Intel 8. Gen. Kaby Lake-R vs 7. Gen. Kaby Lake Performance-Vergleich
Der Start einer neuen Generation
Für den originalen Englischen Artikel, siehe hier.
2017 war ein gutes Jahr für CPU-Neuerscheinungen. Intels 7. Generation namens Kaby Lake, offiziell vorgestellt Ende 2016 und verfügbar ab Anfang 2017, ist in allen aktuellen Notebooks vorzufinden. Nach langer Stille hat auch AMD endlich die auf der neuen Zen-Architektur basierenden Ryzen-Chips vorgestellt, angefangen mit dem Ryzen 7 1800X Flaggschiff, das von Anwendern und der Fachpresse dank des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses ausgesprochen gut angenommen wurde. Im High-End-Desktop-Segment ist die Entwicklung ebenfalls nicht stehen geblieben, hier tritt AMDs Threadripper 1950X mit seiner 16-Core/32-Thread-Architektur gegen Intels Skylake-X (Core i9-7900X) und Kaby-Lake-X (Core i7-7740X) an. Und im Server-Segment drehen AMDs EPYC und Intels Skylake-SP an der Performance-Schraube.
Mittenrein in diese Entwicklung platzt nun Intels nächste CPU-Familie, die Core-CPUs der 8. Generation. Anders als bisherige Generationen, die immer entweder eine neue Architektur oder ein neues Fertigungsverfahren mit sich brachten, besteht die 8. Generation aus einem wilden Sammelsurium unterschiedlichster Mikroprozessor-Architekturen. Als ob die Prozessor-Nomenklatur nicht schon verwirrend genug wäre, geht Intel hier sogar noch einen gewaltigen Schritt weiter: Die 8. Generation besteht aus einem aufgefrischten Kaby-Lake-Lineup namens Kaby Lake-R (14nm+), was unter anderem die U-Serie mit 15-W-TDP umfasst; Coffee Lake (14nm++), was angeblich die K-Serie mit CPUs von 65 bis 95 W umfassen soll; und zuletzt auch noch Canon Lake (10nm). Die ersten Vertreter der Kaby-Lake-R-Serie wurden der Öffentlichkeit am 21. August als Core i5-8250U, Core i5-8350U, Core i7-8550U und Core i7-8650U präsentiert. Diese vier CPUs haben eine TDP von 15 W gemeinsam, wobei diese vom OEM anpassbar ist, und verfügen außerdem anders als ihre Gegenstücke der 7. Generation jetzt über vier Kerne samt Hyperthreading.
Die TDP wird trotz Verdopplung der Kerne durch Absenkung der Taktrate gehalten. Während der Core i5-7260U der 7. Generation noch mit 2,2 GHz Basistakt und 3,4 GHz Turbo-Boost lief, sind dies beim i5-8250U der 8. Generation nur mehr 1,6 GHz Basistakt mit 3,4 GHz Turbo-Boost. Theoretisch sollte der niedrigere Basistakt bei den üblichen Belastungen (Office, Web-Browsing, gelegentliche wenig anspruchsvolle Spiele) nicht von Nachteil sein, da der Turbo-Boost unverändert geblieben ist. Wie die OEMs diese Chips jedoch in der Praxis zur Anwendung bringen und ob hier Throttling vonnöten sein wird, um die TDP zu halten, wird sich erst noch zeigen müssen.
Bei der GPU hat sich lediglich der Name geändert. Aus technischer Sicht entspricht die integrierte GPU der Intel HD Graphics 620 der 7. Generation, bei Intel hat man sich jedoch dafür entschieden, dieser den Namen „UHD Graphics“ zu verpassen, um auf die 4K/HEVC-Fähigkeiten hinzuweisen. Genau wie beim Vorgänger handelt es sich weiterhin um eine Gen 9.2/GT2 Engine, jetzt jedoch mit Unterstützung für HDCP 2.2. Die GPU blieb also größtenteils unverändert, die meisten Änderungen spielen sich bei der eigentlichen CPU ab.
Angeblich soll diese im Vergleich zu Kaby Lake um bis zu 40 % schneller sein. Nachdem die ersten Notebooks im Zuge der IFA bereits vorgestellt wurden und wir in der Lage waren, uns ein Exemplar von Acer zu sichern, können wir dies nun auch selbst beurteilen.
Vorläufige Benchmarks
Für unseren Ersteindruck hatten wir ein Vorserienmodell des 13-Zoll-Acer Spin 5 SP513 mit Intel Core i5-8250U, integrierter UHD 620, Micron-1100-SSD und 8 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung. Die IFA-Neuvorstellung gibt es als 13- und 15-Zoll-Variante, wobei letztere optional mit GeForce GTX 1050 angeboten wird. Die meisten Ultrabooks, die auf den i5-8250U setzen, werden jedoch die integrierte GPU vorziehen, daher haben wir uns aus Gründen der Realitätsnähe für das 13-Zoll-Modell entschieden. Als Vergleichskandidaten für den Core i5-8250U dienen uns zwei Prozessoren der 7. Generation Kaby Lake, ein Core i5-7200U im Lenovo Lenovo ThinkPad X1 Yoga, sowie ein Core i7-7700HQ im Asus Strix GL753VD. Obwohl das Asus-Notebook über eine GeForce GTX 1050 verfügt, haben wir diese der Vergleichbarkeit wegen deaktiviert und beschränkten uns ausschließlich auf die integrierten GPUs.
Da es sich beim i5-8250U um einen waschechten Quad-Core handelt, ist insbesondere der Vergleich mit dem 45 W 7700HQ interessant. Wie unten zu sehen ist, waren die Ergebnisse durchaus überraschend. Wir haben sie in CPU- und GPU-basierte Benchmarks aufgeteilt, um eine bessere Übersicht zu wahren und haben auch den Strombedarf bei verschiedenen Lastszenarien ermittelt.
CPU-Benchmarks
Um zu untersuchen, wie sich der neue Core i5-8250U schlägt, haben wir ihn durch unterschiedliche CPU-Benchmarks gejagt. Wie den Grafiken unten entnommen werden kann, ist der 8250U bei Single-Core-Last um mindestens 10 % schneller. An sich schon nicht schlecht, wirklich interessant wird es jedoch bei Multi-Core-Last: Hier schafft es der 8250U gegenüber dem 7200U einen Vorsprung von mindestens 41 % zu erreichen. Auch die Ergebnisse des Geekbench 4.1 sind interessant, suggerieren sie doch eine starke Multi-Core und GPU-Compute OpenCL-Performance. Analog dazu zeigt PCMark 10 je nach ausgeführtem Test einen Vorsprung von 5 bis 25 % gegenüber dem 7200U. Die zusätzlichen Cores machen sich insbesondere bei TrueCrypt, WinRAR, SuperPi Mod und wPrime bemerkbar, wo der 8250U sich gegenüber der Konkurrenz sehr gut behaupten kann. In der Praxis ist Intels Angabe von 40 % Performancesteigerung also tatsächlich nicht unrealistisch.
Super Pi mod 1.5 XS 1M - 1M | |
Apple MacBook Pro 13 2017 Touchbar i5 | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Apple MacBook Pro 15 2017 (2.8 GHz, 555) | |
Apple MacBook Pro 13 2017 |
WinRAR - Result | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Apple MacBook Pro 13 2017 | |
Apple MacBook Pro 13 2017 Touchbar i5 | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US |
Super Pi mod 1.5 XS 2M - 2M | |
Apple MacBook Pro 13 2017 Touchbar i5 | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Apple MacBook Pro 13 2017 | |
Apple MacBook Pro 15 2017 (2.8 GHz, 555) | |
Apple MacBook Pro 15 2017 (2.8 GHz, 555) |
Super Pi Mod 1.5 XS 32M - 32M | |
Apple MacBook Pro 13 2017 Touchbar i5 | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Apple MacBook Pro 15 2017 (2.8 GHz, 555) | |
Apple MacBook Pro 13 2017 |
* ... kleinere Werte sind besser
Da der Turbo-Boost unverändert geblieben ist, bietet es sich natürlich an, auch diesen auf Langzeitverfügbarkeit zu testen. Dazu haben wir wie üblich Cinebench R15 30 x hintereinander ausgeführt und die Multi-Core-Punktzahl jedes Durchlaufs notiert. Der erste Durchlauf konnte den höchsten Turbo-Boost aufweisen (dem Energiebedarf nach für ca. 15 Sekunden) und folglich auch die höchste Punktzahl. Die weiteren Durchläufe waren jeweils um mindestens 7 % langsamer, das schlechteste Ergebnis sogar um 13,5 % niedriger als im ersten Durchlauf. Nach etwas weniger als 30 Durchläufen stabilisierte sich das Ergebnis. Die Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die CPU für kurzzeitige Last durchaus vollen Turbo-Boost zur Verfügung stellen kann, jedoch nicht in der Lage ist, diesen dann über längere Zeit zu halten. Dabei handelt es sich um einen i5-8250U und nicht die i7-Variante mit noch höheren Taktraten. Wenn Kaby Lake-R ähnlich ist wie Kaby Lake (wovon wir ausgehen), dann werden die i7-Modelle noch mehr Throttling aufweisen als unser getestetes i5-Modell. Genaue Daten werden wir präsentieren, sobald wir einen Kaby-Lake-R-i7 im Test hatten.
Die Varianz in der Single-Thread-Performance betrug grade mal einen Punkt, was in etwa den Ergebnissen des i5-7200U aus dem Lenovo ThinkPad X1 Yoga entspricht. Einige Tests des Core i7-7700HQ zeigen, dass diese CPU auch im Multi-Core-Test eine sehr geringe Varianz aufweist und somit in der Lage zu sein scheint, den Turbo-Boost-Takt über längere Zeit zu halten. Ganz anders also als der 8250U. Dies könnte durchaus eine Auswirkung der niedrigen 15-W-TDP des Prozessors sein, ein Vergleich mit den 28-W-TDP-Varianten dieser CPUs wäre also durchaus interessant. Nicht vergessen werden darf jedoch auch, dass die Ergebnisse sehr stark vom Design und der CPU-Kühlung abhängen.
Energiebedarf
Obwohl die neuen Kaby-Lake-R-CPUs weiterhin im 14nm+-Verfahren der Kaby-Lake-Generation gefertigt werden, sind sie dank weiteren Verbesserungen des Fertigungsverfahrens und aufgrund des niedrigeren Basistakts verhältnismäßig energieeffizient. Wir haben das Acer Spin 5 SP513 mit Notebooks verglichen, in denen ein Kaby-Lake-Prozessor steckte und maßen den Energiebedarf bei diversen CPU-intensiven Benchmarks wie Prime95 oder Cinebench R15 (in beiden Fällen mit externem Bildschirm). Und der Unterschied im Vergleich zum 7700HQ des Apple MacBook Pro 15 ist gewaltig: Mit 72,6 und 61,7 W bei Prime95 und Cinebench R15 Multi-Thread benötigte das MacBook Pro fast 139 % mehr Energie als das Acer Spin. Und selbst der Energiebedarf der Kaby-Lake-Prozessoren der effizienten U-Serie lag um rund 40 % über dem des 8250U. In GPU-intensiven Benchmarks wie Witcher 3 lag der maximale Energiebedarf unseres Testsystems bei rund 30 W bei Verwendung der integrierten GPU, die im Vergleich zu einer dedizierten GPU recht wenig zum Energiegesamtbedarf beiträgt. Im Leerlauf lagen die System hingegen alle in etwa gleichauf, was darauf hindeutet, dass Intel zum Zwecke der Steigerung der Akkulaufzeit primär den Energiebedarf bei hoher Last optimiert hat.
Acer Spin 5 SP513-52N-566U i5-8250U, UHD Graphics 620, Micron 1100 MTFDDAV256TBN, , 1920x1080, 13.3" | Apple MacBook Pro 15 2017 (2.8 GHz, 555) i7-7700HQ, Radeon Pro 555, Apple SSD SM0256L, IPS, 2880x1800, 15.4" | Apple MacBook Pro 13 2017 Touchbar i5 i5-7267U, Iris Plus Graphics 650, Apple SSD AP0256, IPS, 2560x1600, 13.3" | Lenovo ThinkPad P51s 20HB000SGE i7-7600U, Quadro M520, Samsung SSD PM961 1TB M.2 PCIe 3.0 x4 NVMe (MZVLW1T0), IPS, 3840x2160, 15.6" | Microsoft Surface Pro (2017) i7 i7-7660U, Iris Plus Graphics 640, Samsung PM971 KUS040202M, IPS, 2736x1824, 12.3" | |
---|---|---|---|---|---|
Power Consumption | -108% | -58% | -45% | -30% | |
Witcher 3 ultra Efficiency (external Monitor) | 0.2668 | ||||
Witcher 3 ultra Efficiency | 0.2401 | ||||
Cinebench R15 Multi Efficiency (external Monitor) | 18.8 | 11.9 -37% | 13 -31% | 10.7 -43% | 10.5 -44% |
Witcher 3 ultra * | 30 | 57.9 -93% | 38.1 -27% | ||
Prime95 V2810 Stress (external Monitor) * | 27.5 | 72.6 ? -164% | 42.8 ? -56% | 42.3 -54% | 39.2 ? -43% |
Cinebench R15 Multi (external Monitor) * | 28.9 ? | 61.7 ? -113% | 29.5 ? -2% | 35.4 -22% | 39.2 ? -36% |
1280x720 FurMark 1.19 GPU Stress Test (external Monitor) * | 26 ? | 61 ? -135% | 51.4 ? -98% | 34.6 ? -33% | 30.8 ? -18% |
1920x1080 The Witcher 3 ultra (external Monitor) * | 25.1 ? | 52.1 ? -108% | 51.4 ? -105% | 43.4 ? -73% | 28 ? -12% |
Stromverbrauch | -86% | -33% | -67% | -20% | |
Idle min * | 3.6 | 3.4 6% | 2.8 22% | 5.8 -61% | 4.2 -17% |
Idle avg * | 9.5 | 13.9 -46% | 10.9 -15% | 10.4 -9% | 10.1 -6% |
Idle max * | 9.5 | 17.6 -85% | 11.4 -20% | 13.5 -42% | 14 -47% |
Last avg * | 32.9 | 71.1 -116% | 55.4 -68% | 62.4 -90% | 37.4 -14% |
Witcher 3 ultra * | 30 | 57.9 -93% | 38.1 -27% | ||
Last max * | 31.4 | 88.5 -182% | 57.5 -83% | 73.1 -133% | 34 -8% |
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | -97% /
-97% | -46% /
-46% | -56% /
-56% | -25% /
-25% |
* ... kleinere Werte sind besser
GPU-Benchmarks
Im Vergleich mit dem 7200U zeigt der 8250U durchweg eine höhere Leistung und liegt in manchen Tests sogar recht nah an der Intel HD Graphics 630 des 7700HQ. Wie bereits erwähnt sind die integrierten GPUs des 7200U und des 8250U identisch, angefangen bei den selben 24 Execution Units und aufgehört beim GPU-Takt. Das bessere Abschneiden des 8250U im 3DMark ist also den zusätzlichen Kernen zu verdanken, während die GPU-intensiven 3DMark-Tests ein verglichen mit dem 7200U im Großen und Ganzen identisches Ergebnis erbrachten.
Bei Spielen konnte sich das Asus Strix wie erwartet vom Acer absetzen. Dies könnte an den etwas höheren Taktraten der HD Graphics 630 sowie an der höheren TDP des 7700HQ Quad-Core-Prozessors liegen. Nichtsdestotrotz ist es beachtenswert, dass der 8250U sich sehr gut halten kann und auf bis zu 20 % an den 45 W 7700HQ heranrückt. Leider steht die hohe GPU-Performance nicht dauerhaft zur Verfügung, wie der nächste Test zeigen wird.
3DMark | |
1920x1080 Fire Strike Combined | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
1920x1080 Fire Strike Physics | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US | |
1920x1080 Fire Strike Graphics | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
1920x1080 Fire Strike Score | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Sky Diver Stress Test | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
1280x720 Cloud Gate Standard Physics | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US | |
1280x720 Cloud Gate Standard Graphics | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US | |
1280x720 Cloud Gate Standard Score | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Lenovo ThinkPad X1 Yoga 2017 20JD0015US | |
1280x720 offscreen Ice Storm Unlimited Physics | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
1280x720 offscreen Ice Storm Unlimited Graphics Score | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
1280x720 offscreen Ice Storm Unlimited Score | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U |
Dota 2 Reborn | |
1920x1080 high (2/3) | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
1366x768 med (1/3) | |
Asus Strix GL753VD-GC045T | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U |
Gelegentliches Spielen und Power-Limits
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erläutert, war die Turbo-Boost-Frequenz bei CPU-lastigen Anwendungen unerwartet hoch, jedoch leider nur für kurze Zeiträume, solange das großzügige Kurzzeit 28 W TDP-Limit galt. Sobald das Langzeit-Limit von 15 W in Kraft tritt, wird der Takt spürbar gedrosselt und pendelt sich in der Regel bei mehr oder weniger 2 GHz ein. Kommt die GPU zum Einsatz, zum Beispiel bei Spielen, wird der thermische Spielraum noch knapper. Selbst einfache Spiele wie Hearthstone (1.600 x 900, Fenstermodus) senken den CPU-Takt auf seine Basisfrequenz von 1,6 GHz. Um das Spiel flüssig mit 60 FPS wiederzugeben, sind alle acht Threads fast vollständig ausgelastet. Dies verdeutlicht, dass das 15-W-Limit für einen Quad-Core mit Hyperthreading bei gleichzeitiger CPU- und GPU-Last schlichtweg nicht ausreicht. Selbst einfache Spiele können ein solches Notebook also bereits überfordern.
Außerdem ist es auch nicht unüblich, dass ein Notebook auf Akku den Energieverbrauch noch weiter runterschraubt. In diesem Fall könnte es durchaus passieren, dass ältere Dual-Core-Notebooks schneller sind, da sie weniger Energie benötigen. Unsere Analysen zeigen, dass diese CPU scheinbar entwickelt wurde, um in einfachen Office/Multitasking-Szenarien mehr Leistung zu bieten. Bei Spielen oder anderen Aufgaben, die CPU und GPU gleichzeitig fordern, sind die Vorteile jedoch eher eingeschränkter Natur. Nvidia-Karten zwingen beispielsweise alle DirectX-11-Spiele dazu, die CPU-Last gleichmäßig auf alle vier Kerne zu verteilen. Im Kern führt dies zu einer höheren CPU-Last bei Spielen, die andernfalls stark single-threaded wären. Besitzer von eGPU-Lösungen oder dedizierten Nvidia-GPUs kennen das Phänomen vielleicht: Obwohl die iGPU kaum verwendet wird, benötigt die CPU trotzdem viel Energie, was zu Performance-Throttling führt.
Um also eine höhere Performance zu erreichen, müsste Intel entweder die GPU in puncto Energiebedarf von der CPU abkoppeln oder das TDP-Limit anheben (eher in Richtung 25 W). Natürlich führt das wiederum bei langanhaltender Last zu Problemen bei der Kühlung von Ultrabooks, dadurch wäre Kaby Lake-R jedoch im Vergleich ein deutlicher Fortschritt und weniger ein Schritt zur Seite.
Analyse
Intels Kaby-Lake-R-CPUs der 8. Generation versprechen mehr Performance pro Watt bei mehr oder weniger gleichen Preisen. Wir hatten die Möglichkeit, auf dem mit Core i5-8250U ausgestatteten Acer Spin 5 SP513 ein paar Tests durchzuführen und können resümieren, dass Intels Aussagen von rund 40 % höherer Performance durchaus realistisch sind. Die Verdopplung der Kerne sticht insbesondere in den CPU-Tests heraus. Für Ultrabooks kann dies ein Segen sein, da diese bisher auf Dual-Core-Prozessoren eingeschränkt waren. Auch ist es höchst willkommen, dass Intel die TDP von 15 W trotz der Verdopplung beibehalten konnte, wenngleich der Preis dafür ein niedrigerer Basistakt ist. Abgesehen von langanhaltender hoher CPU-Last dürfte dies keinen spür- oder messbaren Unterschied machen. Und obwohl der Turbo-Boost-Takt auch bei dieser CPU bei hohen 3,4 GHz liegt, kann dieser nur kurzzeitig gehalten werden, wie unsere Tests mit Cinebench R15 Multi-Core und Hearthstone zeigen. Die Tatsache, dass der 8250U in einigen Tests tatsächlich rund 40 % vor seinem Vorgänger liegt, während der Energiebedarf gleichzeitig rund 40 % niedriger als bei anderen U-Serie Kaby-Lake-CPUs ist, ist beachtenswert.
Auch die GPU-Benchmarks sind vielversprechend und die gebotene Leistung sollte für die üblichen Office-Aufgaben und Web-Browsing mehr als ausreichen. Auch ältere Spiele sollten auf niedrigen bis mittleren Details flüssig laufen, ebenso Spiele aus dem Windows Store (abgesehen von den anspruchsvolleren Titeln wie Gears of War 4 oder Forza). Moderne Spiele wie Overwatch, World of Warships, oder sogar Battlefield 1 sollten mit niedrigen Details halbwegs spielbar sein. Die Tatsache, dass der 8250U in Geekbench 4.1 so gut abgeschnitten hat, sollte all jene Anwender erfreuen, die gesteigerte Ansprüche an ihre Systeme bei Photoshop oder Premiere Pro stellen. Systeme mit dedizierten GPUs könnten bei DirectCompute und OpenCL-Last Vorteile haben, bei Spielen jedoch sogar nachteilig wirken. Die Verteilung der Last auf alle Kerne in Kombination mit dem niedrigeren Basistakt und nur kurzzeitig verfügbaren Turbo-Boost könnte durchaus problematisch werden. Die Zielgruppe dieser CPUs sind also definitiv nicht Gamer, das eine oder andere Gelegenheitsspiel ist jedoch drin.
Dank Hardware-Support für VT-x und VT-d wird native Virtualisierungstechnik unterstützt. OEMs haben außerdem die Möglichkeit, die Frequenzen nach eigenem Gusto an die individuellen TDP-Limits und Akkulaufzeiten ihrer Geräte anzupassen. Die endgültige CPU- und GPU-Leistung ist also OEM-abhängig und muss für jedes Endgerät individuell ermittelt werden. Alles in allem scheint der 8250U der Aufgabe gewachsen zu sein, der breiten Masse der Anwender zusätzliche Performance zu bringen.
Fazit
Obwohl ein Limit von 15 W einer Quad-Core-CPU nicht allzu viel thermischen Spielraum erlaubt, hat Intel alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sicherzustellen, dass die neuen Kaby Lake-R Prozessoren trotzdem maximale Leistung bringen. Mit der TDP innerhalb ihrer engen Grenzen und ohne großartige Kompromisse bei der Performance könnte Kaby Lake-R tatsächlich die CPU schlechthin für zukünftige Ultrabooks und Performance-Notebooks werden.
Wer bereits ein 15 W Kaby-Lake-System der 7. Generation sein Eigen nennt, braucht trotzdem nicht zu verzweifeln. Abhängig vom Einsatzzweck können die 40 % Performancezuwachs sehr schnell dahinschmelzen. Wer hingegen aktuell auf der Suche nach einem Ultrabook oder Notebook ist, sollte definitiv abwarten, bis Kaby Lake-R zum Mainstream wird. Allein der Performance-pro-Watt-Zuwachs ist das Warten bereits wert und Produkte wie Apples Macbook Pro 13 könnten von Kaby Lake-R gewaltig profitieren, insbesondere in Anbetracht von Apples 28-W-TDP-Limits für die Geräte.
Intel scheint mit der neuen Generation den richtigen Ton getroffen zu haben. Die Tatsache, dass die Chips noch lange vor AMDs Raven Ridge verfügbar sind und dass sie in puncto Performance genau zwischen der 7. Generation U- und HQ-Serie liegen, dürfte ihnen einen nicht unerheblichen Marktanteil bescheren. Gepaart mit einer dedizierten GPU wie der MX150 oder GTX 1050 können sie für AMD durchaus zu einem ernsthaften Problem werden.