Die Gerüchteküche hat eine Revolution erhofft und am Ende war es nur eine Evolution. Das Galaxy S5 ist etwas größer und etwas schneller. Es hat auch ein paar mehr Features als der Vorgänger. Erneut besteht es aus Plastik. Die größte Enttäuschung stellte für viele Smartphone-Begeisterte Samsungs Verzicht auf ein 2K-Display dar. Die alten Verdächtigen im Gerüchtesektor, darunter sammobile.com und etnews.com, berichten selbst nach der offiziellen Vorstellung noch über ein Galaxy S5 mit hochaufgelöstem Display und Metalllegierung. Es soll angeblich im Mai als Galaxy F erscheinen (wir berichteten). Auch wiesen einige Benchmarks in die Richtung eines Galaxy S5 mit 2K-Auflösung (wir berichteten).
Erste Verbesserungsvorschläge der Presse
Das britisch-amerikanische Onlinemagazin phonearena.com veröffentlichte einen Artikel namens „5 Dinge, die das Galaxy S5 besser gemacht hätten“. Die Verbesserungsvorschläge umfassen eine handlichere Größe, optische Bildstabilisierung für die Kamera, mit dem HTC One vergleichbare Lautsprecher, 3 GB RAM statt 2 GB und einen bequemer zu nutzenden Fingerabdruckleser. Beim Galaxy S5 genügt es im Gegensatz zum iPhone 5S nicht, den Home-Button mit dem Finger zu berühren, sondern man muss eine Wischgeste ausführen. Android Central bemängelt derweil, dass bei der 16-GB-Version nur etwa die Hälfte des Speichers für den Nutzer übrig bleiben soll.
Enttäuschte Nerds
Einige Features sorgten bei Kommentatoren des amerikanischen Magazins Engadget für Kopfschütteln, darunter vor allem das eingebaute Pulsmessgerät. So schreibt beispielsweise „hwoalang“: „Ich weiß nicht, warum sie einen Pulsmesser in das Telefon einbauen… glauben sie, S5-Nutzer haben eine Herzkrankheit oder wie? Wie viele Menschen wollen schon jeden Tag ihren Puls messen oder immer, wenn sie ihr Smartphone nutzen?“ Das Plastik und das Design konnten auch nicht jeden Kommentator begeistern. „Villuminati“ schreibt: „Die Displayränder sind auf diesem Handy größer [als beim Galaxy S4] und dank der Rückseite sieht es aus wie das Nexus 7 (2012), was nicht gut ist, wenn man den Preis des Nexus 7 mit dem vergleicht, was dieses Handy kosten wird.“ Im Vorfeld gab es außerdem Gerüchte, laut denen das Galaxy S5 mit einem Snapdragon 805 erscheinen sollte. Nun ist es ein Snapdragon 801, was auch nicht jedem zusagt.
Die Konkurrenz gibt sich spöttisch
Die britische Nokia-Niederlassung twitterte zum Anlass der Galaxy-S5-Vorstellung ein Bild des Nokia-X-Handys mit dem Text „Not the Samesung“. Ein Wortspiel, das bedeutet: „Nicht dasselbe alte Lied“ („same song“) und zugleich „Nicht das Samsung“. HTC twitterte ebenso ein Wortspiel: „Hope they`re ready to be One-upped“. Der kommende HTC-One-Nachfolger möchte also „noch eines draufsetzen.“ Das Wortspiel dient auch als Motto eines neuen Werbeclips für das zweite HTC One. Oppo weist auf einem Werbebild (siehe oben) darauf hin, dass das eigene neue Schlachtross Oppo Find 7 das „größere“ Smartphone sei.
Das real existierende Galaxy S5
Im Dienste der Ausgewogenheit sei jedoch auch folgendes angemerkt: Die Galaxy-S-Reihe steht bislang für hohe Qualität. Das Galaxy S3 bewerteten wir mit 88 Prozent und das Galaxy S4 schaffte es auf 91 Prozent. Es ist unwahrscheinlich, dass Samsung auf einmal ein schlechtes Galaxy S auf den Markt bringen wird. Der Snapdragon 801 ist zwar nur ein relativ moderates Upgrade des rasanten Snapdragon 800, aber das Galaxy S4 hat nicht einmal einen Snapdragon 800, sondern einen Snapdragon 600. Zudem konnte das Galaxy S5 nicht mit einem Snapdragon 805 ausgestattet sein, weil erste Geräte mit diesem erst im Sommer vorgestellt werden sollen. Die im Gegensatz zum Note 3 fehlenden 3 GB RAM mögen enttäuschen, doch auch 2 GB ermöglichen eine flüssige Nutzung.
Was eine 2K-Auflösung bei einer Displaygröße von lediglich 5,1 Zoll in der Praxis bezwecken soll – außer Rechenkraft zu verschlingen –, bleibt abzuwarten. Das Plastik hätte auch Metall sein dürfen, aber dafür stört kein Metall die Funkeigenschaften. Der Fingerabdruckscanner ist selbst bei Notebooks eher eine Spielerei denn ein echtes Sicherheitsfeature. Die Sache mit dem geringen internen Speicher bei der 16-GB-Version ist allerdings ein echtes Ärgernis – und den Puls müssen die meisten Menschen wohl tatsächlich nicht regelmäßig mit ihrem Smartphone messen.
Wir sind jedenfalls gespannt, wie sich das Galaxy S5 im Test schlagen wird. Der Pulsmesser könnte immerhin dabei helfen, das Gerät gelassen auf Herz und Nieren zu prüfen, bevor man es ernsthaft beurteilt.