Test Gigabyte S1080 Tablet/MID
Gigabyte bietet seit knapp einem Jahr sein Windows 7 Tablet S1080 an. Damit geht Gigabyte einen Schritt weg von den PC-Komponenten, hin zu einem Hersteller für mobile Geräte für Endkunden. Das Tablet arbeitet mit einer schwachen Atom-CPU von Intel und hat eine konventionelle Festplatte mit 320 GB Speicher verbaut. Damit hat das Gerät es schwer aus der Masse an verfügbaren Windows 7 Tablets herauszustechen. Der Preis liegt derzeit bei 540 Euro. Inzwischen ist bereits der Nachfolger, das S1081 mit besserer CPU und HDMI auf der CES im Januar angekündigt worden.
Das Gehäuse ist schlicht in silbern und schwarz gehalten und besteht bis auf die Frontscheibe aus mattem Kunststoff. Das Display ist in einen schwarzen Rahmen eingefasst. Um die Glasscheibe läuft eine kleine Gummilippe, die Seiten des Tablets bestehen aus mattem silbernen Kunststoff. Die Rückseite in Schwarz wird unterbrochen vom silbern glänzenden Gigabyte-Logo.
Das Gigabyte S1080 wirkt trotz der abgerundeten Ecken kantig und klobig. Dies wird noch unterstützt von 16 mm Höhe. Das ähnlich aufgebaute Dell Latitude ST-LST01 hat zwar am stärksten Punkt ebenfalls 16 mm Höhe, allerdings wird es zu den Rändern flacher und wirkt daher deutlich schlanker. Das Samsung Series 7 XE700T1A ist nicht nur deutlich leistungsstärker, es hat auch mit 13 mm Höhe ein attraktiveres Gehäuse.
Das Tablet ist angemessen steif, allerdings knarzt es sehr unangenehm, wenn man es mit beiden Händen zu verwinden versucht. Die Lackierung und die Spaltmaße sind überall in Ordnung. Gigabyte liefert also ein durchschnittliches Gehäuse mit guter Verarbeitung, aber nur befriedigender Stabilität. Das Gehäuse wirkt billiger als es eigentlich ist.
Was die Anschlüsse angeht, ist das Gigabyte S1080 gut ausgestattet. Es bietet einen USB 3.0 und einen powered USB 2.0 Anschluss. Letzterer versorgt das angeschlossene USB-Gerät auch mit Strom, wenn das Tablet ausgeschaltet ist. Neben diesem befindet sich ein Kopfhörer- und ein Mikrofon-Anschluss. Auch Gigabit-LAN hat am dicken Gehäuse noch Platz gefunden, und zwar in der linken unteren Ecke. Der SD-Karten-Leser sitzt zwischen den Mausersatztasten und der Lautstärketastenwippe. Ein externer Monitor kann über VGA angeschlossen werden.
Kommunikation
Das Gigabyte Tablet ist in Sachen Kommunikation gut ausgestattet, es bietet WLAN b/g/n, Bluetooth und sogar Gigabit-LAN. Auch ein Sim-Karteneinschub samt Modem und Antenne sind optional vorhanden (mobiles Breitband-Internet). Es kann also auch über das Handynetz im Internet gesurft werden.
Software
Als einziges Zugeständnis von Gigabyte an die Bedienung mit dem Finger ist die Software AppPark vorinstalliert. Diese Software stellt eine Alternative zum Startmenü dar und präsentiert ausgewählte vorinstallierte Programme in einer für einen Touchscreen optimierten Umgebung. Die bekannten Windows-Programme sind allerdings nicht für das Tablet ausgelegt. Es handelt sich nur um die üblichen Beilagen, wie zum Beispiel Paint, Adobe Reader und Microsoft Office Starter. Die Software läuft dazu nicht flüssig und einen wirklichen Mehrwert bietet sie daher nicht.
Zubehör
Dem Tablet liegt noch eine Hülle aus Lederimitat bei. Diese riecht anfangs sehr unangenehm und wirkt billig. Gigabyte hat drei weitere Zubehörartikel angekündigt: Eine Tastatur, einen Zusatzakku und eine Dockingstation. Letztere wird hierzulande aber nicht verkauft und daher ausgelassen. Die Tastatur wird über USB an das Tablet angeschlossen und wird zusammen mit einer Schutzhülle für das S1080 und die Tastatur geliefert. Außerdem bietet Gigabyte für 70 Euro einen Zweitakku an, der unten an das Tablet angesteckt wird und die Laufzeit um zwei Stunden verlängern soll.
Garantie
Die Garantie beträgt in Deutschland und Taiwan 2 Jahre ab Kaufdatum. In anderen Ländern beträgt sie 1 Jahr.
Touchscreen
Die Bedienung über das Touchscreen ist wenig komfortabel. Meist trifft man nicht direkt die gewünschte Fläche und muss sich mit mehrmaligem Tippen an den gewünschten Ort „herantasten“.
Touchpoint
Gigabyte hat noch einen weiteren Mausersatz im Tablet integriert. Er besteht aus einer kleinen runden Fläche im rechten Bildschirmrand und zwei Mausersatztasten im linken Bildschirmrahmen. Dieser runde Punkt reagiert sehr sensibel, wie ein Touchpad, auf die Eingabe mit dem Finger. So kann man das Tablet bequem in zwei Händen halten und gleichzeitig den Cursor steuern.
Dieses ungewöhnliche System hat allerdings ein paar Nachteile. Dadurch, dass die empfindliche Fläche so klein ist, muss man bei langen Bewegungen entweder mehrmals den Finger absetzen, oder die Bewegungsgeschwindigkeit so schnell stellen, dass man eine sehr ruhige Hand braucht. Außerdem kann der Daumen leicht beim Verschieben des Cursors nach links auf das Touchscreen kommen und dort dann den Cursor versetzen. Dazu kommt noch, dass der Sensor nicht immer alles richtig auswertet und der Cursor dann springt oder sich nicht bzw. in die falsche Richtung bewegt.
Alternativen
Auf Grund der schlechten Eingabegeräte lohnt es sich nach Alternativen Ausschau zu halten. Da die passende Tastatur im deutschsprachigen Raum kaum zu bekommen ist, muss man mit Eingabegeräten von Drittherstellern zufrieden geben. Hier bietet sich eine (schnurlose) Maus und Tastatur an, die via USB oder Bluetooth an das Tablet angeschlossen werden.
Im Tablet wurde ein 10,1 Zoll-Display im Format 16:10 eingebaut. Es löst mit angemessenen 1024 x 600 Pixeln auf und ist entspiegelt. Die Messwerte lassen Schlimmes erahnen. Maximal 160 cd/m² und im Durchschnitt sogar nur 148 cd/m² sind deutlich zu wenig Helligkeit für ein mobiles Tablet. Selbst 200 cd/m² würden in der Sonne kaum ausreichen, um den Inhalt gut darzustellen, aber auf diesem Display erkennt man in einer hellen Umgebung schlicht nichts mehr.
Das Display ist oben in den Ecken am dunkelsten und wird dann zur Mitte und nach unten hin etwas heller. Die Verteilung der Helligkeit ist mit 88 % nicht schlecht. Der Schwarzwert ist mit 0,95 cd/m² durchschnittlich, allerdings ergibt das mit der schwachen Lichtleistung nur einen Kontrast von 163:1.
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Ausleuchtung: 88 %
Helligkeit Akku: 155 cd/m²
Kontrast: 163:1 (Schwarzwert: 0.95 cd/m²)
Im Außenbereich kann man bei Sonnenschein das Tablet nicht mehr angenehm benutzen, da dafür die Helligkeit des Displays nicht ausreicht. Für ein portables Gerät ist das ein großer Nachteil, da der Kunde die Möglichkeit haben sollte das Gerät überallhin mitzunehmen.
Wie für ein solch billiges Display zu erwarten ist, sind die Blickwinkel äußerst klein. Schon eine kleine Abweichung vom idealen lotrechten Blickwinkel verfälscht das Bild sehr stark und lässt die Farben invertieren. Auch wird das Tablet deutlich dunkler und Schwarz wird zu Hellgrau. Da das Gerät in der Hand nicht immer perfekt gehalten werden kann, fällt dieser Nachteil deutlich ins Gewicht.
Das Tablet wird von einem Dual-Core-Prozessor der Atom Reihe von Intel angetrieben. In diesem Chip, namens Atom N570 ist die Grafiklösung, der Intel Graphics Media Accelerator 3150, bereits integriert. Letzterer unterstützt DirectX nur bis zur Version 9c. Weiterhin ist 2 GB DDR3 RAM und eine gewöhnliche Festplatte mit 320 GB und 5400 Umdrehungen pro Minuten verbaut. Wir haben es hier also mit einer klassischen Netbook-Ausstattung zu tun.
Prozessor
Die Leistung des Prozessors wurde durch Cinebench R10 ermittelt. Dieser rendert eine dreidimensionale Szene auf Zeit. Dabei schafft die CPU es nicht an die Ergebnisse des gleichen Typs im Asus Eee PC 1015PX anzuknüpfen. Dieser schaffte unter Ausnutzung aller Kerne mit 1654 Punkten deutlich mehr als das Gigabyte Tablet mit 1361 Punkten. Das Dell Latitude ST-LST01 hat mit einem schwächeren Prozessor das Nachsehen und erreicht nur 759 Punkte.
System Performance
Im PCMark 7 wird die Gesamtleistung des Systems mit verschiedenen Szenarien bestimmt. Hier schafft das Tablet von Gigabyte 580 Punkte, deutlich weniger, als das Dell Latitude ST-LST01 mit 830 Punkten. Das Tablet von Dell kann hierbei trotz schwächerer CPU mit den großen Vorteilen einer SSD einige Punkte Vorsprung gewinnen.
Subjektiv betrachtet reicht die Anwendungsleistung nicht für das anspruchsvolle Betriebssystem Windows 7. Das Hoch- und Herunterfahren dauert ebenso nervenstrapazierend lange, wie auch das Starten von Programmen oder das Browsen im Internet. Nach kurzer Zeit hat man die Lust am Tablet verloren oder ist aufgrund der langen Wartezeiten gereizt.
Massenspeicher
Der Massenspeicher ist eine Festplatte mit ausreichenden 320 GB Kapazität und einer Drehgeschwindigkeit von 5400 U/min. Sie ist mit knapp 60 MB/s als durchschnittliche Transferrate eher im unteren Leistungssegment einzuordnen. Gerade bei Tablets mit schwacher CPU können SSDs mit ihren kurzen Zugriffsraten die Anwendungsleistung stark steigern. Daher wäre ein solcher Einsatz hier wünschenswert gewesen.
Grafiklösung
Die im Prozessor integrierte Grafiklösung Intel GMA 3150 ist nicht für Aufgaben geeignet, die über das normale Arbeiten mit Office-Programmen und das Surfen im Internet hinausgehen. Für Bild- und Videobearbeitung oder gar ein Computerspiel ist die Grafikkarte aber zu schwach. Bei einem kurzen Anspieltest hat das Abspielen von Full-HD-Videos auf dem geringer auflösenden Display gut funktioniert. Nur manchmal hakelt es etwas.
3DMark 03 Standard | 588 Punkte | |
3DMark 06 Standard Score | 160 Punkte | |
Hilfe |
Geräuschemissionen
Das Tablet ist zwar im Design recht unscheinbar, dafür macht es aber akustisch stark auf sich aufmerksam. Der Lüfter dreht ständig mit gut hörbaren 35 - 37 dB. Unter Last wird es dann mit knapp 42 dB sehr unruhig.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 34.9 / 37.3 / 37.3 dB(A) |
HDD |
| 33 dB(A) |
Last |
| 40.3 / 41.9 dB(A) |
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30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
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min: , med: , max: Voltcraft sl-320 (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Bei den Temperaturen hält sich das Tablet bedeckt und bleibt links angenehm kühl. Rechts erwärmt es sich im Leerlauf auf bis zu 36 °C. Unter Last erwärmt sich das Gigabyte S1080 auf bis zu 40 °C. Wenn man das Tablet in die Hand nehmen möchte, ist dies grenzwertig.
Stresstest
Im Stresstest wird der Prozessor und die Grafikkarte über eine Stunde voll ausgelastet. Dabei wird untersucht, ob die CPU langfristig die volle Leistung liefern kann, oder ob das Tablet sich so stark erwärmt, dass der Takt des Prozessors gedrosselt wird.
Hier kann das Kühlsystem nicht punkten. Schon nach kurzer Zeit fängt das System an zu „throtteln“, also stark unter den Basistakt zurückzufallen. Dabei wird die CPU bis zu 100 °C warm und ist somit an der oberen Grenze. Der Takt fällt auf bis zu 500 MHz zurück und lässt dann nur noch anspruchslose Arbeiten zu.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 39.7 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 35.5 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 31.3 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
Die Stereo-Lautsprecher sind akzeptabel. Recht laut und nicht übersteuert geben sie einen Sound von sich, dem zwar sämtlicher Bass fehlt, sonst aber für ein kleines Webvideo ausreicht.
Energieaufnahme
Die Energieaufnahme ist erwartungsgemäß recht niedrig und erreicht im Leerlauf maximal 11 Watt. Unter Last ist der Stromverbrauch mit 16 Watt nur etwas höher, da auch die Leistung des Tablets sich nicht signifikant steigert.
Aus / Standby | 0.4 / 0.4 Watt |
Idle | 8.8 / 9.7 / 10.6 Watt |
Last |
15.9 / 15.2 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Der Akku ist ein Lithium-Polymer-Akku. Im Gegensatz zu den meist eingesetzten Li-Ion-Akkus hat dieses eine höhere Energiedichte, ist also bei gleicher Kapazität leichter. Die Kapazität beträgt 30 Wh, für ein solch sparsames Gerät akzeptabel.
Die längst mögliche Laufzeit wird mit dem Tool Battery Eater Readers Test ermittelt. Bei dunkelster Displaystufe, ausgeschaltetem WLAN und unter Nutzung aller Energiesparmaßnahmen erreicht das Tablet nicht einmal fünf Stunden Laufzeit. Das deutlich leistungsstärkere Samsung Slate PC schafft im Leerlauf mit über sieben Stunden deutlich mehr.
Praxisrelevanter ist die Laufzeit Surfen über WLAN. Hier wird bei einer Displayhelligkeit von 150 cd/m², beim Gigabyte also auf höchster Stufe, über WLAN im Internet gesurft wird. Hier erreicht das Tablet drei Stunden und 19 Minuten. Das kann für einen schönen Nachmittag draußen, fernab einer Steckdose, schon etwas knapp werden. Aber für draußen ist das Display des Tablets sowieso zu dunkel.
Die kürzeste Laufzeit ermitteln wir mit dem Battery Eater Classic Test, bei dem eine bewegte 3D-Datei gerendert wird. Hier hält das S1080 von Gigabyte länger durch als das Samsung Serie 7, aber auch nur, weil das Samsung unter Last eben auch eine deutliche Leistungssteigerung vorweisen kann.
Zum Aufladen benötigt der Akku 145 Minuten.
Zuerst zu den positiven Aspekten: Das Gehäuse ist robust, wenn es auch ein wenig billig wirkt. Die Anschlüsse sind vielseitig und können mit moderner Technik punkten, nur ein HDMI-Anschluss fehlt. Das Display ist matt und vermeidet störende Reflexionen und der Stromverbrauch ist sehr niedrig.
Doch nun zu den negativen Punkten: Die Software zum Starten der Programme ist nutzlos und läuft nicht flüssig. Das angebotene Zubehör ist nicht oder nur kaum verfügbar und die beiliegende Lederschutzhülle ist billig und riecht unangenehm. Das Touchscreen ist ungenau kalibriert und der Touchpoint ist zwar eine nette Idee, hakt aber so oft, dass damit nicht komfortabel gearbeitet werden kann.
Das Display ist viel zu dunkel, sodass man das Tablet in einer hellen Umgebung kaum gebrauchen kann. Die Blickwinkel sind sehr eingeschränkt und die Farben wirken matt und ausgewaschen. Die Leistung des Prozessors, kombiniert mit einer herkömmlichen Festplatte, ist für das Betriebssystem Windows 7 nicht ausreichend und das Nutzen des Tablets macht keinen Spaß. Hier haben Apple und Android Tablets klare Vorteile.
Das Gigabyte S1080 fällt dauerhaft unangenehm auf, da der Lüfter selbst im Leerlauf deutlich hörbar dreht. Die Akkulaufzeit ist nicht wirklich schlecht, allerdings mit über drei Stunden über WLAN im Internet surfend nicht gerade herausragend.
Eine kleine mögliche Nische kann das Tablet als Netbookersatz mit angeschlossenen Eingabegeräten von Drittanbietern füllen. Hierfür ist allerdings der hohe Preis abschreckend.
Leider überwiegen beim Gigabyte S1080 deutlich die Nachteile und so können wir den Kauf dieses Tablets nicht empfehlen. Zum gleichen Preis und ebenso mit Windows 7 gibt es bereits das Dell Latitude ST-LST01, das mit einer besseren Anwendungsleistung und besserem Display punktet. Wer etwas mehr ausgeben möchte, greift zum Samsung Series 7 XE700T1A-H01DE. Dieses hochwertige Tablet kostet aber auch mehr als das Doppelte.