mSATA-Vergleichstest: Adata XPG SX300 vs. Runcore Pro V mSATA
Wer kennt das Problem nicht: Nach Monaten und Jahren intensiver Nutzung wird so manches Notebook oftmals so langsam, dass allein der Startvorgang und das Öffnen des Browsers zu einer geruhsamen Kaffeepause einladen. Im Regelfall bedeutet dies jedoch nicht, dass die verbaute Hardware auf einmal selbst für einfachste Anwendungen zu langsam wäre – vielmehr ist es zumeist eine überfüllte und fragmentierte Festplatte, die den Elan des Notebooks ausbremst.
Der beste Weg, einem derart erlahmten System zu neuem Schwung zu verhelfen, ist die Neuinstallation des Betriebssystemes – und zwar am besten auf einer schnellen SSD. Besonders einfach gelingt dies, wenn der betreffende Laptop über einen freien mSATA-Slot verfügt: Mit einer großen Festplatte als preiswertem Datenspeicher und der performanten SSD für Betriebssystem und Programme lassen sich die Vorteile beider Technologien kombinieren.
Im nachfolgenden Test wollen wir zwei dieser kompakten High-Speed-Datenträger miteinander vergleichen: Die Adata XPG SX300 (128 GB) sowie die Runcore Pro V mSATA (120 GB) sollen dabei nicht nur ihre eigene Performance unter Beweis stellen, sondern auch zeigen, welchen Vorteil sie gegenüber einer herkömmlichen 2,5-Zoll-HDD bieten.
Die Kandidaten im Detail
Auf den ersten Blick lassen sich zwischen den mSATA-SSDs von Runcore und Adata kaum Unterschiede ausmachen. Beide besitzen die nahezu gleichen Abmessungen von etwa 51 x 30 x 4 Millimetern und bringen lediglich knapp 8 Gramm Masse auf die Waage. Ebenso identisch ist der eingesetze Controller: Der LSI Sandforce SF-2281 hat zwar mittlerweile schon gut zwei Jahre auf dem Buckel, spielt aber noch immer im oberen Leistungssegment mit und wird auch von vielen weiteren Herstellern wie Sandisk, Intel oder OCZ eingesetzt. Während Runcore allerdings auf den etwas älteren SF-2281VB1 vertraut, finden wir bei der Adata SSD die aktuellere Revision VB2 vor. Diese verspricht eine niedrigere Leistungsaufnahme durch verbesserte Energiespar-Features, was wir nachfolgend noch genauer untersuchen werden.
Kleine Unterschiede zeigen auch die jeweiligen Speicher-Chips. Zwar handelt es sich in beiden Fällen um synchronen MLC-NAND von Intel, der jedoch einmal in 20 Nanometern (Adata), im anderen Fall in 25 Nanometern (Runcore) gefertigt wurde. Da die Hersteller aber oftmals auf verschiedene Zulieferer und Speichertypen zurückgreifen, können diese Angaben nicht zwangsläufig als allgemeingültig betrachtet werden. Der physische Gesamtspeicher beträgt jeweils 128 GB (vier Chips à 32 GB), wovon aber ein gewisser Teil als sogenannte Spare Area für Wear Leveling (gleichmäßige Verteilung der Schreibvorgänge) und den Ersatz fehlerhafter Zellen reserviert ist. Als nutzbare Kapazität verbleiben letztlich 119 GB bei der SX300 und 111 GB bei der Pro V.
In puncto Lieferumfang geht der Sieg an die SSD von Runcore. Hier darf sich der Käufer über einen zusätzlichen mSATA-zu-SATA-Adapter freuen, der von Adata dagegen nicht beigelegt wird. Im freien Handel ist ein solcher für etwa 15 Euro erhältlich.
Als Referenz und zur Einordnung der Ergebnisse dienen uns eine Samsung Spinpoint MP4 640 GB (2,5-Zoll-HDD, 7.200 U/min) sowie die ebenfalls von Samsung stammende SSD 840 Pro mit 256 GB (Achtung: abweichendes Desktop-Testsystem!).
Testumgebung
Für die nachfolgenden Messungen haben wir das kürzlich getestete Schenker S413 herangezogen, welches auf dem Clevo-W740SU-Barebone basiert. Die moderne Haswell Plattform mit HM87-Chipsatz sollte beiden Kontrahenten optimale Bedingungen für das Erreichen der maximalen Performance bieten. Verbaut wurden die SSDs im 2,5-Zoll-Schacht des Notebooks unter Verwendung eines passenden Adapters. Da dieser lediglich die Umsetzung des Anschlusses sowie die Stromversorgung des Laufwerkes übernimmt, ist keine Leistungsdifferenz zum direkten Betrieb in einem mSATA-Slot zu erwarten.
- Intel Core i7-4750HQ
- HM87 Chipsatz
- Rapid Storage Treiber 12.5.0.1066
- 16 GB DDR3-1600
- Iris Pro Graphics 5200
- Windows 8 Pro 64 Bit
Performance
Sequentielle Datenraten
Geht es um das Lesen oder Schreiben von wenigen, großen Dateien, entscheidet vor allem die sequentielle Übertragungsrate über die Performance. Wir testen die Kontrahenten zunächst mit dem ATTO Disk Benchmark, um anschließend einen Blick auf die Leistung in CrystalDiskMark und AS SSD zu werfen.
ATTO Disk Benchmark | |
8192KB read (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
8192KB write (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
AS SSD | |
Seq Read (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
Seq Write (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
CrystalDiskMark 3.0 | |
Read Seq (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
Write Seq (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
Im Gegensatz zu den Controllern anderer Hersteller ist die Performance des Sandforce SF-2281 erheblich von der Komprimierbarkeit der jeweiligen Daten abhängig. Unser erster Test, der ATTO Disk Benchmark, arbeitet mit stark komprimierbaren Testdaten, mit denen beide Probanden ihre besten Leistungswerte erreichen. Sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben konnten wir Übertragungsraten von deutlich über 500 MB/s ermitteln – hier dürfte bereits die SATA-III-Schnittstelle limitieren.
Eine drastisch niedrigere Leistung ist hingegen bei Messungen mit Zufallsdaten im AS-SSD-Benchmark zu beobachten. Vor allem die Schreibrate sinkt extrem auf nur noch gut 170 MB/s ab, während die Lesegeschwindigkeit zumindest bei der SX300 relativ wenig leidet. Erstaunlicherweise fällt die Runcore Pro V in dieser Disziplin etwas zurück – ein Phänomen, welches sich auch mit anderen Testsystemen reproduzieren ließ.
4K-Performance
In vielen realen Anwendungsfällen spielt die sequentielle Datenrate allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Hier dominieren vielmehr zufällig verteilte Zugriffe auf kleine Dateien von wenigen Kilobyte Größe, deren Performance wir mit verschiedenen 4K-Tests untersuchen wollen.
AS SSD | |
4K Read (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
4K Write (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
4K-64 Read (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
4K-64 Write (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
CrystalDiskMark 3.0 | |
Write 4k QD32 (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
Read 4k QD32 (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
Lag die Runcore Pro V bei den sequentiellen Datenraten noch hinten, kann sie in den 4K-Messungen einen leichten Vorsprung erkämpfen. Wirklich groß sind die Unterschiede zwischen beiden Laufwerken allerdings nicht, zumal die Messergebnisse relativ stark schwanken. Unangefochtener Spitzenreiter bleibt in jedem Fall die Samsung SSD 840 Pro, die sich nur in einem einzigen Test – der 4K-Schreibgeschwindigkeit – der Sandforce Konkurrenz geschlagen geben muss.
Warum selbst preiswerte SSDs noch immer riesige Vorteile gegenüber jeder HDD bieten, erkennt man an den Werten der Samsung HM640JJ: Je nach Test ist diese um etwa zwei Zehnerpotenzen langsamer.
Kopierleistung
Die Kopierleistung der beiden Kontrahenten haben wir zum einen mit dem entsprechenden Test des AS-SSD-Benchmarks untersucht, zum anderen aber auch mittels einer eigenen Messung unter praxisnahen Bedingungen. Hierfür haben wir das 11,8 GB große Installationsverzeichnis von Diablo 3 dupliziert und die dafür benötigte Zeit gestoppt.
AS SSD | |
Copy Game MB/s (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
Copy Program MB/s (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
Copy ISO MB/s (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
Erneut zeigen unsere Messungen nur geringe Leistungsunterschiede zwischen den beiden Sandforce SSDs. AS SSD bescheinigt dem Kandidaten von Runcore einen leichten Vorsprung, während unser eigener Kopiertest auf dem Adata Laufwerk etwas schneller abgeschlossen wird. Absolutes High-End-Niveau erreichen indes beide nicht: Samsungs SSD 840 Pro, aber auch andere, hier nicht aufgeführte 2,5-Zoll-SSDs wie die Crucial M4 siedeln sich noch weiter oben an. Dabei darf muss allerdings erwähnt werden, dass auch die Speicherkapazität eine wichtige Rolle spielt – kleinere SSDs sind oftmals etwas langsamer als ihre größeren Schwestermodelle.
Zugriffszeiten
Anders als eine klassische Festplatte, deren Zugriffsgeschwindigkeit durch die Drehzahl der Platte limitiert wird, kann eine SSD fast verzögerungsfrei auf jeden beliebigen Datenblock zugreifen.
AS SSD | |
Access Time Write (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ | |
Access Time Read (nach Ergebnis sortieren) | |
ADATA XPG SX300 128 GB mSATA | |
RunCore Pro V mSATA | |
Samsung SSD 840 Pro 256 GB Desktop | |
Samsung HM640JJ |
* ... kleinere Werte sind besser
Mit Zugriffszeiten von jeweils rund 0,2 Millisekunden schenken sich unsere beiden Kandidaten praktisch nichts, was angesichts des sehr ähnlichen Aufbaus auch kaum verwundert. Selbst die schnellsten Notebook-Festplatten bleiben da mit mindestens 15 bis 16 Millisekunden chancenlos. Einige SSDs kommen sogar unter die magische 0,1-Millisekunden-Marke, was aber auch von den Energiespareinstellungen und dem eingesetzten SATA-Controller abhängt (die SSD 840 Pro wurde wie erwähnt an einem Desktop-PC vermessen).
Leistungsaufnahme
Zur Bestimmung der Leistungsaufnahme haben wir die 5-Volt-Leitung eines SATA-Verlängerungskabels aufgetrennt, um mittels zweier angeschlossener Multimeter (Voltcraft VC130) Spannung und Strom bei verschiedenen Lastzuständen zu notieren. Beide mSATA-SSDs wurden mit dem der Runcore-SSD beiliegenden Adapter auf SATA betrieben; der Verbrauch des Adapters selbst ist somit ebenfalls in den Messwerten enthalten. Allerdings dürfte es sich dabei nur um wenige Milliwatt zusätzlich handeln. Bei allen Messungen war das Link Power Management (LPM) des Intel-RST-Treibers aktiviert.
Erstaunlich: Was den Maximalverbrauch beim sequentiellen Schreiben betrifft, agieren die kompakten mSATA-Laufwerke nicht sparsamer als die Samsung SSD 840 Pro oder eine schnelldrehende 2,5-Zoll-Festplatte. Dank der gegenüber einer klassischen HDD höheren Übertragungsrate fallen die SSDs jedoch schneller in den Leerlauf zurück, sodass Energieeffizienz und Akkulaufzeit dennoch profitieren.
Bei Lesevorgängen geht die Leistungsaufnahme aller Kandidaten leicht zurück, wobei sich auch hier ein klares Bild erkennen lässt: Die SSDs von Adata, Runcore und Samsung liegen auf einem sehr ähnlichen Niveau und erstmals deutlich unter einer Festplatte. Der erste Platz geht allerdings an die extrem sparsame Toshiba HG5d (2,5-Zoll-SSD).
Im Alltag ist vor allem Leerlaufverbrauch bedeutsam. Wie wir bereits zu Beginn erwähnten, setzen Runcore und Adata auf verschiedene Revisionen des Sandforce Controllers, die sich hinsichtlich ihrer Energiespar-Features unterscheiden. Die Differenzen sind dabei beträchtlich: Während das Laufwerk von Runcore mindestens 0,59 Watt aufnimmt, benötigt die Adata SX300 lediglich 0,16 Watt – weniger als jede andere von uns bislang getestete SSD. Insbesondere bei kleinen Laptops und Ultrabooks hat das spürbare Auswirkungen auf die Laufzeiten.
Fazit
Klein, aber oho: Die kompakten mSATA-SSDs von Runcore und Adata müssen sich nicht vor ihren großen Geschwistern im 2,5-Zoll-Format verstecken. Entscheidend für die Performance ist in erster Linie der Controller – und der ist bei beiden Kontrahenten nahezu identisch. Je nach Benchmark liegt mal die eine, mal die andere SSD in Führung, aber insgesamt schenken sich die Pro V mSATA und XPG SX300 nur wenig. Dies dürfte auch für die Sandforce-SF2281-Laufwerke anderer Hersteller gelten.
Dennoch gibt es im Detail einige Unterschiede: Die neuere Controller-Revision bei Adata sorgt für einen drastisch gesenkten Leerlaufverbrauch – gerade bei besonders mobilen Notebooks ein großer Vorteil. Runcore versucht im Gegenzug mit dem besseren Lieferumfang zu punkten und legt den passenden SATA-Adapter direkt bei.
Letztendlich entscheidet sich das Duell beim Blick auf den Kaufpreis: Adatas XPG SX300 (128 GB) wird hierzulande von einer Vielzahl verschiedener Händler ab etwa 100 Euro angeboten; die Runcore Pro V mSATA (120 GB) konnten wir dagegen nur in zwei Online-Shops zu einem Preis von rund 190 Euro entdecken. Schade – denn aus technischer Sicht hätte sich auch das Laufwerk von Runcore eine Empfehlung verdient.