Ich habe mein Steam Deck gegen ein Legion Go getauscht und es gehasst, an Windows lag es nicht

Ich habe mein Steam Deck am Tag der Markteinführung bestellt - und obwohl die Lieferung 12 Monate dauerte, hat es mir immerhin fast zwei Jahre lang zuverlässige Freude am Spielen bereitet. Doch so sehr ich das Steam Deck auch mochte, bei neueren Titeln wie „Indiana Jones and the Great Circle“ oder „Silent Hill 2 Remake“ stieß es an seine Grenzen. Mir ging es nie um Höchstleistung (das war auch nie der Anspruch des Steam Decks), aber als jemand, der viel unterwegs ist, reicht es mir völlig aus, die neuesten Spiele mit „kinotauglichen“ 30 FPS und niedrigen Einstellungen spielen zu können - vorausgesetzt, ich habe weder eine Desktop-GPU noch eine Steckdose zur Hand. Leider wirkt das Steam Deck trotz aller bahnbrechenden Innovationen etwas in die Jahre gekommen.
Als jemand, der normalerweise sowohl einen Laptop als auch einen Handheld mit sich herumschleppt, war der nächste logische Schritt die Frage: Kann ich beides in einem Gerät vereinen? Bei Herstellern wie GPD oder Ayaneo wollte ich nichts bestellen, also blieben nur das MSI Claw, ein ROG Ally oder das Legion Go. Letztendlich überzeugten mich die abnehmbaren Controller und der große, hochauflösende Bildschirm - vielleicht konnte ich so zwei Geräte ersetzen. Die Performance des Legion Go war tatsächlich besser als die des Steam Decks und ich war froh, „The Great Circle“ mit akzeptablen Framerates spielen zu können. Aber damit hörte der Spaß auch schon auf.
Legion Go zum Spielen
Die Performance des Legion Go war tatsächlich besser als die des Steam Decks und ich war froh, „The Great Circle“ mit akzeptablen Framerates spielen zu können. Aber damit hörte der Spaß auch schon auf. Es ist allgemein bekannt, dass die Controller des Legion Go alles andere als ideal sind - so sehr, dass viele Nutzer es vorziehen, sich ergonomischere Alternativen per 3D-Drucker herzustellen.
Aber selbst mit dieser Vorwarnung war ich entsetzt, wie unzureichend sie tatsächlich sind. Vor allem der linke Thumbstick sitzt viel zu nah am Gehäuserand, was sich beim Spielen unnatürlich anfühlt, und die scharfen Kanten graben sich schmerzhaft in die Handflächen. Bei einem so großen und schweren Gerät ist das ein echtes Problem. Besonders lästig wird es, wenn man entspannt im Bett spielen möchte. Hält man sich das Gerät vor das Gesicht, ermüden die Arme schnell - aber man kann das Legion Go auch nicht einfach hinlegen, weil dann das Lüftungsgitter auf der Rückseite blockiert wird.
Die Folge: Das Gerät drosselt wegen Überhitzung die Leistung, und im Kühlsystem sammeln sich auf Dauer Staub und Flusen. Am Ende blieb mir nichts anderes übrig, als die Controller abzunehmen, das Legion Go mit ausgeklapptem Standfuß auf eine ebene Fläche zu stellen und stattdessen einen Xbox-Controller zu verwenden.
Auch die Software enttäuscht. Zwar reicht „Legion Space“ gerade noch aus, um schnelle Einstellungen vorzunehmen, aber im Vergleich zu SteamOS oder gar Asus‘ Armoury Crate wirkt sie schwerfällig und unausgereift. Und selbst wenn man die Leistung maximiert, hält der Akku kaum eine Stunde durch - schon bald nervt Windows mit penetranten Hinweisen, das Gerät doch bitte an die Steckdose zu hängen.
Legion Go for Work
Zum Glück zeigt das Legion Go seine wahren Stärken als Arbeitsgerät - mit dem richtigen Zubehör funktioniert er viel besser als beim Spielen. Kombiniert mit einer aufklappbaren Tastatur (z.B. die ProtoArc XK01 bei Amazon mit 15 % Rabatt) und einer 8-Zoll-iPad-Hülle wird er erstaunlich kompakt und alltagstauglich. Der große, hochauflösende Bildschirm eignet sich perfekt für alles vom Surfen bis zur Bildbearbeitung mit Photoshop. Im Energiesparmodus hält der Akku immerhin rund vier Stunden durch - bei anspruchsvollen Aufgaben natürlich deutlich weniger.
Größter Nachteil: Arbeiten auf dem Schoß ist praktisch unmöglich. Ohne feste Unterlage kommt man nicht weit. Trotzdem erinnerte mich das Legion Go als Arbeitsgerät an das PC Specialist Inferno von 2012 - ein Winzling mit GeForce GT 650M, der sowohl zum Spielen als auch zum Arbeiten geeignet war. Leider gibt es dieses kompakte Format außerhalb Chinas kaum noch.
Fazit: Ein Kompromiss, der keiner ist
Eigentlich war ich voller Vorfreude auf das Legion Go. Ein Gerät, das Handheld und Workstation in einem ist - und das zum Preis eines Mittelklasse-Laptops? Klingt nach einem Volltreffer. Doch nach drei Monaten war Schluss: Als Hybridgerät bleibt er in beiden Rollen halbherzig. Als Handheld ist er einfach zu klobig - da wirkt selbst der Acer Nitro handlich. Längeres Spielen fühlte sich an, als würde man mit dem sperrigen Razer Edge von 2012 kämpfen.
Auch wenn die Controller des Legion Go 2 abwärtskompatibel sind - von einem echten Handheld kann kaum die Rede sein. Ohne Controller ist er zwar tragbar, aber mit Zubehör nimmt ein 13-Zoll-Laptop weniger Platz ein. Eigentlich gibt es einen riesigen Markt für mobile Workstations, die auch ohne Steckdose als Gaming-PC taugen. Doch bisher wagt sich nur Asus mit dem teuren ROG Flow in diese Nische - allerdings zu einem Preis, der für die meisten unerschwinglich ist. Das Legion Go hat diese Lücke (zumindest für mich) nicht geschlossen - also werde ich weiterhin zwei Geräte in meiner Tasche mit mir herumtragen müssen.