Test Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano IoT - Leiser Desktop-PC mit Leistungseinbußen
In unserem kürzlich durchgeführten Test von Lenovos ThinkCentre M90n-1 Nano hat dieses sich als solide, wenn auch teure Wahl für Mini-PC-Fans herausgestellt. Was aber, wenn man auf der Suche nach einem geräuschlosen Desktop-Computer ist? Hier kommt das ThinkCentre M90n-1 Nano IoT ins Spiel.
Der kleine Desktop-PC setzt auf eine vollständig lüfterlose Konstruktion. Die Gehäuseoberseite ist mit großen Metalllamellen bestückt, wodurch ohne Luftverdrängung Wärme abgeführt werden kann. Das Ergebnis ist ein komplett lautloses System, das sich für kommerzielle Zwecke wie zum Beispiel im Vertrieb oder als Teil eines IT-Systems eignet. Aber wie schlägt sich das M90n Nano IoT im Heimanwender-Bereich? Das werden wir uns im folgenden Test genauer ansehen.
Unsere Testkonfiguration ist mit einem Intel Core i3-8145U, 4 GB RAM und einer 512-GB-SSD ausgestattet. Dieses Gesamtpaket kostet in Lenovos eigenem Webshop 584 US-Dollar (~524 Euro).
Die kleinen Abmessungen des M90n Nano IoT machen es zu einem der kleinsten Desktop-PCs, den wir je getestet haben. Wir werden das Nano IoT mit anderen kleinen Desktops im "small form factor" (SFF) wie dem Intel NUC8i7BEH, Intel NUC8i3CYSM, Lenovos ThinkCentre M90n Nano und dem Zotac ZBOC-CI660 Nano vergleichen.
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Details
Bew. | Datum | Modell | Gewicht | Dicke | Größe | Auflösung | Preis ab |
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v (old) | 01 / 2020 | Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano IoT i3-8145U, UHD Graphics 620 | 720 g | 22 mm | x | ||
v (old) | 12 / 2019 | Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano i5-8265U, UHD Graphics 620 | 499 g | 22 mm | 0.00" | x | |
v (old) | 09 / 2018 | Zotac ZBOX-CI660 Nano i5-8550U, UHD Graphics 620 | 1.1 kg | 68 mm | x | ||
v (old) | 07 / 2019 | Intel NUC8i7BEH Asura NVMe SSD i7-8559U, Iris Plus Graphics 655 | 683 g | 51 mm | x | ||
v (old) | 05 / 2019 | Intel NUC8i3CYSM i3-8121U, Radeon RX 540 | 660 g | 52 mm | x |
Gehäuse und Ausstattung
Das ThinkCentre M90n Nano IoT sieht im Vergleich zu den klassischen, rechteckigen Gehäusen, in denen die meisten Desktop-PCs stecken, ziemlich einzigartig aus. Das liegt vor allem an den großen Lamellen, die der Wärmeabfuhr dienen; diese sind notwendig, da beim Nano IoT keine Lüfter zum Einsatz kommen. Die mattschwarze Lackierung der Metalllamellen auf der Oberseite sieht zwar gut aus und ist wenig anfällig für Fingerabdrücke, allerdings wird das für die meisten Nutzer vermutlich ohnehin keine Rolle spielen, da das Nano IoT wahrscheinlich oft unter einem Schreibtisch, hinter einem Bildschirm oder in einem Serverrahmen verstaut werden wird. Das Metallgehäuse macht einen stabilen Eindruck und nimmt von versehentlichen Stürzen in der Regel keinen großen Schaden. Die robuste Konstruktion verhilft dem Nano IoT zu einer MIL-STD-810G-Zertifizierung.
Die Anschlussausstattung richtet sich an professionelle Anwender, die im Vertrieb und in IoT-Umgebungen tätig sind. Daher sind unter anderem zwei der mittlerweile als überholt geltenden seriellen Schnittstellen an Bord. Das Nano IoT verfügt jedoch auch über moderne Anschlüsse. Sowohl die drei USB-A- als auch die zwei USB-C-Anschlüsse unterstützen den Standard USB 3.1 Gen 2. Außerdem kann der USB-C-Anschluss auf der Rückseite zum Anschluss eines Displays oder für die Stromversorgung genutzt werden. Abgerundet wird die Anschlussausstattung von zwei Gigabit-Ethernet-Anschlüssen (RJ45) und einem vollwertigen DisplayPort-Anschluss.
Anschlüsse
Networking | |
iperf3 transmit AX12 | |
Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano | |
Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano IoT | |
Zotac ZBOX-CI660 Nano | |
iperf3 receive AX12 | |
Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano | |
Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano IoT | |
Zotac ZBOX-CI660 Nano |
Eingabegeräte
Lenovo legt dem Nano IoT eine kabellose Tastatur und Maus bei. Die Tastatur besitzt die gleiche, unten abgerundete Tastenform wie viele andere Lenovo-Laptops. Allerdings wirkt die Tastatur relativ billig. Die Tastenkappen wackeln beim Tippen hin und her und auch das Tastenfeedback ist eher schwammig. Der Tastenhub ist angenehm groß und die Tippgeräusche sind akzeptabel, wenn nicht sogar eher auf der lauteren Seite. Ähnlich sieht es bei der Maus aus; sie besteht aus billigem Plastik und wirkt dünn und hohl. Alles in allem erfüllt das Zubehör seinen Zweck, wirklich Spaß macht die Bedienung jedoch nicht.
Leistung
Aufgrund der lüfterlosen Konstruktion des Nano IoT sind die Konfigurationsmöglichkeiten eingeschränkt. Zur Auswahl stehen Intel-Celeron- und ein Core-i3-Prozessor sowie bis zu zwei 512-GB-M.2-SSDs. Alle Modelle sind mit 4 GB Arbeitsspeicher, der auf dem Mainboard verlötet und nicht aufrüstbar ist, ausgestattet.
Die Leistung ist, gemessen am Preis von 360 US-Dollar (~323 Euro), insgesamt unterdurchschnittlich. Das ist zum Teil auf die leistungsschwachen Hardware, aber auch auf das temperaturbedingte Drosseln zurückzuführen. Das lüfterlose Design ist für die Begrenzung der Lautstärke zwar praktisch, die Leistung leidet allerdings spürbar darunter.
Prozessor
Lenovo bietet zwei CPU-Optionen für das Nano IoT an: Den Intel Celeron 4205U und den Intel Core i3-8145U. Unser Testgerät ist mit dem Core i3-8145U bestückt. Der auf der Whiskey-Lake-Architektur (14 nm++) basierende 8145U ist ein Zweikernprozessor mit Hyperthreading, der oft in günstigen oder energiesparenden Systemen zum Einsatz kommt. Mit einem Basistakt von 2,1 GHz und einer maximalen Boostfrequenz von 3,9 GHz im Single-Core-Betrieb (3,7 GHz im Dual-Core-Betrieb) eignet sich der 8145U gut für einfache Anwendungsfälle wie Büroaufgaben oder Surfen.
Der Core i3-8145U überfordert das lüfterlose Design des Nano IoT. Andere Laptops mit dem gleichen Prozessor liegen in Cinebench R15 deutlich vor dem Nano IoT. Beim Erledigen von längerfristigen Aufgaben werden die Schwächen des Mini-PCs noch deutlicher. In unserem Cinebench-R15-Schleifentest (30 Durchläufe) legt das Nano IoT zwar einen guten Start hin, allerdings beginnt es bereits nach kurzer Zeit zu drosseln. Obwohl der Pentium Gold 4417U (den man zum Beispiel in einem Modell des Acer Swift 3 findet) einer niedrigeren Leistungs- und Preiskategorie angehört, schlägt sogar dieser den Nano IoT in Aufgaben, die den Prozessor dauerhaft auslasten. Hier sollte man sich gut überlegen, ob sich der Aufpreis von 90 US-Dollar (~81 Euro) für das Core-i3-Modell wirklich lohnt.
System Performance
Dass die Systemleistung gut ist, hat das Nano IoT hauptsächlich den schnellen PCIe-SSDs zu verdanken. Durch den verlöteten Arbeitsspeicher, der eine Kapazität von nur 4 GB besitzt, werden sich manche Nutzer beim Multitasking oder Surfen mit vielen Tabs jedoch eingeschränkt fühlen. Während des Testzeitraums ist uns aufgefallen, dass der Desktop-PC Webseiten regelmäßig neu lädt, wenn 5 oder mehr Tabs in Edge oder Firefox geöffnet sind. Daher sollte Lenovo in Erwägung ziehen, eine Variante mit mehr Arbeitsspeicher anzubieten.
Wie LatencyMon zeigt, ist das Nano IoT nicht dazu in der Lage, Echtzeitaudioinhalte und andere Aufgaben über einen längeren Zeitraum hinweg zufriedenstellend simultan zu bearbeiten. Bei kurzen Aufgaben sind die LatencyMon-Ergebnisse gut. Allerdings treten nach ca. 30 Sekunden in einem konstanten Intervall von 10 Sekunden Latenzspitzen auf.
Massenspeicher
Die Samsung PM981-PCIe-SSD ist das wahrscheinlich beste Ausstattungsmerkmal des Nano IoT. Dank dem Laufwerk werden Programme schnell gestartet und das Benutzererlebnis wirkt flüssiger, als es die übrigen Eckdaten erahnen lassen würden. Allerdings ist das Laufwerk hier ein gutes Stück langsamer als im Normalfall. Auch hier ist die Ursache vermutlich wieder das Temperaturmanagement. Die Samsung PM981 ist dafür bekannt, unter Last warm zu werden. Daher kann die fehlende aktive Kühlung hier für die eingeschränkte Leistung verantwortlich sein.
Interessanterweise unterscheiden sich die CrystalDiskMark-Ergebnisse stark von den Ergebnissen in AS SSD. Das ist möglicherweise auf die unterschiedlichen Benchmarkstrukturen zurückzuführen.
Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano IoT Samsung SSD PM981a MZVLB256HBHQ | Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano Samsung SSD PM981 MZVLB512HAJQ | Intel NUC8i7BEH Asura NVMe SSD Asura Genesis Xtreme NVMe M.2 SSD 1 TB | Durchschnittliche Samsung SSD PM981a MZVLB256HBHQ | Durchschnitt der Klasse Desktop | |
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AS SSD | 48% | 108% | 46% | 272% | |
Seq Read | 992 | 1668 68% | 2288 131% | 2276 ? 129% | 5356 ? 440% |
Seq Write | 878 | 1150 31% | 1908 117% | 1486 ? 69% | 3784 ? 331% |
4K Read | 40.25 | 48.46 20% | 51.9 29% | 49.6 ? 23% | 79.1 ? 97% |
4K Write | 78 | 116.5 49% | 173.3 122% | 129.5 ? 66% | 242 ? 210% |
4K-64 Read | 643 | 726 13% | 1222 90% | 683 ? 6% | 2050 ? 219% |
4K-64 Write | 499.1 | 1074 115% | 1829 266% | 895 ? 79% | 3458 ? 593% |
Access Time Read * | 0.06 | 0.039 35% | 0.031 48% | 0.06433 ? -7% | 0.0556 ? 7% |
Access Time Write * | 0.047 | 0.032 32% | 0.083 -77% | 0.04793 ? -2% | 0.046 ? 2% |
Score Read | 782 | 942 20% | 1502 92% | 960 ? 23% | 2665 ? 241% |
Score Write | 665 | 1305 96% | 2193 230% | 1173 ? 76% | 4079 ? 513% |
Score Total | 1853 | 2716 47% | 4454 140% | 2598 ? 40% | 8037 ? 334% |
* ... kleinere Werte sind besser
Grafikkarte & Gaming
Die Onboard-Grafikkarte Intel UHD Graphics 620 GPU ist für die Videokodierung, -dekodierung und Büroaufgaben ausreichend, bietet darüber hinaus jedoch nicht viele Reserven. Das Nano IoT erzielt in 3DMark konstant 25 % niedrigere Ergebnisse als eine durchschnittliche Intel UHD Graphics 620. Ähnlich wie bei der gedrosselten CPU-Leistung ist auch hier das unzulängliche Temperaturmanagement dafür verantwortlich, dass die iGPU ihr Potenzial nicht voll ausschöpfen kann. Dadurch ist die Grafikleistung selbst für ein Gerät mit einer iGPU sehr niedrig.
Beim Gaming auf dem Nano IoT ist man auf ältere und wenig anspruchsvolle Titel beschränkt. Spiele wie Half Life 2 und auch Indie-Titel wie Stardew Valley sind spielbar. Allerdings sind auch nur minimal anspruchsvollere Spiele wie BioShock Infinite schlichtweg unspielbar.
3DMark Cloud Gate Standard Score | 6043 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 811 Punkte | |
Hilfe |
min. | mittel | hoch | max. | |
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BioShock Infinite (2013) | 26 | 19 | 16 | 5 |
Emissionen und Energieverwaltung
Geräuschemissionen
Einer der (wenigen) Vorteile des Nano IoT ist die lüfterlose Konstruktion. Dadurch ist der Desktop-PC vollständig lautlos. Auch Spulenfiepen konnten wir nicht feststellen.
Temperatur
Die Kerntemperaturen sind die Achillesferse des Nano IoT. Trotz der großen Lamellen ist das Potenzial des Desktop-PCs aufgrund der hohen Temperaturen eingeschränkt. Das Chassis wird unter Last extrem warm und die Oberflächentemperaturen dann unangenehm hoch.
Lastet man das System eine Stunde lang mit Prime95 aus, zeigt sich das volle Ausmaß des problematischen Temperaturmanagements. Hier schwankt die CPU dauerhaft zwischen 400 und 2.600 MHz und stabilisiert sich nicht etwa innerhalb von einem kleineren Bereich. Das Nano IoT hat mit hoher Grafiklast (hier simuliert mit FurMark) ähnliche Probleme; die iGPU pendelt sich im Laufe des einstündigen Tests bei ungefähr 600 MHz ein und bricht zwischenzeitlich oft auf 300 MHz ein. Insgesamt reagiert das System unter hoher, langfristiger Last träge. Kurzfristige Auslastungsperioden sind zwar kein Problem, bei allem, was über 10 Minuten hinausgeht, wird das Gerät jedoch furchtbar langsam.
Lautsprecher
Das Nano IoT verfügt über einen kleinen Monolautsprecher, der zwar fürs Einrichten des PCs gut genug ist, für den Mediengenuss sollte man jedoch zu externen Lautsprechern oder Kopfhörern greifen. Der Monolautsprecher knackt auf hohen Lautstärkestufen und klingt insgesamt etwas mager.
Energieaufnahme
Der Stromverbrauch des Nano IoT ist gering. Im Leerlauf liegt er bei ca. 3,5 Watt. Auch unter Last bleibt der Verbrauch unter 40 Watt und beträgt im Schnitt ungefähr 25 Watt. Dieser Desktop-PC ist eine gute, energiesparende Lösung für den IT- und Vertriebsbereich.
Aus / Standby | 0.53 / 1.7 Watt |
Idle | 3.3 / 3.7 / 3.8 Watt |
Last |
25.4 / 38.8 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Metrahit Energy |
Pro
Contra
Fazit
Das Lenovo ThinkCentre M90n Nano IoT ist ein interessantes Gerät. Hierbei handelt es sich definitiv nicht um einen Desktop-PC für Privatanwender. Möchte man einen Lenovo-Mini-PC für zu Hause oder fürs Büro kaufen, sollte man einen Blick auf das Nicht-IoT-Modell, das ThinkCentre M90n Nano, werfen. Für potenzielle Käufer kommen auch verschiedene NUCs von Intel infrage.
Das IoT-Modell eignet sich hingegen eher für den großflächigen Einsatz in Unternehmen, da hier ein leiser Betrieb, eine kompakte Grundfläche und ein niedriger Verbrauch unabdinglich sind. Diese Bedingungen erfüllt das Nano IoT. Das Gerät ist winzig, sparsam, mit vielen vor allem für professionelle Nutzer wichtigen Anschlüssen ausgestattet und gänzlich lautlos.
Wie der Name schon vermuten lässt, eignet sich das Nano IoT am besten als Bestandteil des "Internet of Things". In normalen Anwendungsfällen versagt es hingegen auf ganzer Linie. Das Gerät wird heiß und die Leistung aufgrund von Temperaturgrenzwerten schnell gedrosselt.
Für bestimmte Anwendungsfälle, in denen ein Computer für kurze Transaktionsberechnungen benötigt wird (wie im Vertrieb oder in einem Serverzusammenschluss), ist das Nano IoT eine sinnvolle Investition. Abgesehen davon ist das Nano IoT den hohen Preis jedoch nicht wert. Privatnutzer sollten sich definitiv anderweitig umsehen.