Erster Eindruck: Lenovo ThinkPad T450s im Test
Sie gehört zu den absoluten Klassikern in Lenovos Business Line-up: die T400s-Baureihe. Trotz kompakter Abmessungen und geringem Gewicht verspricht der Hersteller hier ein vollwertiges Arbeitsgerät höchster Qualität, was nicht nur an Einstiegspreisen jenseits der 1.000-Euro-Marke deutlich wird.
Die mittlerweile fünfte Generation des Notebooks hört auf die Bezeichnung T450s und ist seit wenigen Tagen im Handel erhältlich. Im Zuge der Überarbeitung hat Lenovo unter anderem die CPU-Plattform aktualisiert und setzt nun erstmals auf Intels neueste 14-Nanometer-Architektur, Codename "Broadwell". In unserem Testgerät werkelt dabei das Topmodell Core i7-5600U, dem 12 GB RAM sowie eine 360 GB große SSD zur Seite stehen. Ohne UMTS-/LTE-Modul oder Betriebssystem ist diese Konfiguration derzeit ab etwa 1.400 Euro erhätlich, allerdings nur für Studenten und andere berechtigte Teilnehmer an Lenovos Education-Programm. Im freien Handel muss man für ein ähnlich ausgestattetes Gerät leider mehrere hundert Euro mehr einplanen.
Als kleinen Vorgeschmack auf den kommenden Testbericht wollen wir nachfolgend unsere ersten Eindrücke und Messergebnisse präsentieren.
Erster Eindruck
Würde das Gehäuse nicht einen dezenten "T450s"-Schriftzug tragen, könnten auch wir es kaum vom T440s unterscheiden. Offensichtlich hat Lenovo das Chassis ohne nennenswerte Modifikationen vom Vorgänger übernommen, da selbst Gewicht und Abmessung praktisch identisch ausfallen. Optisch sticht das matt-graue Chassis nicht unbedingt aus der Masse hervor, punktet dafür aber mit allerlei praktischen Qualitäten: Dank glatter Oberflächen lässt sich das Gerät problemlos reinigen, zudem widersteht der Materialmix aus Kunststoffen, Kohlefasern und Leichtmetallen auch anspruchsvollen Umweltbedingungen bravourös. Nichts wackelt, klappert oder knarrt, Verwindungssteifigkeit und Verarbeitungsqualität von Display und Basiseinheit bewegen sich auf einem eindrucksvollen Niveau. Ebenfalls loben wollen wir die bewährten Metallscharniere, die sowohl großzügige Öffnungswinkel als auch einen festen Halt des Deckels ermöglichen.
In puncto Anschlussausstattung hat Lenovo die Chance verpasst, das bestehende Angebot weiter auszubauen. Neben den drei USB-3.0-Ports sowie diversen weiteren Standardschnittstellen entdecken wir lediglich noch VGA und einen Mini-DisplayPort. Diese Beschränkung auf einen einzigen digitalen Displayausgang erscheint heutzutage nicht mehr zeitgemäß, zumindest in dieser Preis- und Produktkategorie. Notfalls bleibt dem Anwender demzufolge nur die Möglichkeit, fehlende Schnittstellen mittels einer zusätzlichen Docking-Station zu ergänzen.
Eingabegeräte
Auch nach der Umstellung auf das mittlerweile etablierte Chiclet-Design, die vor gut zwei Jahren mit dem damaligen T430s erfolgte, zählen Lenovos ThinkPad-Keyboards zu den besten Eingabegeräten auf dem Markt. Im Vergleich mit dem kürzlich getesteten, etwas kleineren X250 bietet die Tastatur des T450s einen längeren Hubweg sowie mehr Widerstand beim Tastendruck, wodurch das Feedback nochmals präziser und knackiger ausfällt. Nostalgiker dürften allenfalls das klassische ThinkLight vermissen, welches durch die Einführung einer zweistufig regelbaren LED-Beleuchtung überflüssig wurde.
Für den Verzicht auf dedizierte Touchpad- und Trackpoint-Tasten musste der Hersteller in der Vergangenheit so manche Kritik einstecken – Ergonomie und Zuverlässigkeit des an sich innovativen 5-Tasten-Clickpads konnten den hohen Ansprüchen der Business-Kundschaft nicht genügen. Aus diesem Grund macht Lenovo nun einen Schritt zurück und spendiert zumindest dem Trackpoint wieder eigene Buttons, wohingegen die Tasten für das Touchpad in der Eingabefläche integriert bleiben. Auch wenn uns diese Lösung auf den ersten Blick noch immer nicht optimal erscheint: Besser als bislang funktioniert sie allemal.
Display
Wer sich nicht mit einem einfachen TN-Panel und 1.600 x 900 Pixeln zufrieden geben will, greift wie wir zu einem IPS-basierten Modell mit FullHD-Auflösung. Mit maximal 268 cd/m² und einem exzellenten Kontrastverhältnis macht das matte 14-Zoll-Display nicht nur auf dem Schreibtisch eine gute Figur, auch unter freiem Himmel bleibt das Bild in den meisten Situationen einwandfrei ablesbar. Obwohl das T450s keine Grafik-Workstation sein möchte, hat der Hersteller die Anzeige bereits ab Werk recht ordentlich eingestellt, sodass wir nur geringe Abweichungen bei Farben (Delta E 4,35) und Graustufen (Delta E 3,7) messen können. Noch bessere Ergebnisse lassen sich mit einer nachträglichen Kalibrierung erzielen, wenngleich der nicht übermäßig große Farbraum das Potential ein wenig einschränkt.
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Ausleuchtung: 91 %
Helligkeit Akku: 273 cd/m²
Kontrast: 1110:1 (Schwarzwert: 0.245 cd/m²)
ΔE Color 4.35 | 0.5-29.43 Ø4.91
ΔE Greyscale 3.7 | 0.5-98 Ø5.2
83.5% sRGB (Argyll 1.6.3 3D)
54.7% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
61.2% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
83.8% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
64.8% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.68
Lenovo ThinkPad T450s-20BWS03F00 HD Graphics 5500, 5600U, Intel SSD Pro 2500 Series SSDSC2BF360A5L | Dell Latitude E7450 HD Graphics 5500, 5300U, Samsung SSD PM851 mSATA 128 GB | HP EliteBook 840 G1 HD Graphics 4400, 4600U, Intel SSD Pro 1500 Series SSDSC2BF180A4H | Asus ASUSPRO Advanced BU401LA-CZ020G HD Graphics 5000, 4650U, Liteonit LCS-256M6S | Toshiba Tecra Z40 A-147 HD Graphics 4400, 4200U, Hitachi Travelstar Z7K500 HTS725050A7E630 | |
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Bildschirm | -1% | -70% | -63% | -119% | |
Helligkeit Bildmitte | 272 | 280 3% | 280 3% | 216 -21% | 256 -6% |
Brightness | 268 | 257 -4% | 280 4% | 209 -22% | 251 -6% |
Brightness Distribution | 91 | 75 -18% | 87 -4% | 89 -2% | 87 -4% |
Schwarzwert * | 0.245 | 0.3 -22% | 0.69 -182% | 0.436 -78% | 1.36 -455% |
Kontrast | 1110 | 933 -16% | 406 -63% | 495 -55% | 188 -83% |
Delta E Colorchecker * | 4.35 | 3.45 21% | 9.41 -116% | 9.63 -121% | 10.86 -150% |
Delta E Graustufen * | 3.7 | 3.35 9% | 10.19 -175% | 10.72 -190% | 11.71 -216% |
Gamma | 2.68 82% | 2.37 93% | 2.49 88% | 2.49 88% | 2.16 102% |
CCT | 6076 107% | 6940 94% | 12671 51% | 12873 50% | 12518 52% |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 54.7 | 60 10% | 40 -27% | 44.8 -18% | 38 -31% |
Color Space (Percent of sRGB) | 83.5 | 92 10% |
* ... kleinere Werte sind besser
Leistung
Satte 2,6 GHz Basistaktrate machen den Core i7-5600U zur bislang schnellsten CPU der sparsamen 15-Watt-Klasse. Je nach Benchmark rennt der Zweikerner, der per Turbo Boost bis zu 3,1 GHz (Multi-Threading) respektive 3,2 GHz (Single-Threading) erreichen kann, dem Core i7-4600U der Haswell-Generation zwischen 3 und 13 Prozent davon. Dies ist zum Teil auch auf die um etwa 5 Prozent gestiegene Pro-MHz-Leistung der neuen Broadwell-Architektur zurückzuführen.
Noch deutlich eindrucksvoller ist der Performance-Zuwachs der prozessorinternen HD Graphics 5500, die statt 20 EUs (HD Graphics 4400) nunmehr 24 EUs – so nennt Intel die Ausführungseinheiten/Shader-Cluster – aufbietet. Um rund 20 bis 30 Prozent kann die GPU ihren direkten Vorgänger distanzieren, sodass auch kleinere CAD-Projekte oder einige aktuelle Spiele bei niedrigen Einstellungen flüssig dargestellt werden.
Neben 4 GB fest verlötetem Speicher hat Lenovo auch einen zusätzlichen DIMM-Slot verbaut, sodass insgesamt bis zu 12 GB DDR3L-RAM zur Verfügung stehen. Dabei werden die ersten 8 GB im schnellen Dual-Channel-Modus angesprochen, der Rest leider nur mit halber Bandbreite. Praktisch ist dadurch zwar kein Leistungsverlust feststellbar, schöner wären allerdings dennoch zwei frei konfigurierbare Steckplätze für bis zu 16 GB. Als Datenträger dient eine nicht übermäßig schnelle, dafür aber 360 GB große und in Hardware verschlüsselbare Intel-SSD.
Emissionen
Dank sparsamer Hardware und einem effektiven Kühlsystem schafft das T450s das Kunststück, Lautstärke und Temperaturen auf einem gleichermaßen niedrigen Niveau zu halten. Im Leerlauf tritt der Gehäuselüfter praktisch nie in Aktion, ebensowenig bei Office-Arbeiten oder leichtem Browsing. Unter Last klettert der Lärmpegel dagegen schon nach kurzer Zeit auf gut 34 dB(A), verharrt dann aber gleichmäßig auf diesem Level und sollte damit auch empfindliche Anwender nicht sonderlich stören. Temperaturbedingtes CPU-Throttling ist selbst bei hochsommerlichen Umgebungstemperaturen auszuschließen.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 29.1 / 29.1 / 29.1 dB(A) |
Last |
| 34.3 / 34.8 dB(A) |
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30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
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min: , med: , max: Voltcraft SL-451 (aus 15 cm gemessen) |
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 35.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 34.3 °C (von 21.2 bis 62.5 °C für die Klasse Office).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 36.6 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.8 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 24.9 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 29.5 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich sind mit gemessenen 29.5 °C kühler als die typische Hauttemperatur und fühlen sich dadurch kühl an.
(±) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 27.6 °C (-1.9 °C).
Energie und Akkulaufzeit
Die abermals verfeinerten Energiesparfeatures der Broadwell-Generation werden durch den leicht reduzierten Leerlaufverbrauch deutlich, während Effizienzsteigerungen unter Volllast eher der Performance zugutekommen. Kurzzeitige Spitzen von bis zu 48,8 Watt, gemessen zu Beginn unseres Stresstests, bewältigt das beigelegte 65-Watt-Netzteil ohne zu Murren, dauerhaft pendelt sich der Verbrauch ohnehin bei nur etwa 30 Watt ein. Bekanntermaßen toleriert Intel bei vielen CPUs kurzzeitige TDP-Überschreitungen, wodurch es zu solch hohen Spitzenwerten kommen kann.
In Verbindung mit den beiden 24-Wh-Akkus (einer integriert, einer hinten am Notebook angesteckt) sollte unser Testgerät bei mittlerer Displayhelligkeit im Alltag etwa 5 bis 6 Stunden WLAN-Surfen oder Video-Playback meistern. Alternativ kann der hintere Energiespeicher auch durch ein größeres 48- oder 72-Wh-Modell ersetzt werden.
Aus / Standby | 0 / 0.1 Watt |
Idle | 2.9 / 6.6 / 7.9 Watt |
Last |
30.8 / 48.8 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Extech Power Analyzer 380803 |
Fazit
Seit nunmehr einem Jahr dominiert das ThinkPad T440s unsere Business-Charts – und das neue T450s hat beste Chancen, diesen Platz zu übernehmen. Erneut glänzt der Office-Klassiker mit diversen Qualitäten, die von der hervorragenden Verarbeitung über die referenzverdächtige Tastatur bis hin zu einer beeindruckend niedrigen Geräusch- und Temperaturentwicklung reichen. Vor allem aber leistet sich das ThinkPad kaum ernsthafte Schwächen: Ja, wir würden uns noch einen weiteren digitalen Displayausgang sowie einen zweiten RAM-Slot wünschen, vielleicht auch einen etwas größeren Standardakku. Wirklich schwerwiegend sind all diesen Dinge allerdings nicht, zumal Lenovo den wohl wichtigsten Kritikpunkt des Vorgängers – das unergonomische Clickpad – zumindest teilweise ausgemerzt hat. Bleiben wir also gespannt, ob das Dell Latitude E7450 oder das HP EliteBook 840 G1 (Test des 840 G2 folgt) am Ende eine Chance gegen dieses Gesamtpaket haben – unser in Kürze folgender, gewohnt ausführlicher Test wird darüber Auskunft geben.