Lenovo Legion Go S Gaming-Handheld im Test - Steam-Deck-Killer oder Windows-Opfer?

Lenovo schickt einen weiteren Vertreter in die Schlacht um das mobile Gaming per Windows-Handheld. Das Legion Go S soll sich dabei mehr oder weniger als günstigere Alternative darstellen, verfehlt aber in unseren Augen aktuell noch diesen Preispunkt. Als Alternativen in der gleichen Preisregion zwischen 600 und 700 Euro wären etwa das Steam Deck OLED 1TB, das ASUS ROG Ally oder des hauseigenen Lenovo Legion Go 8APU1. So hat das Legion Go S so einen schweren Stand. Und das, obwohl Lenovo vom Legion Go zum Legion Go S viele kleine Verbesserungen eingebracht hat. 

Weder am Gehäuse noch am hellen Bildschirm oder dem guten Controller des Handhelds merkt man irgendwelche Einsparungen. Alles führt sich wertig an. Das Legion Go S liegt in den Softskills mit vielen anderen guten Handhelds gleichauf und klingt deutlich besser als das Legion Go. Aber alles Lob hält nur so lange, bis man auf die Leistung der verbauten APU schaut. Denn der AMD Ryzen Z2 Go kommt mit einer überholten Rechenleistung. Selbst Handhelds mit Prozessoren aus dem Jahr 2022 haben irgendwie mehr Leistung. Hier könnte man jetzt viel hin und her diskutieren über Akkulaufzeiten und was man mit dem Handheld dann am Ende spielt. Die Leistung des Go S wäre doch ausreichend für viele Titel. Aber einfach ausgedrückt sind es am Ende wohl keine AAA-Titel, die man auf diesem Handheld gerne zockt.

Mit Windows tut man diesem Gaming-Handheld nicht wirklich einen Gefallen. Aber Lenovo hat da noch einen Trick im Ärmel. Schon in wenigen Wochen soll ein Legion Go S mit Valves Steam OS erscheinen. Damit ist das Handheld dann eine beachtenswerte Alternative zum Steam Deck, vor allem wenn dann auch der Preis stimmt. Letztlich zeigen unsere Tests nämlich auch, dass die Steam Deck APU dann doch teils deutlich weniger Leistung an den Tag legt als der AMD Ryzen Z2 Go. Steam OS ist dank seiner Arch-Linux-Basis deutlich schlanker und hält mehr Ressourcen für das Wichtige bereit. Windows hingegen frisst auf unserem Testgerät mitunter 10 bis 20 % der Prozessorleistung und des Arbeitsspeichers, ohne dass ein Spiel laufen würde. Die Frage, die man sich dann als Nutzer stellen muss, betrifft dann wohl die Kompatibilität der Lieblingssoftware und Spiele auf der Steam Machine.

Das Lenovo Legion Go S ist im Handel mit unserer Testausstattung (16 GB + 512 GB) ab 617 Euro erhältlich, wobei der durchschnittliche Preis bei 629 Euro liegt. Dieser Preis wird auch von großen Händlern wie Amazon, MediaMarkt und Saturn verlangt. Die Version des Handhelds mit 32 GB RAM finden wir bei Computeruniverse für rund 800 Euro.

Lenovo schickt das Legion Go S in verschiedenen Varianten an den Start. Hier testen wir die Windows-Version des Handhelds, doch in wenigen Wochen wird ein weiteres Legion Go S mit Steam OS auf den Markt kommen. Damit ist das Steam Deck eventuell bald nicht mehr das einzige Main-Stream-Produkt am Handheld-Markt, welches auf Linux setzt. Bis dahin müssen wir beim Legion Go S aber mit Windows vorliebnehmen. Neben einem etwas größerem Bildschirm wartet das Legion Go S gegenüber dem Steam Deck auch mit einem leicht stärkeren Prozessor auf. Der neue Ryzen Z2 Go ist aber eher ein aufgetautes Produkt. Vier Zen 3+ Kerne und eine Radeon 680M kommen frisch aus dem Jahr 2022 auf die Platine. Leistungsmäßig setzt sich das Legion Go S damit aber vor das Steam Deck.

Das Lenovo Legion Go S kommt in einem schnittigen weißen Kunststoffgehäuse mit angenehm abgerundeten Kanten daher. So wirkt das Handheld trotz großem 8-Zoll-Bildschirm nicht wuchtig, sondern schlank und modern. Alle Bedienelemente des Legion Go S sind angenehm zu erreichen. Die Griffflächen haben eine matte Textur, sodass das Gerät auch bei längeren Gaming-Sessions angenehm in der Hand liegt. Insgesamt fühlt sich das Gerät sehr stabil an, da knarzt oder wackelt nichts. Die Verarbeitung ist top, es gibt keine scharfen Kanten oder ungleichmäßige Spaltmaße.

Ein echter Hingucker ist der große 8-Zoll-Bildschirm, der unter einer schützenden Glasschicht sitzt. Auf der Rückseite sorgen große sechseckige Öffnungen für die Lüfter dafür, dass die Hardware auch unter Volllast kühl bleibt.

Das Legion Go S ist etwas größer als das originale Steam Deck und wiegt auch etwas mehr. Beim Gewicht bleibt hier dennoch alles im Rahmen und unser Testgerät fühlt sich weder sonderlich schwer an noch erweckt es durch zu geringes Gewicht den Eindruck billig zu sein.

Das Lenovo Legion Go S bietet eine durchschnittliche Auswahl an Anschlüssen. An der Oberseite finden sich zwei USB-C-Anschlüsse in Vollausstattung (USB4), die mit 40 Gbit/s nicht nur eine rasend schnelle Datenübertragung ermöglichen, sondern auch DisplayPort und Power Delivery unterstützen. Damit lässt sich das Gerät nicht nur vielseitig erweitern, sondern auch schnell aufladen. Direkt daneben befindet sich ein Klinkenanschluss für Kopfhörer/Headsets.

Ein Kartenleser ist hingegen an der Unterseite des Geräts zu finden. Die Positionierung der Anschlüsse ist leider nicht optimal gelöst. So muss man das Kopfhörerkabel etwa hinter dem Gerät entlangführen, damit es nicht vor dem Bildschirm hängt. Auch die beiden dicht nebeneinander liegenden USB-Anschlüsse sind nicht unbedingt praktisch. Andere Handhelds bieten hier eine bessere Lösung mit Anschlüssen zum Laden oben und unten, was die Handhabung des Geräts verbessert.

Beim Lenovo Legion Go durften wir einen der schnellsten Kartenleser an einem Handheld feststellen. Das Legion Go S bietet hingegen eher eine Standardgeschwindigkeit. Mit rund 85 MB/s ist die jedoch immer noch brauchbar.

In Sachen Kommunikation hat das Lenovo Legion Go S einiges zu bieten. Sowohl im 5-GHz- als auch im 6-GHz-Netz sorgt schnelles WLAN für zügige Downloads und latenzarmes Online-Gaming. Auch Bluetooth ist für die Verbindung mit Controllern, Kopfhörern oder anderen Peripheriegeräten mit an Bord.

Bei der Verpackung des Lenovo Legion Go S fällt zunächst der viele Schaumstoff auf. Dieser ist zwar gut für den Schutz des Geräts, aber schlecht zu recyceln, da er ein hohes Volumen bei geringer Dichte aufweist. Informationen zum Product Carbon Footprint (PCF) sucht man leider vergeblich.

Immerhin ist die Wartung des Geräts möglich. Das Aufschrauben gestaltet sich jedoch nicht unbedingt einfach: Zunächst müssen die Schrauben an der Unterseite entfernt werden, dann die Kunststoffabdeckung an der Oberseite. Anschließend sind die Schrauben oben herauszudrehen und vorsichtig die L1- und R1-Tasten zu entfernen, unter denen sich zwei weitere Schrauben befinden. Danach kann die Backplate abgenommen werden.

Im Gegensatz zu m Legion Go verzichtet das Lenovo Legion Go S auf abnehmbare Controller und setzt stattdessen auf eine fest verbaute, qualitativ recht hochwertige Lösung. Nach dem hervorragenden Zotac Zone fühlt sich das Legion Go S in puncto Controllern trotzdem etwas schwammiger an.

Das Touchpad ist eine praktische Ergänzung für Windows-Eingaben, könnte aber etwas größer und komfortabler sein. Der Touchscreen reagiert zwar präzise, zieht aber Fingerabdrücke magisch an. Damit ist das Touchpad oft die bessere Wahl, um durch Menüs oder Windows zu navigieren.

Das Lenovo Legion Go S ist in zwei Versionen erhältlich, die beide mit dem AMD Ryzen Z2 Go Prozessor ausgestattet sind. Der Unterschied liegt im Speicherplatz: Während das eine Modell über eine 0,5 TB SSD und 16 GB RAM verfügt, bietet das andere 1 TB Speicherplatz und 32 GB RAM. Der AMD Z2 Go ist derzeit exklusiv bei Lenovo erhältlich. Zukünftig sollen jedoch auch Versionen mit dem leistungsstärkeren Z1 Extreme Prozessor geplant sein.

Legion Space bietet unterschiedliche Konfigurationsmöglichkeiten für Leistungsaufnahme und Kühlung (Lüfterverhalten). Eine wattgenaue Steuerung, wie sie beispielsweise bei Ayaneo oder OneXPlayer zu finden ist, ist jedoch nicht vorgesehen.

Für unsere Tests haben wir den Leistungsmodus für Prozessor und Lüfter gewählt. In diesem Modus bietet die APU einen Boost von 40 Watt und eine Dauerleistung von 30 Watt. Ein Energiesparmodus ist ebenfalls vorhanden, der die Werte ungefähr halbiert.

Es ist anzumerken, dass die Lüfter im Leistungsmodus nicht vollständig ausgereizt werden und mehr Kühlleistung möglich wäre. Wer möchte, könnte also eventuell noch ein wenig mehr aus dem Legion Go S herrauskitzeln.

Im Herzen des Lenovo Legion Go S schlägt der AMD Ryzen Z2 Go, ein Prozessor mit vier Zen 3+ Kernen (Codename: Rembrandt). Im Vergleich zur APU des Steam Decks, die ebenfalls vier Kerne, aber auf der älteren Zen 2 Architektur (Codename: Van Gogh) basiert, bietet der Z2 Go eine etwas modernere Grundlage. 

In puncto Leistung positioniert sich das Legion Go S damit etwas oberhalb des Steam Decks. Allerdings bieten viele moderne Handhelds Ryzen 7 Prozessoren mit acht Kernen und 16 Threads, die auf der neueren Phoenix-Architektur (Zen 4) basieren und in der Regel eine deutlich höhere Leistung bieten.

Für den Einsatz im Lenovo Legion Go S reicht die Leistung des Ryzen Z2 Go jedoch vollkommen aus und stellt beim Spielen aktueller Titel kaum einen Flaschenhals dar.

Im Vergleich zu anderen Handhelds macht sich die etwas schwächere Prozessorleistung des Lenovo Legion Go S bemerkbar. Auch die integrierte Radeon-Grafik ist nicht unbedingt als "Leistungsmonster" zu bezeichnen.

In puncto Systemleistung ordnet sich das Legion Go S zwischen dem Steam Deck und den leistungsstärkeren Handhelds mit Ryzen 7 oder dem Z1 Extreme ein. Trotzdem liefert das Handheld eine brauchbare Leistung ab, die es auch im Büroalltag an einer Dockingstation zu einer Alternative macht.