Jubiläumskolumne - Die Noob-Gründer
2.Teil - Warum wir uralte journalistische Leichen im Keller haben
Im Februar 2005, wenige Wochen nach der Geburt der Idee Notebookchecks, ging die Site online. Unsere Seiten sahen damals völlig anders aus und unterschieden sich auch inhaltlich von dem, was heutzutage bei Notebookcheck online geht. Den einstigen content muss man schon suchen, er wird von uns geradezu versteckt, im Untergrund.
Anfang 2005 war das deutschsprachige Internet noch vergleichsweise unterentwickelt. Auch an Schulen und Unis setzte sich die Vorbereitung der Jugend auf das Internet erst zögerlich durch. Da gute Testberichte fast so selten wie integre Politiker waren, konnte man auch nicht von anderen Medien lernen. Obendrein waren zwei der Notebookcheck-Gründer nicht gerade vom Fach. Simon war blutjunger Architektur-Student und ich ein Programmierer für Buchhaltungssoftware mit einer juristischen Ausbildung. Klaus war als Informatikstudent noch mit Abstand am besten für die Schaffung von Testberichten geeignet.
Zum Glück haben wir damals nicht in vollem Umfang erkannt, dass unser erster content nicht gerade von Professionalität strotzte. Sonst wären wir womöglich vor der Arbeit zurückgeschreckt und hätten nicht eifrig den Mangel an Qualität mit Quantität kompensiert. Lerning by doing war unsere Rettung.
Im übrigen hatten wir noch kaum teure, professionelle Testausrüstung und schreckten mangels Einnahmen vor hohen Investitionen zurück. Wir haben die heutzutage geradezu exotische Einstellung, dass Schulden kein Allheilmittel sind. Hersteller und Shops ignorierten uns und rückten keine Test-samples heraus. Anfangs testeten wir fast ausschließlich Geräte aus dem Bekanntenkreis.
Entsprechend schwach war anfangs auch unsere Reichweite. Wir freuten uns wie Kinder über Gummibärchen, als wir endlich die Grenze von 1000 Seitenaufrufen am Tag erreichten. Es gab Unkenrufe, dass wir kaum mehr schaffen könnten, da bereitete jeder neue Rekord noch mehr Freude.
Es gab die ersten Monate noch nicht mal Werbung auf Notebookcheck und damit keinerlei Einkommen. Wir hatten nur diffuse Vorstellungen, ob wir überhaupt Geld mit der Site machen können. Als wir Mitte 2005 mit erster Google-Werbung starteten, begann ich hochzurechnen, was wir pro Stunde verdienen. Im ersten Jahr errechnete ich sensationelle Stundenlöhne von mehreren Cent. Wir müssen unverbesserliche Optimisten gewesen sein, wir sahen das als ersten Erfolg an und waren damit zufrieden.
Wenigstens mussten wir davon nicht unseren Lebensunterhalt bestreiten. Ich arbeitete einfach in meinem Job als Programmierer weiter und zusätzlich intensiv an Notebookcheck. Obendrein stand noch Kleinkindbetreuung am Programm. Damals bekam ich recht rasch erste graue Haare.
Klaus und Simon studierten, die waren also chronische Geldarmut sowieso gewohnt.
Schrittweise lernten wir dazu, mit Versuch und Irrtum, konsequent oder stur, das kann man sehen wir man will. Unser wichtigster Leitgrundsatz durch alle Jahre war, dass es keinen ernsthaften Streit zwischen uns dreien geben dürfe. Das betrachteten wir von Anfang an als eine der größten Gefahren und haben wir tunlichst vermieden.
Das Löschen unserer allerersten redaktionellen Inhalte war keine Option, weil Suchmaschinen keine broken links mögen. Wir verbargen das Material sukzessive in Archiven.