Auf der Suche nach einem OLED-Laptop? Wir helfen bei der Entscheidung
Einleitung
Nach einem eher gemächlichen Start und einer mehrjährigen Pause ist OLED wieder da und wird von vielen Herstellern als hochwertige High-End-Display-Option angeboten. Die Technologie bietet Vorteile, bei der derzeit weder TN- noch IPS-Panels mithalten können: kein Background-Bleeding, ein extrem hohes Kontrastverhältnis und äußerst geringe Reaktionszeiten von weniger als 3 ms Grau-zu-Grau und Schwarz-zu-Weiß. Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt und so haben OLED-Displays auch ihre ganz eigenen inhärenten Nachteile. In diesem Artikel wollen wir einen detaillierten Blick auf das konkrete Panel werfen, das die Hersteller dieses Jahr verbauen werden und es mit der Crème de la Crème der Konkurrenz vergleichen.
Hintergrund dieses Artikels ist, dass wir aus industrienahen Quellen erfahren haben, dass Samsungs SDCA029 das höchstwahrscheinlich einzige für 15-Zoll-Notebooks verfügbare OLED-Panel sein wird. Damit dürfte dieses 4k/UHD-Hochglanz-Panel mit einer Auflösung von 3.840 x 2.160, einem Seitenverhältnis von 16:9 und ohne Touch-Funktion das einzige Panel sein, dass dieses und wahrscheinlich auch zumindest zu Beginn des kommenden Jahres in allen Laptops mit optionalem OLED-Display verbaut werden wird. Unter anderem sind dies das Dell XPS 15 7590, Alienware m15, G7 15, HP Spectre x360 15, Lenovo ThinkPad P1 Gen 2, Gigabyte Aero 15, Razer Blade 15, Sager und noch weitere.
Glücklicherweise hatten wir die Gelegenheit, dieses Panel im Zuge unseres Tests zum Alienware m15 P79F ausführlich unter die Lupe zu nehmen. Dank unserer Daten können wir eine detaillierte Analyse dieses demnächst wohl allgegenwärtigen OLED-Panels bieten, um potenziellen Kunden bei der Kaufentscheidung pro oder kontra OLED mit fundierten Informationen unter die Arme zu greifen.
Samsung SDCA029 - Helligkeitsverteilung, Subpixel-Geometrie und Vergleiche
Wie schon in der Einleitung erwähnt bietet OLED einige extrem verlockende Vorteile. Mit seiner hohen UHD-Auflösung, seiner guten Helligkeit, den lebendigen Farben und den tiefen Schwarztönen hinterließ Samsungs SDCA029 einen hervorragenden ersten Eindruck. Bei Alienware läuft das Panel übrigens unter der Modellnummer 156WR04, was ebenso wie viele andere Modellnummern sämtlich auf das Samsung-Panel zurückzuführen ist. Anders als so mancher auf TN- oder IPS-Technologie basierender Konkurrent unterstützt es aber weder Touch-Funktionalität noch eine Bildwiederholrate von mehr als 60 Hz.
Die durchschnittliche Helligkeit von 451 cd/m² wird nur von Apples aktuellem MacBook Pro und HPs EliteBook übertroffen. Eine Übersicht der besten Notebook-Displays ist übrigens hier zu finden. Obwohl OLED wegen der zugrundeliegenden Technologie weder unter Background-Bleeding noch unter IPS-Glow leidet, heißt das noch lange nicht, dass die Helligkeitsverteilung makellos war. Bei unserem Testsystem betrug das maximale Delta zwischen dunkelster und hellster Stelle immerhin 48 cd/m² (472.4 vs. 424.2 cd/m²). Dies ist zwar bei weitem nicht der schlechteste von uns gemessene Wert und bedeutend besser als das Sharp-UHD-Panel des XPS 15 9570, aber trotzdem weit entfernt von den gerade mal 20 cd/m², mit denen Apples MacBook Pro 13 2018 aufwarten kann. Theoretisch kann der Unterschied bei hellem oder gleichmäßig eingefärbtem Hintergrund durchaus erkennbar sein.
Bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass die Subpixel-Geometrie des Samsung SDCA029 sich erheblich von der des in puncto Pixeldichte vergleichbaren UHD-IPS-Displays des XPS 15 9570 unterscheidet. Der Grund für die besonders großen blauen Subpixel liegt in den unterschiedlichen Alterungsprozessen der einzelnen Subpixel. Blaue Subpixel sind bekannt dafür, deutlich schneller zu altern als rote oder grüne - ein weiterer Nachteil der Technologie. Diese Subpixel-Anordnung erlaubt es, blaue Pixel deutlich weniger strahlen zu lassen als grüne oder rote, was ihre Lebensdauer erhöhen und frühzeitige Farbverschiebungen verhindern sollte.
In der Vergleichstabelle unten stellen wir das Samsung SDCA029 einigen der besten Displays aus unseren Charts sowie dem LGD05C0-144-Hz-Panel aus dem Razer Blade 15 gegenüber. Letzteres haben wir für den Vergleich der Reaktionszeiten in den Test miteinbezogen.
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Ausleuchtung: 90 %
Helligkeit Akku: 452.1 cd/m²
Kontrast: ∞:1 (Schwarzwert: 0 cd/m²)
ΔE Color 6.34 | 0.5-29.43 Ø4.91
ΔE Greyscale 2.8 | 0.5-98 Ø5.2
100% sRGB (Argyll 1.6.3 3D)
91% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
100% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
100% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
99.9% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.21
Alienware m15 P79F Samsung SDCA029, 156WR04, OLED, 15.6", 3840x2160 | Gigabyte Aero 15-Y9 AU Optronics B156ZAN03.1 (AUO31EB), IPS, 15.6", 3840x2160 | Apple MacBook Pro 15 2018 (2.6 GHz, 560X) APPA040, IPS, 15.4", 2880x1800 | Razer Blade 15 RTX 2080 Max-Q Sharp LQ156M1JW03 (SHP14C5), IPS, 15.6", 1920x1080 | Dell XPS 15 9570 Core i9 UHD LQ156D1, IPS, 15.6", 3840x2160 | Apple iPad Pro 12.9 2018 IPS, 12.9", 2732x2048 | |
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Display | -4% | -5% | -22% | -14% | ||
Display P3 Coverage | 99.9 | 86.8 -13% | 98.7 -1% | 66.9 -33% | 79.6 -20% | |
sRGB Coverage | 100 | 100 0% | 99.9 0% | 98.1 -2% | 98.4 -2% | |
AdobeRGB 1998 Coverage | 100 | 99.7 0% | 86.6 -13% | 68.5 -31% | 79.7 -20% | |
Response Times | -1680% | 63811% | 12902% | -543% | -1359% | |
Response Time Grey 50% / Grey 80% * | 2.6 ? | 60 ? -2208% | 43.2 ? -1562% | 12.8 ? -392% | 52.4 ? -1915% | 49.6 ? -1808% |
Response Time Black / White * | 2.3 ? | 28.8 ? -1152% | 31.2 ? -1257% | 10.4 ? -352% | 31.6 ? -1274% | 23.2 ? -909% |
PWM Frequency | 60.2 ? | 117000 ? 194252% | 23810 ? 39451% | 1000 ? 1561% | ||
Bildschirm | 23% | 40% | 7% | -28% | 46% | |
Helligkeit Bildmitte | 452.1 | 350 -23% | 520 15% | 293 -35% | 451.9 0% | 632 40% |
Brightness | 452 | 337 -25% | 492 9% | 270 -40% | 414 -8% | 605 34% |
Brightness Distribution | 90 | 92 2% | 88 -2% | 87 -3% | 81 -10% | 91 1% |
Schwarzwert * | 0.29 | 0.39 | 0.29 | 0.36 | 0.32 | |
Delta E Colorchecker * | 6.34 | 0.93 85% | 1.2 81% | 1.69 73% | 5.62 11% | 1.1 83% |
Colorchecker dE 2000 max. * | 12.97 | 1.43 89% | 2.3 82% | 3.37 74% | 19.1 -47% | 2.4 81% |
Delta E Graustufen * | 2.8 | 1.21 57% | 1.3 54% | 2.3 18% | 6.9 -146% | 1.7 39% |
Gamma | 2.21 100% | 2.2 100% | 2.18 101% | 2.3 96% | 2.2 100% | 2.21 100% |
CCT | 6114 106% | 6672 97% | 6738 96% | 6758 96% | 6254 104% | 6794 96% |
Farbraum (Prozent von AdobeRGB 1998) | 91 | 88 -3% | 63 -31% | 71.8 -21% | ||
Color Space (Percent of sRGB) | 100 | 100 0% | 98.5 -1% | 98.5 -1% | ||
Kontrast | 1207 | 1333 | 1010 | 1255 | 1975 | |
Colorchecker dE 2000 calibrated * | 0.62 | 1.24 | 2.69 | |||
Durchschnitt gesamt (Programm / Settings) | -554% /
-245% | 21282% /
15972% | 4296% /
2764% | -195% /
-135% | -657% /
-305% |
* ... kleinere Werte sind besser
Wie der Tabelle entnommen werden kann, kann sich das SDCA029 in Bezug auf Helligkeit, Helligkeitsverteilung, Gamma und Farbraum sehr gut behaupten. Besonders positiv stechen die kurzen Reaktionszeiten von 2,6 ms für Grau-zu-Grau und 2,3 ms für Schwarz-zu-Weiß hervor. Selbst das 144-Hz-Panel von Sharp wird mit seinen 12,8 ms für Grau-zu-Grau und 10,4 ms für Schwarz-zu-Weiß geradezu deklassiert. Gaming-Enthusiasten sollten allerdings bedenken, dass ein 144-Hs-IPS-Panel wie das Sharp LQ156M1JW03 einem 60-Hz-OLED-Display aber trotzdem bei schnellen Bewegungen überlegen ist.
Wie schon in unserem Testbericht zum Alienware m15 erwähnt, deckt Samsungs OLED-Panel den im Vergleich zu sRGB weiteren DCI-P3-Farbraum ab. Damit kann es als einziges Display dem MacBook Pro Paroli bieten. Nach erfolgter Kalibrierung (und Deaktivierung von HDR) sollte dieses Panel für Aufgaben wie Bild- und Videobearbeitung, die eine hohe Farbgenauigkeit erfordern, hervorragend geeignet sein.
Reaktionszeiten (Response Times) des Displays
↔ Reaktionszeiten Schwarz zu Weiß | ||
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2.3 ms ... steigend ↗ und fallend ↘ kombiniert | ↗ 1 ms steigend | |
↘ 1.3 ms fallend | ||
Die gemessenen Reaktionszeiten sind sehr kurz, wodurch sich der Bildschirm auch für schnelle 3D Spiele eignen sollte. Im Vergleich rangierten die bei uns getesteten Geräte von 0.1 (Minimum) zu 240 (Maximum) ms. » 9 % aller Screens waren schneller als der getestete. Daher sind die gemessenen Reaktionszeiten besser als der Durchschnitt aller vermessenen Geräte (20.9 ms). | ||
↔ Reaktionszeiten 50% Grau zu 80% Grau | ||
2.6 ms ... steigend ↗ und fallend ↘ kombiniert | ↗ 1.2 ms steigend | |
↘ 1.4 ms fallend | ||
Die gemessenen Reaktionszeiten sind sehr kurz, wodurch sich der Bildschirm auch für schnelle 3D Spiele eignen sollte. Im Vergleich rangierten die bei uns getesteten Geräte von 0.165 (Minimum) zu 636 (Maximum) ms. » 9 % aller Screens waren schneller als der getestete. Daher sind die gemessenen Reaktionszeiten besser als der Durchschnitt aller vermessenen Geräte (32.8 ms). |
Bildschirm-Flackern / PWM (Pulse-Width Modulation)
Flackern / PWM festgestellt | 60.2 Hz | ≤ 100 % Helligkeit | |
Das Display flackert mit 60.2 Hz (im schlimmsten Fall, eventuell durch Pulsweitenmodulation PWM) bei einer eingestellten Helligkeit von 100 % und darunter. Darüber sollte es zu keinem Flackern kommen. Die Frequenz von 60.2 Hz ist sehr gering und daher kann es bei allen Usern zu sichtbaren Flackern, brennenden Augen oder Kopfweh kommen. Im Vergleich: 53 % aller getesteten Geräte nutzten kein PWM um die Helligkeit zu reduzieren. Wenn PWM eingesetzt wurde, dann bei einer Frequenz von durchschnittlich 8705 (Minimum 5, Maximum 343500) Hz. |
Leider ist PWM (Pulse-Width Modulation) bei diesem und allen anderen derzeit erhältlichen OLED-Displays ein Problem. Hintergrund ist, dass die OLED-Technologie zur Regulierung der Helligkeit auf PWM setzt. In diesem Fall konnten wir sogar nur sehr niedrige 60 Hz bei maximaler Helligkeit messen. Anders als bei IPS-Bildschirmen erhöht sich die Frequenz bei OLED-Bildschirmen aber bei abnehmender Helligkeit (zum Beispiel auf 240 Hz), was das Problem ein wenig mindert. Trotzdem dürften sensible Anwender mit Kopf- und Augenschmerzen auf diese Bildschirme reagieren. Wer also der Meinung ist gegenüber PWM empfindlich zu sein, sollte ein OLED-Laptop vor dem Kauf genauestens begutachten.
Auf der Gegenseite sorgt die charakteristische Hintergrundbeleuchtung eines OLED-Displays, oder besser gesagt ihr Fehlen, dafür, dass das Display im Außeneinsatz im Schatten hervorragende Ergebnisse abliefert. Im direkten Sonnenlicht schlug aber die verspiegelte Oberfläche mit voller Wucht zurück und verhinderte sehr erfolgreich den Einsatz. Wer also auf der Suche nach einem Laptop für die Verwendung bei Sonnenlicht im Freien ist, sollte sich eher nach matten IPS-Displays umschauen.
Ein interessantes Artefakt, das wir während unseres Alienware-m15-Tests feststellen mussten, war eine Art Regenbogeneffekt auf dem Display bei der Betrachtung aus extrem spitzen Winkeln. Allerdings war dieser Effekt nur bei hellem Hintergrund erkennbar und nicht wirklich störend. Anders als bei TN- und günstigen IPS-Panels gibt es bei seitlichem Blick auf das Display so gut wie keine Kontrastverschiebung.
Fazit
Das Samsung SDCA029 ist ein beeindruckendes Panel, egal nach welchen Kriterien man es beurteilt. Es sieht so aus, als hätte es Potenzial in so gut wie jedem OLED-Laptop des Jahres 2019 zu landen.
Ein breiter Farbraum, blitzschnelle Reaktionszeiten, beeindruckende Kontrast- und Helligkeitswerte und hervorragende Blickwinkel sind die größten Vorteile dieses Panels. Perfektionisten wie unsereins erfreuen sich außerdem auch an der Helligkeitsverteilung und dem Fehlen von IPS-Glow und Backlight-Bleeding.
Die Kehrseite der Medaille lässt sich allerdings nicht unter den Teppich kehren. PWM ist für all jene mit empfindlichen Augen ein potenzieller Fallstrick. Wir raten allen Anwendern, die hiervon betroffen sind, OLED-Displays vorerst zu meiden bis die Probleme aus der Welt geschafft wurden. Auch die Wiederholrate von 60 Hz dürfte all jene verschrecken, die nach dem besten Panel für schnelle Spiele suchen. Hier bleiben wir bei unserer bisherigen Empfehlung, zu einem IPS- oder IPS-ähnlichen Display mit 144 oder 240 Hz zu greifen.
Eine Sache, die wir bisher mangels Vergleichsmöglichkeit noch nicht angesprochen haben, sind die Auswirkungen der OLED-Technologie auf die Akkulaufzeit. In einem kürzlich veröffentlichten Artikel zum XPS 15 haben wir erwähnt, dass Dell in typischen Produktivitätsszenarien bei einem OLED-Display von bis zu 6 Stunden kürzerer Akkulaufzeit verglichen mit einem UHD-IPS-Display ausgeht. Was die Angelegenheit allerdings erheblich verkompliziert ist die Tatsache, dass ein OLED-Display bei dunklen Inhalten weniger Energie benötigt als ein IPS-Display. Ein Beispiel dafür sind die Always-On-Displays der Samsung-Galaxy-Smartphones. Sobald weitere OLED-Laptops verfügbar sind, werden wird diesen Aspekt mit Hilfe des Windows Dark Theme näher untersuchen.
Zu guter Letzt können wir auch zur Haltbarkeit dieser Technologie nicht viel beitragen. Wenngleich wir dies in unseren aktuellen Tests nicht reproduzieren konnten, waren frühere OLED-Panels berühmt-berüchtigt für Burn-In und frühzeitig alternde Subpixel. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Hersteller diese Probleme in der aktuellen Generation minimiert haben, allen voran Samsung, ein OLED-Pionier der ersten Stunde und der OLED-Hersteller mit der längsten Erfahrung. Trotzdem können nur Zeit und eine möglichst hohe Anzahl an verbauten Panels diese Frage endgültig beantworten.
Quelle(n)
Eigene