Test HP Slate 2 Wi-Fi + 3G Tablet
Seit vor knapp zwei Jahren das erste iPad erschien, wächst der Tablet-PC-Markt mit nahezu unglaublicher Geschwindigkeit. Neben dem Platzhirsch Apple und dessen iOS hat sich dabei auch Googles Android-Betriebssystem etabliert, welches ebenso speziell für die Nutzung auf mobilen Geräten entwickelt wurde.
Trotz der stetig steigenden Vielfalt an Apps für beide Plattformen gibt es, insbesondere im Unternehmensbereich Kunden, die zwingend auf Microsoft Windows angewiesen sind - sei es nur für das Office-Paket, auch eigens entwickelte Spezialsoftware. HP ist dabei einer der wenigen großen Hersteller, welcher sich genau auf diesen Bereich konzentriert. Ende 2010 brachte man das Slate 500 mit Windows 7 auf den Markt und konnte sich, ungeachtet des hohen Preises von knapp 800 Dollar für ein 8,9-Zoll-Tablet, nicht über eine mangelnde Nachfrage beklagen.
Mit dem Slate 2 hat HP das Vorgängermodell leicht überarbeitet und den bisherigen Atom Z540 durch einen moderneren Atom Z670 ersetzt. Weiterhin an Bord sind 2 GByte RAM, eine 64 GByte große SSD sowie ein schnelles 3G-Modul, alles zusammen zu einem Preis von sehr selbstbewussten 750 Euro. Etwa 100 Euro günstiger ist das Basismodell mit nur 32 GByte Speicherplatz und fehlender UMTS-Unterstützung.
Verglichen mit der überwältigenden Auswahl an Android-Tablets fällt das Konkurrenzumfeld des Slate 2 eher klein aus. Zu den schärfsten Konkurrenten zählt neben dem Dell Latitude ST (Testbericht folgt in Kürze) vor allem das Fujitsu Stylistic Q550, welches wir im letzten Jahr bereits einem ausführlichen Test unterzogen haben. Ob sich HP dabei auch der verbesserungswürdigen Benutzerfreundlichkeit bisheriger Windows-Tablets angenommen hat, soll nun genauer untersucht werden.
HP hat das Gehäuse des Vorgängermodells Slate 500 augenscheinlich ohne Änderungen übernommen. Das 8,9-Zoll-Tablet ist mit einem Format von 23,4 x 15 Zentimetern deutlich kleiner als beispielsweise ein iPad 2, wirkt durch seine enorme Dicke von 15 Millimetern (iPad 2: 8,8 Millimeter) aber sehr schwerfällig. Auch das Gewicht von etwa 700 Gramm lässt das Slate 2 auf Dauer etwas unhandlich werden, wobei es noch deutlich schwerere Geräte wie das Fujitsus Stylistic Q550 (850 Gramm) gibt.
Die Farbgebung erweckt einen nüchternen, sachlichen Eindruck. Schwarze und matt-silberne Oberflächen prägen das Design, welches im Business-Sektor ohnehin von eher sekundärer Relevanz sein dürfte. Erheblich bedeutsamer ist der qualitative Aspekt, welchen das Tablet mit Bravour meistert. Obwohl bis auf eine Glasscheibe vor dem Display äußerlich vollständig aus Kunststoff gefertigt, begeistert HPs Slate 2 mit überragender Stabilität. Auch starker Druck vermag es nicht einmal im Ansatz, das Tablet zu verwinden oder Knarzgeräusche zu erzeugen. Die angeschrägten Gehäusekanten sind wie das gesamte Gehäuse sauber verarbeitet und bieten keinerlei Anlass zur Kritik. Einen kleinen Makel konnten wir letztlich dennoch finden: Bei unserem Testmodell fiel ein schmaler Spalt zwischen der Unterkante des Displays und dem Chassis auf, welcher sogleich freudig von den ersten Schmutzpartikeln besetzt wurde.
Statt Griffmulden hat der Hersteller die Rückseite mit einer leichten Gummierung überzogen, welche durch eine hochwertigen Haptik und gute Haftung überzeugt. Auf der Vorderseite finden die Finger auf dem knapp zwei Zentimeter breiten Displayrahmen Platz. Dieser zeigt sich leider recht empfindlich für Staub oder Fingerabdrücke, was durch eine eher matte Lackierung hätte vermieden werden können.
Insgesamt bewegt sich die Verarbeitung des Gerätes auf einem extrem hohen Niveau, die genannten Kritikpunkte sollten auch äußerst peniblen Käufern nur bei sehr genauer Betrachtung auffallen. Dem selbst auferlegten Business-Anspruch wird das Slate 2 damit deutlich besser gerecht als das Q550, lediglich Apples iPad 2 kann sich mit seiner beispielhaften Qualität noch etwas weiter absetzen.
Durch die Dicke des Gerätes hätte HP ausreichend Platz gehabt, eine wahre Armada an Schnittstellen zu verbauen. Diese Möglichkeit hat der Hersteller leider nicht genutzt, auch wenn das Slate 2 zumindest einige Anschlussoptionen bietet. An der Oberseite verbirgt sich, durch eine kleine Klappe vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt, ein vollwertiger USB-2.0-Port. Die Probleme eines iPad-Nutzers, mal eben schnell Daten von einem USB-Stick oder einer externen Festplatte zu kopieren, werden dem Käufer des HP-Tablets somit nicht begegnen. Alternativ steht ebenso ein Speicherkartenleser im SD-Format zur Verfügung.
Bis auf eine 3,5-Millimeter-Kopfhörerbuchse an der rechten Seite werden alle sonstigen Schnittstellen lediglich über die im Lieferumfang enthaltene Docking-Station bereitgestellt. Diese bietet neben zwei weiteren USB-2.0-Ports und einem zusätzlichen Kopfhöreranschluss auch einen HDMI-Ausgang (maximale Auflösung: 1600 x 1200 Pixel), den wir uns aber eigentlich direkt am Gerät gewünscht hätten: Wer unterwegs einen Beamer oder externen Monitor betreiben möchte, wäre mit einer solchen Lösung sicherlich besser bedient. Fujitsus Q550, aber auch viele Android-Modelle, wie das neue Asus Transformer Prime, bieten HDMI/Micro-HDMI auch ohne den Umweg über die Docking-Station an.
Um mit einem Tablet den Anforderungen eines Windows-Gerätes gerecht zu werden, sind an den Seiten des Gerätes verschiedene Hardwaretasten angebracht. Diese dienen unter anderem dazu, die Bildschirmtastatur zu öffnen oder zu schließen - was beim Antippen eines Eingabefeldes leider nicht immer automatisch klappt -, die Lautstärke zu regeln, den Desktop anzuzeigen oder per "Klammergriff" (STRG + ALT + ENTF) beispielsweise den Taskmanager starten zu können.
Kommunikation
Bis auf die fehlende WiMAX-Unterstützung beherrscht das HP Slate 2 wohl nahezu jeden Funkstandard, den der Nutzer sich nur wünschen kann. Der WLAN-Adapter, ein Atheros AR6003, verbindet sich sowohl im 2,4- als auch 5-GHz-Band zu Netzwerken der Version 802.11a/b/g/n.
Als speziell auf den mobilen Sektor ausgerichtete Lösung sendet der AR6003 nur mit einem einzigen Stream, was sich negativ auf die Übertragungsgeschwindigkeit (maximal 85 MBit/s Bruttodatenrate), im Gegenzug aber positiv auf die Leistungsaufnahme auswirkt.
Für Mobiltelefone oder Peripheriegeräte steht weiterhin der aktuelle Bluetooth-Standard 4.0 + HS zur Verfügung. Mit dieser Version wurde, unter anderem, ein neuer Low-Energy-Modus ergänzt, der vor allem durch eine besonders kurze Aufbauzeit des Übertragungsweges Energie einsparen soll.
Als zweites Funkmodul hat HP das hauseigene un2430 EV-DO/HSDPA Mobile Broadband Module integriert. Dieses ermöglicht Datenraten von bis zu 14,4/5,76 MBit/s (Download/Upload) in entsprechend ausgebauten UMTS-/HSPA-Netzen, ebenso aber auch die Positionsbestimmung per GPS. Der Slot für die SIM-Karte verbirgt sich leicht zugänglich direkt neben dem SD-Kartenleser.
Webcam und Mikrofon
Wie die meisten Konkurrenten ist auch das Slate 2 mit gleich zwei Webcams ausgestattet. Für Videochats befindet sich auf der Vorderseite ein qualitativ enttäuschender 0,3-Megapixel-Sensor, welcher bereits bei mittlerer Helligkeit stark rauscht. Da sich die Linse in einer Ecke des Displayrahmens verbirgt, kann die Kamera sowohl im Hoch- als auch Querformat genutzt werden, ohne das sie von den Händen des Nutzers verdeckt wird. Als Nachteil dieser Positionierung ist der Bildausschnitt leider stets etwas ungünstig, was ab einem Bildschirmabstand von etwa 40 Zentimetern jedoch nicht weiter stört.
Die rückseitige 3,0-Megapixel-Kamera schlägt sich etwas besser. Videos werden bis maximal 640 x 480 aufgezeichnet, können jedoch nicht mit der Detailsschärfe einer guten Handy-Kamera mithalten. Der 8-Megapixel-Sensor des Asus Transformer Prime spielt in einer komplett anderen Liga.
Keine Offenbarung, aber akzeptabel und verständlich ist die Sprachqualität des eingebauten Mikrofons. Für gelegentliche Chats, beispielsweise per Skype, kann durchaus auf ein zusätzliches Headset verzichtet werden.
Sicherheit
Neben der x86-Kompatibilität sind insbesondere die umfangreichen Sicherheits-Features das Merkmal, welches Business-Kunden von HPs Tablet überzeugen soll. Das Slate 2 besitzt nun standardmäßig einen TPM 1.2 Embedded Security Chip, der unter anderem eine höhere Sicherheit digitaler Zertifikate, der Nutzer-Authentifikation und der gespeicherten Daten garantieren soll. Vom BIOS wird die sogenannte "Computrace Pro"-Software unterstützt, welche bei der Lokalisierung und Wiederbeschaffung eines gestohlenen Gerätes per GPS und WLAN hilft. Die Daten der Festplatte können dabei aus der Ferne gesichert und das System gesperrt werden.
Zubehör
Entgegen dem aktuellen Markttrend zeigt sich HP beim Lieferumfang des Tablets äußerst spendabel. Neben dem üblichen Broschürenpaket inklusive Recovery-DVD und Windows-Datenträger fanden wir noch eine hochwertige Ledertasche, ein Staubtuch, den Stylus samt passender Batterie (AAAA/LR61), sowie - besonders kurios - gleich zwei identische 30-Watt-Netzteile.
Ebenfalls im Lieferumfang ist eine aufklappbare Docking-Station, welche sowohl zusätzliche Anschlussoptionen liefert (siehe Abschnitt Ausstattung), als auch das Gerät für die stationäre Nutzung in Position hält. Das Tablet gleitet leicht und passgenau in die Halterung, beim Herausheben muss selbige allerdings mit einer zweiten Hand festgehalten werden.
Wartung
Da die Rückseite vollständig versiegelt ist und keinerlei sichtbare Schrauben vorhanden sind, können keine Komponenten auf- oder umgerüstet werden. Zur Erweiterung der Speicherkapazität kann man sich lediglich mit dem Einsatz einer SD-Karte behelfen.
Garantie
Wer das HP Slate 2 im Einzelhandel erwirbt, erhält lediglich eine 12-monatige Herstellergarantie. Allerdings werden die wenigsten Unternehmen das Tablet ohne ein zusätzliches Care-Pack des Herstellers erwerben, welches zu einem Preis von etwa 140 Euro 3 Jahre Abhol- und Lieferservice bietet. Es ist zu vermuten, dass HP großen Firmenkunden unter Umständen auch Rabatte sowie weitere Garantie-Pakete offeriert.
Windows und Touch-Bedienung - mit dieser Kombination haben wir in der Vergangenheit nicht gerade berauschende Erfahrungen gemacht. Zunächst wollen wir versuchen, das Slate 2 ausschließlich mit dem Finger zu bedienen.
Touchscreen
So viel gleich vorweg: Diese Eingabemethode sollte besser gemieden werden. Auch wenn sich Microsoft bemüht hat, Windows 7 besser auf Touchscreens zu optimieren, hinkt die Benutzbarkeit noch weit hinter Android oder iOS hinterher. Die Probleme beginnen bereits bei der zu geringen Größe von Icons oder Auswahlmenüs, die trotz der nicht besonders hohen Pixeldichte des Displays nur mit Schwierigkeiten getroffen werden können. Manche, eigentlich alltägliche Windows-Funktionen, wie das Ändern der Größe eines Fensters, sind mit dem Finger allein praktisch unmöglich zu bewältigen. Dank der Unterstützung von Multitouch-Gesten fällt das Surfen im Internet etwas leichter, insgesamt müssen wir dennoch konstatieren: Windows 7 ist und bleibt ein Betriebssystem, welches für Notebooks oder PCs konzipiert wurde und auch nur dort optimal benutzbar ist. Der grundsätzlich präzise Touchscreen trägt daran keine Schuld.
Stylus
Für diese Einschränkungen kann der Hersteller HP freilich wenig, versucht aber dennoch das Beste daraus zu machen. Abhilfe leistet zunächst der beigelegte aktive Stylus, der gleich zwei Aufgaben erfüllt. Zum einen lässt sich mit diesem der Mauszeiger nahezu pixelgenau positionieren, auch Rechtsklicks sind mit Hilfe einer eigenen Taste möglich. Als weitere Funktion können beliebige Eingabefelder mit Hilfe der Handschrifterkennung von Windows befüllt werden, was auch bei schneller Schreibschrift mit erstaunlich geringer Fehlerrate funktioniert. Leider kann der Stylus, ebenso wie bei Fujitsus Q550, nicht im Gerät selbst verstaut werden.
Auffälligkeiten
Als Alternative zur klassischen Bildschirm-Tastatur von Windows 7 hat HP noch ein sogenanntes Swype-Keyboard vorinstalliert. Hiermit können Wörter durch ein Überstreichen der Buchstaben mit dem Finger oder Stylus geschrieben werden, anstelle jedes Zeichen mit einem einzelnen Druck eingeben zu müssen - eine Lösung, die viele vielleicht von ihrem Smartphone kennen. Leider wurde der Start von Swype auf unserem Testmodell mit einer Fehlermeldung quittiert, auch ein Update auf die neuste Version konnte das Problem nicht beheben.
Dem Display als zentralem Bestandteil eines jeden Tablets kommt auch im HP Slate 2 besondere Bedeutung zu. Zum Einsatz kommt ein 8,9 Zoll großes Panel mit einer nativen Auflösung von 1024 x 600 Pixeln, was in einer Pixeldichte von 133 dpi resultiert - vergleichbar mit einem iPad 2, welches auf 132 dpi kommt.
Da die geringe Zeilenanzahl für einige Anwendungen problematisch sein kann, lässt sich auch eine interpolierte Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten einstellen, welche jedoch naturgemäß mit einer deutlich verringerten Schärfe einhergeht. Zudem kommt es zu starken Verzerrungen, da das Seitenverhältnis von 4:3 nicht zu den Abmaßen des Displays passt.
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Ausleuchtung: 83 %
Helligkeit Akku: 136 cd/m²
Kontrast: 618:1 (Schwarzwert: 0.22 cd/m²)44.99% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
62.7% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
43.71% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Die Bildqualität des Panels kann leider nicht mit dem im Tablet-Sektor gewohnten Niveau mithalten. Gerade einmal 121 cd/m² schafft die LED-Hintergrundbeleuchtung, was allenfalls für Innenräume ausreichend ist. Hinzu kommt ein leichtes "Backlight Bleeding", am unteren Rand ist bei dunklen Farben eine ungleichmäßige Helligkeitsverteilung sichtbar. Davon abgesehen ist die Ausleuchtung mit 83 Prozent annehmbar, wenn auch nicht überragend.
Dank eines guten Schwarzwertes von nur 0,22 cd/m² kann zumindest der Kontrast von 618:1 überzeugen. Das Fujitsu Stylistic Q550 als direkter Konkurrent liegt mit 753:1 in einem ähnlichen Bereich, derzeitiger Spitzenreiter ist jedoch das Asus Transformer Prime mit beeindruckenden 1836:1.
Es wird wohl nur wenige Nutzer geben, die auf einem kleinen und leistungsschwachen Tablet professionelle Bildbearbeitung betreiben wollen - denn dafür ist auch das Display das Slate 2 nicht geeignet. Der Farbumfang ist etwas größer als bei Acers Iconia W500 oder dem Q550 von Fujitsu, kann jedoch die Standards AdobeRGB und sRGB nicht vollständig abdecken. Subjektiv kann die Darstellung jedoch überzeugen und sollte für alle üblichen Anwendungsfälle genügen.
Obwohl Samsung in den Spezifikationen von einer anti-glare-Beschichtung des Displays spricht, sind in der Praxis deutliche Spiegelungen erkennbar. In Verbindung mit der geringen maximalen Helligkeit wird die Nutzung im Freien erheblich erschwert und ist auch bei bewölktem Wetter kaum möglich. Gerade für ein mobiles Tablet mit 3G-Unterstützung ist das mehr als ärgerlich, zumal selbst weitaus günstigere Modelle anderer Hersteller zeigen, wie es besser geht. HP sollte schlicht ein deutlich kräftigeres Backlight verbauen, welches eine Leuchtdichte von 300 cd/m² oder mehr erreicht.
Das Panel des Slate 2 stammt vom Hersteller CMO (N089L6-L03) und basiert auf der TN-Technologie. Bei einem derart hochpreisigen Gerät sollte ein hochwertiges IPS- oder VA-Panel eigentlich Pflicht sein, insbesondere in einem Tablet. Demzufolge fallen die Blickwinkel eher gering aus, leichte Verfälschungen sind speziell in der Vertikalen bereits bei wenigen Grad Abweichung zu beobachten. Im Gegensatz zu den nochmals schlechteren Displays der meisten Notebooks bleibt der Bildinhalt jedoch über einen recht weiten Bereich zumindest lesbar - ein befriedigendes Ergebnis.
Schon das Vorgängermodell Slate 500 war mit seinem 1,86 GHz schnellen Intel Atom Z540 kein Leistungswunder, der nun verbaute Atom Z670 (Codename Lyncroft) taktet mit 1,50 GHz jedoch noch einmal deutlich niedriger. Grund für den Wechsel war laut HP die geringere Leistungsaufnahme des neuen Modells, welches trotz angestaubter 45-Nanometer-Fertigung eine TDP von lediglich 3 Watt besitzt. Dank SoC-Bauweise der Oak Trail Plattform sind dabei bereits alle Komponenten wie Speichercontroller oder Grafikkarte enthalten, die sich beim Atom Z540 noch im Chipsatz befanden.
Der eigentliche In-Order-Prozessorkern hat sich seit der ersten Atom-Generation von Anfang 2008 kaum verändert. Demzufolge fällt auch die Pro-MHz-Leistung der Single-Core-CPU äußerst gering aus, selbst AMDs C-Series APUs sind bereits erheblich flotter. Die Multithread-Performance wird durch die SMT-Technologie etwas verbessert, das weitere Featureset wirkt mittlerweile allerdings antiquiert: Keine 64-Bit-Unterstützung, SSE lediglich bis Version 3, weder AVX noch AES-NI.
Trotz der Bezeichnung Intel GMA 600 stammt die Grafikeinheit ursprünglich von PowerVR. Der auf dem CPU-Die integrierte Chip namens SGX 535 bietet in etwa die Rechenleistung von Nvidias Tegra 2 (beide 3,2 GFLOPS), aktuelle High-End-Smartphones oder -Tablets auf ARM-Basis sind jedoch bereits vielfach schneller. Beim Vergleich mit anderen GPUs aus dem Notebook-Bereich fällt die GMA 600 noch weiter zurück, wie wir später anhand von 3D-Benchmarks genauer untersuchen wollen. Der Hersteller verspricht, dass zumindest aktuelle Videocodecs umfassend beschleunigt werden können, unter anderem MPEG4, VC1, H.264 und DivX.
Mit 2 GByte DDR2-800 und einer 64 GByte fassenden SSD ist das Slate 2 recht großzügig ausgestattet. Beim Vergleich mit Android-Tablets, die in der Regel lediglich 512 bis 1024 MB RAM besitzen, sollte jedoch beachtet werden, dass das Windows-Betriebssystem deutlich speicherhungriger ist und bereits im Leerlauf mehrere hundert Megabyte belegt.
Prozessor
Der Atom Z670 ist uns bereits aus dem Fujitsu Stylistic Q550 in eher enttäuschender Erinnerung geblieben. Bei unserem Testkandidaten von HP fallen die Benchmarkergebnisse im Cinebench R10 (32 Bit) allerdings etwas besser aus: 500 Punkte im Single-Rendering-Test, 777 Punkte unter Nutzung von SMT liegen 21 bis 45 Prozent über der Leistung des Konkurrenten. Dennoch kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns im absoluten Low-End-Bereich bewegen - schon ein AMD C-60 liefert bis zu doppelt so hohe Werte, ein Einstiegs-Notebook mit Intels Pentium B940 erreicht gar Faktor 5 bis 7.
Massenspeicher
Auf Grund der begrenzten Platzverhältnisse setzt HP auf eine kompakte mSATA-SSD von Samsung (MZMPA064HMDR), welche wir bereits aus dem Samsung 900X1B kennen. An die dort erzielten Übertragungsraten reicht das Slate 2 leider nicht ganz heran, je nach Programm konnten wir zwischen 66 und 161 MB/s beim Lesen und 71 bis 170 MB/s beim Schreiben erreichen. Auch dies sind sehr ordentliche Werte, mit denen der Datenträger in der Praxis nur selten zum Flaschenhals werden sollte. Die Zugriffszeit liegt mit 0,2 Millisekunden auf einem SSD-typisch niedrigen Niveau, was besonders die Bootzeiten beschleunigt: Etwa 30-35 Sekunden sind für die Atom-Plattform recht flink, das Erwachen aus dem Standby mit unter 5 Sekunden ebenfalls angenehm schnell.
Bemerkenswert ist die sehr hohe CPU-Auslastung, die bei sequentiellen Operationen über 15 Prozent liegt. Einmal mehr werden hier die begrenzten Leistungsreserven des Atom Z670 deutlich.
System Performance
Der Prozessor ist ebenfalls die Hauptursache für die schwache Systemleistung des Tablets. Trotz des flotten Flashspeichers ergab der PCMark Vantage lediglich 1146 Punkte, im PCMark 7 standen immerhin 849 Punkte zu Buche - dies ist der typische Leistungsbereich eines Netbooks.
Im Alltag sind die Unzulänglichkeiten der Rechenleistung an vielen Stellen spürbar. Bereits das Verschieben eines Fensters auf dem Desktop ist mit einem leichten Ruckeln verbunden, viele Aktionen werden erst nach einer kurzen Gedankensekunde ausgeführt. Von anspruchsvollen Anwendungen müssen wir generell abraten, selbst das Surfen im Internet ist quälend langsam: Große Webseiten laden mehrere Sekunden und Scrollen ist nur selten flüssig möglich - zumindest mit dem vorinstallierten Internet Explorer 9.0. Der Browser hat einen enormen Einfluss auf die Ergebnisse der nachfolgenden Benchmarks, weshalb wir zusätzlich Googles Chrome (Version 16.0) zum Vergleich herangezogen haben.
Je nach Programm setzt sich das Slate 2 damit mal vor, teils aber auch deutlich hinter die Konkurrenten unter Android und iOS. Im Peacekeeper-Test von Futurmark erreichten wir 280 beziehungsweise 600 Punkte, im Google V8 Benchmark 514 und 1874 Punkte, der SunSpider JavaScript Benchmark schloss mit 1199 respektive 1770 Millisekunden ab.
Wie man sieht, kann sich Chrome erheblich von seinem Microsoft-Pendant absetzen. Während bei schnellen Notebooks derartige Unterschiede nur selten spürbar sind, sollte auf Netbooks oder Windows-Tablets zwingend ein flotter Browser installiert werden. Subjektiv wirkt das Ansprechverhalten der Atom-Plattform aber selbst dann immer etwas träge, was auch bei der automatischen Drehung des Bildinhaltes auffällt: Es dauert bis zu 4 Sekunden, wenn die Anzeige vom Hoch- ins Querformat oder umgekehrt wechselt.
PCMark Vantage Result | 1146 Punkte | |
PCMark 7 Score | 849 Punkte | |
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Grafiklösung
Anstelle der sonst getesteten aktuellen 3DMark-Versionen haben wir uns bei der Intel GMA 600 auf einige ältere Ausgaben beschränkt - denn bereits diese fordern die Grafikeinheit stark. Die erzielten Scores decken sich weitestgehend mit dem Fujitsu Stylistic Q550. Selbst der fast 11 Jahre alte 3DMark 2001 ruckelt vor sich hin und liefert nicht mehr als 1549 Punkte, was das Tablet für Spiele nahezu vollständig disqualifiziert.
Wir haben darum lediglich einige Flash-Games im Browser ausprobiert, die mal besser, mal schlechter liefen. Größtes Problem ist meist, dass die Eingabe nicht auf Touchscreens ausgelegt ist, ein weiterer Vorteil von Betriebssystemen wie Android. Zusätzlich sind die Spiele in den Marktplätzen von Google und Apple besser auf die geringe Leistung der mobilen Geräte optimiert, was die Nutzer des eher professionell ausgerichteten HP Slate 2 jedoch kaum interessieren dürfte.
Schon eher bedeutsam ist eine fehlerfreie Wiedergabe von Videomaterial. Obwohl die Grafikeinheit auch HD-Trailer bis 1080p beschleunigen soll, kommt es bereits ab 720p zu gelegentlichen Framedrops. Bei voller HD-Auflösung häufen sich diese, die Wiedergabe bleibt mit über 20 fps aber weitgehend flüssig. Dies ist eine deutliche Verbesserung zu älteren Atom-Generationen, die lediglich 480p ohne Schwierigkeiten meistern konnten.
3DMark 2001SE Standard | 1549 Punkte | |
3DMark 03 Standard | 747 Punkte | |
3DMark 05 Standard | 265 Punkte | |
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Geräuschemissionen
HPs Slate 2 agiert so lautlos, wie wir es von einem Tablet-PC auch erwarten. Weder das Brummen einer mechanischen Festplatte noch ein störendes Lüfterrauschen sind zu vernehmen, unabhängig davon ob das Gerät im Leerlauf oder unter Volllast betrieben wird. Der sparsame Atom-SoC ist dank seiner geringen TDP von lediglich 3 Watt ohne Schwierigkeiten passiv kühlbar - dies ist bei anderen Windows-Geräten mit Fusion-APU oder ULV-CPU von Intel nicht möglich. Ebenfalls auf einen Lüfter verzichten Android-Modelle oder Apples iPad, deren ARM-Chips noch niedrigere Leistungsaufnahmen besitzen.
Temperatur
Weniger positiv können wir uns über die Temperaturentwicklung des Tablets äußern. Bereits im Leerlauf überschreitet die Rückseite an vielen Stellen die Marke von 40 Grad Celsius, maximal ließen sich unter Last bis zu 46,1 Grad Celsius ermitteln. Bei aktuellen Außentemperaturen weit unter dem Gefrierpunkt mag dies nicht weiter stören, im Sommer sind schweißnasse Hände allerdings vorprogrammiert. Da andere Tablets mit vergleichbarer Hardwareausstattung keine derartigen Probleme zeigen, scheint das passive Kühlsystem von HP nicht ausreichend dimensioniert zu sein. Der Einsatz eines Aluminiumgehäuses mit hoher Wärmeleitfähigkeit hätte womöglich geringere Temperaturen zur Folge, wie beispielsweise das Asus Transformer Prime beweist.
Unkritisch ist die Erwärmung des Atom-SoCs, welcher kaum mehr als 60 Grad Celsius erreicht. Throttling oder gar Stabilitätsprobleme waren auch bei gleichzeitiger Belastung mit FurMark und Prime95 nicht zu beobachten.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 37.2 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.7 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(-) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 46.1 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.2 °C).
(±) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 33.1 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
Die Soundqualität des Tablets ist enttäuschend. Immerhin hat der Hersteller zwei Lautsprecher eingebaut die eine Stereo-Wiedergabe ermöglichen, auf welche das Q550 von Fujitsu verzichten muss.
Was aus den beiden Öffnungen an der Unterseite dringt, kann dennoch nur als Notlösung dienen. Musik klingt flach und höhenbetont, Bässe sind nicht wahrnehmbar. Immerhin sind Konversationen via Skype oder anderen Chat-Programmen gut verständlich, wenn sie auch einen etwas blechernen Eindruck erwecken.
Besser ist der Klang eines externen Boxensystems oder von Kopfhörern, welche per 3,5-Millimeter-Klinke sowohl über die Docking-Station oder auch am Tablet selbst angeschlossen werden können.
Energieaufnahme
Die technologische Verwandtschaft mit Netbooks auf Basis von Intels Atom-CPU wird auch bei der Messung der Leistungsaufnahme deutlich. 4,5 bis 6,1 Watt im Leerlauf sind in diesem Bereich recht gute Werte, liegen jedoch leicht über dem Niveau von ARM-Geräten - das deutlich leistungsfähigere Asus Transformer Prime mit Quad-Core-SoC und extrem hellem 10-Zoll-Display kommt mit 3,6 bis 6,7 Watt aus.
Auch unter Last sehen wir ein ähnliches Bild. Maximal 10,3 Watt gehen bei absoluter Betrachtung in Ordnung, sind aber in Relation zu der schwachen Hintergrundbeleuchtung und geringen Leistungsfähigkeit keine Spitzenwerte. Dafür dürfte neben dem Atom Z670 auch Windows 7 verantwortlich sein, welches nicht wie konkurrierende Betriebssysteme speziell auf sparsame Tablets oder Smartphones optimiert wurde.
Aus / Standby | 0.2 / 0.3 Watt |
Idle | 4.6 / 6 / 6.1 Watt |
Last |
7.8 / 10.3 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Ein 30-Wattstunden-Akku soll für eine Akkulaufzeit von bis zu 6 Stunden sorgen, womit HP recht tief stapelt. Im Leerlauf, getestet mit dem Battery Eater Readers Test bei bestmöglichen Energiespareinstellungen, erreichten wir über 8 Stunden fernab der Steckdose.
Aktivieren wir WLAN, lässt sich noch immer 5 Stunden und 35 Minuten im Internet surfen. Die Displayhelligkeit war dabei maximiert, lag aber dennoch unter unserem Standardwert von 150 cd/m² für diesen Test, der mit dem Slate 2 schlicht unmöglich ist.
Wenn wir das Tablet im Battery Eater Classic Test auslasten, geht die Laufzeit auf 3 Stunden und 36 Minuten zurück. Innerhalb von etwa 3 Stunden ist der Akku wieder vollständig geladen und bereit für den nächsten Einsatz.
Wie bereits die Leistungsaufnahme angedeutet hat, können die Akkulaufzeiten nicht ganz mit der ARM-Konkurrenz mithalten. Auch das fast identisch ausgestattete Fujitsu-Tablet bietet eine etwas höhere Mobilität, die es aber vor allem seinem großen 38-Wattstunden-Akku verdankt.
Wie schön könnte es doch sein: Die gesamte Vielfalt der x86-Plattform auf einem kompakten Tablet, vollständige Kompatibilität zu vorhandener Peripherie, Unabhängigkeit von den Marktplätzen in Android und iOS. Nicht nur für Unternehmen ist dies der Reiz an Geräten wie dem HP Slate 2.
Die Einschränkungen in der Praxis trüben diese Euphorie jedoch schnell. Microsofts Betriebssystem ist, bislang jedenfalls, für Tablets kaum zu empfehlen. Nur mit dem Stylus ist eine fehlerfreie Bedienung möglich, viele Icons oder Menüs sind für die Finger schlicht zu klein geraten. Es bleibt abzuwarten, ob das kommende Windows 8 hier entscheidende Verbesserungen mit sich bringen wird.
Der zweite Stolperstein ist der langsame Atom-Prozessor. Dieser wirkt bereits mit alltäglichen Aufgaben, beispielsweise dem Surfen im Internet, vollkommen überfordert - es ruckelt und stockt an allen Ecken und Enden, produktiv arbeiten lässt sich so nur eingeschränkt.
Beide Probleme sind dem Hersteller HP dabei nur teilweise anzulasten. Leistungsfähigere Hardware wäre mit anderen Einschränkungen verbunden und würde die ohnehin starke Erwärmung weiter forcieren. Sehr wohl kritisieren kann man hingegen das viel zu dunkle TN-Panel: Bei einem 750-Euro-Gerät wurde hier klar an der falschen Stelle gespart.
Dennoch gibt es auch Lichtblicke: Die hochwertige Verarbeitung ist dem angepeilten Business-Segment absolut angemessen, ebenso verdient die großzügige Ausstattung mit schneller SSD und integriertem UMTS Pluspunkte. Firmen, die ein x86-Tablet mit umfassenden Sicherheitsfeatures benötigen, werden trotz aller Schwächen das Slate 2 Consumer-Geräten wie dem Apple iPad 2 oder Asus Transformer Prime vorziehen. Ein wirklich vergleichbares Paket bieten allenfalls noch Modelle wie das Fujitsu Stylistic Q550 oder das Dell Latitude ST (Test folgt in Kürze).