Benchmarkcheck: Guild Wars 2
Das im Jahr 2005 veröffentliche »Prophecies« legte den Grundstein für eines der beliebtesten Online-Rollenspiele aller Zeiten: Guild Wars. Im Gegensatz zu anderen MMOs, die sich vornehmlich um »PvE«, also den Kampf Spieler gegen Umwelt drehen, legte ArenaNet großen Wert auf kompetitives »PvP« (Player versus Player).
Der riesige Erfolg von Guild Wars ist allerdings nicht nur mit dem ausgewogenen Gildenkampfsystem, sondern auch mit der gelungenen und stilsicheren Optik sowie dem attraktiven Bezahlmodell zu erklären. Statt wie bei anderen Konkurrenten monatlich einen gewissen Euro-Betrag berappen zu müssen, konnte man Guild Wars nach dem Kauf des Hauptprogramms völlig kostenlos spielen. Lediglich die 2006 bis 2007 erschienenen und zum Teil allein lauffähigen Erweiterungen »Factions«, »Nightfall« und »Eye of the North« ließ sich ArenaNet finanziell entlohnen. Bei Guild Wars 2 bleibt der Hersteller dieser Linie treu.
Beschreibung
Bevor man sich in die temporeichen Kämpfe stürzen kann, wartet – ganz genretypisch – erst einmal die Erschaffung des eigenen Charakters. Von den kleinen »Asura« über die eleganten »Sylvari« bis hin zu den muskelbepackten »Norn« dürfte für jeden Geschmack eine passende Rasse dabei sein. Die acht Klassen geben sich größtenteils koventionell, lediglich der »Mesmer« und - unser aktueller Favorit - der »Ingenieur« stechen aus dem MMO-Einerlei hervor.
Löblich: Der Charakter-Editor enthält genügend Optionen, um die Figur individuell zu gestalten. Neben der Körper- und Kopfgröße respektive Form kann man unter anderem die Haare, die Augen, die Nase und den Mund anpassen. Selbst die Farbe der Kleidung lässt sich modifizieren. Im Anschluss an ein paar Herkunfts- und Gesinnungsfragen folgt ein gut gemachtes, gezeichnetes Intro, das den Gamer ideal auf die kommenden Abenteuer einstimmt.
Zu Beginn hält sich Guild Wars 2 nicht lange mit Erklärungen auf (suboptimal für Einsteiger). In der Menschen-Kampagne wird man nach dem Start direkt mit der Verteidigung eines Dorfes betraut. Der fulminante Auftakt gipfelt in einem spektakulären Bosskampf, der eine der größten Stärken des Spiels offenbart: Die tolle Inszenierung. Zusammen mit den vertonten Hauptdialogen fühlt sich Guild Wars 2 manchmal beinahe wie ein Singleyplayer-Rollenspiel vom Schlage eines »Dragon Age« an. Wobei die Charakterzeichnung, die Gesprächstiefe und die Einflussmöglichkeiten natürlich weit hinter die BioWare-Produkte zurückfallen.
Trotz der spannenden dynamischen Events (dazu gleich mehr) ist Guild Wars 2 leider keine Genre-Revolution geworden. Obwohl man einige NPCs nicht mehr direkt ansprechen muss (mögliche Beschäftigungen poppen einfach beim Erkunden der Welt auf) enthält das MMO generische Sammel- und Tötungs-Quests a là »Hau bitte mal dieses und jenes um«.
Aufgelockert wird das Gameplay insbesondere durch die sogenannten Welt-Events. Dabei handelt es sich um spontan auftretende Bedrohungen wie ein Riesenwurm, eine Monsterspinne oder eine Straßenblockade, die sich nur mithilfe anderer Spieler eliminieren lassen. Durch die Welt-Events entfaltet sich eine tolle (Gruppen-)Dynamik, die auch ohne Absprachen wunderbar funktioniert und manche MMO-Konkurrenten lahm erscheinen lässt. Je nach Spielerzahl kommt es auf dem Bildschirm zu einem richtigen Effektrausch.
Allgemein punktet das Spiel mit einem knalligen Kampfsystem. Dank der eingängigen und recht intuitiven Steuerung gehen die Gefechte schnell in Fleisch und Blut über. Hinzu kommt ein hervorragender Soundtrack, der sich dynamisch der jeweiligen Spielsituation anpasst. Die netten Umgebungsgeräusche und die hohe Detaildichte (viele Passanten in den Städten) tragen ebenfalls zur Atmosphäre bei.
ArenaNet hat eine stimmungsvolle Welt kreiert, die nicht zuletzt aufgrund ihrer schieren Größe für mehrere Wochen, Monate oder sogar Jahre unterhalten dürfte. In unserer kurzen Anspielzeit konnten wir lediglich einen Bruchteil der Landschaften erforschen.
Benchmark
Mit dem Tool Fraps zeichnen wir einen rund 30-sekündigen Lauf zwischen den Teleport-Steinen »Shaemoor Waypoint« und »Fields Waypoint« auf, die sich nahe der Menschenzuflucht »Divinity´s Reach« befinden (siehe Screenshot und Video).
Nach unseren Erfahrungen ist die Sequenz relativ anspruchsvoll und liegt etwas unter der durchschnittlichen Bildwiederholrate. In manchen Umgebungen, z.B. der Hauptstadt, rennt der Titel deutlich flüssiger. Anders verhält es sich mit größeren Schlachten, bei denen die Framerate gerne etwas einbricht. Ein Benchmark-Ergebnis von 30 fps oder höher sollte jedenfalls zum vernünftigen Spielen reichen.
Settings
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Technik kann nicht gegen Singleplayer-Abenteuer wie »The Witcher 2« bestehen. Ja, die Optik bewegt sich über dem MMO-Standard und ja, einen derart stilvollen Gesamtlook bekommt man nur selten geboten. Wirklich überragend ist die Textur- und Objektqualität aber nicht. Der Vorteil: Je nach Einstellungen läuft Guild Wars 2 auch mit schwächeren Systemen ordentlich. Besonders gefreut haben wir uns über die Tatsache, dass man alle Optionen bequem im laufenden Spiel ändern kann. Einzig die Vegetationsdarstellung machte zuweilen Probleme (Gras wurde beim Anpassen der Settings oft ungewollt ausgeblendet).
Für die Benchmarks verwendeten wir einmal das Preset »Best Performance« (1.024 x 768), das sozusagen die Minimal-Optik repräsentiert und – wie man auf den Bildern unschwer erkennen kann - recht hässlich aussieht (schwammige Oberflächen, magere Schatten etc.). Beim Preset »Best Appearance« (1.366 x 768) sind die meisten Einstellungen dagegen auf »High«. Die einigermaßen ressourcen-schonende Kantenglättungsvariante »FXAA« verhilft dem Spiel zu einem ruhigeren Bild.
Für Besitzer von teuren Gaming-Geräten ist speziell unsere Ultra-Stufe interessant, die 1.920 x 1.080 Pixel und maximale Grafikoptionen vereint (inklusive »Supersampling«). Doch egal ob High oder Ultra: Insgesamt liefert die Engine eine prima Vorstellung ab. Die meisten MMOs ziehen optisch deutlich den Kürzeren.
Resultate
Bei Notebooks mit schwachen Prozessor-Grafikkarten sollte man am besten die niedrigste Detailstufe wählen. Intels weit verbreitete HD Graphics 3000 brachte es in unserer Benchmark-Sequenz auf akzeptable 38 fps. Wer Guild Wars 2 mit normalen Details spielen möchte, benötigt dagegen eine Midrange-GPU wie die GeForce GT 630M.
Hohe Details und 1.366 x 768 Bildpunkte werden erst von einer GeForce GT 650M adäquat geschultert. Für 1.600 x 900 Bildpunkte sollte derweil ein High-End-Modell auf Niveau der GeForce GTX 670M im Notebook stecken. Maximale Details und 1.920 x 1.080 Pixel sind nur aktuellen Luxus-GPUs wie der Radeon HD 7970M oder der GeForce GTX 680M vergönnt.
Guild Wars 2 gehört zu den wenigen Spielen, bei denen der Prozessor einen relativ großen Einfluss hat. Wie unsere Tabelle belegt, müssen sich stärkere Grafikkarten – je nach CPU - teils hinter ihren schwächeren Artgenossen einreihen. Beispiel gefällig? Während eine Kombination aus HD Graphics 4000 und Core i5-3360M (2,8-3,5 GHz) in niedrigen Einstellungen 44 fps erreicht, muss sich ein Paket aus Radeon HD 7660G und A10-4600M (2,3-3,2 GHz) mit 28 fps zufrieden geben. Selbst in hohen Details limitiert mitunter die CPU. Ergo: Ein halbwegs potenter Dual- oder Quad-Core sollte es nach Möglichkeit schon sein. Mehr zum Thema Prozessor finden Sie hier.
Fazit
Die lange Wartezeit hat sich unserer Ansicht nach gelohnt. Guild Wars 2 entpuppt sich als motivierender und optisch reizvoller Genre-Vetreter, der dank der gelungenen Welt-Events eine Menge Spaß bereitet. Da das MMO trotz augenscheinlicher Bemühungen nicht ohne die gewohnten Standard-Quests auskommt, war der Hype allerdings etwas übertrieben. ArenaNet erfindet das Rad nicht komplett neu, sondern strickt ein ausgereiftes und gut funktionierendes Online-Rollenspiel, das sich in vielen Belangen an die erprobten Genre-Konventionen und Mechaniken hält. World of Warcraft muss sich dennoch warm anziehen.
Testsysteme
Für die Testgeräte bedanken wir uns ganz herzlich bei der Firma Schenker Notebooks (mysn.de):
- XMG P502 (Core i7-3610QM, GeForce GTX 660M, GTX 670M, GTX 675M, GTX 680M & Radeon HD 7970M, 8 GB RAM)
- XMG A502 (Core i5-3360M, GeForce GT 650M & HD Graphics 4000, 8 GB RAM)
- Xesia M501 (Core i7-2630QM, GeForce GT 630M & HD Graphics 3000, 8 GB RAM)
Die drei Notebooks wurden von den Treiber-Versionen 304.79 Beta (Nvidia), 8.951.6.0 (AMD) bzw. 8.15.10.2761 (Intel) angetrieben.
Im September wollen wir Borderlands 2, F1 2012 und Fifa 13 analysieren.