Test Huawei FreeClip - Open-Ear-Kopfhörer mit innovativem Design
Die Huawei FreeClip verfolgen einen anderen Ansatz als die bisherigen Kopfhörer des Unternehmens. Anders als die FreeBuds 5, welche auf ein In-Ear-Design mit Open-Fit-Passform setzen, finden die FreeClip nicht zwischen Tragus und Antitragus Platz und werden auch nicht in den Gehörgang eingeführt, wie es unter anderem bei den FreeBuds Pro 3 der Fall ist. Stattdessen wird mit der sogenannten C-bridge ein innovativer Ohrbügel benutzt, um die Kopfhörer ans Ohr zu klammern.
Damit will Huawei insbesondere eine Marktnische angreifen, die momentan eigentlich nur durch die Shokz OpenFit besetzt wird, welche auf einen klassischen Ohrbügel setzen. Ob dies gelingt, klären wir im Test.
Spezifikationen
Trageweise | Open-Ear |
Konnektivität | Bluetooth 5.3 |
Reichweite | 10 m |
Lautsprecher | 10.8 mm Dual-Magnet-Treiber, 20 - 20000 Hz |
Audio-Codecs | SBC, AAC, L2HC, LC3 |
Akkuleistung | 55 mAh (Ohrhörer), 510 mAh (Ladeetui) |
Ladeanschluss | USB-C |
kabelloses Laden | ja |
Gewicht | 5.6 g (Ohrhörer), 44.5 g (Ladeetui) |
Firmware-Version | HarmonyOS 4.0.0.112 |
Lieferumfang | Kopfhörer, Ladeetui, USB-C-Kabel, Dokumentationen |
Preis (UVP) | 199 Euro |
Gehäuse und Ergonomie - FreeClip mit IP54-Zertifizierung
Die Huawei FreeClip sind in den Farben Lila und Schwarz erhältlich. Dabei ist hat die lilafarbene Variante eigentlich eher eine perlmuttfarbene, schimmernde Oberfläche mit einem lila Akzent, und die schwarze Variante ist eher silbrig Anthrazit. Durch die matten Oberflächen sind diese auf jeden Fall unanfällig gegenüber Verschmutzungen.
Die Verarbeitung kann im Test überzeugen und auch die C-bridge wirkt sehr solide und dennoch flexibel. Diese ist zwar mit einem gummiartigen Kunststoff ummantelt, darunter befindet sich jedoch eine Nickel-Titan-Legierung, welche nicht nur sehr flexibel ist, sondern die beiden Elemente immer wieder auf den gleichen Abstand zurückführt. So verharrt diese bei einer von Huawei als optimal bezeichneten Hörkomfort-Krümmung von 11,4 Grad. Die Klemmkraft soll bei 0,15 Newton liegen.
Klingt alles sehr technisch, funktioniert im Alltag aber sehr zuverlässig. Die C-bridge verbindet die beiden anderen Elemente: die Komfortbohne (Comfort Bean) und den Akustikball (Acoustic Ball). Letzterer beherbergt ein Mikrofon, den VPU-Knochensensor (VPU: Voice Pick Up) und den Lautsprecher, während in der Bohne, die hinter dem Ohr getragen wird, der Akku und ein windgeschütztes Mikrofon befinden. Im Test kann die C-bridge auch problemlos um 270 Grad nach hinten gebogen werden, wird sie dann losgelassen, schnellt sie zurück in ihre Ausgangsposition. Wer das ausprobiert, sollte auf seine Finger achten.
Eine Eingewöhnungsphase zum Anlegen der Huawei FreeClip ist nicht notwendig, die Ohrhörer gleiten wie selbstverständlich ans Ohr und bleiben dort selbst bei sportlichen Bewegungen sicher an Ort und Stelle. Beim Tragen vergisst man schnell, dass sich die FreeClip dort befinden, ein Druckgefühlt entsteht auch nach längeren Tragen von mehreren Stunden nicht.
Die Huawei FreeClip sind gemäß IP54 zertifiziert und somit gegen das Eindringen von schädlichen Mengen Staub und Spritzwasser geschützt.
Ausstattung und Bedienung - Dual-Bluetooth und moderne Audio-Codecs
Die Einrichtung der Huawei FreeClip ist identisch mit denen von anderen Kopfhörern des Herstellers wie den FreeBuds Pro 3. Wer ein Huawei-Smartphone mit mindestens EMUI 10 oder HarmonyOS 2 besitzt, dem wird eine Verbindung mit den Kopfhörern vorgeschlagen, sobald das Ladeetui erstmalig geöffnet wird. Googles Fast Pair wird jedoch nicht unterstützt, Swift Pair von Microsoft hingegen schon. Alternativ kann eine klassische manuelle Kopplung durchgeführt werden. Die Huawei-Kopfhörer beherrschen Dual-Konnektivität und können mit zwei Geräten gleichzeitig gekoppelt sein, die Pairingliste kann bis zu acht Geräte verwalten.
Um die FreeClip mit allen Vorzügen nutzen zu können, wird die App AI Life benötigt. Apple-Nutzer finden diese im App Store, auf Huawei-Smartphones ist sie in der Regel vorinstalliert oder kann in der AppGallery heruntergeladen werden. Lediglich Google-Nutzer müssen einen etwas umständlicheren Weg gehen, indem sie die App über den QR-Code auf der Verpackung oder direkt auf der Huawei-Webseite herunterladen.
In der App lassen sich nicht nur Firmware-Updates einspielen, sondern auch Equalizer einstellen, die Trageerkennung ein- beziehungsweise ausschalten und die Touchbedienung den eigenen Bedürfnissen anpassen. Diesbezüglich gibt es auch direkt ein paar Besonderheiten bei den FreeClip, denn diese besitzen sowohl an der Bohne, dem Steg als auch dem Ball berührungsempfindliche Flächen, welche auf zwei- oder dreifaches Tippen reagieren. Außerdem gibt es keinen linken oder rechten Ohrhörer, sondern diese können beliebig genutzt werden, die integrierten Sensoren erkennen dann, auf welcher Seite sich diese befinden. Diese Funktionen kennen wir bereits schon aus der Watch Buds und funktioniert auch mit den FreeClip sehr zuverlässig. Die Ohrhörer können auch einzeln benutzt werden, sodass auch einem monauralen Einsatz nichts im Wege steht.
Wer ein Smartphone oder Tablet von Huawei nutzt, kann zudem auch die Tonqualität in der App einstellen. Die Suchfunktion beinhaltet dann nicht nur die akustische Ortung über abgespielte Töne, sondern der letzte Standort der Kopfhörer lässt sich dann auch auf einer Karte anzeigen. Eine UWB-Unterstützung bietet Huawei jedoch nicht.
Die Ausstattung bezüglich der Audio-Codecs geht über SBC und AAC hinaus. So können Huawei-Produkte auf den hochauflösenden L2HC-Codec zurückgreifen. Unter Android 14 auf dem Pixel 8 wurde uns auch Spatial Audio angeboten. Nominell wird auch LC3 unterstützt, jedoch konnten wird auf dem Pixel nur eine AAC-Verbindung etablieren. Ob dieser bislang ausschließlich Windows vorbehalten ist oder noch per Update nachgereicht wird, ist noch nicht ganz klar. Wir warten diesbezüglich noch auf eine Antwort von Huawei. Sobald wir diese haben, werden wir den Artikel entsprechend aktualisieren.
Sound - Starker Sound und viel AI
Die Huawei FreeClip setzen auf die gleichen Treiber wie die FreeBuds 5 und dem Chipsatz aus der Eyewear II, dennoch gelingt ihnen ein wesentlich besserer Sound, welcher vor allem in den mittleren und unteren Frequenzbereichen mehr zu bieten hat und dadurch voller und immersiver im Ohr aufspielt. Das ist auch ziemlich nah an den Shokz OpenFit dran, jedoch besitzen diese einen kräftigeren Bass und dadurch mehr Tiefe. Dennoch gelingt auch Huawei angesichts der Größe ein richtig guter Multimedia-Sound. Durch die Umkehrung der Schallwellen wird der Ton nicht nur direkt ins Gehör abgestrahlt, sondern es dringt auch kaum etwas an die Umwelt.
Funktionen wie HearThrough oder ANC sind nicht an Bord. Das ist aber auch nicht verwunderlich, da ersteres durch die offene Trageweise überflüssig ist, denn die Umgebung bleibt jederzeit uneingeschränkt hörbar. Das Fehlen von ANC lässt sich zwar auch mit der Bauform begründen, dennoch fehlt damit auf Reisen ein wichtiges Feature.
Die von Huawei versprochenen „kristallklaren Anrufe“ können wir leider nicht bestätigen. Tatsächlich sind die Gesprächspartner sehr gut zu verstehen, jedoch ist der FreeClip-Nutzer ein wenig kratzig bis rauschig. Das hätten wir klarer erwartet. Die positive Überraschung hierzu ist hingegen, dass diese Qualität sehr konstant ist und selbst laute Störgeräusche von der KI sehr zuverlässig herausgerechnet werden. Auch bei windigen Verhältnissen bleibt die Stimme des FreeClip-Nutzers gut verständlich.
Loudspeakers | |
THD | |
Samsung Galaxy Buds2 Pro (RMS: -3.0 dBFS) | |
Huawei FreeClip (RMS: -1.1 dBFS) | |
Shokz OpenFit (RMS: -1.5 dBFS) | |
THD+N | |
Samsung Galaxy Buds2 Pro (RMS: -3.0 dBFS) | |
Huawei FreeClip (RMS: -1.1 dBFS) | |
Shokz OpenFit (RMS: -1.5 dBFS) |
* ... kleinere Werte sind besser
THD (Total Harmonic Distortion): Die harmonischen Verzerrungen beziffern die Größe der Anteile, die durch nichtlineare Verzerrungen (Oberschwingungsanteil) in Relation zum Originalsignal entstehen. THD nimmt dabei lediglich Bezug auf den Grundschwingungsanteil. Der Klirrfaktor wird häufig im gleichen Atemzug genannt, bezieht sich jedoch auf das Gesamtsignal.
THD+N (Total Harmonic Distortion + Noise): Dieser Wert ist vergleichbar mit THD, jedoch wird zusätzlich zu den Störleistungen der Oberschwingen die des Rauschens als Effektivwert erfasst.
Für die Messung wird über den zu testenden Kopfhörer ein oberwellenarmes Sinussignal (1 kHz, > 0 dB) wiedergegeben, welches von einem linearen Messmikrofon (Messabstand: ca. 1 cm) in einem Kunstkopf erfasst wird.
Beide Werte werden in Prozent angegeben. Je geringer der Wert ist, umso besser ist die Signaltreue.
Huawei FreeClip Audio Analyse
(+) | Die Lautsprecher können relativ laut spielen (89.2 dB)
Bass 100 - 315 Hz
(+) | guter Bass - nur 1.8% Abweichung vom Median
(+) | lineare Bass-Wiedergabe (2.9% Delta zum Vorgänger)
Mitteltöne 400 - 2000 Hz
(+) | ausgeglichene Mitten, vom Median nur 2% abweichend
(+) | lineare Mitten (1.8% Delta zum Vorgänger)
Hochtöne 2 - 16 kHz
(±) | zu hohe Hochtöne, vom Median nur 10% abweichend
(±) | durchschnittlich lineare Hochtöne (7.9% Delta zum Vorgänger)
Gesamt im hörbaren Bereich 100 - 16.000 Hz
(+) | hörbarer Bereich ist sehr linear (9.3% Abstand zum Median
Im Vergleich zu allen Geräten derselben Klasse
» 3% aller getesteten Geräte dieser Klasse waren besser, 1% vergleichbar, 97% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Im Vergleich zu allen Geräten im Test
» 3% aller getesteten Geräte waren besser, 1% vergleichbar, 97% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Shokz OpenFit Audio Analyse
(+) | Die Lautsprecher können relativ laut spielen (90.8 dB)
Bass 100 - 315 Hz
(+) | guter Bass - nur 4.8% Abweichung vom Median
(+) | lineare Bass-Wiedergabe (2.9% Delta zum Vorgänger)
Mitteltöne 400 - 2000 Hz
(+) | ausgeglichene Mitten, vom Median nur 1.7% abweichend
(+) | lineare Mitten (1.6% Delta zum Vorgänger)
Hochtöne 2 - 16 kHz
(±) | zu hohe Hochtöne, vom Median nur 6.5% abweichend
(+) | sehr lineare Hochtöne (6.7% Delta zum Vorgänger)
Gesamt im hörbaren Bereich 100 - 16.000 Hz
(+) | hörbarer Bereich ist sehr linear (9.6% Abstand zum Median
Im Vergleich zu allen Geräten derselben Klasse
» 3% aller getesteten Geräte dieser Klasse waren besser, 1% vergleichbar, 96% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Im Vergleich zu allen Geräten im Test
» 3% aller getesteten Geräte waren besser, 1% vergleichbar, 96% schlechter
» Das beste Gerät hat einen Delta-Wert von 4%, durchschnittlich ist 25%, das schlechteste Gerät hat 134%
Akkulaufzeiten - FreeClip halten über 9 Stunden durch
Die Akkus in den Ohrhörern der Huawei FreeClip leisten jeweils 55 mAh und zeigen bei unserem Laufzeittest mit einer angepassten Lautstärke von 65 dB(A) eine sehr hohe Ausdauer von fast neuneinhalb Stunden, was sogar die Angabe von Huawei (acht Stunden) übertrifft.
Dabei sollen zehn Minuten Ladedauer für bis zu drei Stunden Spieldauer reichen. Das Ladeetui lässt sich über den integrierten USB-C-Anschluss oder kabellos (Qi) aufladen.
Battery Runtime - Spotify loop at 65dB/A (incl ANC) | |
Huawei FreeClip | |
Samsung Galaxy Buds2 Pro | |
Shokz OpenFit |
Fazit - Huawei FreeClip sind mehr als ein schmuckes Accessoire
In den Huawei FreeClip steckt viel moderne Technik und sie sehen richtig schick aus. Durch das Design mit der von Huawei entwickelten C-bridge, können trotz des kleinen Ohrbügels auch Brillenträger die Kopfhörer nutzen. Dabei liefern die FreeClip einen ansprechenden Sound, hohen Tragekomfort und überzeugen mit langen Akkulaufzeiten.
Die Huawei FreeClip vereinen ein einzigartiges Design mit ansprechenden Klangeigenschaften.
Weniger überzeugend ist bislang die Anrufqualität. Zwar sind unsere Gesprächspartner gut zu verstehen, doch die Stimme des FreeClip-Nutzers ist nicht so klar wie angepriesen. Hoffentlich kann Huawei da noch mit einem Update nachbessern. Dabei sind die Kopfhörer aufgrund von Dual-Bluetooth und ihrer guten Umgebungsgeräuschunterdrückung ansonsten prädestiniert für die Telefonie. Das fehlende ANC macht sie jedoch nicht zu idealen Begleitern auf Zug- oder Flugreisen.
Wem vor allem die Soundausgabe, Akkulaufzeiten und der Formfaktor wichtig sind, kann bei den Huawei FreeClip bedenkenlos zugreifen. Wem ein funktionales Design mit kräftigerem Sound lieber ist, sollte sich die Shokz OpenFit anschauen. Wenn die Ohrhörer auch im Gehörgang Platz finden dürfen und ANC nicht fehlen darf, sind die Jabra Elite 10 eine starke Alternative.
Preis und Verfügbarkeit
Die FreeClip sind zunächst ausschließlich direkt bei Huawei erhältlich.
Wer bis zum 31.01.2024 bestellt, erhält ein Huawei Band 8 gratis dazu.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.