Die Huami Amazfit GTS 2e punktet im Smartwatch-Test mit nicht alltäglichen Features
Gehäuse und Ausstattung – Drehbare Anzeige für das rechte Handgelenk
Unter der Bezeichnung Amazfit GTR und Amazfit GTS führt Huami derzeit 8 Smartwatches. Vier von ihnen enden mit R wie "round", die anderen vier mit S für "square" (Quadrat). Das Testgerät ist die quadratische Amazfit GTS 2e. Von der Bauform abgesehen gleicht sie weitestgehend der runden Amazfit GTR 2e.
Wie sich bei der parallel getesteten Amazfit GTS 2 mini zeigt, betreffen die Unterschiede einerseits die Software und andererseits Details, bei denen man nicht unbedingt Differenzen erwartet. So wanderten die beiden Bandschlaufen der Amazfit GTS 2e öfter zum Gehäuse ab, wodurch das Bandende plötzlich lose in der Luft hing. Dem gegenüber besitzt die GTS 2 mini zwar nur eine Bandschlaufe; die hat jedoch – anders als bei der GTS 2e – einen weichen Dorn, der sich im Band einhakt und die Position hält.
Der matt gebürstete Aluminiumrahmen der Amazfit GTS 2e verdickt sich rechtsseitig zur Krone hin um sie einzufassen. Die Krone selbst ist beweglich, sie zu drehen hat aber keine Auswirkung. Zweimaliges Drücken dagegen schon, denn man kann es individuell mit einer Funktion verbinden. Wer die Uhr am rechten Arm trägt, kann die Anzeige zudem drehen und die Krone auch dann mit dem Zeigefinger bedienen.
Die Sensoren des Fitness-Trackers ermöglichen ein umfangreiches Gesundheits-Tracking sowie beim Sport das Aufzeichnen von Route und Höhenprofil. Das Mikrofon an der rechten Gehäuseunterseite hatte im Test ohne Funktion. Zwar integriert Huami bei einigen Wearables wie dem Fitness-Tracker Amazfit Band 5 und der Amazfit GTS 2 mini den Sprachassisten Alexa; für die Amazfit GTS 2e fehlte die Option im Testzeitraum jedoch.
Abgrenzung zur Amazfit GTS 2
Unter den Modellvarianten finden wir den sehr ähnlichen Modellnamen GTS 2 ohne "e". Abgesehen von einem marginal dünneren Gehäuse hat die Amazfit GTS 2 – ebenso wie ihr rundes Pendant GTR 2 – WLAN und einen Speicher für Offline-Musik, während GTS 2e und GTR 2e jeweils einen Temperatursensor mitbringen. Eine diamantähnliche oDLC-Kohlenstoffbeschichtung soll das Display-Glas der Amazfit GTR 2 und GTS 2 härter und verschleißfester machen als die Vakuumbeschichtung der Amazfit GTS 2e und GTR 2e.
Einrichtung und Bedienung – Umfangreiche Optionen
Zur Einrichtung der Amazfit GTS 2e installiert man auf dem iPhone oder Android-Smartphone die App Zepp, registriert sich, oder meldet sich mit einem bereits vorhandenen Konto an. Anschließend sollte man die Gesundheitseinstellungen prüfen und entscheiden, ob und in welchen Abständen die Pulsmessung erfolgt und ob das Überschreiben einer bestimmten Höhe eine Warnung auslösen soll.
Die App stellt insgesamt 50 Zifferblattvarianten zur Wahl, einige mit personalisierbaren Komplikationen. Bei mehr als 40 von ihnen passt sich das Always-on-Display optisch an das Hauptzifferblatt an.
Um das Display mit automatischer Helligkeitsregulierung zu aktivieren, muss man die Krone drücken oder den Arm anheben; auf einfaches Antippen reagiert es nicht. Die Gestenaktivierung kann man ebenso wie das Always-on-Display zeitlich einschränken und den Touchscreen vorübergehend gegen versehentliche Berührung sperren. Shortcuts dimmen die Beleuchtung während des Kinobesuchs oder aktivieren es alternativ dauerhaft für 20 Minuten.
Als letztes Widget, oder links neben dem Zifferblatt, zeigt eine Kartenansicht wichtige Informationen in Listenform wie in unserem ersten Screenshot zu sehen. Die Reihenfolge der Karten kann man verändern.
Telefonie und Benachrichtigungen
Eingehende Anrufe kann man stummschalten oder abweisen, aber nicht annehmen. Nachrichten lassen sich nicht beantworten, noch kann man sie löschen; sie verschwinden, sobald man sie auch auf dem Smartphone geöffnet hat. Emojis in Nachrichten aus den sozialen Netzwerken gibt die Amazfit GTS 2e nur teilweise wieder, viele ersetzt sie durch ein Blocksymbol.
Fitness-Tracking und GPS – Amazfit-Smartwatch mit Temperaturmessung
Über die iOS-App kann man sein Huami-Konto mit WeChat, Relive und Strava verbinden sowie mit Apple Health respektive Google Fit bei Verwendung des Trackers mit einem Android-Smartphone.
Die Daten, die die Amazfit GTS 2e im Tagesverlauf ermittelt, stellt sie in einem täglichen Dashboard dar. Sie unterscheiden sich nicht signifikant von denen, die die Amazfit GTS 2 mini im gleichen Zeitraum erfasst hat, stimmen aber in mehreren Punkten nicht überein. Das belegt das taggleiche Dashboard in deren Test, den wir ebenfalls in den kommenden Tagen veröffentlichen.
Aktivitätsziele
Aus der Herzfrequenz, sofern ganztägig gemessen, Aktivitätsdauer und weiteren Gesundheitsdaten ermittelt der Fitness-Tracker einen Index nach dem Gesundheitsbewertungssystem PAI (Persönliche Aktivitätsintelligenz).
Von den typischen Aktivitätszielen trackt Amazfit nur die Schritte sowie die draus ermittelte Distanz und den Kalorienverbrauch. Überwundene Höhenunterschiede weist Huami nicht aus, obwohl ein barometrischer Sensor vorhanden ist. Wer seine Physis dagegen anhand einer Veränderung der Hauttemperatur beurteilt, findet in der Amazfit GTS 2e eines von bislang erst wenigen Wearables mit einem Temperatursensor.
Wie bei der Amazfit T-Rex Pro, verwendet Huami an einigen Stellen den Begriff Blutdruckmessung meint aber eigentlich die Herzfrequenzvariabilität, die Rückschlüsse auf Stress ermöglicht. Den Übersetzungsfehler haben wir dem Hersteller berichtet, der ihn sowohl auf der Smartwatch als auch in der App korrigieren will.
Schlafprotokoll
Die Amazfit GTS 2e protokolliert die Einschlaf- und Aufwachzeit und analysiert die Schlafphasen. Vergleicht man das Protokoll derselben Nacht mit dem der Amazfit GTS 2 mini, gibt es auch hier trotz gleicher Einstellung für die Intensität der Pulsmessung Differenzen. Auch nach einem Wechsel der Bänder zwischen linkem und rechtem Handgelenk scheint es, als protokolliere die Amazfit GTS 2e den Schlaf genauer als die Amazfit GTS 2 mini.
Schlafphasen und Herzfrequenz überlagert die Amazfit GTS 2e in der App in einem gemeinsamen Diagramm. Im Gegensatz zur GTS 2 Mini zeigt sie die Information zum Schlaf allerdings nicht auf der Uhr.
Herzfrequenz, Herzrhythmus und Blutsauerstoffsättigung
In den Einstellungen wählt man zwischen drei Profilen, die die Herzfrequenz wahlweise zu Lasten des Akkus präziser aufzeichnen oder den Akku schonen indem sie Aufzeichnungsintensität verringern. Die Blutsauerstoffsättigung erfasst die Amazfit GTS 2e manuell.
Beide Vitalparameter haben wir mehrfach zeitgleich mit einem zertifizierten Messgerät erfasst. Mit einem Ausreißer weicht die erfasste Herzfrequenz nur gering von der Messung durch das medizinisch zertifizierte Pulsoximeter ab; die durchschnittliche Abweichung liegt bei 0,8 bpm. Die gemessene Sauerstoffsättigung liegt überwiegend im Messbereich des Pulsoximeters. Die größte Abweichung lag im Test bei 2 Prozentpunkten.
Trainingsaufzeichnung
Die Amazfit GTS 2e unterstützt 90 Sportarten, das Schwestermodell Amazfit GTS 2 übrigens nur 12. Gehen, Laufen im Freien und auf dem Laufband, Radfahren, Pool-Schwimmen und ein Workout auf dem Ellipsentrainer erkennt die GTS 2e selbständig und sperrt während eines Schwimm-Workouts automatisch das Display.
Die Trainingsanalyse, hier exemplarisch nach einem 5-km-Geländelauf, liefert viele Details. Anders als die Amazfit T-Rex Pro analysiert die Amazfit GTS 2e allerdings nicht den Trainingseffekt. Die Diagramme kann man jeweils paarweise miteinander kombinieren, hier exemplarisch für Schrittlänge und -frequenz. Das Höhenprofil zeigt im zweiten Abschnitt einen Ausreißer, den der barometrische Sensor verschuldet haben muss. Er verfälscht im Ergebnis die Werte für den Gesamt-Höhengewinn und -verlust.
GPS
Das GPS der Amazfit GTS 2e verbindet sich mit den Satellitensystemen GPS und GLONASS. Die Zepp-App kann die aufgezeichnete Route in einer GPX-Datei exportieren. Über Google Earth lässt sich darstellen, wie gut der Fitness-Tracker die Spur hält. Die scheinbare Abweichung oberhalb einer Schule im Bild rechts rührt daher, dass zum Testzeitpunkt Baufahrzeuge den Weg versperrten. Die Distanz weist Amazfit mit 5,03 km um etwa 70 m länger aus als Google (4,96 km).
Akkulaufzeit
Huami nennt eine Laufzeit von 14 Tagen in einem typischen Szenario, und bis 24 Tagen, wenn man Bluetooth und weitere Funktionen deaktiviert.
Wir haben die Smartwatch eher noch etwas stärker gefordert, um herauszufinden, wie sie sich schlägt, wenn man ganztägig die Stressanalyse und das Always-on-Display aktiviert. In diesem Szenario sind etwa 6-8 Tage drin, die sich durch GPS-gestützte Lauf- oder Rad-Workouts noch weiter reduzieren.
Für den Fall, dass der Akku mal unvorhergesehen zur Neige geht, gibt es einen Energiesparmodus, in dem der Tracker aber weiterhin Schritte und Schlaf erfasst.
Die Zeit, die der 246 mAh-Akku Für das Laden benötigt, gibt Huami mit 2 Stunden an. Tatsächlich war der leere Akku im Test in weniger als einer Stunde wieder voll.
Pro
Contra
Fazit
Für angemessene 129 Euro packt Huami einiges in seine Smartwatch rein, darunter Dual-Frequenz-GPS und einen Temperatursensor. Die Software punktet mit vielen Einstellungsmöglichkeiten wie einer drehbaren Anzeige, zeitgesteuertem Always-on-Display und einem optionalen Passwort.
Die Huami-Software zeichnet sich durch funktionale Zusätze wie ein drehbares Zifferblatt und den Export von GPX-Routen aus.
Nicht so ganz nachvollziehbar sind die teils deutlichen Unterschiede im eigenen Portfolio. So hat die derzeit noch im Test befindliche Amazfit GTS 2 mini mit Sprachassistent, Zyklusprotokoll und Pomodoro-Tracker an einigen Stellen noch mehr zu bieten. Vor dem Hintergrund, dass auch das Testgerät ein Mikrofon besitzt, ist nicht unwahrscheinlich, dass Huami mit einem Update noch nachbessert.
Das Gehäuse, dessen Aluminiumrahmen auf interessante Weise die Krone umschließt, wirkt hochwertig; lediglich das einfache Band würden wir wegen der schlecht sitzenden Schlaufen und des einfachen Materials wegen gegebenenfalls durch ein anderes ersetzen. Alternativen finden sich bei Huawei. Das Niveau der Software ist vergleichbar, die Gehäuse hochwertiger. Preislich interessant sind vor allem die Watch GT 2e für mittlerweile unter 100 Euro sowie die Watch GT 2 mit Bluetooth-Telefonie für derzeit etwa 129 Euro. Die jüngere Watch GT 2 pro ist ebenfalls deutlich unter die UVP gerutscht, liegt mit knapp unter 200 Euro aber immer noch in einer anderen Preisregion.
Preis und Verfügbarkeit
Die Amazfit GTS 2e gibt es in den Farben Obsidian-Black, Moosgrün und Flieder. Die UVP liegt bei 129 Euro, man bekommt die Smartwatch mittlerweile aber bereits günstiger, beispielsweise für 109 Euro bei Cyberport.
Preisvergleich
Weitere Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe