Jubiläumskolumne - Finanzen
6.Teil: Der heikelste Part der Kolumne. Nach all den Jahren geben wir erstmals einen Einblick in unsere Finanzen und da das heutzutage in Europa offenbar notwendig ist, wollen wir sie auch transparent rechtfertigen. Schließlich sieht das Lohnempfänger-Volk, Unternehmer zumeist als steinreiche Ausbeuter.
Die Verteilung des lieben Geldes ist allerorts ein brisantes Thema. Wir Notebookcheck-Gründer denken grundsätzlich anders als Politiker. Wir geben immer nur soviel Geld aus wie wir haben und lehnen Kredite schlicht ab. Wir können also nur soviel Geld an die fleißigen Wichtel verteilen, die an der Website arbeiten, wie vorhanden ist. Was ein Notebookchecker mehr verdient, muss ein anderer weniger bekommen.
Die folgenden Zahlen betreffen die Jahre 2012-2014: Etwa 630-690k € Umsatz erwirtschaftet Notebookcheck pro Jahr mit Werbung, andere Einnahmequellen sind so gut wie nicht vorhanden. An der Website arbeiten ständig ca. 60 Leute, was ca. 400-480k € im Jahr kostete. Andere Kosten wie Server, Hardware, Steuerberatung, Spesen etc. machen ca. 30-50k € aus. Bis zu 30k € gehen an diversen zwangsweisen Beiträgen, Gebühren, Abgaben verloren. Die 3 Gesellschafter-Geschäftsführer erhielten gemeinsam in Summe 130-210k € Entgelt vor Lohnnebenkosten, Sozialversicherungsabgaben und Einkommenssteuer, pro Jahr. Gewinnentnahmen gibt es keine. Am Ende bleibt ein kleiner Überschuß über, der die Kapitalreserven erhöht oder ein Verlust, der sie verringert.
Bei 400-480k € für 60 Redakteure und Übersetzer bleiben pro Person knapp mehr als 7k € Jahresverdienst über. Die Meisten arbeiten entweder auch für andere Auftraggeber oder auch in anderen Berufen oder studieren hauptberuflich. Pro aufgewendeter Arbeitsstunde dürften die meisten Notebookchecker etwa 10-20€ verdienen. Gemessen daran, was diese Leute können und leisten, ist das nicht üppig. Gelegentlich werde ich gefragt, warum wir den Redakteuren und Übersetzern nicht mehr zahlen. Bereichern sich die Firmengründer auf Kosten der hart arbeitenden Klasse von Auftragssklaven?
Jeder Geschäftsführer und Firmenteilhaber Notebookchecks verdient vor Abgaben ca. 20-80k € im Jahr. Dazu zähle ich Geschäftsführer-Entgelt und Überschuss oder Verlust des Unternehmens. Die hohe Bandbreite ergibt sich nunmal aus dem Geschäftsrisiko. Nur so als Orientierung - in Deutschland und Österreich verdienen Geschäftsführer im Durchschnitt 200-300k € im Jahr. Der deutsche Journalistenverband listet im Tarifvertrag für Zeitungen und Publikums-Zeitschriften für Redakteure einen Stundenlohn von 40-75€ auf. Bei Vollzeitarbeit ohne Überstunden kommt ein Angestellter auf ca. 1700 Arbeitsstunden im Jahr, der Stundenlohn mit den Stunden multipliziert ergibt 68-127k € im Jahr. In einfachen Worten: die Notebookcheck-Geschäftsführer verdienen deutlich weniger als die deutschen Tarifverträge für Journalisten bzw. der öst. Journalisten-Kollektivvertrag für leitende Vollzeit-Angestellte vorsehen bzw. einen Bruchteil dessen, was Geschäftsführer normalerweise verdienen. Der Ertrag pro geleisteter Arbeitsstunde der Notebookcheck-Gründer liegt bei 10-50€ brutto.
Hartnäckige Klassenkampf-Theoretiker, die bis hierher gelesen haben, werden stirnrunzelnd anmerken, dass die Geschäftsführer pro Stunde mehr verdienen als die übrigen Website-Autoren. Arbeiten diese Auftragnehmer denn weniger hart als die Auftraggeber? Ist das fair?
Wer bei Notebookcheck Aufträge annimmt, erfährt nicht nur vorab genau, was er für welche Leistung bezahlt bekommt, er erhält das Geld auch 0-2 Wochen nach Rechnungslegung. Wir Gründer auf der anderen Seite haben in den ersten Jahren Notebookchecks zwar auch hart gearbeitet, aber eher soviel wie Putzfrauen (pardon, Facility-Manager) oder Supermarkt-Kassierer verdient. Im Gründungsjahr arbeiteten wir überhaupt für lau und das, wo doch die meisten Beobachter der Meinung waren, diese Website würde uns nie ernähren können, also auf volles Risiko dauerhaft leer auszugehen. Auch jetzt noch unterliegt unser Stundenlohn einer gewaltigen Schwankungsbreite. Dieses Risiko haben Notebookcheck-Auftragnehmer nicht in diesem Ausmaß. Es gab vereinzelt Zeiten, in denen manche unserer Auftragnehmer einen besseren Stundenlohn als die Auftraggeber erzielten.
Falls hartgesottene Gewerkschafter immer noch der Meinung seien, dass die Gesellschafter-Geschäftsführer sich zuviel vom Kuchen gönnen, so sei noch angemerkt, dass das Arbeitsrecht für Wochenend- und Nachtarbeit von Angestellten stark erhöhte Löhne vorsieht. Für mich dagegen ist es völlig selbstverständlich am Wochenende, nachts oder im Urlaub zu arbeiten, wann immer es eben gerade notwendig ist um Notebookcheck voranzubringen. Und was Krankenstand betrifft, so halte ich mich an den Lieblingsspruch eines meiner Deutschlehrer: “Krankheit ist kein Entschuldigungsgrund!”. Wer bezahlt schon einen Unternehmer, wenn er krank ist? So lange ich also noch halbwegs aufrecht in einem Sessel sitzen oder im Bett meinen Laptop halten kann, betrachte ich mich als arbeitsfähig.
Karl Marx lebte im 19. Jahrhundert. Er hatte ganz andere Unternehmer im Blickfeld als Online-Medien-Begründer.