Die besten Video-Smartphones im Test: Alle gegen das iPhone
Das iPhone hat schon länger den Ruf, die erste Wahl für Videoaufnahmen zu sein und bietet diesbezüglich ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Die Konkurrenz aus dem Android-Lager hat kräftig aufgerüstet und hat durchaus berechtigte Ambitionen, dem Apfel-Telefon den Thron streitig zu machen.
Bei Huawei wird dafür sogar ein zusätzlicher 40-MP-Bildsensor integriert, während Samsung im Galaxy Note10 Plus auf ein sehr ähnliches Setting wie Apple setzt. Preislich wesentlich günstiger ist das Xiaomi Mi Note 10, welches jedoch mit einem protzigen 108-MP-Sensor nominell das dickste Geschütz auffährt. Die kommende Galaxy-S20-Serie wäre sicherlich ebenfalls ein spannender Kandidat, da die Geräte unter anderem 8K-Video beherrschen, leider standen sie zum Zeitpunkt des Tests aber noch nicht zur Verfügung.
Die folgende Tabelle verschafft einen ersten Überblick.
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Details
- | iPhone 11 Pro | Galaxy Note10+ | Mate 30 Pro | Mi Note 10 |
---|---|---|---|---|
Hauptsensor | 12 MPix, 1/2,55", f/1.8 | 12 MPix, 1/2,55", f/1.5 bzw. f/2.4 | 40 MPix, 1/1.54", f/1.8 | 108 MPix, 1/1,33", f/1.69 |
Full HD | 24/30/60 FPS | 30/60 FPS | 30/60 FPS | 30/60 FPS |
Ultra HD | 24/30/60 FPS | 30/60 FPS | 30/60 FPS | 30 FPS |
Datenrate UHD (30 FPS, H.264) | 45 MBit/s | 47 MBit/s | 37 MBits/s | 41 MBit/s |
Ausstattung - Xiaomi mit vielen Linsen und Megapixeln, aber wenigen Frames
Das iPhone benutzt eine Triple-Kamera, welche neben dem Standardweitwinkel sowohl einen Ultraweitwinkel als auch eine zweifache optische Vergrößerung offeriert. Allen drei Optiken steht die maximale Videoauflösung in Ultra HD mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde zur Verfügung. Während der Aufnahme kann zwischen allen drei Linsen beliebig hin und her gewechselt werden. Das iPhone ist zudem das einzige Smartphone, das sowohl 24 als auch 30 und 60 FPS ermöglicht. Bei wenig Licht kann die Framerate auch automatisch verringert werden, um mehr Licht einzufangen.
Das Samsung Galaxy Note10+ setzt auf ein ähnliches Setting wie Apple, jedoch wird dies um eine zusätzliche Optik für die Tiefenberechnung ergänzt, dies soll auch im Videomodus einen ansehnlichen Bokeh-Effekt ermöglichen, leider konnte dieser schon während des Tests nicht so recht überzeugen. Der Effekt zeigt sich zwar etwas verbessert, sorgt an den Konturen aber immer für Bildfehler und unsaubere Übergange, selbst wenn die jeweilige Person recht still steht, weshalb wir auf dessen Einsatz verzichten würden. Auch beim Note10+ kann zwischen den verschiedenen Optiken umgeschaltet werden.
Das Xiaomi Mi Note 10 besitzt die meisten Kameralinsen, von denen der Hauptsensor mit mächtigen 108 MP auflöst, dennoch ist es das einzige Smartphone im Vergleichsfeld, welches keine UHD-Videos mit 60 B/s aufzeichnen kann. Auch der Wechsel zwischen den einzelnen Kameras ist nur eingeschränkt möglich. Wer beispielsweise mit dem Ultra-Weitwinkel sein Video beginnt, kann zwar den vollen digitalen Zoom ausschöpfen, wer jedoch bereits mit einer Vergrößerung startet, kann nicht mehr auf den Ultraweitwinkel zurück. Die 2-MP-Makro-Optik besitzt nicht genügend Auflösung für UHD, wirkt beim Makrofilmen jedoch unterstützend für den Hauptsensor. Das Note 10 besitzt somit zwar viele Möglichkeiten, kann aber mitunter gewöhnungsbedürftig sein, wenn diese auch genutzt werden sollen.
Huawei haut mit dem Mate 30 Pro mächtig auf den Putz, denn das Smartphone besitzt einen eigenen Sensor für die Videographie, welcher auch für die Ultraweitwinkelfotos reserviert ist. Der Sensor ist vergleichsweise groß und kann entsprechend mehr Licht einfangen, dies soll vor allem im Dunkeln Vorteile bieten. Auch das Mate 30 Pro besitzt einen Bokeh-Modus für Videos, welcher aber ebenfalls nicht überzeugen kann und mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat wie das Samsung-Handy. Die verbleibende Linse bietet einen dreifachen optischen Zoom, welcher digital auch beim Filmen auf bis zu zehnfache Vergrößerung erweitert werden kann.
Eine optische Bildstabilisierung können alle Smartphones sowohl für den Weitwinkel als auch den Telezoom vorweisen.
Videos bei Tag - iPhone und Mi Note 10 überraschen
Bei allen Tests steht die Hauptoptik für Video im Fokus. Da die zusätzlichen Linsen oft nur eine schlechtere Bildqualität liefern, gehen wir auf diese nicht detailliert ein. Alle Aufnahmen während des Tests wurden in Ultra HD mit 30 B/s aufgezeichnet.
Bei Tageslicht zeigen alle Kandidaten eine gute Abbildungsleistung, jedoch kann sich das iPhone hier mit der ausgewogensten Darstellung durchsetzen. Der Weißpunkt sitzt ebenfalls sehr gut. Die drei Androiden haben alle mit partiellen Überbelichtungen zu kämpfen oder zeigen sogar kleine ausgebrannte Bildbereiche. Besonders positiv überrascht hier das Mi Note10, welches zwar bei den Details Federn lässt, dem jedoch eine ausgewogene Belichtung gelingt.
Durch die Verwendung des Ultraweitwinkelsensors suggeriert das Mate 30 Pro eine nahezu cropfreie Aufnahme, während die Kontrahenten einen kleineren Bildausschnitt zeigen. Die Krümmung an den Seiten wird hier aber ebenfalls gut sichtbar. Wer jetzt glaubt, einfach mit den Ultraweitwinkellinsen der anderen Smartphones den gleichen Effekt erzielen zu können, könnte enttäuscht werden, denn bei einer nativen Wiedergabe auf einem großen Panel ist die schlechtere Leistung der kleineren Bildsensoren doch erkennbar und äußert sich durch ein dauerhaftes Rauschen, vor allem das Mi Note 10 fällt diesbezüglich negativ auf.
Wer gerne in Videos den Zoom benutzt, bekommt bei Huawei und Samsung die höchste Flexibilität geboten, denn beide beherrschen den stufenlosen Zoom, angefangen beim Ultraweitwinkel bis hin zu einer zehnfachen digitalen Vergrößerung. Während das Galaxy-Smartphone die drei herkömmlichen Objektivschaltflächen nutzt, um zwischen den Brennweiten zu wechseln, wird beim Mate 30 Pro über einen Slider eine Kamerafahrt simuliert, welche um so schneller fährt, je weiter dieser von der Mitte fortgeschoben wird. Das sieht zwar ganz gut aus, jedoch funktioniert dies mitunter ein wenig schnell, sodass die Kamerafahrt schnell am Ziel vorbeischießt. Außerdem gibt es eine sichtbare Veränderung beim Weißabgleich, wenn auf das nächste Objektiv gewechselt wird beziehungsweise nur noch digital gezoomt wird. Besonders offensichtlich fällt dies vor allem beim Xioami-Handy auf, während das iPhone den Übergang sauber meistert. Diese beiden können höchsten bis zu sechsfach digital zoomen.
Unter kontrollierten Lichtbedingungen zeigen sich direkt die Unterschiede beim Weißabgleich. Während Samsung und Apple dies recht natürlich gelingt, zeigen die beiden chinesischen Modelle einen sichtbaren Grünstich. Die schärfste Darstellung in der Bildmitte besitzt das Galaxy Note 10+, zeigt aber eine leichte Fragmentbildung bei den Farbflächen. Letztere meistert das Mate 30 Pro am besten, jedoch liegen die Kontrahenten in diesem Bereich dicht beisammen.
Beim maximalen Zoom auf unser Testchart hat Apple überraschenderweise die Nase vorn. Es führt den Fokus recht schnell nach und hält ihn stabil. Auch Samsung kann diesbezüglich überzeugen. Die beiden anderen Androiden haben mit der Fokussierung wesentlich mehr Probleme. Generell lag das Mate 30 Pro auch so mal mit dem Autofokus daneben und stellte statt des Motivs den Hintergrund scharf, während das Mi Note 10 auch an den Fokuspunkten nicht immer scharfstellte.
Videos bei wenig Licht - Huawei macht die Nacht zum Tag, aber ...
Um die Videoleistung der Smartphones bei wenig Licht beurteilen zu können, haben wir Aufnahmen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen gemacht. Was sofort auffällt: das Xiaomi Mi Note 10 schneidet hier unter allen Bedingungen am schlechtesten ab und das nicht nur knapp, sondern sehr deutlich sichtbar.
Beim ersten Setting gelingt es nur dem iPhone 11 Pro und dem Mate 30 Pro überhaupt einen Teil des Lichtes vom nahenden Sonnenaufgang einzufangen und Konturen ordentlich herauszuarbeiten. Letzteres gelingt vor allem dem Apple-Handy besser, während das Farbspiel des Himmels sich nur bei Huawei erahnen lässt.
Rund eine Stunde später ist es bereits sichtbar heller. Hier drehen die Optiken scheinbar stärker auf und raffen extrem viel Licht auf den Sensor. Doch als Endergebnis gibt es nur eine Menge Farbmatsch und viel zu stark aufgehellte Motive. Am natürlichsten fängt das Mate 30 Pro die Szenerie ein, die ausgewogenste Aufnahme bietet jedoch das iPhone.
Unter kontrollierten Lichtbedingungen testen wir Smartphones zunächst bei 3 Lux, was in etwa einer schummrigen Kellerbeleuchtung gleichkommt. Auch hier wählt Apple eine gefällige Balance zwischen Helligkeit und Bildschärfe, zudem arbeitet der Autofokus des iPhones bei diesen Lichtverhältnissen am zuverlässigsten. Das Mate 30 Pro sammelt viel Licht und das Motiv wird gut ausgeleuchtet, zeigt aber vor allem zu den Rändern hin viel Schwächen bezüglich der Details. Auch Samsung setzt voll auf Helligkeit, was aber sichtbar zu Lasten der Qualität ausfällt.
Bei 0,5 Lux ist es schon ziemlich dunkel. In diesem Setting zeigt sich das Mi Note 10 als Totalausfall und auch die anderen Smartphones stoßen an ihre Grenzen. Das iPhone und das Mate 30 Pro fangen auch hier noch am meisten Licht ein und es gelingt ihnen noch ein halbwegs brauchbares Bild daraus zu generieren, jedoch schafft das Huawei-Handy dies nicht mit dem Videosensor, sondern mit dem Standardweitwinkel. Außerdem hat der AIS des Mate 30 Pro bei schwachem Umgebungslicht sichtbare Probleme Bewegungen auszugleichen, was beim Videosensor mit einem vibrierenden Bild quittiert werden kann.
Sound - Klare Sache
Bei den Mikrofonen gibt es große Unterschiede. Im Freien, an windigen Tagen zeigen sich vor allem das iPhone und das Mi Note 10 sehr anfällig für Windgeräusche, während das Galaxy Note10+ diese weitestgehend herausfiltert, sodass sie nur noch als leichtes Säuseln im Hintergrund erahnbar sind. Den gruseligsten Weg wählt Huawei: Es versucht, die Windgeräusche zu unterdrücken, zeichnet aber stattdessen einen seltsam verzerrten Wind auf. Leichte Windböen können alle recht zuverlässig kompensieren.
In stillen Umgebungen zeigt sich vor allem das Mikrofon des Samsung-Handys als sehr empfindlich und zeichnet auch leise Stimmen klar und gut verständlich auf. Das Mate 30 Pro liefert ebenfalls eine rauscharme Audioaufnahme, welche jedoch von einem leichten Brummen begleitet wird. Ein rauschfreies Musterkind ist das iPhone, welches selbst leise Umgebungsgeräusche herausfiltert und eine sehr gute Tonaufnahme liefert.
Lediglich das Xiaomi-Smartphone zeigt hier Schwächen, denn dessen Ton ist vergleichsweise leise und wird von einem hörbaren Rauschen begleitet.
Fazit - Apple bietet das ausgewogenste Setup
Apple wird mit dem iPhone 11 Pro seinem Ruf gerecht, das beste Smartphone für Videographie zu haben. Jedoch ist es nicht in allen Bereichen absolute Spitze. Bei Tageslicht liefern alle Smartphones gute bis sehr gute Ergebnisse. Im Vergleich zeigt sich Huawei gewohnt kühl, während Samsung und Xiaomi nicht ganz so harmonisch ausleuchten wie Apple. Beim Mi Note 10 müssen zudem ein paar kleine Abstriche bei den Details gemacht werden.
Bei schwachem Umgebungslicht macht sich der große Preisunterschied trotz des modernen Bildsensors des Mi Note 10 bemerkbar. Das Xiaomi-Handy fängt weniger Licht ein und rauscht sichtbar früher als die teureren Konkurrenten. Auch die Fokus-Nachführung gelingt nicht immer sauber oder muss manuell angestoßen werden, zudem zeigt die Kamera des Smartphones Probleme, zwischen den einzelnen Optiken umzuschalten.
Xiaomi überrascht mit einer guten Leistung, obwohl das Mi Note 10 nicht mal die Hälfte kostet.
Auch Huawei zeigt Probleme mit dem Autofokus, aber vor allem bei wenig Licht lässt das Mate 30 Pro seine Muskeln spielen. Jedoch geht dies öfter mal zu Lasten der Details und das Fehlen einer optischen Bildstabilisierung für den Videosensor macht sich vor allem bei wenig Licht negativ bemerkbar, indem der AIS dann mitunter falsch stabilisiert oder nachzieht. Vor allem hier macht Apple vieles richtig und wählt einen gelungenen Weg zwischen Bildaufhellung und Detailgrad.
Letztendlich kann das iPhone vor allem im Bereich der Tonaufzeichnung die Konkurrenz ausstechen, nur das Galaxy Note10+ kann hier mithalten und ist in windigen Situationen sogar hörbar besser.