Test Bullman Tab 9 AQQR Retina Tablet
Optisch fügt sich das neue Tablet von Bullman perfekt in die Riege der beiden Vorgänger ein. Zuvor bemängelten wir die geringe Displayauflösung und die schwache Luminanz des Screens. Die Probleme wurden ausgemerzt und stellen nun das größte Unterscheidungsmerkmal der beiden Geräte dar. Das Retina-Display verfügt über eine brillante Auflösung und ist zudem angenehm hell. Weitere Veränderungen werden beim Studieren des technischen Datenblatts aufgedeckt. Der zuvor verwendete Exynos 4412 Quad-Core-SoC von Samsung wurde gegen das Pendant von Rockchip RK3188 ausgetauscht. Die ARM Mali-400 MP4 hingegen, ist nach wie vor fester Bestandteil der Hardware. Interessant wird nun die Performance in anspruchsvollen Situationen. Denn um ein solch hochauflösendes Display zu befeuern, bedarf es einer leistungsstarken und gut abgestimmten Hardware.
An den Geräteabmessungen hat sich wenig verändert. Das Tablet wurde, im Vergleich zu dem Vorgänger, 1 Millimeter länger, 2 Millimeter breiter und 3 Millimeter dünner. Hingegen wurde das Gewicht um 20 Gramm reduziert und liegt nun bei 669 Gramm – immer noch kein Leichtgewicht unter den Tablets. Dieser Umstand ist jedoch der Verwendung von Aluminium geschuldet. Das Backcover besteht hauptsächlich aus diesem Werkstoff und wird von weißem Kunststoff umrandet. Auch am seitlichen Rahmen findet sich das Leichtmetall wieder. Lediglich die Frontseite ist komplett aus Kunststoff und dem Displayglas.
An der Verarbeitungsqualität haben wir dieses Mal nichts auszusetzen. Es sind keine unterschiedlich großen Spaltmaße zu erkennen und das Tablet ist sehr verwindungssteif und druckstabil.
Die Anschlussmöglichkeiten des Bullman-Tablets sind, wie gewohnt, sehr zahlreich. An den vier Geräteseiten befinden sich in Summe vier physikalische Tasten und fünf Anschlüsse für die Peripherie. An der linken Seite findet sich nur einer der beiden Lautsprecher. Auf der gegenüberliegenden Seite ist der Power-Button angebracht und die Anschluss-Armada. Von oben nach unten sehen wir einen Micro-SD-Slot, den Micro-HDMI-Ausgang, einen Micro-USB-Anschluss, den proprietären Ladeanschluss, 3,5-mm-Buchse und den zweiten Lautsprecher. Schlussendlich befinden sich an der Kopfseite die Lautstärkewippe sowie eine Taste für „zurück“. Das Laden über den Mikro-USB-Port funktioniert leider nicht, dafür wird das Device von einem Computer direkt erkannt und als Wechseldatenträger eingebunden.
Software
Einen Pluspunkt gibt es direkt vorab für die Nichtverwendung von Bloatware. Android 4.1.1 (Jelly Bean) befindet sich in einem relativ ursprünglichen Zustand. In den Systemeinstellungen sieht man hier und da eine Anpassung, wie beispielsweise „HDMI“ oder „ScreenshotSetting“.
Kommunikation & GPS
In diesem Testabschnitt können wir keine Unterschiede zu den Vorgängern feststellen. Alles funktioniert genauso reibungslos wie erwartet. Wieso Bullman dem Tab9 AQQR immer noch kein GPS-Modul spendiert hat, steht in den Sternen.
Kameras & Multimedia
In puncto Kameras gibt es eine Abwertung und zugleich eine Aufwertung. Die Frontkamera verfügt jetzt über einen 2-MP-Sensor (vorher: 0,3 MP) und die Hauptkamera muss ebenfalls mit 2 MP zurechtkommen (vorher: 5 MP). Da die Angabe der Pixel nicht das aussagekräftigste Merkmal darstellt, haben wir diverse Testaufnahmen geschossen – mit folgendem Ergebnis.
Mit der Verwendung der beiden schwachbrüstigen Sensoren hat sich Bullman keinen Gefallen getan. Da die Auflösung sehr gering ist, kann man keine scharfen Bilder erwarten. Das Bildergebnis ist sogar noch schlimmer als anfänglich erwartet. Die Hauptkamera liefert immerhin ein besseres Resultat als die Frontkamera, jedoch sind beide Aufnahmen absolut unbrauchbar. Wir haben bereits Frontkameras gesehen, welche bessere Schnappschüsse geschossen haben, als die Hauptkamera des Tab9 AQQR. Bei besserem Umgebungslicht wird die Aufnahme brauchbarer und man kann sogar Details erkennen. Die Frontkamera hat einen sehr deutlichen Rotstich, zeichnet die Bilder aber kontrastreicher auf als es die Hauptkamera tut. Dafür gibt der rückseitige Sensor die Bilder originalgetreuer wieder.
Das 9,7-Zoll-Touchdisplay kann mit der Eingabe von bis zu zehn Fingern umgehen. Der kapazitive Screen löst mit 2.048 x 1.536 Pixeln auf und erinnert stark an das Display aus dem iPad 4. Genau wie bei dem Konkurrenzprodukt von Apple beträgt die Pixeldichte beim Tab9 AQQR 264 PPI. Eine extreme Verbesserung zu dem Display des Vorgängers, denn dieses löste lediglich mit 1.024 x 768 Bildpunkten auf.
Im ersten Schritt haben wir die Displayhelligkeit, unter Zuhilfenahme des X-Rite i2pro 2, gemessen. Diese ist im Durchschnitt fast 40 cd/m² heller als die des iPad 4. Auch bei der Ausleuchtung kann das Tab9 AQQR an dem Modell aus Cupertino vorbeiziehen. Mit 87 % ist es exakt 3 % homogener ausgeleuchtet.
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Ausleuchtung: 87 %
Helligkeit Akku: 361 cd/m²
Kontrast: 768:1 (Schwarzwert: 0.47 cd/m²)
ΔE Greyscale 6.28 | 0.5-98 Ø5.2
Gamma: 2.44
Der Siegeszug endet hier, denn bei den letzten beiden Disziplinen kann das iPad 4 seine Stellung verteidigen. Der Schwarzwert des AQQR ist um 0,08 cd/m² höher und somit ist der Kontrast geringer. Mit 768:1 muss sich das Bullman-Tablet gegen das Apple iPad 4 geschlagen geben (Kontrast: 838:1). Die Unterschiede sind jedoch marginal und nur mit geschultem Auge im direkten Vergleich zu erkennen.
Die Messung mit dem Kolorimeter CalMAN 5 hat ergeben, dass die Rotdarstellung deutlich zu kurz kommt und im Umkehrschluss blaue Farbtöne überbetont werden. Die Graustufendarstellung weicht im Bereich von 10 % und 90 % Displayhelligkeit zur Idealkurve ab. Bei geringer Helligkeit ist der Grauton zu intensiv und bei hoher Luminanz zu gering.
Obwohl wir bereits in der zweiten Juniwoche sind, bleibt ein strahlender Himmel derzeit aus – gut für das Display des Testgeräts. Die Inhalte sind einwandfrei ablesbar. Wir haben in der Vergangenheit bereits Geräte in den Händen gehalten, welche mit einer höheren Luminanz schlechter abgeschnitten haben.
Auch bei den Blickwinkeln können wir keine Kritik äußern – ganz im Gegenteil. Die Farbbrillanz und die Blickwinkelstabilität sind auf einem nahezu perfekten Niveau. Von blasser werdenden Farben oder einer abnehmenden Helligkeit ist keine Spur. Obwohl die verschiedenen IPS-Displays in der Regel ein ähnliches Ergebnis abliefern, muss man bei dem Tab9 AQQR sagen, dass dieser Screen minimal besser abliefert.
Bullman hat sich dazu entschieden, den Exynos 4412 Quad-Core-SoC aus dem Vorgänger nicht länger zu verwenden. An Stelle des SoCs von Samsung, kommt nun ein Prozessor von Fuzhou Rockchip Electronics zum Einsatz – der Rockchip RK3188. Dieser wurde im 28-nm-Verfahren hergestellt und arbeitet mit der ARM Mali-400 MP-Grafikeinheit zusammen. Die Prozessoren arbeiten mit einem Kerntakt von je 1,6 GHz und bedienen sich an dem, ausreichend dimensionierten, 2 GB großen Arbeitsspeicher.
Mit synthetischen- und browserbasierten Leistungstests haben wir uns die Ergebnisse zu den beiden Vorgängern genauer angesehen. Die Ergebnisse des synthetischen Testverfahrens zeigen, dass der Rockchip 3188 den SoC-Varianten aus dem Google Nexus 10 und dem Bullman Tab9 AQQ oftmals unterlegen ist. So ist es für unseren Testprobanden fast unmöglich, die Leistung des Google Nexus 10 zu überbieten.
GLBenchmark 2.5 | |
1920x1080 Egypt HD Offscreen Fixed Time (nach Ergebnis sortieren) | |
Bullman Tab 9 AQQR Retina | |
Bullman Tab 9 AQQ Revolution | |
Apple iPad 4 | |
Google Nexus 10 | |
Egypt HD Fixed Time (nach Ergebnis sortieren) | |
Bullman Tab 9 AQQR Retina | |
Bullman Tab 9 AQQ Revolution | |
Apple iPad 4 | |
Google Nexus 10 |
NenaMark2 - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Bullman Tab 9 AQQR Retina | |
Bullman Tab 9 AQQ Revolution | |
Bullman TAB 9 AD Revolution | |
Google Nexus 10 | |
Asus Asus Transformer Pad Infinity TF700T |
Das Ergebnis wendet sich bei den browserbasierten Benchmarks. Bei dem Benchmark Google V8 Ver. 7 ist das Resultat erstaunlich gut – selbst das iPad 4 hat das Nachsehen. Ebenfalls beim Sunspider 0.9.1 kann sich das Tablet gegen die Mehrheit der Konkurrenten behaupten.
Browsermark - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Bullman Tab 9 AQQR Retina | |
Bullman Tab 9 AQQ Revolution | |
Apple iPad 4 | |
Google Nexus 10 |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Bullman Tab 9 AQQR Retina | |
Bullman Tab 9 AQQ Revolution | |
Apple iPad 4 | |
Google Nexus 10 |
* ... kleinere Werte sind besser
Weniger erfreulich sieht es bei dem Leistungstest für den Flashspeicher aus. Bei den sequentiellen Lesezugriffen ist das Tab9 AQQR um fast 1.000 % schlechter als das Google Nexus 10. Erstaunlicherweise kann es dem alten Tab9 AD auch nicht das Wasser reichen. Bei zufälligen Lesezugriffen sieht es nicht besser aus, denn nur das Tab9 AD schlägt sich vor unser Testexemplar. Betrachtet man die Schreibzugriffe, ist das Nexus 10 erneut meilenweit voraus. Eine konstante Verbesserung des Flashspeichers, im Vergleich zu dem des Vorgängermodells, konnten wir leider nicht verzeichnen.
Temperatur
Beim Modellwechsel zwischen Tab9 AD und Tab9 AQQ hat es Bullman geschafft, die Temperaturentwicklung anzupassen. Dies hatte zur Folge, dass geringere Temperaturen im Last- und Idle-Szenario möglich waren. Leider ist dies beim aktuellen Modell nicht geglückt, denn die Wärmeentwicklung ist erneut angestiegen. Auf der Vorderseite messen wir unter Last ein Plus von 2,3° C und auf der Rückseite einen Zuwachs von 1,8° C.
3,8° C bzw. 3,5° C beträgt der Unterschied zwischen den beiden Tablet-Modellen im Idle-Zustand. Das proprietäre Netzteil erwärmt sich beim Ladevorgang auf bis zu 40,6° C. Alle gemessenen Temperaturen verhalten sich dennoch im unkritischen Bereich.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 36.7 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.8 °C (von 20.7 bis 53.2 °C für die Klasse Tablet).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 35.2 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.3 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 31.3 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 30 °C.
Lautsprecher
Der Klang der beiden Lautsprecher steht sicherlich nicht im Vordergrund einer jeden Kaufentscheidung, aber es ist interessant zu wissen, zu was diese in der Lage sind. Bei unserem Testgerät ist der Maximalpegel nicht sonderlich hoch, reicht aber aus um eine musikalische Hintergrundbeschallung zu gewährleisten. Der Klang bis zu ca. 75 % des maximalen Pegels relativ akzeptabel, jedoch beginnt ab zunehmender Lautstärke ein leichtes Übersteuern. Über den kompletten Pegel hinweg wirkt die Soundwiedergabe leicht dumpf.
Energieaufnahme
Die Leistungsaufnahme ist erstaunlich ähnlich mit der des iPad 4. Wenn der SoC nur geringen Anforderungen ausgesetzt ist, gibt er sich mit einer Energieaufnahme von 2,8 bis 8,3 Watt zufrieden. Beim Kontrahent aus dem Hause Apple messen wir Ströme zwischen 2,6 und 8,4 Watt. Liegt die Maximallast am SoC an und arbeitet das Display zudem auf höchster Helligkeitsstufe, verbraucht das Tab9 AQQR zwischen 10,5 und 12,1 Watt (iPad 4: 9,8 bis 12,5 Watt). Im Vergleich zu dem Vorgängermodell verbraucht das Testgerät deutlich mehr Strom. Dieser signifikante Unterschied lässt sich hauptsächlich durch das Retina-Display erklären.
Aus / Standby | 0.5 / 0.5 Watt |
Idle | 2.8 / 8.1 / 8.3 Watt |
Last |
10.5 / 12.1 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Um die deutlich höhere Leistungsaufnahme zu kompensieren und trotzdem vernünftige Akkulaufzeiten zu generieren, bedarf es eines größeren Energiespeichers. Die Kapazität des Akkus lag bei dem Tab9 AQQ bei lediglich 5.000 mAh. Ein sattes Upgrade des Akkus um 100 % soll gute Laufzeiten sicherstellen. Im ersten Test, bei simulierter Maximallast des SoCs, kommt das Tablet auf eine Laufzeit von 4 Stunden und 16 Minuten. Dabei waren alle Funkmodule aktiviert und die Displayhelligkeit war maximal, bei konstant eingeschaltetem Screen. Ist die Luminanz minimal und sind alle Funkmodule deaktiviert, schafft es das Gerät auf eine Laufzeit von 14 Stunden und 4 Minuten. Dabei dümpelte der SoC, ohne große Anstrengung, vor sich hin. Der Mix aus beiden Szenarien decken wir mit einem Skript ab, welches konstant Internetseiten aufruft. Dabei kann das Tablet 10 Stunden und 39 Minuten eingeschaltet bleiben. Ein kompletter Ladevorgang dauerte 02:45 Stunden.
Beim Vorgänger haben wir die geringe Auflösung und die mäßige Displayhelligkeit bemängelt. Das Retina-Display macht mit diesen negativen Aspekten kurzen Prozess. Das Display ist geringfügig heller als das des Apple iPad 4 und verfügt über eine exorbitante Auflösung von 2.048 x 1.536 Bildpunkten. Der Hersteller hat sich in diesem Tablet gegen einen SoC von Samsung entschieden und greift auf den Rockchip RK3188 zurück. Die Gesamtperformance bleibt auf einem hohen Niveau und Unterschiede können lediglich per Benchmark festgestellt werden. Zusätzlich ist das Tab9 AQQR mit Android 4.1.1 ausgestattet und der Akku hat ein ordentliches Upgrade bekommen. Die Laufzeiten orientieren sich an denen des iPad 4, fallen dort aber in Summe etwas kürzer aus.
In der kleinsten Ausführung (16 GB Speicher, WiFi) muss der potenzielle Käufer 499 Euro für ein Apple iPad 4 ausgeben. Das Bullman Tab9 AQQR ist bereits für 299 Euro käuflich zu erwerben. Der deutsche Hersteller hat es geschafft, ein performantes Tablet mit hervorragendem Display zu einem sehr fairen Kaufpreis anzubieten.