GB große SSD sowie optional ein integriertes LTE-Modul. Einheitlich für alle Modelle ist das 11,6-Zoll-Display mit Full-HD-Auflösung, dem ein Digitizer-Stift von Wacom beiliegt.
Preislich liegt unser recht gut ausgestattetes Testgerät (Core M-5Y71, 8 GB RAM, 256 GB SSD, LTE) bei etwa 1.300 Euro ohne Tastatur-Dock, Letzteres schlägt mit weiteren 90 (Standard-Keyboard) respektive 280 Euro (Pro-Keyboard) zu Buche. Dies entspricht etwa dem Niveau eines vergleichbar konfigurierten Microsoft Surface Pro 3.
Gehäuse
Äußerlich präsentiert sich das Chassis des Helix 2 als komplette Neukonstruktion, wenngleich Lenovo das eine oder andere Designmerkmal des Vorgängers übernommen hat. ThinkPad typisch dominiert vor allem matt-grauer Kunststoff (PC/ABS) die Optik, während im Inneren Aluminium die Konstruktion zusätzlich verstärken soll. Zum Schutz der verspiegelten Displayoberfläche setzt der Hersteller auf besonders widerstandsfähiges Corning Gorilla Glas. Insgesamt ergeben sich so ein für Größe und Leistungsfähigkeit durchaus respektables Kampfgewicht von 790 Gramm sowie lediglich 9,6 Millimeter Gehäusedicke.
Leider entsprechen Stabilität und Verarbeitung unseres Testsamples nicht ganz dem Niveau, welches man in dieser Produkt- und Preisklasse eigentlich erwarten würde. Mit moderatem Kraftaufwand lässt sich das Tablet leicht verwinden und gibt dabei dezente Knarzgeräusche von sich – auch wenn die Nutzbarkeit dadurch nicht eingeschränkt wird, stärkt dies nicht gerade das Vertrauen in die Produktqualität. Hinzu kommen erkennbare Spaltmaße zwischen Display und Rahmen, in denen sich mit der Zeit leicht Staub ansammelt. Beim Vergleich mit der Konkurrenz aus Redmond bleiben dem Helix-Käufer darum nur neidische Blicke – diesbezüglich hat Microsoft eindeutig das hochwertigere Gerät abgeliefert.
Wirklich produktiv nutzen lässt sich das ThinkPad erst mit einem dazu passenden Keyboard Dock. Lenovo hat hier zwei verschiedene Modelle im Programm: Während das teurere "Ultrabook Pro Keyboard" einen zusätzlichen 26-Wh-Akku und verstellbare Displayscharniere integriert, ist das von uns getestete "Ultrabook Keyboard" kaum mehr als eine ansteckbare Tastatur. Der Winkel zwischen Tablet und Dock lässt sich dabei nur eingeschränkt variieren – zur Auswahl stehen lediglich ein normaler Betriebsmodus (Anstellwinkel etwa 120 Grad) sowie die Möglichkeit, das Helix für den Transport flach auf die Tastatur zu legen. Leider wirkt die Verbindung zwischen beiden Teilen nicht sonderlich stabil, da das Tablet nur relativ lose in einer dafür vorgesehenen Vertiefung des Docks eingehakt wird.
Ausstattung
Neben einem einzelnen USB-3.0-Port (Full-Size), der sich unter einer Abdeckung an der rechten Gehäuseseite versteckt, hat das Helix 2 lediglich die übliche Headset-Buchse, einen Micro-HDMI-Ausgang sowie einen MicroSD-Kartenleser zu bieten. In den Genuss eines zweiten USB-Anschlusses kommen Käufer des Keyboard Docks, bei der Pro-Version ist darüber hinaus noch ein Mini-DisplayPort mit an Bord. In der Praxis bedeutet das: Ohne zusätzlichen USB-Hub und diverse Adapter lässt sich das ThinkPad kaum als vollwertiges Notebook einsetzen – das ist bei einem Venue 11 Pro oder Surface Pro 3 allerdings nicht anders.
Kommunikation und Kameras
Im Bereich der drahtlosen Kommunikationsstandards fährt Lenovo nahezu alles auf, was derzeit gut und teuer ist: Standardmäßig kommt das Helix mit einem High-End-Funkmodul von Intel daher (Wireless-AC 7265), welches sowohl Bluetooth 4.0 als WLAN nach IEEE 802.11a/b/g/n/ac beherrscht. Der Dual-Band- (2,4 und 5 GHz) und Dual-Stream-fähige (2x2 TX/RX) Adapter konnte im Test mit guter Reichweite und beachtlichen Übertragungsgeschwindigkeiten punkten. Des Weiteren verbaut der Hersteller bei einigen Konfigurationen ein modernes WWAN-Modem (Sierra Wireless EM7345, LTE Cat. 3), sodass auch unterwegs ein schneller Internetzugang zur Verfügung steht.
Mit 2,0 Megapixeln löst die Frontkamera des Tablets etwas höher als bei den meisten Notebooks auf, was sich sogleich in einer merklich detailreicheren Darstellung widerspiegelt. Noch etwas besser schneidet der rückwärtige 5,0-Megapixel-Sensor (Autofokus, kein LED-Blitz) ab, ohne jedoch einem aktuellen Smartphone Paroli bieten zu können. Ein Extralob gibt es für die Integration von gleich drei Mikrofonen, die zusammen für perfekt verständliche Sprachaufnahmen sorgen.
Sicherheit
In puncto Sicherheitsausstattung muss sich das Helix 2 nicht vor anderen ThinkPads verstecken: Neben dem Fingerabdruckscanner auf der Rückseite verfügt das Tablet auch über ein Trusted Platform Module (TPM) und unterstützt wichtige Techniken wie Intel vPro und AMT (nicht in Verbindung mit dem Core M-5Y10) sowie den Diebstahlschutz Anti-Theft/Computrace. BIOS und Systemstart können bei Bedarf per Passwort gesichert werden.
Zubehör
Zum Lieferumfang des Gerätes gehört nicht nur das passende Netzteil sowie ein kleines Broschürenpaket, sondern auch ein aktiver Eingabestift (Stylus) von Wacom, auf den wir an späterer Stelle noch genauer eingehen werden. Hinzu kommen weitere Beigaben in Softwareform; darunter vor allem diverse System-Tools, die dem Nutzer bei Verwaltungsaufgaben (Backups, Software Updates, Hardware-Überprüfung) behilflich sein sollen. Bei dem vorinstallierten Virenschutz Norton Internet Security handelt es sich leider nur um eine Testversion, deren Lizenz nach 30 Tagen ausläuft.
Wartung
Mangels sichtbarer Schrauben besteht auch für versierte Anwender keine Möglichkeit, das Gehäuse ohne größeren Aufwand zu Wartungs- oder Aufrüstzwecken zu öffnen.
Garantie
Zumindest hierzulande spendiert Lenovo dem Helix 2 stets 36 Monate Garantie, längere Laufzeiten können wie üblich gegen Aufpreis hinzugebucht werden. Die entsprechenden Konditionen sind nach Eingabe der Seriennummer direkt auf der Hersteller-Website ersichtlich: So kostet beispielsweise ein Upgrade auf insgesamt 4 Jahre je nach Service-Umfang (z. B. Vor-Ort-Reparatur) zwischen 55 und 210 Euro.
Eingabegeräte
Tastatur-Dock
Mit einer Masse von rund 530 Gramm erweist sich das Helix Ultrabook Keyboard nicht gerade als Leichtgewicht – dafür erhält man allerdings auch ein absolut vollwertiges und stabiles Eingabegerät. Tastenanordnung, Größe und Hub unterscheiden sich kaum von einer normalen ThinkPad Tastatur, die gemeinhin als eine der besten auf dem Markt zählt. Und das zu Recht: Der knackige Anschlag und das exakte Feedback machen auch das Verfassen umfangreicher Schriftstücke zu einer wahren Freude. Schade nur, dass Lenovo auf eine praktische Hintergrundbeleuchtung verzichtet hat.
Etwas weniger euphorisch fällt unser Urteil bezüglich des zugehörigen Touchpads aus. Dies liegt vor allem an dessen viel zu kleinen Abmessungen – dem Anwender stehen gerade einmal 9,0 x 4,5 Zentimeter Eingabefläche zur Verfügung. Vermutlich hat Lenovo deshalb viele Multitouch-Gesten wie Pinch-to-Zoom deaktiviert. 2-Finger-Scrolling funktioniert auf der sehr gleitfreudigen Oberfläche dagegen recht gut, und auch die Präzision überzeugt.
Wie bei allen neueren ThinkPads gibt es auch beim Helix 2 keine dedizierten Maustasten mehr, stattdessen erfolgen Klicks per direktem Druck auf die entsprechende Seite des Pads. Dabei kommt es leider des Öfteren zu unbeabsichtigten Bewegungen des Zeigers, sodass man sein eigentlich angepeiltes Ziel verfehlt. Erst mit etwas Übung lernt man, diese Eigenart zu meistern – zwei eigene Tasten wären aber in jedem Fall die bessere Lösung gewesen.
Touchscreen und Stylus
Obwohl der kapazitive 10-Finger-Touchscreen sämtliche Nutzereingaben verzögerungsfrei und präzise umsetzt, lassen sich typische Desktop-Programme damit doch eher schlecht als recht bedienen. Die Lösung: Ein aktiver Stylus, dessen feine Spitze auch kleinste Schaltflächen zielsicher trifft. Dem Helix liegt darum ein entsprechender Digitizer des Hersteller Wacom bei, der sogar verschiedene Druckstufen interpretieren kann (vermutlich 256 Abstufungen). Wird der Stift nicht benötigt, kann er in einem passenden Fach seitlich am Dock verstaut werden; am Tablet selbst fehlen leider entsprechende Befestigungsmöglichkeiten.
Nach erfolgter Kalibrierung arbeitet der Stylus im mittleren Bildbereich bis auf wenige Zehntelmillimeter genau, am Rand können die Abweichungen auf ein bis zwei Millimeter anwachsen. Sobald sich der Stift dem Display nähert, blendet Windows als Zielhilfe automatisch ein kleines Fadenkreuz ein, sodass diese minimalen Abweichungen im Alltag nicht weiter ins Gewicht fallen. Rechtsklicks können mit einer kleinen Taste an der Seite des Digitizers ausgelöst werden.
Display
Lenovo verzichtet darauf, verschiedene Display-Optionen für das Helix 2 anzubieten und verbaut stets ein 11,6 Zoll großes Full-HD-Panel mit 1.920 x 1.080 Bildpunkten. Die sich daraus ergebende Pixeldichte von 190 ppi bildet in unseren Augen einen sinnvollen Kompromiss zwischen Herstellungskosten und Schriftgröße auf der einen, sowie Arbeitsfläche und Schärfe der Darstellung auf der anderen Seite. Zum Vergleich: Das höher auflösende, aber auch etwas größere Surface Pro 3 (12", 2.160 x 1.440 Pixel) kommt auf 216 ppi, beim etwas kleineren Venue 11 Pro (10,8", 1.920 x 1.080 Pixel) sind es noch 204 ppi.
Laut Datenblatt soll die Anzeige eine Maximalhelligkeit von 370 cd/m² erreichen, verfehlt diese Vorgabe nach unseren Messungen jedoch knapp. Dennoch: Auch die real ermittelten 342 cd/m² sind aller Ehren wert und müssen sich nicht vor der Konkurrenz von Dell (357 cd/m²) oder Microsoft (338 cd/m²) verstecken. Da man in Innenräumen selten mehr als 150 cd/m² benötigt, empfiehlt es sich, das Backlight um etwa 4 Stufen zu dimmen (158 cd/m²) oder aber den integrierten Helligkeitssensor zu aktivieren. Besonders hervorheben wollen wir außerdem die sehr gleichmäßige Ausleuchtung ohne störende Lichthöfe oder sonstige Bildfehler.
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Ausleuchtung: 86 %
Helligkeit Akku: 365 cd/m²
Kontrast: 1109:1 (Schwarzwert: 0.329 cd/m²)
ΔE Color 4.37 | 0.5-29.43 Ø4.91
ΔE Greyscale 2.8 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.3
Lenovo ThinkPad Helix 2 HD Graphics 5300, 5Y71, Toshiba THNSFJ256GDNU 256 GB | Dell Venue 11 Pro 7140 HD Graphics 5300, 5Y10a, Sandisk X110 M.2 SD6SP1M-128G | Microsoft Surface Pro 3 HD Graphics 4400, 4300U, Hynix HFS128G3MNM | Toshiba Portege Z10t-A2111 HD Graphics 4200, 4610Y, Samsung PM851 Series MZMTE256HMHP | |
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Display | ||||
Display P3 Coverage | 63.6 | 46.17 | ||
sRGB Coverage | 88.8 | 65.2 | ||
AdobeRGB 1998 Coverage | 65.6 | 48 | ||
Bildschirm | -15% | -20% | -53% | |
Helligkeit Bildmitte | 365 | 386 6% | 355.3 -3% | 331.1 -9% |
Brightness | 342 | 357 4% | 338 -1% | 315 -8% |
Brightness Distribution | 86 | 84 -2% | 91 6% | 70 -19% |
Schwarzwert * | 0.329 | 0.4 -22% | 0.33 -0% | 0.511 -55% |
Kontrast | 1109 | 965 -13% | 1077 -3% | 648 -42% |
Delta E Colorchecker * | 4.37 | 3.71 15% | 4.72 -8% | 14.29 -227% |
Delta E Graustufen * | 2.8 | 5.4 -93% | 6.53 -133% | 3.03 -8% |
Gamma | 2.3 96% | 2.33 94% | 2.17 101% | 1.96 112% |
CCT | 6595 99% | 6666 98% | 6707 97% | 6525 100% |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 59.37 | 44 | ||
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | -15% /
-15% | -20% /
-20% | -53% /
-53% |
* ... kleinere Werte sind besser
Wie die meisten Tablets (einige Low-End-Modelle ausgenommen) setzt auch das Helix 2 auf ein hochwertiges IPS-Panel, genauer gesagt ein LG LD116WF1-SPN2. Dessen satter Schwarzwert sorgt für ein hervorragendes Kontrastverhältnis von 1.109:1, welches durch die verspiegelte Displayoberfläche subjektiv sogar noch verstärkt wird. Von der plastischen und kräftigen Darstellung profitieren nicht nur Fotos und Filme, auch im Office-Betrieb lernt man die Vorzüge des kontrastreichen Bildes schnell zu schätzen.
Auf die sonst übliche Farbkalibrierung müssen wir in diesem Test aufgrund von Software-Problemen leider verzichten, doch erweist sich das Display bereits ab Werk als recht gut eingestellt: Ausgewogene RGB-Balance, geringe Graustufenabweichungen (Delta E 2,8), ordentliche Farbwiedergabe (Delta E 4,4) – wer nicht gerade täglich mit Photoshop & Co. hantiert, dürfte zufrieden sein. Andernfalls bleibt immer noch die Möglichkeit, auf einen externen Monitor auszuweichen.
Im Außeneinsatz hadert das ThinkPad vor allem mit seinem reflektierenden Glare-Type-Display. Selbst bei maximaler Helligkeit kann das LED-Backlight nicht verhindern, dass der Anwender anstelle des Bildinhaltes vor allem sich selbst beziehungsweise die Umgebung zu sehen bekommt. Dieses Problem ist bei einem Touchscreen mit Glasoberfläche allerdings hausgemacht und betrifft sämtliche Kontrahenten in gleicher Weise. Versucht man, das Tablet nach Möglichkeit im Schatten zu betreiben, kann man sich mit diesem Problem aber meist arrangieren.
Während ein typisches TN-Panel nur bei absolut senkrechter Betrachtung einen unverfälschten Bildeindruck abliefert, reagiert ein IPS-Panel weit weniger stark auf schräge Blickwinkel. Diese lassen sich beim Helix 2 schon deshalb kaum vermeiden, weil das Tablet in Verbindung mit dem preiswerten Tastatur-Dock nur in einer einzigen Position aufgestellt werden kann. Da es aber erst bei Abweichungen von deutlich über 70 Grad zu nennenswerten Farb- und Kontrastveränderungen kommt, ergeben sich in der Praxis keinerlei Einschränkungen.
Leistung
Der Intel Core M-5Y71 repräsentiert das derzeitige Topmodell innerhalb der besonders sparsamen Core-M-Familie, deren Ableger mit einer TDP von lediglich 4,5 Watt antreten. Dank hochmoderner 14-Nanometer-Fertigung erreichen die beiden Broadwell Kerne dennoch beachtliche 1,2 bis 2,9 GHz, sofern Leistungsaufnahme und Temperaturentwicklung dies zulassen. Auch auf diverse Features wie Hyper-Threading (parallele Bearbeitung von bis zu 4 Threads) oder AES-NI (beschleunigt Kryptographie-Anwendungen) muss der Anwender nicht verzichten.
Sämtliche Grafikberechnungen übernimmt die integrierte HD Graphics 5300. Mit 300 bis 900 MHz taktet die GPU etwas langsamer als die HD Graphics 5500 der "normalen" ULV-CPUs mit 15 Watt TDP, bietet aber die gleiche Anzahl an Hardware-Einheiten (24 Execution Units) und unterstützt ebenfalls den aktuellen DirectX-11.2-Standard.
Angesichts des nicht aufrüstbaren Speichers erscheint es ratsam, gleich zu einem Modell mit 8 GB LPDDR3-1600-RAM und 256-GB-SSD zu greifen. Die in einigen Ländern erhältliche Einstiegskonfiguration mit 4 GB RAM und 128 GB Speicherplatz mag zwar etwas günstiger sein, könnte jedoch langfristigen Nutzungsambitionen im Wege stehen.
Prozessor
Genau wie die meisten anderen Core-M-Geräte begnügt sich das Helix 2 mit einem rein passiven Kühlsystem – die entstehende Abwärme wird allein über Vorder- und Rückseite des Gehäuses abgegeben. Der prinzipiell üppige Turbo-Boost-Spielraum steht darum nur für wenige Sekunden vollständig zur Verfügung, danach fällt der Chip auf deutlich niedrigere Frequenzen zurück.
Am Beispiel des Cinebench R11.5 wollen wir dieses Verhalten nun noch einmal etwas genauer untersuchen. Den Single-Thread-Test beginnt der Prozessor mit rund 2,8 GHz (9,3 W), bis der Takt nach etwa 30 Sekunden auf 2,2 GHz (6,0 W) absinkt. Ähnlich verhält sich die CPU bei Multi-Thread-Belastung, wo wir 2,6 GHz (13,3 W) direkt nach dem Start und 1,7 GHz (6,0 W) im weiteren Verlauf des Benchmarks beobachteten. Offensichtlich hat Lenovo die TDP des Core M-5Y71 auf 6,0 Watt angehoben, was die vergleichsweise gute Performance erklärt.
Betreibt man das Helix 2 ohne Tastatur-Dock, regelt der Prozessor bereits bei 4,5 Watt ab. Infolgedessen gehen die dauerhaft möglichen Taktraten merklich zurück (1,8 GHz Single-Threading, 1,4 GHz Multi-Threading), was Performance-Einbußen von bis zu 20 Prozent nach sich zieht. Dieses Verhalten lässt sich unabhängig von Netz- oder Akkubetrieb beobachten.
Cinebench R15 | |
CPU Single 64Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
CPU Multi 64Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 |
Massenspeicher
Die in unserem Testgerät verbaute 256-GB-SSD stammt von Toshiba und trägt die Bezeichnung THNSFJ256GDNU. Mutmaßlich handelt es sich hierbei um die M.2-Version der TOSHIBA Q Series Pro, die auf einem Marvell Controller (88SS9187) und MLC-NAND in 19-Nanometer-Fertigung basiert.
Am Ende zählt natürlich wie immer die Performance – und die kann sich durchaus sehen lassen: Neben der soliden sequentiellen Lese- (474 MB/s) und Schreibgeschwindigkeit (216 MB/s) stechen vor allem die Ergebnisse beim mehrfach parallelen Zugriff auf kleine 4K-Dateien positiv hervor. Insgesamt kann man die Wahl des Datenträgers somit als gelungen bezeichnen, wenngleich nicht auszuschließen ist, das Lenovo im Verlauf der Produktion auch auf SSDs anderer Hersteller zurückgreift.
System Performance
Klar: Mit seinem sparsamen Core-M-Prozessor hat das Helix 2 keine Chance, das Leistungsniveau eines aktiv gekühlten Surface Pro 3 mit 15-Watt-CPU zu erreichen. Gleichwohl sind wir erstaunt, wie marginal die Differenzen im Alltag letztlich ausfallen. Durch seinen mächtigen Turbo Boost fängt das ThinkPad kurzzeitige Lastspitzen ebenso souverän wie ein weit größeres Ultrabook ab, erst bei längerer Volllast gehen Taktraten und Performance speziell im Tablet-Modus merklich zurück. Für anspruchsvolle Renderings oder Simulationen wurde das Gerät allerdings ohnehin nicht konzipiert.
Die beeindruckende Ansprechfreudigkeit des Systems ist nicht zuletzt auch der schnellen SSD zu verdanken. Systemstart und Ladezeiten profitieren enorm von den rasanten Zugriffszeiten des Flashspeichers – ein solcher gehört jedoch auch bei Dell und Microsoft zur Standardausstattung.
PCMark 7 - Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Microsoft Surface Pro 3 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Lenovo ThinkPad Helix |
PCMark 8 | |
Home Score Accelerated v2 (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Creative Score Accelerated v2 (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Work Score Accelerated v2 (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 |
PCMark 7 Score | 4602 Punkte | |
PCMark 8 Home Score Accelerated v2 | 2690 Punkte | |
PCMark 8 Creative Score Accelerated v2 | 3090 Punkte | |
PCMark 8 Work Score Accelerated v2 | 3806 Punkte | |
Hilfe |
Grafikkarte
In Anbetracht des begrenzten Power-Budgets sind von der integrierten HD Graphics 5300 keine Leistungswunder zu erwarten. Tatsächlich ordnet sich die Grafikeinheit nur etwa zwischen der älteren HD Graphics 4200 (Haswell, 11,5 Watt) und HD Graphics 4400 (Haswell, 15 Watt) ein und unterliegt damit jeder dedizierten Low-End-GPU der vergangenen zwei bis drei Jahre.
Dennoch ist die HD 5300 für alle relevanten Aufgaben gut gerüstet: Für eine butterweiche Darstellung von Windows und einfachen 3D-Anwendungen reichen die Reserven allemal, zudem meistert der Chip die Wiedergabe hochauflösender 4K-Trailer (H.264-Codec, 100 Mbit/s) mit minimaler CPU-Belastung. Zum En- und Transcodieren von Videos greift man am besten auf die erneut verbesserte Quick-Sync-Einheit zurück, andere Berechnungen (beispielsweise diverse Photoshop Funktionen) können per OpenCL-API beschleunigt werden.
3DMark 11 - 1280x720 Performance GPU (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Microsoft Surface Pro 3 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Lenovo ThinkPad Helix |
3DMark | |
1280x720 Ice Storm Standard Graphics (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Lenovo ThinkPad Helix | |
1280x720 Cloud Gate Standard Graphics (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Lenovo ThinkPad Helix | |
1920x1080 Fire Strike Graphics (nach Ergebnis sortieren) | |
Lenovo ThinkPad Helix 2 | |
Dell Venue 11 Pro 7140 | |
Toshiba Portege Z10t-A2111 | |
Lenovo ThinkPad Helix |
3DMark 06 Standard Score | 4686 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 753 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 35119 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 3522 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 450 Punkte | |
Hilfe |
Gaming Performance
Wer trotz der bescheidenen 3D-Leistung nicht gänzlich auf Spiele verzichten möchte, sollte sich auf ältere oder weniger anspruchsvolle Titel wie Dota 2 beschränken. Das beliebte Action-RTS wird zumindest in niedrigen bis mittleren Einstellungen flüssig dargestellt, wohingegen moderne Grafik-Kracher à la Assassin's Creed Unity oder Ryse: Son of Rome selbst bei minimalen Details kaum über einstellige Frameraten hinauskommen. Diese und viele weitere Gaming Benchmarks der HD Graphics 5300 können in unserer Datenbank nachgeschlagen werden.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Tomb Raider (2013) | 35.9 | 18.8 | 12.6 | |
BioShock Infinite (2013) | 27.1 | 15 | 12.6 | 3.9 |
Dota 2 (2013) | 50.9 | 28.6 | ||
Fifa 15 (2014) | 28.2 | 21.2 |
Emissionen
Geräuschemissionen
Anders als der Vorgänger kommt das Helix 2 gänzlich ohne Lüfter aus und arbeitet somit praktisch lautlos. Hält man das Gerät direkt ans Ohr, lässt sich zwar ein leises elektrisches Summen wahrnehmen, welches bei typischer Nutzung – das heißt aus einem Abstand von mehr als 30 Zentimetern – jedoch nicht mehr zu hören ist.
Temperatur
Dank ausgefeilter Energiesparfunktionen lassen sich moderne CPUs im Leerlauf meist ohne Probleme passiv kühlen. Doch wie verhält sich das Gerät unter Volllast? Auch hier können wir beruhigen: Mehr als handwarm wird das ThinkPad selbst in Extremsituationen nicht. Zudem haben wir unseren Test mit angeschlossenem Dock durchgeführt; betreibt man das Tablet einzelnen, regelt der Prozessor wie zuvor beschrieben schon bei 4,5 statt 6,0 Watt Leistungsaufnahme ab, sodass die Temperaturen nochmals niedriger ausfallen.
Als ebenso unkritisch erweist sich die Erwärmung der Hardware im Gehäuseinneren. Nach einstündiger Belastung mit Prime95 und FurMark pendelt sich der Core M bei etwa 75 °C ein, 20 K unter dem von Intel spezifizierten Maximalwert (95 °C). Das CPU (800 MHz) und GPU (300 MHz) dennoch stark throtteln, ist allein auf das vollständig ausgeschöpfte Power-Budget zurückzuführen.
(±) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 42.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.4 °C (von 19.6 bis 60 °C für die Klasse Convertible).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 42.3 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.8 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 29.1 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30.3 °C.
(±) Die Handballen und der Touchpad-Bereich können sehr heiß werden mit maximal 37.5 °C.
(-) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 28 °C (-9.5 °C).
Lautsprecher
Im Vergleich mit vielen anderen Tablets überraschen die rückwärtig abstrahlenden Stereolautsprecher mit ihrem recht ausgewogenen und voluminösen Sound. Einzig die mageren Pegelreserven enttäuschen ein wenig, schon in mittelgroßen Räumen muss der Lautstärkeregler voll aufgedreht werden. Alternativ besteht wie immer die Möglichkeit, per Klinkenbuchse externe Boxen oder Kopfhörer anzuschließen.
Energieverwaltung
Energieaufnahme
Abhängig von Energiesparplan, Displayhelligkeit und aktivierten Funkmodulen begnügt sich das Helix 2 bei ruhendem Windows Desktop mit gerade einmal 2,0 bis 6,6 Watt – eine gewaltige Verbesserung gegenüber dem Vorgänger, der unter identischen Bedingungen zwischen 7,9 und 11,5 Watt benötigte. Generell glänzt die Core-M-Plattform mit hervorragenden Verbrauchswerten, wie auch das Dell Venue 11 Pro (2,0-6,2 Watt) beweist.
Unter Last steigt die Leistungsaufnahme auf etwa 17 Watt an, wobei es kaum einen Unterschied macht, ob ein simpler CPU-Benchmark oder unser extrem forderner Stresstest ausgeführt wird. Der Broadwell Chip steuert seine Taktraten ohnehin in Abhängigkeit vom aktuellen Verbrauch und gestattet lediglich kurzzeitige TDP-Überschreitungen. Im Test konnten wir Spitzenwerte von bis zu 30 Watt beobachten, die das 36-Watt-Netzteil jedoch problemlos bewältigt.
Aus / Standby | 0 / 0.4 Watt |
Idle | 2 / 6 / 6.6 Watt |
Last |
17.6 / 29.7 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Extech Power Analyzer 380803 |
Akkulaufzeit
Der im Tablet integrierte Lithium-Polymer-Akku wurde von Lenovo leicht verkleinert und fasst nun nur noch 35 Wh (zuvor 42 Wh). Hinzu kommen weitere 26 Wh im Falle des optionalen Ultrabook-Pro-Keyboards, wohingegen das hier getestete Non-Pro-Keyboard keinen eigenen Akku besitzt.
Die effiziente Broadwell Plattform holt das Maximum aus den begrenzten Energiereserven heraus und verhilft dem Helix 2 so zu Laufzeiten von bis zu 16 Stunden und 4 Minuten. Der Battery Eater Reader's Test simuliert dabei ein Leerlauf-Szenario und wird von uns im Energiesparmodus bei minimaler Helligkeit und deaktivierten Funkmodulen durchgeführt.
Ein Indiz für die praxisnahe Ausdauer des Gerätes liefern unsere WLAN- und H.264-Tests. Bei angepasster Displayhelligkeit (rund 150 cd/m²) kann der Anwender etwa 6 bis 7 Stunden Surfen oder Videos schauen, bis die Reserven des Akkus erschöpft sind.
Wird die Rechenleistung des ThinkPads im Battery Eater Classic Test vollständig abgefordert, geht die Laufzeit auf noch immer respektable 3 Stunden und 17 Minuten zurück. An die gut 4 Stunden eines Dell Venue 11 Pro kommt unser Kandidat folglich nicht ganz heran, allerdings profitierte dieses in unserem Test von seinem Tastatur-Dock mit Zweitakku.
Lenovo ThinkPad Helix 2 35 Wh | Microsoft Surface Pro 3 58 Wh | Dell Venue 11 Pro 7140 42 Wh | Lenovo ThinkPad Helix 70 Wh | |
---|---|---|---|---|
Akkulaufzeit | 1% | 16% | -10% | |
Idle | 964 | 1096 14% | 777 -19% | 559 -42% |
H.264 | 360 | |||
WLAN (alt) | 396 | 504 27% | 562 42% | 438 11% |
Last | 197 | 124 -37% | 244 24% | 200 2% |
Fazit
Mit dem ThinkPad Helix 2 hat Lenovo die Grundidee der ersten Generation konsequent weiterentwickelt: Tablet und Business-Notebook - vereint in einem einzigen Gerät. Was vor knapp zwei Jahren mit der damals verfügbaren Hardware jedoch noch allerlei Kompromisse erfordert hat, wirkt nun dank neuer CPU-Plattform deutlich runder.
Der sparsame Core M-5Y71 besticht nicht nur mit seiner passiven Kühlbarkeit, sondern auch soliden Leistungswerten, die für sämtliche Office- und Multimedia-Anwendungen mehr als ausreichen. Zudem wirkt sich die gesteigerten Energieeffizienz positiv auf die Laufzeiten aus – schon der integrierte 35-Wh-Akku hält in der Praxis locker 6 Stunden und länger durch. Noch mehr Ausdauer verspricht das optionale Ultrabook Pro Keyboard, welches mit Zweitakku, Trackpoint und flexiblen Displayscharnieren aber fast 200 Euro mehr als die hier getestete Non-Pro-Variante kostet.
Damit wären wir auch schon bei einem der größten Kritikpunkte: dem Preis. Fast 1.400 Euro müssen derzeit für unsere Testkonfiguration bezahlt werden, was ungeachtet der üppigen Ausstattung (8 GB RAM, 256-GB-SSD, LTE) recht happig erscheint. Dies gilt umso mehr, als dass Verarbeitung und Gehäusestabilität dem selbstgestellten Premium-Anspruch nur bedingt gerecht werden. Immerhin tröstet die gewohnt hervorragende ThinkPad Tastatur ein wenig über die eine oder andere Schwäche hinweg.
Bleibt uns zum Abschluss noch der kurze Blick auf die Konkurrenz: Kaufinteressenten sollten sich insbesondere das schon mehrfach erwähnte Dell Venue 11 Pro sowie das Microsoft Surface Pro 3 genauer anschauen. Je nach Ausstattung ist vor allem der Kandidat von Dell ein echter Preis-Leistungs-Tipp, wohingegen das Surface unter anderem mit seinem überaus hochwertigen Gehäuse punktet.