Test Nokia Lumia 820 Smartphone
Von der ehemaligen Dominanz des einstigen Marktführers im Mobilfunksektor ist Nokia nicht mehr viel geblieben. Schuld war unter anderem ein zu später Umstieg auf alternative Betriebssysteme zum veralteten Symbian. Nun setzt Microsoft bei der Einführung von Windows Phone 8 auf einen erlesenen Herstellerkreis, zu dem neben Samsung und HTC auch der finnische Traditionsentwickler zählt. Nokia konzentriert sich aber anders als die Konkurrenz exklusiv auf Microsofts neues Betriebsystem und möchte damit zu alter Stärke zurückfinden.
Zwischen dem Topmodell Lumia 920 und dem Einsteigergerät Lumia 620 positioniert Nokia das Mittelklasse-Smartphone Lumia 820, den Nachfolger des Lumia 800 mit Windows Phone 7.5. Damit muss sich Nokia gegen das HTC 8X behaupten. Dafür hat man das Nokia Lumia 820 mit einigen Ausstattungsmerkmalen vollgepackt, die schon das Lumia 920 vorweisen konnte. Dazu zählen eine Hauptkamera von Carl Zeiss – hier nur mit 5 Megapixeln Auflösung – nebst Duo-LED-Blitz, einige hauseigene App-Entwicklungen, ein Peta-Band-LTE-Modul und ein hochauflösendes 4,3-Zoll-AMOLED-Display mit 217 PPI. Außerdem sind 8 GB Flashspeicher mit an Bord, erweiterbar durch eine microSD-Karte mit bis zu 64 GB Speicherkapazität. Für dieses Paket verlangt Nokia derzeit 499 Euro (UVP). Zurecht? Um das herauszufinden, haben wir das Nokia Lumia 820 durch unseren umfangreichen Testparcours geschickt.
Das kleine Schwarze – so könnte man unser Testgerät auch nennen. Neben dem griffigen, mattschwarzen Finish ist die wechselbare Rückenschale aus stabilem Polycarbonat in sechs weiteren Farben erhältlich: Weiß, Blau, Rot, Gelb, Violett und Grau. Entgegen dem Unibody-Design des Lumia 920 ist das Chassis des Lumia 820 zweigeteilt. Nimmt man das sanft gerundete Rückencover ab, kommt der wechselbare 1.650-mAh-Akku zum Vorschein. Darunter erhält man Zugang zu den Slots für Micro-SIM- und microSD-Karten. Die Gehäuseform liegt toll in der Hand und weckt Erinnerungen an das HTC Titan mit Mango (Windows Phone 7.5), das dieselbe Bauform hatte, allerdings mit einem Alubody daherkam. Trotz des vorherrschenden Kunststoffs wirkt das Lumia 820 sehr stabil.
Selbst unter hohem Kraftaufwand lässt sich das Gehäuse nur minimal verwinden. Das Gerät liegt gut in der Hand, was neben der angenehmen Haptik mit den abgerundeten Formen auch am satten Gewicht von knapp 160 Gramm liegt. Die Abmessungen von 123,8 x 68,5 mm (B x T) bei einer Bauhöhe von 9,9 mm wirken wenig filigran, müssen aber auch ein 4,3-Zoll-Display unterbringen. Das HTC 8X erscheint wesentlich weniger klobig. Obwohl gerade das HTC nahezu die gleichen Maße (132,4 x 66,2 x 10,2 mm) besitzt, bringt es ganze 30 Gramm weniger auf die Waage – vom deutlich dünneren und kompakteren iPhone 5 ganz zu schweigen. Diese eklatanten Unterschiede suggerieren einen Entwicklungsnachteil im Vergleich zu den erfahreneren Herstellern, könnten aber auch ein Versuch sein, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Nokia bietet das Lumia 820 nur in einer Speicher-Ausbaustufe an. Im Gegensatz zum Topmodell Lumia 920 kann der 8 GB große Flashspeicher aber im Testgerät mittels microSD-Karten um bis zu 64 GB erweitert werden. Eine solche sollte der geneigte Käufer auch gleich mitbestellen, da von den 8 GB nur etwa 5 GB wirklich nutzbar sind. Zusätzlich bietet Microsoft 7 GB Online-Speicher in der Cloud via SkyDrive an.
Was die Anschlüsse betrifft, so orientiert sich Nokia auch beim Lumia 820 am minimalistischen Genre-Standard. Die 3,5-mm Klinkenbuchse an der Stirnseite des Gehäuses bietet beispielsweise dem beiliegenden In-Ear-Headset Anschluss und wertet den Sound via Dolby Headphone auf. Der Datenaustausch findet über die Micro-USB-Schnittstelle an der Unterkante des Smartphones statt. Mittels des USB-Ladeadapters wird das Lumia 820 auch aufgeladen. Optional bietet Nokia ein Austauschcover an, das einen kabellosen Ladevorgang ermöglicht.
Software
Als Betriebssystem fungiert beim Lumia 820 Microsofts Windows Phone 8, das wir bereits im Test zum HTC 8X genauer unter die Lupe genommen haben. Die Benutzeroberfläche unterscheidet sich geräteübergreifend nicht und kann auch nicht vom Gerätehersteller angepasst werden. Die animierte Kacheloberfläche mag Geschmacksache sein, sieht unserer Meinung nach aber sehr schick aus, ist intuitiv bedienbar und wahrt die Übersichtlichkeit. Einzige Möglichkeit der software-seitigen Individualisierbarkeit für den Hersteller ist also die Bereitstellung selbst entwickelter Apps.
Die übliche Bloatware ist auch beim Lumina 820 vorhanden (Kicker Online, HRS Hotelsuche, N-TV und andere), nimmt aber glücklicherweise nicht überhand. Natürlich ließ es sich Nokia nicht nehmen, zahlreiche, hauseigene Anwendungen vorzuinstallieren. Dazu zählen unter anderem die kostenlose Navigations-Lösung Nokia Drive+ Beta (das zugehörige Kartenmaterial stammt von Navteq) und Nokia Karten. Eine ähnliche App bei iOS oder Android (abgesehen von Google Maps) ist meist sehr teuer. An eine ausführliche Hilfe-Software namens Nokia Care wurde auch gedacht. Allesamt gut gelungene Anwendungen, die im Praxistest zuverlässig ihren Dienst taten.
Kommunikation & GPS
Was die Kommunikationsmöglichkeiten angeht, steht das Testgerät dem Lumia 920 in nichts nach. Auch im Lumia 820 ist der schnelle WLAN-Standard 802.11a/b/g/n implementiert, nach dem in beiden Frequenzbändern (2,4 oder 5 GHz) gefunkt wird. Die Verbindung funktionierte im Test auch einige Zimmer vom Router entfernt noch sehr zuverlässig. Dazu gesellen sich GSM (inklusive Unterstützung der vier Haupt-Frequenzen 850, 900, 1800 und 1900 MHz), Edge, HSPA+ (UMTS /3G) und Penta-Band-LTE. Im Gegensatz zum iPhone 5 unterstützt das Nokia Lumia 820 damit nicht nur die Nutzung von Long Term Evolution (LTE) über die Deutsche Telekom, sondern alle in Deutschland verfügbaren 4G-Frequenzen. Der vom Akku abgedeckte SIM-Kartenslot nimmt Micro-SIM-Karten auf. Ein obligatorisches Bluetooth-Modul steht ebenfalls zur Verfügung, wenn auch nur nach dem nicht mehr ganz aktuellen 3.0+EDR-Standard. Außerdem baut Nokia im Lumia 820 einen hierzulande noch wenig nutzbaren NFC-Chip (Near Field Communication) ein. Zudem nimmt das Lumia 820 via A-GPS und Glonass Verbindung zu Ortungssatelliten auf. Hier zeigt das Testgerät – wie schon das Lumia 920 – eine stabile Verbindungsqualität, die im Freien sehr gut ist und in Innenräumen nur wenig abnimmt. Die Genauigkeit ist ebenfalls hoch.
Telefonfunktionen
Bei Windows Phone 8 befindet sich die Telefon-Kachel in der Werkseinstellung ganz links oben auf dem Home Screen. Wie alle Kacheln lässt sich auch diese bei Bedarf in ihrer Größe verändern oder ganz löschen. Per Wischer nach links erscheint eine alphabetisch sortierte Anwendungsliste, die auch die Telefon-App beinhaltet. Die Bedienung geht intuitiv vonstatten und die Funktionen sind im gewohnten Umfang vorhanden, den auch andere Betriebssysteme bieten. Außer dem Ziffernblock erhält man hier Zugang zu den eigenen Kontakten, einer Suchfunktion oder zur Mailbox. Praktisch: Nummern in einer E-Mail oder im Browserfenster können sofort angerufen werden, ohne diese erst umständlich herauskopieren und in der Telefon-Anwendung einsetzen zu müssen.
Kameras & Multimedia
Nokia baut in das Lumia 820 eine Hauptkamera ein, die mit 8 Megapixeln respektive 3.264 x 2.448 Pixeln auflöst und eine Dual-LED zur Seite gestellt bekommt. Einen Autofokus spendiert Nokia dem Lumia 820 ebenso. Dieser wird komfortabel über die dedizierte Kamerataste am rechten Gehäuserand genutzt, die über zwei deutlich spürbare Druckpunkte verfügt. Hält man diese im Standby gedrückt, startet die Kamera. Im laufenden Betrieb genügt ein kurzes Antippen. Bei der Linse greift Nokia auf ein Tessar-Objektiv der renommierten Marke Carl Zeiss zurück. Der feste Blendenwert beträgt f2,2 bei einer Brennweite von 26 mm. Ein vierfacher Digital-Zoom vergrößert entfernte Objekte etwas, dabei nimmt das Bildrauschen allerdings stark zu. Das tritt auch ein, wenn man den minimalen Schärfebereich von 10 cm zum Objekt unterschreitet. Videos können in FullHD (1080p) mit 30 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet werden und gelingen bei genügend Ausleuchtung gut, auch hier steht bei Bedarf das Fotolicht bereit. Die vielfältigen Einstellmöglichkeiten wurden exakt vom Topmodell Lumia 920 übernommen. Leider fehlt auch hier ein Menüpunkt zur direkten Wahl der Bildqualität. Dennoch gefallen Optionen wie die Wahl von ISO- und Belichtungswerten oder Fotomodus. Fotos gelingen damit in sehr ansprechender Qualität – solange das Umgebungslicht ausreicht. In dunkler Umgebung schaltet sich je nach Einstellung automatisch der LED-Blitz hinzu und sorgt für weniger verrauschte Aufnahmen. Der Blitz erhellt laut Nokia Objekte in einem Abstand von bis zu 3 Metern, was im Test zwar knapp bestätigt wird, dennoch kann damit das Bildrauschen nicht gänzlich vermieden werden. Bei künstlicher Umgebungs-Beleuchtung driften Bilder in einen betont warmen Farbton mit geringfügig verfälschten Farben ab.
Die Frontkamera wurde im Vergleich zum Lumina 920 stark abgespeckt und verfügt nur über eine mickrige VGA-Auflösung (0,3 Megapixel), was heutzutage einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Die Abbildungsleistung im Test ist unterdurchschnittlich. Scharfe Bilder gelingen auch nach mehreren Versuchen nicht, das Bildrauschen ist überproportional stark zu sehen. Für mehr als den gelegentlichen Videochat bei guter Beleuchtung ist die Frontknipse nicht geeignet.
Zubehör
Für einen Straßenpreis von derzeit 400 Euro bekommt der Kunde beim Nokia Lumia 820 das übliche Zubehör mitgeliefert. Neben dem Gerät selbst und einem 1.650-mAh-Akku stecken eine Bedienungsanleitung, ein USB-Kabel mit passendem Ladeadapter und ein Stereo-Headset in In-Ear-Bauform nebst drei Alternativ-Ohrstöpseln im bunten Karton. Weiteres Zubehör wird auf Nokias Produktseite angepriesen. Dazu gehören neben Rückencovern in anderen Farben auch solche, die sich kabellos aufladen lassen sowie passende Ladestationen. Auch das Ladekissen von Sitzsackhersteller Fatboy funktioniert dann mit dem Lumia 820. Außerdem ging Nokia eine Prestige-trächtige Kooperation mit dem bekannten Zubehör-Hersteller Monster ein und bietet ein optisch zum Smartphone passendes Bluetooth-Headset.
Garantie
Entgegen dem Trend bietet Nokia für das Lumia 820 eine Garantielaufzeit von 24 Monaten. Für den Akku und das Zubehör sind es nur 12 Monate, das Ladegerät ist kurioserweise davon ausgenommen und wird nur 6 Monate lang durch die Garantie geschützt.
Eingabegeräte & Bedienung
Die Texteingabe über eine virtuelle QWERTZ-Tastatur erfordert aufgrund des gedrängten Tastenfeldes etwas Übung, geht aber dann leicht von der Hand. Im Querformat fördern die dann minimal breiteren Tasten den positiven Eindruck zusätzlich. Leider nutzt Nokia den hier verfügbaren Platz nicht zur Gänze aus, das Tastenlayout bleibt unverändert. Negativ macht sich bemerkbar, dass im Querformat die Bildschirmtastatur etwa zwei Drittel des Platzangebotes nutzt und so der gezeigte Bildschirmausschnitt sehr klein ausfällt. Bei der Nutzung des Internet Explorers erscheint die Adresszeile direkt über der Tastatur, was eine einhändige Bedienung erleichtert. Die automatische Bildschirmdrehung beim Drehen des Gerätes selbst funktioniert flott. Insgesamt ist die Bedienung des Touchscreens flüssig und exakt, Finger gleiten angenehm leicht über die Glasoberfläche.
Das von Nokia "Clearblack-AMOLED" getaufte Display des Lumia 820 im 15:9-Format besitzt eine Bildschirmdiagonale von 4,3 Zoll (10,9 cm) und löst mit 480 x 800 Pixeln auf. Nokia hat einen kontrastfördernden Polarisierungsfilter sowie einen Umgebungslichtsensor verbaut, der auf Wunsch die Helligkeit automatisch regelt. Das Gehäuse steht an den Displayrändern nicht über und lässt das Glas des Bildschirms ungeschützt. Im Test weiß die Pixeldichte von 217 PPI subjektiv zu überzeugen, wenn auch Konkurrenten wie das HTC Windows Phone 8X mit 342 PPI oder das Nokia Lumia 920 mit 332 PPI diesen Wert locker überbieten können. Auch das Apple iPhone 5 oder das Google Nexus 4 liegen mit 326 beziehungsweise 320 PPI deutlich vor dem Testgerät.
Mit einer durchschnittlichen Luminanz von 297 cd/m² und einem Helligkeitsmaximum von 318 cd/m² kann sich das Panel nur einen Platz im unteren Mittelfeld sichern. Zwar distanziert das Gerät das Google Nexus 4 mit maximal 283 cd/m², muss sich aber knapp hinter dem HTC Windows Phone 8X mit 293,8 cd/m² einordnen. Die Oberliga in Sachen Helligkeit hat weiterhin das Apple iPhone 5 mit 486,8 cd/m² gepachtet. Auch das Nokia Lumia 920 kann deutlich höhere 321,9 cd/m² für sich verbuchen. Trotzdem liefert das Nokia Lumia 820 die gleiche, sehr gute Ausleuchtung von 89 Prozent, die schon das Lumia 920 erreicht.
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Ausleuchtung: 89 %
Helligkeit Akku: 288 cd/m²
Kontrast: 28800:1 (Schwarzwert: 0.01 cd/m²)
Der theoretisch gebotene Schwarzwert von 0,01 cd/m² und ein rechnerischer Kontrast von 28.800:1 fallen bauartbedingt spitze aus. Die OLED-Technologie schaltet Pixel, die Schwarz darstellen sollen, komplett ab, was ein tiefdunkles Schwarz erzeugt. Im subjektiven Test gefallen eine hohe Bildschärfe, knackige, leuchtende Farben und ein bombastischer Kontrast. Mit einer höheren Luminanz hätte man diesen positiven Eindruck weiter verstärken können. Insgesamt auch hier eine gelungene Vorstellung vom Lumia 820.
Den Außengebrauch meistert das Nokia theoretisch mit einem Höchstwert von 318 cd/m² tadellos. Aufgrund der stark spiegelnden Glasoberfläche hätte aber die Luminanz etwas höher ausfallen dürfen, um auch bei direktem Lichteinfall perfekt ablesbar zu bleiben. Ansonsten bleiben Bildinhalte auch draußen gut erkennbar.
Dank der AMOLED-Technologie des 4,3-Zoll-Screens sind die Blickwinkel aus jeder Lage heraus stabil. Einschränkungen treten hier nur bei ungünstigem Lichteinfall auf, ansonsten bleibt ein Verfälschen der Farben oder ein Helligkeitsverlust auch bei extremen Neigungen aus, was ein schräger Blick auf unser Referenzbild verdeutlicht. Das gezeigte Bild ist allerdings etwas überstrahlt und gibt nicht ganz die Wirklichkeit wieder. Mit bloßem Auge betrachtet besteht in der Blickwinkel-Kategorie keinerlei Anlass zur Beanstandung.
Leistung
Das Nokia Lumia 820 wird vom gleichen Power-Aggregat angetrieben, das schon das Lumia 920 flott macht. Ein Qualcomm Snapdragon S4 Plus MSM8960 Doppelherz-Prozessor mit 1,5 GHz Taktrate und 1 GB Arbeitsspeicher ermöglichen eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit. Apps werden schnell gestartet und die Bedienung bleibt jederzeit geschmeidig. Damit arbeitet das Testgerät auf Augenhöhe mit den Windows-Phone-8-Topmodellen wie dem HTC Windows Phone 8X oder dem großen Konzernbruder Nokia Lumia 920.
Dies unterstreichen auch die Browser-Benchmarks. Im Test erreicht der Benchmark Google V8 eine Punktzahl von 783 und platziert sich damit knapp hinter dem HTC Windows Phone 8X und dem Nokia Lumia 920 mit je 785 Punkten. Im Browsermark 2.0 kann sich das Lumia 820 mit 1.758 Punkten vor dem Lumia 920 mit 1.194 Zählern positionieren, muss aber das Nexus 4 vorbeiziehen lassen (1.839 Punkte). Den Sunspider 0.9.1 beendet das Testgerät nach 923,2 ms. Das Lumia 920 benötigte dafür 915,3 ms, das iPhone 5 935,4 ms. Im Peacekeeper Benchmark ist das Ergebnis mit 333 Punkten auf einem Level mit dem Lumia 920 (334 Punkte).
Browsermark - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Nokia Lumia 820 | |
Nokia Lumia 920 | |
Apple iPhone 5 | |
Google Nexus 4 |
Google V8 Ver. 7 - Google V8 Ver. 7 Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Nokia Lumia 820 | |
Nokia Lumia 920 | |
Apple iPhone 5 | |
HTC Windows Phone 8X | |
Google Nexus 4 |
Sunspider | |
1.0 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Nokia Lumia 920 | |
Apple iPhone 5 | |
Google Nexus 4 | |
0.9.1 Total Score (nach Ergebnis sortieren) | |
Nokia Lumia 820 | |
Nokia Lumia 920 | |
Apple iPhone 5 | |
HTC Windows Phone 8X | |
Google Nexus 4 |
Peacekeeper - --- (nach Ergebnis sortieren) | |
Nokia Lumia 820 | |
Apple iPhone 5 | |
Google Nexus 4 |
* ... kleinere Werte sind besser
Bei den synthetischen Benchmarks schneidet das Lumia 820 respektabel ab. Unser Standard-Benchmark AnTuTu Benchmark v2 ist für Windows Phone 8 derzeit nicht erhältlich, aber laut Hersteller unterscheidet sich der AnTuTu Benchmark v0.8.0 beta nur marginal. Der Total Score beträgt beim Lumia 820 ganze 11.644 Punkte, ist also nur knapp unter den 12.281 Punkten des HTC Windows Phone 8X. Die restlichen Werte sind denen des Lumia 920 sehr ähnlich und können sich sehen lassen.
Spiele
Für grafische Aufgaben hat das Qualcomm SoC (System-on-a-Chip) eine Qualcomm Adreno 225 GPU implementiert. Das Spiele-Angebot im Windows Phone 8 Store ist noch überschaubar, speziell anspruchsvolle 3D-Games sind noch selten. Wir testen auf dem Lumia 820 stellvertretend Angry Birds Star Wars, Flight Control, Plants vs. Zombies, Shoot 1UP und Need for Speed: Hot Pursuit. Das gesamte Test-Portfolio zeigt geringe Ladezeiten und eine flüssige Darstellung. Die Steuerung mit dem präzisen Touchscreen und den exakt arbeitenden Lage- und Beschleunigungssensoren macht Spaß und gleichzeitig Lust auf anspruchsvolle Game-Kost, die hoffentlich bald angeboten wird.
Sprachqualität
Die Telefonie-App des Lumia 820 macht ihren Job sehr gut. Einige Testanrufe attestieren dem Testgerät eine tadellose Sprach- und Hörqualität beim Telefonieren. Nebengeräusche halten sich in engen Grenzen und sind eher der Netzqualität als dem Gerät an sich geschuldet. Die Lautstärke reicht auch für Telefonate in lauter Umgebung aus. Die Freisprechfunktion über den in die Unterkante integrierten Mono-Lautsprecher ist ebenfalls annehmbar, die Wiedergabe wird jedoch gerade bei höheren Lautstärken arg blechern. Das Klangbild ist hochtonlastig und lässt Mitten und Bass in den Hintergrund treten. In lauter Umgebung wird zudem klar, dass das Mikrofon noch etwas sensibler hätte ausfallen dürfen.
Das beigelegte Headset Wh-208 entspricht dem des Lumia 920 und offenbart eine durchwachsene Qualität. Ist es für Anrufe noch geeignet, sollte man für die Wiedergabe von Musik, Games und Filmen zu einem hochwertigen Headset oder Kopfhörer greifen.
Temperatur
Nutzt man ein Smartphone, hält man es zumeist in der Hand. Deshalb ist ein gutes Wärmemanagement unerlässlich für einen angenehmen Betrieb. Bleibt das Testgerät im Idle mit Werten von durchschnittlich 29,7 °C an der Oberseite, 28,5 °C an der Unterseite und maximal 31,2 °C noch im grünen Bereich, patzt das Lumia 820 unter Last leider. Den einstündigen Stresstest quittiert das Gerät mit Höchstwerten von 43,3 °C an der Unterseite. Der Touchscreen erhitzt sich auf bis zu 48 °C. Das Lumia 920 schneidet hier trotz gleicher Komponenten schlechter ab. Dass es auch anders geht, zeigt das HTC Windows Phone 8X, dessen Oberfläche sich auf höchstens 43,4 °C erwärmt. Im Alltagsbetrieb konnten wir dennoch kein Szenario nachstellen, wo das Halten des Lumia 820 unangenehm, weil zu heiß, war.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 48 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 35.1 °C (von 21.9 bis 63.2 °C für die Klasse Smartphone).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 43.3 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 33.9 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 29.7 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 32.8 °C.
Energieaufnahme
Beim Lumia 820 verbrauchen Display und CPU den Löwenanteil an Strom. Im Idle-Modus fallen zwischen 1,5 und 3,2 Watt an. Das Lumia 920 verbraucht hier mehr (2,1 - 3,9 W), besitzt aber auch den größeren Bildschirm. Das HTC Windows Phone 8X gibt sich mit 2 bis 2,6 Watt deutlich sparsamer, obwohl Ausstattung und Bilddiagonale nahezu identisch sind. Unter Last zeigt das Voltcraft VC 940 Verbrauchswerte zwischen 4,4 und 5,7 Watt an. Hier übertrifft das Lumia 820 sogar das größere Lumia 920 mit einem Maximalverbrauch von 5,4 Watt, das HTC 8X bewegt sich im Lastbetrieb zwischen 3,7 und 5,6 Watt. Das Apple iPhone 5 ist dagegen mit einem Maximalverbrauch von 2,9 Watt ein ausgewiesener Stromsparmeister. Das beiliegende 6,5-Watt-Netzteil ist ausreichend dimensioniert.
Aus / Standby | 0.1 / 0.7 Watt |
Idle | 1.5 / 2 / 3.2 Watt |
Last |
4.4 / 5.7 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Nokia gibt für den Lithium-Ionen-Akku des Lumia 820 mit einer Kapazität von 1.650 mAh im Standby ein Laufzeitmaximum von 360 Stunden an. Ergänzend testen wir in verschiedenen Anwendungsszenarien die Akkulaufzeiten. Die maximale Akkulaufzeit bei minimaler Helligkeit und aktiver Stromsparfunktion beträgt beim Testgerät 18,5 Stunden. Dabei wird im Benchmark ein Leseskript abgearbeitet. Das HTC Windows Phone 8X erreicht hier trotz des größeren 1.800-mAh-Akkus nur knapp 15 Stunden. Mit dem noch kleineren, 1.440 mAh starken Akku übertrifft der Marathonläufer iPhone 5 die versammelte Konkurrenz dennoch spielend (rund 22 Stunden). Den Last-Benchmark WP Bench bei maximaler Helligkeit beendet der 6,1-Wh-Akku des Lumia 820 nach knapp 2 Stunden – Standard in der Geräteklasse. Unseren praxisnahen Surf-Test über WLAN führen wir bei mittlerer Helligkeit (in diesem Fall 168 cd/m²) per Browser-Skript aus, das alle 40 Sekunden eine andere Webseite aufruft. Dabei schafft das Lumia 820 respektable 12 Stunden – ganze 3 Stunden mehr als das HTC 8X. Apple iPhone 5 und Lumia 920 erreichen auch hier deutlich mehr. Im UMTS-Netz ermittelten wir eine mittlere Sprechzeit von etwa 6 Stunden. Ein Tankstopp am 54 Gramm leichten Netzteil lädt den Akku übrigens in gut 3 Stunden wieder vollständig auf.
Nokia bietet mit dem Lumia 820 ein gutes Mittelklasse-Smartphone an. Die gute Verarbeitung und das stabile Gehäuse wissen zu gefallen. Auf der Habenseite kann das Gerät den kontraststarken, recht hellen 4,3-Zoll-Touchscreen mit 480 x 800 Pixeln Auflösung und sehr guter Farbdarstellung verbuchen. Für den häufigen Außeneinsatz könnte die Luminanz etwas höher ausfallen. Zu den Pros gehören auch die intuitive, flüssige Bedienung und zahlreiche Nokia-eigene Apps. Die Komponenten bieten eine ansprechende Anwendungsleistung bei akzeptablem Stromverbrauch. Die daraus resultierenden Akkulaufzeiten können ein "Gut" von uns einheimsen. Die reichhaltige Ausstattung mit einer ordentlichen Hauptkamera, NFC und LTE für alle Netze sowie Dual-Band-WLAN zählt ebenso zum Plus-Konto. Dem geringen Speicherplatz von 5 GB Nettokapazität steht ein microSD-Kartenleser gegenüber. Negativ fällt auf, dass das Lumia 820 nicht zu den leichtesten Vertretern seiner Zunft zählt. Außerdem sticht die hohe Wärmeentwicklung unter Last heraus. Das schlecht abgestimmte Headset enttäuscht zudem.
Wir vergeben unterm Strich dennoch eine Kaufempfehlung. Wer mit den genannten Einschränkungen leben kann, erhält mit dem Lumia 820 für rund 400 Euro ein gutes Smartphone, das gute Chancen am Markt haben kann, wenn der Microsoft Windows Phone 8 Store weiter zulegt.