Praxistest: Nvidia´s PhysX
Ein Hoch auf PhysX?
Nvidia preist bei seinen Grafikkarten gerne die sogenannte PhysX-Fähigkeit an, die dafür sorgt, dass die Physik in angepassten Spieletiteln von der Grafikkarte berechnet wird. Was es in der Praxis mit dem ominösen PhysX auf sich hat, wie groß die optischen und leistungstechnischen Auswirkungen sind und ob sich der Kauf eines Notebooks mit Nivida-Karte allein aufgrund dieser Technologie lohnt, haben wir uns anhand von drei (Bei-) Spielen einmal näher angeschaut.
Ein kleiner Rückblick
Im Jahre 2002 gründete ein US-amerikanisches Unternehmen die Firma Ageia Technologies. Ageia produzierte den ab 2006 erhältlichen Physikbeschleuniger (Physics Processing Unit, kurz PPU) „PhysX“, der als Erweiterungskarte in den Computer gesteckt werden konnte. Die Daten der PhysX-Karte lesen sich eher bescheiden: So ist der Herstellungsprozess mit 130nm schon für damalige Verhältnisse hoch. Zudem fallen sowohl die Transistoranzahl mit 125 Millionen als auch die GDDR3-Speichermenge mit 128 MByte nicht gerade üppig aus. Erste PhysX-Karten wurden von den Firmen BFG und Asus unter das Volk gebracht. Des Weiteren integrierten sogar Großhersteller wie Dell oder Medion die PhysX-Karten in einen Teil ihrer Komplettsysteme.
Trotz dieser Unterstützung floppte die PhysX-Karte größtenteils. So war einerseits der Preis bei Verkaufsstart mit zirka 250 Euro für einen reinen Physikbeschleuniger sehr hoch angesetzt. Zum anderen nutzten anfangs nur wenige Anwendungen und vor allem kaum Spiele die PhysX-Technologie. Ein anderes Problem war die enttäuschende Performance. Eines der ersten Spiele mit PhysX-Unterstützung war Ghost Recon Advanced Warfighter 2, das mit PhysX beispielsweise kaum besser aussah, die Geschwindigkeit allerdings unverhältnismäßig stark einbrach. Aus diesen Gründen drohte der PhysX-Karte bereits nach relativ kurzer Zeit der Untergang.
So verwunderte es dann doch, als Nvidia im Jahre 2008 die Übernahme von Ageia und damit der Technologie an der PhysX-Karte und der dazugehörigen Physikengine Novodex, die das Bindeglied zwischen Anwendung und hardwarebasierter Physikberechnung darstellt, ankündigte. Nvidia integrierte daraufhin die PhysX-Technologie ins hauseigene CUDA-System. Anmerkung: CUDA ist die Abkürzung von Compute Unified Device Architecture und ermöglicht die Grafikkarte sozusagen als „Co-Prozessor“ zu nutzen und eine Vielzahl von (bisher zum Teil eher Grafikkartenfremden) Berechnungen durchführen zu lassen. Darunter fallen neben der Physikberechnung die Beschleunigung von bestimmten Anwendungen (z.B. Photoshop CS4) sowie wissenschaftliche Berechnungen (z.B. Folding at Home). Durch CUDA war es in Folge jedenfalls möglich, die Physikeffekte von der Grafikkarte berechnen zu lassen. Da Nvidia mit seinem „The way it´s meant to be played“-Programm in engem Kontakt mit diversen hochrangigen Entwicklern steht, fand die PhysX-Engine schneller und größeren Anklang, als es damals bei Ageia noch der Fall war.
Folge: Inzwischen setzen viele Spiele auf die PhysX-Engine, einige davon auch hardwareseitig. Wir haben uns mit dem brandneuen Batman Arkham Asylum, dem schon etwas älteren Mirrors Edge und dem eher unbekannten Cryostasis drei interessante Vertreter herausgepickt und uns sowohl die optischen als auch die performancetechnischen Unterschiede zu Gemüte geführt. Doch bevor wir uns die einzelnen Spiele im Detail anschauen, wollen wir uns noch mal etwas näher mit der PhysX-Technologie an sich beschäftigen.
Was bringt PhysX?
Heutige Grafikkarten sind im Verbund mit modernen Mehrkern-Prozessoren durchaus leistungsstark genug, um wunderschöne und fast schon fotorealistische Szenarien auf den Monitor zu zaubern. Hier ist als Vorreiter immer noch Crysis zu nennen, das trotz seines Alters von inzwischen zwei Jahren wohl das bestaussehenste auf dem Markt erhältliche Spiel darstellt. Doch bei der Berechnung von genauer und realistischer Physik haben die meisten Spiele (selbst Crysis) noch deutlichen Nachholbedarf. Da Physikberechnung sehr komplex ist und damit unglaublich viel Leistung frisst, verzichten die meisten Hersteller auf eine detaillierte physikalische Komponente.
Hier kommt PhysX ins Spiel, welches es den Spieleentwicklern in der Theorie ermöglicht, mit moderatem Aufwand eine topmoderne Physik zu ermöglichen, ohne dass dabei die Leistung allzu sehr in den Keller gezogen wird. So sind mit der PhysX-Technologie beispielsweise nicht mehr nur 10 bis 200, sondern angeblich bis zu 32.000 Festkörper möglich. Zudem sind unter anderem folgende und in der Vergangenheit extrem rechenintensive Effekte ohne allzu große Leistungseinbußen möglich:
- Realistische Physik starrer Körper
- Simulation von Flüssigkeiten (z.B. Wasser)
- Realistisches Verhalten von Haaren und Stoffen (z.B. Kleidung)
- Explosionen inklusive Trümmern sowie Bruchstücken und Rauch
- Dichter, interaktiver Rauch und Nebel
- Durch Bewegung sowie Wind bewegte Objekte wie Blätter oder Laub
- Realistische Animationen und Interaktionsmöglichkeiten
Doch genug mit der Theorie. Nun kommen wir zu unseren drei praktischen Beispielen.
Das Testsystem: Für unseren Test haben wir zum G60VX Notebook von Asus gegriffen. Dieses verfügt mit dem Core 2 Duo T9400 (2,53 GHz), vier GByte Arbeitsspeicher und einer GeForce GTX 260M theoretisch über die nötige Rechenpower, um die Vielzahl an fortschrittlichen Physikeffekten zu stemmen.
Batman Arkham Asylum
Zum Spiel:
In Batman Arkham Asylum bringt Joker mithilfe von Insassen und anderen aus dem Batman-Universum bekannten Charakteren wie Harley Quinn das namensgebende Irrenhaus Arkham Asylum in seine Gewalt. Nun liegt es an Batman das Irrenhaus von seinen Besatzern zu befreien. Gesteuert wird Batman dabei aus der Third-Person Ansicht. Stilistisch orientiert sich das Spiel nicht an den aktuellen Batmanfilmen, in denen Christian Bale die Rolle der Fledermaus verkörpert, sondern an den alten Filmen. So sieht zum Beispiel Joker nicht dem verstorbenen Heath Ledger, sondern vielmehr dem „alten“ Darsteller Jack Nicholson ähnlich.
PhysX-Effekte:
1) Realistischer und interaktiver Rauch
An vielen Stellen des Spiels kommt ihr bei aktivierten PhysX-Effekten in den Kontakt mit schickem Rauch und Nebel. Sei es durch den Dunst von Generatoren oder den Nebel auf Friedhöfen. Doch der Nebel ist nicht nur hübsch anzusehen, denn sobald sich Batman durch ihn hindurchbewegt, reagiert der Rauch respektive Nebel entsprechend, sodass Batman eine „rauchfreie“ Schneise hinter sich her zieht. Spielerisch hat der Rauch kaum Auswirkungen. So habt ihr ohne PhysX keinerlei Nachteile, obwohl Batman ohne Rauch ja eigentlich besser für die Feinde auszumachen sein müsste. Ganz rauchfrei ist Arkham Asylum bei deaktivierten PhysX-Effekten übrigens nicht, die Anzahl der Rauchquellen ist nur deutlich eingeschränkt.
2) Realistischer und zerstörbarer Stoff
Eher selten ist uns bei der Probespielzeit im Irrenhaus von Arkham zerstörbarer Stoff wie Vorhänge oder Flaggen aufgefallen. Falls dann doch mal ein zerstörbarer Stoff ins Bild rückt, ist der Realismusgrad durchaus atemberaubend. So lassen sich mit Batmans Wurfwaffe „Batarang“ einerseits einzelne Löcher in den Stoff schießen. Andererseits ist es auch möglich, den Stoff richtig zu zerfetzen, was bei genügend und/oder präzisen Treffern dazu führen kann, dass der Stoff gleich ganz abreißt. Leider ist der zerstörbare Stoff nicht in der normalen PhysX-Einstellung, sondern erst in der hohen PhysX-Einstellung des Optionsmenüs verfügbar. Doch selbst unsere GeForce GTX 260M war mit derlei Einstellung überfordert und so ruckelte das Notebook bei Stoffbeschuss doch ordentlich. Nicht umsonst gibt Batman Arkham Asylum bei der hohen PhysX-Einstellung eine Empfehlung von einer GeForce GTX 260M+ UND einer dedizierten GeForce 9800 GTX+ an.
3) Bewegliches Papier
Am häufigsten wird euch in Batman Arkham Asylum wohl das bewegliche Papier über den Weg „laufen“. Ohne PhysX ist das Papier starr und klebt als Textur auf dem Boden. Mit aktiviertem PhsX erhöht sich die Anzahl hingegen drastisch und das Papier reagiert dann auf Interaktion und sogar auf Luftsog. Insbesondere im Kampf mit mehreren Feinden entsteht so eine ungewohnte Dynamik, wenn beispielsweise Batmans Umhang während einer ausholenden Bewegung diverse Blätter aufwirbelt.
4) Partikel Effekte
An manchen Stellen des Spiels machen Objekte wie Schaltkästen mit Funkenflug auf sich aufmerksam. Der Effekt ist zwar schön anzuschauen, jedoch beweisen andere Spiele wie F.E.A.R., dass diese und ähnliche Effekte durchaus auch ohne PhysX-Beschleunigung möglich sind. In Arkham Asylum fallen derartige Effekte mit deaktiviertem PhysX nämlich leider größtenteils weg und die Darstellung ähnelt dadurch der Konsolen Version.
5) Zerstörbare Umgebung
Viel mehr Spaß als die Partikeleffekte macht da definitiv schon die zerstörbare Umgebung. So können einerseits mit Batmans Batarang Bodenfliesen in kleine Splitter geschossen werden. Ohne PhysX bleiben Oberflächen wie der erwähnte Fliesenboden hingegen unversehrt. Andererseits zerfallen mit Sprengstoff präparierte Wände oder von Bossgegnern geworfene Gesteinsbrocken in dutzende kleine Stücke, die dann auch noch realistisch durch Umgebungseinwirkung bewegt werden können.
6) Interaktive Objekte
Während sich bei deaktiviertem PhysX die Zahl der interaktiven Objekte eher in Grenzen hält, vervielfacht sich deren Anzahl mit aktiviertem PhysX enorm. So fallen aus einer Mülltonne dann beispielsweise nicht 5, sondern gleich an die 200 bewegliche Blechdosen heraus.
Performance:
Wir haben den integrierten Benchmark von Arkham Asylum in der nativen Auflösung von 1366 x 768 unseres Testgerätes Asus G60VX durchlaufen lassen. Alle Optionen waren aktiviert und die Details stellten wir auf sehr hoch. Auf Antialiasing oder anisotrope Filterung haben wir indes verzichtet. In diesen Einstellung erreichte die Kombination aus Core 2 Duo T9400 und der GeForce GTX 260M durchschnittlich 100 fps bei deaktiviertem PhysX, 43 fps bei normaler PhysX-Einstellung und 35 fps bei hoher PhysX Einstellung. Ohne PhysX lief Arkham Asylum also enorme 2,5 mal so schnell.
Da uns dieser große Unterschied etwas stutzig machte, entschieden wir uns noch für einen in-Game Benchmark mithilfe des Tools Fraps. Hier zeigten sich deutliche Unterschiede zum integrierten Benchmark. So brach die durchschnittliche Bildwiederholrate bei deaktiviertem PhysX mit 57.2 statt 100 fps nahezu um die Hälfte ein. Der Unterschied mit aktiviertem PhysX fällt hingegen wesentlich geringer aus. In der normalen Einstellung sank die durchschnittliche Wiederholrate von 43 auf 37.4 fps leicht. In hohen PhysX-Einstellungen blieb der Wert mit durchschnittlich 34.6 statt 35 fps sogar nahezu identisch.
Insgesamt war mit deaktiviertem PhysX auf unserer GeForce GTX 260M ein nahezu ruckelfreies Spielerlebnis möglich. Mit der PhysX-Einstellung „normal“ war Arkham Asylum zwar auch größtenteils ordentlich spielbar, jedoch brach die Performance von Zeit zu Zeit gern mal etwas ein. In der PhysX-Einstellung „hoch“ ruckelte Arkham Asylum dann doch des öftern vor sich hin, was sich besonders in extrem rechenintensiven Momenten wie dem erwähnten zerstörbarem Stoff äußerte.
So würden wir unser Fazit zur Leistung wie folgt formulieren: Mit deaktiviertem PhysX reicht wohl eine Mittelklassekarte vom Schlag einer GeForce GT 240M/GTS 160M respektive Radeon HD 4650/4670 um in hohen Details flüssige Ergebnisse zu liefern. In der normalen PhysX-Einstellung empfehlen wir hingegen mindestens eine GeForce GTX 260M. Wer zudem nicht auf Effekte wie zerstörbaren Stoff verzichten will, kommt um die hohe PhysX-Einstellung nicht herum, für die dann schon Multi-GPU-Lösungen oder sehr starke Single-GPU-Lösungen wie die GeForce GTX 280M anzuraten sind.
Lohnt es sich?
Batman Arkham Asylum hat in der deutschsprachigen Fachpresse mit durchschnittlich 89% (basierend auf critify.de) durchgehend sehr gute Wertungen erhalten und stellt wohl neben Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay die bisher beste Comic/Filmversoftung dar. Auch bei uns hat Arkham Asylum, zumindest in der eingeschränkten Spielzeit, einen guten Eindruck hinterlassen, obwohl wir eine Durchschnittswertung von 89% doch für etwas zu hoch angesetzt sehen. Besonders mit seiner dichten Atmosphäre zieht Arkham Asylum allerdings schnell in seinen Bann, die auch ohne PhysX-Effekte ihre Wirkung zu entfalten weiß. Mit PhysX-Effekten wird die Atmosphäre demgegenüber nochmals auf ein neues Niveau gehoben und sorgt für das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i. Wer also einen entsprechend starken PC sein Eigen nennt und allgemein etwas mit Comics am Hut hat, kann sich Arkham Asylum durchaus mal näher anschauen.
Mirrors Edge
Zum Spiel:
In Mirrors Edge verkörpert ihr mit Faith eine sogenannte Runnerin, die in einer fiktiven und stark überwachten Stadt Botschaften überbringt. Dies vollbringt Faith hauptsächlich nicht auf offensichtlichen Wegen wie Straßen, sondern größtenteils indem sie von Dach zu Dach und von Gebäude zu Gebäude springt. Die Umgebungen sind dabei (absichtlich) sehr „clean“ gehalten. Jetzt kann man darüber streiten, ob das Spiel dadurch steril wirkt und gänzlich seine Atmosphäre verliert oder ob das „Glatte und Saubere“ für eine einzigartige Atmosphäre sorgt und symbolisch für die Konformität in einem Überwachungssystem steht.
Das Gameplay orientiert sich dabei sehr an der Trendsportart „Parcour“, die sich in letzter Zeit nicht nur bei Spielemachern einem größeren Interesse gegenüber sieht. In Filmen sind ebenfalls immer öfter Parcourszenen zu bestaunen. Prominentestes Beispiel ist wohl die „Baustellenszene“ am Anfang von Casino Royale, in der Daniel Craig alias James Bond in halsbrecherischer Weise einen Terroristen verfolgt.
Da Mirros Edge ausnahmslos in der Ego-Perspktive spielt und die Entwickler Fokus auf ein starkes Körpergefühl gelegt haben (was sich nicht zuletzt dadurch zeigt, dass man die Arme und Beine der Protagonistin sieht) entsteht eine hervorragende Immersion.
PhysX-Effekte:
1) Erweiterte Glas Effekte
In Mirrors Edge werden vor allem zwei Fähigkeiten der PhysX-Schnittstelle genutzt. Eine davon sind realistische Glaseffekte. So zerspringt Glas in tausende Splitter, die dann gerne mal kreuz und quer durch den Raum fliegen. Zwar ist dieser Effekt auch mit deaktiviertem PhysX vorhanden, allerdings bleiben die Glassplitter nur bei aktiviertem PhysX auf dem Boden liegen. Zudem fallen die Glaseffekte im direkten Bildvergleich inklusive PhysX leicht opulenter aus. In der Eile des Spiels bekommt man davon allerdings kaum etwas mit, sodass der Unterschied wohl nur von einem geübten Auge wahrgenommen wird.
2) Zerstörbarer Stoff
Als wesentlich offensichtlicher stellt sich der Unterschied beim zerstörbaren Stoff heraus. Mit deaktiviertem PhysX verfügt Mirrors Edge zwar auch über die ein oder andere Stofffläche, jedoch zeigen sich diese bei Beschuss unbeeindruckt. Mit aktiviertem PhysX erhöht sich die Zahl der Stoffflächen in den Levels hingegen enorm. Der Stoff lässt sich bei Beschuss physikalisch korrekt in seine Einzelteile zerlegen. Dadurch kann es schon mal passieren, dass vermeintlich sicherer Schutz vom Feind einfach weggeschossen wird, wie man bei einem unserer Vergleichsbilder sehen kann. Leider brach die Performance bei (absichtlichem) Stoffbeschuss gerne mal ein, obwohl das Spiel ansonsten durchweg flüssig lief.
Performance:
Bei der Performance gibt es kaum Anlass zur Kritik. Auf unserem Testsystem mit GeForce GTX 260M lief Mirrors Edge in der Auflösung 1366 x 768, sehr hohen Details und 2xAA mit durchschnittlich 59 fps rundum flüssig (kein PhysX). Aktiviert man noch PhysX sinkt die Performance „nur“ leicht auf durchschnittlich 51.5 fps, wodurch Mirrors Edge immer noch sehr gut spielbar ist. So reichen wohl auch Mittelklassekarten vom Schlag einer GeForce GT 240M um Mirrors Edge inklusive der PhysX-Effekte zu genießen. Es bleibt jedoch anzumerken, dass man, bis auf den zerstörbaren Stoff, kaum Unterschiede wahrzunehmen vermag.
Lohnt es sich?
Mirrors Edge hat in der deutschsprachigen Fachpresse mit durchschnittlich 83% ein gutes bis sehr gutes Ergebnis eingefahren. Wir haben Mirrors Edge komplett durchgespielt und halten 83% für gerechtfertigt. Auf der positiven Seite stehen das interessante Szenario, die gewagte und einzigartige grafische Umsetzung, das starke Körpergefühl und das innovative Gameplay. Auf der negativen Seite stehen hingegen eine insgesamt eher maue Story und ein Spielprinzip, dass sich mit der Zeit deutlich abnutzt. Da Mirrors Edge inzwischen schon zum Budget-Preis von etwas 20 Euro erhältlich ist, können Interessierte durchaus zugreifen.
Cryostasis
Zum Spiel:
In Cryostasis spielt ihr Alexander Nesterov, der beauftragt wird, im ewigen Eis des Polarkreises den aufgelaufenen Atomeisbrechers North Wind zu untersuchen. Eigentlich sollte die Besatzung bei derlei Temperaturen längst erfroren sein, doch wie sich herausstellt, sind einige der Crewmitglieder auf mysteriöse Weise zu Mutanten geworden, die es in den engen Gängen und Korridoren des Schiffes zu bekämpfen gilt.
Einzigartig und zum Szenario passend, zeigt sich dabei das innovative Heilsystem. So heilt der Held nicht über Medikits oder automatisch über Zeit, wie es sich viele Spiele inzwischen vom prominentesten Vorreiter Call of Duty 2 abgeschaut haben. In Cryostasis wärmt sich der Spieler an zahlreichen Energiequellen wie Lampen oder Fackeln bis zu einem bestimmten Niveau auf. Da auf dem Schiff keine „Heizung“ mehr funktioniert, sinkt die Lebensenergie allerdings abseits dieser Wärmequellen langsam aber kontinuierlich wiederum auf ein bestimmtes Niveau herab.
Vom Gameplay erinnert Cryostasis an von der Konsole bekannte Survival-Serien wie Silent Hill oder Resident Evil. Auf dem PC ist das Genre der Horror- respektive Survivaltitel eher dünn besiedelt. So fiel uns auf Anhieb nur ein indiziertes und inzwischen sogar beschlagnahmtes Spiel von Monolith (F.E.A.R., Tron 2.0, No one lives forever) ein.
PhysX-Effekte:
1) Partikel Effekte
Wie schon bei Batman Arkham Asylum sorgt PhysX für schicke Partikeleffekte, hauptsächlich in Form von Funkenflug defekter Stromleitungen etc. Ohne PhysX verschwinden diese Effekte größtenteils komplett, was sich glücklicherweise kaum auf die Beleuchtung auswirkt.
2) Waffeneffekte
Der Gebrauch von Schusswaffen führt in Cryostasis bei Kontakt mit metallenen Oberflächen zu einem umfangreichen Funkenflug. Entsprechende Funken reagieren sogar mit Objekten und werden somit gebremst oder abgelenkt. Ohne PhysX fallen diese Effekte wiederum nahezu komplett weg und der Spieler muss sich mit simplen Einschusslöchern begnügen. Geradezu für die PhysX-Schnittstelle programmiert zu sein scheint die im Spielverlauf erhältliche Wasserkanone. Die Waffe beschießt Gegner bei aktiviertem PhysX, wie der Name schon sagt, mit eiskaltem Wasser. Dieser Effekt sorgt bei den Gegnern nicht nur für ordentlich Schaden, sondern sieht optisch auch ungemein gut aus. Mit deaktiviertem PhysX wirkt der Waffeneffekt hingegen fast schon lächerlich, da nur etwas Rauch abgesondert wird und winzige Bläschen aufsteigen.
3) Erweiterte Eis Effekte
Zerschlägt oder zerschießt man die häufig im Spiel anzutreffenden Eiszapfen, zerfallen diese in Bruchstücke und fliegen zu Boden. Bewegt man sich daraufhin noch mit der Spielfigur darüber, reagieren die Bruchstücke physikalisch korrekt. Die Eiseffekte sehen bereits bei deaktiviertem PhysX gut aus, jedoch steigt die Darstellungsqualität mit aktiviertem PhysX nochmals deutlich an. So zerfallen die Eiszapfen nicht nur in diverse Bruchstücke, sondern zerspringen teilweise in hunderte winzige Splitter.
4) Wassereffekte
Die Schiffswände in Cryostasis sind des öfteren mit geschmolzenem Eis überzogen und das unabhängig von der gewählten PhysX-Einstellung. Aktiviert man PhysX, zeigen sich in einer anderen Beziehung hingegen deutliche Unterschiede. So ergießen sich bei aktiviertem PhysX an manchen Stellen der Spielwelt (beispielsweise aus kaputten Rohren) Fontänen von Wasser. Zwar bieten auch andere Spiele wie Bioshock schöne Wassereffekte, an die Qualität von Cryostasis kommen diese jedoch nicht ganz heran.
Performance:
Bei der Performance muss Cryostasis viel Kritik einstecken. Denn egal ob wir PhysX FX aktivierten oder deaktivierten, das Spiel war in der Auflösung 1366 x 768 und hohen Details auf unserem Testsystem mit GeForce GTX 260M durchweg überfordert und ruckelte vor sich hin. Während Cryostasis bei deaktiviertem PhysX FX mit durchschnittlich 32 fps zumindest für leidensfähige Spieler noch halbwegs vertretbar lief, sorgte eine Aktivierung von PhysX FX für nahezu unspielbare 27.4 fps. Zwar ist Cryostasis grafisch durchaus gelungen, eine solch schlechte Performance ist demgegenüber aber keinesfalls vertretbar. Hier haben sich die Entwickler einfach zu wenig Zeit für die Optimierung der Engine genommen. So empfehlen wir selbst ohne der fortschrittlichen PhysX-Effekte mindestens eine GeForce GTX 280M oder gleich Multi-GPU-Lösungen.
Lohnt es sich?
Cryostasis ist sicher ein Spiel, das die Gemüter scheidet. Die Stärken des Spiels sind seine dichte und durch die engen Räumlichkeiten fast schon klaustrophobische Atmosphäre, das einzigartige Setting im ewigen Eis und die interessante und spannende Geschichte, die oft in (interaktiven) Rückblenden erzählt wird. Die Schwächen des Spiels sind die Abwechslungsarmut bei Gameplay und Schauplätzen, die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die miese Performance. Für Spieler, die ein starkes Notebook besitzen und gerne Survival- sowie Horrortitel zocken, ist Cryostasis durchaus eine Überlegung wert. Bei der deutschsprachigen Presse fiel das Echo gemischt aus, durchschnittlich erreichte Cryostasis eine faire Wertung von 75%. Der Preis für das Spiel liegt momentan bei akzeptablen 30 Euro.
Fazit
PhysX ist durchaus dazu in der Lage, die Atmosphäre eines Spiels nochmals auf eine neue Ebene zu heben. Jedoch kostet die Aktivierung von PhysX je nach Spiel auch spürbar Leistung, weshalb insgesamt schon mindestens eine GeForce GTX 260M in ihrem Notebook stecken sollte, um die schicken Effekte ebenfalls in hohen Details entsprechend genießen zu können.
Als alleiniges Kaufargument für ein Spiel, eine Grafikkarte oder ein Notebook sollte die PhysX-Unterstützung grundsätzlich nicht herangezogen werden, denn abseits der Optik halten sich die spielerischen Unterschiede respektive Vorteile stark in Grenzen. Bis Titel auf den Markt kommen, die auch spielerisch durch physikbasiertes Gameplay einen Schritt nach vorne machen, wird wahrscheinlich noch so viel Zeit vergehen, bis sich eine einheitliche Physikschnittstelle durchgesetzt hat. Entwickler können es sich momentan aus finanziellen Gründen einfach nicht erlauben, ein Spiel derart auf Physik basieren zu lassen, dass durch die fehlende Unterstützung seitens ATI etwa die Hälfte der Käufer wegfallen würde.
Durch die neuen einheitlichen Schnittstellen zur Grafikkarte (OpenCL, Direct Compute Shaders) könnte es in Zukunft etwas Bewegung am Physik Engine Markt geben. Ein erster Schritt ist z.B. die Open Source Engine Bullet, welche durch verschiedenste Schnittstellen alle modernen Grafikkarten unterstützt. Jedoch bietet Bullet (noch) nicht den großen Funktionsumfang von PhysX oder Havoc (welche sich derzeit noch auf GPU Beschleunigung ihres "Lagers" begrenzen).
Bis dahin wird allerdings noch eine gewisse Zeitspanne vergehen, weshalb PhysX noch eine Weile „State of the Art“ bleiben wird. Insgesamt sehen wir PhysX als optisch nettes, aber nicht spielentscheidendes Gimmick an.