Kurztest Lenovo ThinkCentre M90n Nano Desktop
Während Desktop-PCs immer noch das beste Preis-Leistungs-Verhältnis besitzen, sind sie auch mit einigen Kompromissen verbunden. Das Hauptproblem eines Desktops ist die Größe - aber was, wenn man einen Desktop kompakter machen könnte, ohne dabei die Leistung einschränken zu müssen? Hier kommt das Lenovo ThinkCentre M90n Nano ins Spiel.
Das M90n Nano ist leistungsfähig genug, um mit den meisten Ultrabooks mithalten zu können und kann dank der geringen Abmessungen auch in einer Hosentasche verstaut werden. Außerdem integriert das Nano eine gute CPU (Core i5-8265U, bis zu einem Core i7-8565U) und viele Anschlüsse in einem winzigen Gehäuse. Der Mini-PC kann als kleiner Bürorechner oder Streaming-PC verwendet werden, allerdings lässt sich Lenovo das winzige Format teuer bezahlen.
Unser Testgerät (Intel Core i5-8265U, 8 GB RAM, 512-GB-PCIe-SSD) kostet vor jeglichen Rabatten oder Gutscheinen 1.080 US-Dollar (~972 Euro). Außerdem wird ein Bildschirm benötigt, eine kabellose Tastatur und Maus sind in diesem Preis jedoch inbegriffen.
Das M90n Nano besitzt weder ein eingebautes Display noch einen SD-Kartenleser. Daher entfallen die entsprechenden Paragraphen in diesem Test.
Gehäuse und Ausstattung
Das M90n Nano ist robust und gut verarbeitet. Das Gehäuse besteht zwar vollständig aus Kunststoff, wirkt jedoch stabil und qualitativ hochwertig. Unter Druck gibt es nicht nach. Da die Ober- und Unterseite anfällig für kleinere Kratzer sind, sollte man, um die Optik zu erhalten, keine Gegenstände auf dem Gerät ablegen. Auf der Rückseite befinden sich Löcher für das (separat erhältliche) VESA-Befestigungssystem, mit dessen Hilfe der Nano-Desktop auf der Rückseite eines Displays angebracht bzw. außer Sichtweite verstaut werden kann.
Die meisten Anschlüsse befinden sich auf der Rückseite und einige wenige auf der Vorderseite. Alle USB-Anschlüsse unterstützen den Standard 3.1 Gen. 2 und somit Übertragungsraten von bis zu 10 GB/s. Für den Anschluss von Displays gibt es verschiedene Möglichkeiten: Ein Bildschirm kann entweder mit dem DisplayPort- oder dem USB-C-Anschluss auf der Rückseite verbunden werden. Interessanterweise fehlt hier der weitverbreitete HDMI-Anschluss, was für manche Nutzer ein Ausschlusskriterium sein mag. Allerdings verkauft Lenovo auch einen USB-C-zu-HDMI-Adapter.
Anschlüsse
Zubehör
Im Lieferumfang befinden sich eine kabellose Tastatur, eine Maus, eine Antenne und ein USB-C-zu-HDMI-Adapter. Während die Antenne standardmäßig mitgeliefert wird, ist das übrige Zubehör mit zusätzlichen Kosten verbunden. Die Eingabegeräte sind brauchbar, allerdings wirkt die Plastikhülle der Maus dünn und billig und der Druckpunkt der Tastaturtasten unpräzise und schwammig. In den meisten Fällen erfüllen die Eingabegeräte zwar ihren Zweck, für Vielschreiber ist die Tastatur jedoch nicht geeignet.
Wartung
Das Gehäuse des Lenovo M90n Nano kann geöffnet werden, indem man eine einzige Schraube in der Bodenplatte löst und entweder die obere oder die untere Abdeckung nach vorne schiebt und anhebt. Im Inneren hat man Zugriff auf die Lüfter, die CMOS-Batterie, beide M.2-Speicherschächte und das WLAN-Modul. Das Offenlegen der CPU erfordert weitere Demontage. Der Arbeitsspeicher ist entweder verlötet oder für Endanwender nur schwer zugänglich, weshalb man die erforderliche Kapazität direkt beim Kauf auswählen sollte.
Leistung
Unser Lenovo-M90n-Nano-Testgerät ist mit einem Intel Core i5-8265U und 8 GB RAM ausgestattet. Damit ist es den meisten Mittelklasse-Ultrabooks ebenbürtig. Einen Großteil der alltäglichen Aufgaben (Büroarbeiten, Surfen) erledigt das M90n Nano in Windeseile, und auch beim Videostreaming kommt es nicht ins Schwitzen. Dadurch eignet es sich gut fürs Büro oder als HTPC unter dem Fernseher.
Prozessor
Beim ThinkCentre M90n Nano kann zwischen verschiedenen CPUs gewählt werden, die Konfigurationsmöglichkeiten beginnen bei einem Intel Celeron N4205U und lassen maximal einen Intel Core i7-8665U (mit vPro) zu. In unserem Testgerät kommt ein Intel Core i5-8265U zum Einsatz. Da die Leistungsentfaltung relativ zu anderen Geräten, die mit dem 8265 ausgestattet sind, durchschnittlich ausfällt, sollte das System für die meisten Anwendungsfälle schnell genug sein. Büroaufgaben stellen kein Hindernis dar, allerdings kann es bei größeren Tabellen oder komplexen Präsentationen zu kurzen Unterbrechungen kommen.
Die Langzeitleistung ist konstant. In unserem Cinebench-R15-Schleifentest fällt die Leistung des M90n Nano nach dem ersten Durchlauf (wie bei den meisten Geräten) leicht ab und stabilisiert sich dann bei 514 Punkten. Insgesamt haben wir hier nichts zu bemängeln.
System Performance
Ähnlich wie die CPU-Leistung ist auch die Gesamtleistung des Systems gut und etwa auf einer Höhe mit der von Mittelklasse-Ultrabooks. Daher ist das M90n Nano für die Erstellung einfacher digitaler Inhalte und den Mediengenuss gut geeignet. Video- und Bildbearbeitungsaufgaben sind machbar, solange das jeweilige Projekt nicht zu anspruchsvoll ist.
PCMark 10 Score | 3876 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
Das M90n Nano verfügt über zwei M.2-Speicherschächte, die mit SATA- und PCIe-Laufwerken kompatibel sind. Unser Testgerät ist mit einer 512 GB großen, extrem schnellen Samsung PM981 ausgestattet. Laut CrystalDiskMark 6 liegen die Lese- und Schreibgeschwindigkeiten bei ca. 3,5 bzw. 3,0 GB/s. Nutzer haben direkten Zugriff auf beide Speicherschächte und sind somit dazu in der Lage, die Laufwerke auszutauschen oder einen RAID-Verbund einzurichten.
Lenovo ThinkCentre M90n-1 Nano Samsung SSD PM981 MZVLB512HAJQ | Dell Vostro 15-5581 SK hynix BC501 HFM128GDJTNG-831 | HP Pavilion 15-cs2019ng Toshiba KBG30ZMV256G | Lenovo ThinkPad L490 20Q6S08600 Intel SSD Pro 7600p SSDPEKKF512G8L | Durchschnittliche Samsung SSD PM981 MZVLB512HAJQ | Durchschnitt der Klasse Desktop | |
---|---|---|---|---|---|---|
CrystalDiskMark 5.2 / 6 | -34% | -12% | -3% | 35% | 203% | |
Write 4K | 130 | 129.3 -1% | 149.3 15% | 128.3 -1% | 126.7 ? -3% | 349 ? 168% |
Read 4K | 45.61 | 41.02 -10% | 52.7 16% | 61.6 35% | 44 ? -4% | 276 ? 505% |
Write Seq | 203.4 | 667 | 846 | 1617 ? | 5122 ? | |
Read Seq | 271.2 | 818 | 1425 | 1716 ? | 5140 ? | |
Write 4K Q32T1 | 365.3 | 252.3 -31% | 332.1 -9% | 503 38% | 413 ? 13% | 557 ? 52% |
Read 4K Q32T1 | 350.2 | 281.4 -20% | 467.1 33% | 418.7 20% | 420 ? 20% | 788 ? 125% |
Write Seq Q32T1 | 2986 | 319.8 -89% | 985 -67% | 1391 -53% | 2076 ? -30% | 5264 ? 76% |
Read Seq Q32T1 | 3565 | 1589 -55% | 1454 -59% | 1570 -56% | 3130 ? -12% | 6288 ? 76% |
Write 4K Q8T8 | 368.7 | 1264 ? 243% | 1939 ? 426% | |||
Read 4K Q8T8 | 790 | 1193 ? 51% | 2313 ? 193% | |||
AS SSD | -54% | -168% | -4% | 10% | 138% | |
Seq Read | 1668 | 1195 -28% | 1153 -31% | 1262 -24% | 1976 ? 18% | 5279 ? 216% |
Seq Write | 1150 | 370.2 -68% | 736 -36% | 735 -36% | 1637 ? 42% | 3959 ? 244% |
4K Read | 48.46 | 39.14 -19% | 46.51 -4% | 46.44 -4% | 50.5 ? 4% | 79.5 ? 64% |
4K Write | 116.5 | 115.5 -1% | 114.1 -2% | 137.5 18% | 112 ? -4% | 235 ? 102% |
4K-64 Read | 726 | 257.9 -64% | 618 -15% | 685 -6% | 1203 ? 66% | 2275 ? 213% |
4K-64 Write | 1074 | 166.2 -85% | 461.4 -57% | 905 -16% | 1504 ? 40% | 3052 ? 184% |
Access Time Read * | 0.039 | 0.073 -87% | 0.421 -979% | 0.025 36% | 0.05092 ? -31% | 0.0435 ? -12% |
Access Time Write * | 0.032 | 0.045 -41% | 0.233 -628% | 0.025 22% | 0.08337 ? -161% | 0.05425 ? -70% |
Score Read | 942 | 417 -56% | 780 -17% | 858 -9% | 1451 ? 54% | 2883 ? 206% |
Score Write | 1305 | 319 -76% | 649 -50% | 1116 -14% | 1780 ? 36% | 3683 ? 182% |
Score Total | 2716 | 922 -66% | 1822 -33% | 2400 -12% | 3966 ? 46% | 7981 ? 194% |
Copy ISO MB/s | 1164 | 1755 ? | 3666 ? | |||
Copy Program MB/s | 445.1 | 454 ? | 1098 ? | |||
Copy Game MB/s | 646 | 1057 ? | 2475 ? | |||
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | -44% /
-47% | -90% /
-113% | -4% /
-4% | 23% /
20% | 171% /
165% |
* ... kleinere Werte sind besser
Grafikkarte & Gaming-Leistung
Die integrierte GPU Intel UHD Graphics 620 kommt zwar mit den meisten Alltags- und Büroaufgaben gut zurecht, viel mehr ist jedoch nicht möglich. Da die iGPU H.265/HEVC Main10 und HDCP 2.2 unterstützt, wandern gestreamte Videos flüssig über den Bildschirm. Während einfachere Medienbearbeitungsaufgaben möglich sind, zwingen schon moderate Bild- oder Videobearbeitungsaufgaben das System in die Knie.
Gamer müssen sich hier mit weniger anspruchsvollen oder älteren Titeln zufriedengeben, und auch dann müssen die Grafikeinstellungen oft reduziert werden. Indie-Spiele wie Stardew Valley laufen flüssig, neuere 3D-Titel sind jedoch unspielbar.
3DMark Cloud Gate Standard Score | 8337 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 1089 Punkte | |
Hilfe |
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
BioShock Infinite (2013) | 53 | 32 | 29 | 10 |
Emissionen & Energieverwaltung
Stresstest und Temperaturen
Die Leistung des ThinkCentre M90n Nano entspricht unter hoher Last unseren Erwartungen. Beim Ausführen von Prime95 taktet die CPU konstant mit 2,2 GHz und liegt damit leicht über ihrem Basistakt. Die Temperaturen befinden sich dabei im Schnitt bei 90 °C. Unsere FurMark Last wirkt sich nicht nur negativ auf die Leistung der iGPU, sondern auf die des gesamten Chips aus. Bei der Ausführung von FurMark sowie beim gleichzeitigen Ausführen von FurMark und Prime95 lag der CPU-Takt bei ca. 1,0 GHz, während die Temperatur des Gesamtpakets bei 74 °C befand.
Die Oberflächentemperaturen sind gänzlich unproblematisch, vor allem, da der Mini-Desktop vermutlich an einem unauffälligen Ort abgestellt wird.
Lüfter, Lautsprecher & Energieaufnahme
Das M90n Nano setzt auf einen einzelnen Lüfter. Auf die übliche Betriebsdistanz (ca. 1 m Abstand) ist der Lüfter fast unhörbar. Auch unter Last ist er kaum wahrnehmbar. Das M90n Nano verfügt über kleine, dünne Lautsprecher, die nur für die Einrichtung nützlich sind - hier sollte man definitiv externe Lautsprecher oder Kopfhörer verwenden.
Die Energieaufnahme entspricht in etwa der der meisten Ultrabooks. Im Leerlauf werden weniger als 5 Watt verbraucht. Unter Last steigt der Verbrauch auf ca. 27-28 Watt, außerdem sind Verbrauchsspitzen von bis zu 50 Watt möglich.
Aus / Standby | 0.81 / 1.3 Watt |
Idle | 4.4 / 4.4 / 4.7 Watt |
Last |
27.7 / 49.9 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Metrahit Energy |
Pro
Contra
Fazit
Das ThinkCentre M90n Nano ist eine gute Wahl für potenzielle Käufer, die auf der Suche nach einem kompakten Desktop-PC für allgemeine Aufgaben sind. Durch die geringe Größe eignet es sich auch gut als Home-Theatre-PC (HTPC); das Gerät kann auf der Rückseite eines Fernsehers befestigt oder an einem unauffälligen Ort verstaut werden.
Die Komponenten des Mini-Desktops sind für die meisten Heimanwender ausreichend leistungsfähig. Surfen gelingt ohne Verzögerungen, die Medienwiedergabe geht flüssig vonstatten und auch allgemeine Büroaufgaben sind für das System ein Leichtes.
In Anbetracht des Datenblatts ist der Preis des ThinkCentre M90n Nano allerdings recht hoch gegriffen. Bei Lenovo gibt es häufig Sonderangebote, zum Vollpreis ist das ThinkCentre M90n Nano unserer Ansicht nach relativ zum gebotenen Gegenwert jedoch viel zu teuer. Zum selben Preis bekommt man teilweise schon ähnlich gut ausgestattete Ultrabooks. Letztere bieten nicht nur ein eingebautes Display, eine Tastatur und ein Touchpad, sondern eignen sich auch bestens für unterwegs und können zu Hause ebenfalls mit einem externen Display oder Fernseher verbunden werden.
Wenn man auf der Suche nach einem unglaublich kompakten Desktop-PC ist und bereit, dafür auch einen kleinen Aufpreis zu zahlen, ist das Lenovo ThinkCentre M90n Nano eine gute Option. Preisbewusste Käufer werden hier jedoch nicht fündig.