Test Seagate Momentus XT ST93205620AS 320GB
Die alten Hybridfestplatten aus 2007 boten einen kleinen 128MB oder 265MB Flash Speicher als Cache an. Dieser wurde jedoch direkt vom Betriebssystem (z.B. ReadyBoost beim Windows Vista) benutzt und zeigte in Benchmarks und Systemstart keinerlei messbaren Vorteil (Samsung HM16HJI).
Die neuen Momentus XT 2.5 Zoll Festplatten sollen nun alles besser machen und bieten zwei entscheidende Unterschiede: Zuerst wird mehr Flash Speicher eingesetzt, welcher auch noch deutlich schneller ist. Seagate setzt derzeit auf 4 GByte Single-Level-Cell (SLC) NAND Chips. Diese werden derzeit nur in Enterprise SSDs (z.B. Intel X25-E) eingesetzt und überzeugen durch hohe Geschwindigkeit und längere Lebensdauer als Multi-Level-Cell (MLC) NAND Chips in herkömmlichen SSDs (z.B. OCZ Vertex 2). Als zweite Änderung kümmert sich nun ein eigener Controller im Laufwerk selbst darum welche Daten von der SSD gelesen, bzw. auf der SSD zwischengespeichert werden. In anderen Worten fungiert der SSD Teil also als sehr großer und schneller Cache. Seagate nennt die Technik "Adaptive Memory" und beschreibt, dass der Controller selbsttätig entscheidet, welche besonders häufig angeforderten Daten er im schnellen Flash-Speicher ablegt. So soll die Momentus XT die Systemleistung deutlich steigern und trotzdem deutlich billiger als eine Solid-State Disk (SSD) mit ähnlicher Speicherkapazität sein.
Technische Daten (Herstellerangaben)
- 500, 320 und 250 GB Volumen
- 3Gbit/s Interface mit NCQ
- 4 GB SLC NAND Speicher
- 32 MB Cache
- 1.554 Watt typisch bei Suche, 0.8 Watt Leerlauf
- 0-60°C Umgebungstemperatur in Benutzung
- Geräuschentwicklung: 2.3 Bel Leerlauf, 2.5 Bel Suche
Testsysteme
Getestet haben wir die Seagate Momentus XT auf zwei verschiedenen Plattformen. Um die maximale Leistung der Hybrid-HDD zu ermitteln, haben wir ein aktuelles Desktopsystem mit folgenden Spezifikationen verwendet:
- Intel P55 Chipsatz
- Intel Core i5-750 2.66 GHz Quadcore (teilweise Speedstep, Turbo und C6 deaktiviert)
- AMD ATI Radeon HD 4850
- 4096 MB DDR3 Hauptspeicher
- Testlaufwerk als zusätzliche Platte am internen SATA Port
Um die Leistung in einem aktuellen Notebook als Systemplatte festzustellen, haben wir Windows 7 auf der Testplatte installiert und in einem Asus UL50VF eingesetzt (mit aktiviertem Speedstep):
- Intel GM45 Chipsatz
- Intel Core 2 Duo SU7300 @ 1.3 GHz
- Intel GMA 4500MHD und Nvidia GeForce G210M - Optimus
Synthetische Benchmarks - Eine schnelle Notebookfestplatte
Bei den synthetischen Benchmarks und nur einem Durchlauf liegt die Performance der Seagate XT Serie auf Höhe einer ganz normalen Notebookfestplatte. Der schnelle SSD Cache kann in diesem Szenario nicht greifen, da sich die Zugriffsmuster nicht wiederholen. Für eine 2.5" Notebook Festplatte sind die ermittelten Werte trotzdem sehr gut und mit schnellen Laptop-Platten vergleichbar.
Nach dem mehrmaligen Durchführen des HDTune Benchmarks sehen wir auch erstmals den Vorteil des Flash Speichers. Die Datenrate bleibt zwar gleich, die Zugriffszeiten sinken jedoch fast auf SSD Niveau.
Der CrystalDiskMark und AS SSD zeigen die für HDD üblichen Ergebnisse. Da die Tests am Anfang der leeren Platte durchgeführt werden, entsprechen sie dem Maximum. Je nach Füllzustand würden diese Ergebnisse deutlich abnehmen.
Beim ATTO Benchmark kommt der SLC Flash Speicher anscheinend auch nicht zum Einsatz. Die Datenübertragungsraten entsprechen der einer schnellen 2.5" HDD und variieren auch nach dem achten Durchlauf nur wenig.
PCM Vantage - Sichtbare Auswirkungen des SSD Teils
Der PCMark Vantage misst die Systemleistung aller beteiligten Komponenten. Für unsere Benchmarks betrachten wir besonders den Gesamtscore und den HDD Einzelwert. Beim ersten Durchlauf erzielt die Seagate XT einen HDD Wert welcher für 2.5" HDDs typisch ist. Bereits beim zweiten Druchlauf verdoppelt sich die HDD Bewertung und der SSD Speicher der Seagate XT zeigt seine Wirkung. Die Gesamtpunktezahl steigert sich auch beim ersten Durchlauf merkbar und bleibt dann auf diesem Niveau. Der HDD Wert steigt jedoch bis zum 11. Durchlauf leicht an.
Praktische Benchmarks
Wir beginnen die praktischen Benchmarks mit dem Kopiertest des AS SSD. Hier werden drei Einzeltests mit Spiele-, Anwendungsdateien und einer ISO Datei durchgeführt. Da bei diesen Tests Caching keine Rolle spielt, kann der SLC NAND Speicher keine Vorteile bringen. Im Vergleich zu High-End SSDs liefert die Seagate nur in etwa die halbe Geschwindigkeit (maximal). Je voller die Festplatte (UL50VF z.B. 1/3 voll), desto länger dauern die Kopieraktionen.
Beim Windows 7 Start merkt man bereits beim 2. Start eine merkbare Verbesserung mit der Momentus XT. Nach mehreren Neustarts halbiert sich die Startzeit fast. Da bei der täglichen Anwendung jedoch nicht nur Systemstarts zum Einsatz kommen, wird der Wert jedoch nicht halten. Klassische SSDs bleiben jedoch immer auf dem hervorragenden Niveau.
Beim Öffnen einer OpenOffice Writer Datei (Referenzdatei von OpenOffice) zeigte sich auch beim wiederholten Öffnen eine deutliche Wirkung. Durch die relativ kleine Dateigröße, kann jedoch auch die traditionelle 2.5" HDD sich deutlich verbessern, da hier bereits ein kleiner HDD Cache Wirkung zeigt.
Fazit
Die Seagate XT ist eine interessante Kombination aus 2.5" Festplatte mit bis zu 500 GB Speicherplatz und kleiner 4 GB SSD als Cache. Der integrierte Controller entscheidet automatisch welche Daten zwischengespeichert werden, wordurch die Hybrid-Festplatte in allen Betriebssystemen und auch beim Systemstart Vorteile bringen kann.
In unseren Benchmarktests zeigt die Seagate XT meistens nur die Performance einer schnellen 2.5" Festplatte. Nur beim wiederholten Ausführen von Benchmarks und Programmen kann der schnelle SSD Teil genutzt werden. Im PCMark Vantage zeigt sich eindrucksvoll die theoretische Leistung der Kombination. Benutzer, die meist die selben Anwendungen starten oder Daten bearbeiten, können jedoch deutlich von dem schnellen SLC Cache profitieren.
Eine deutlich teurere SSD kann das Hybrid Konzept daher nicht ersetzen. Sie sind in jedem Benchmark schneller und überzeugen außerdem durch ihren lautlosen Betrieb und Stoßfestigkeit.
Benutzer, die derzeit jedoch mehr als 100-200 GB Speicherplatz benötigen und im Notebook nur über Platz für ein Laufwerk verfügen, finden mit der Seagate XT eine (im Vergleich zu SSDs) preisgünstige Möglichkeit zu einer höheren Leistung zu gelangen. Die günstigste SSD mit 256 GB Speicherplatz kostete zum Testzeitpunkt zum Beispiel (ab) 435 Euro. Damit ist die 320 GB Seagate XT ab 93 Euro beinahe ein Schnäppchen.
Bei Amazon ist die Seagate XT 320 GB derzeit ab 101,49 Euro erhältlich.
Vielen Dank der Firma Schenker-Notebook die uns freundlicherweise ein Testexemplar zur Verfügung gestellt haben.