Test Huami Amazfit Bip Lite Smartwatch – kein GPS, dafür supergünstig
Die Amazfit Bip Lite ist der kleine Bruder, der im Frühjahr 2018 vorgestellten Amazfit Bip von Huami. Das Design beider Uhren ist schlicht, allenfalls die Farben verleihen ihnen etwas Pep: Neben dem schwarzen Testgerät bekommt man die Amazfit Bip Lite auch in graublau, rosa oder weiß. Funktional beschränkt sie sich weitestgehend auf Basisfunktionen wie die Anzeige von Benachrichtigungen und Wetterinfos, sowie Fitness- und Gesundheitsfunktionen wie Puls- und Schlafprotokoll.
Auf der deutschen Übersichtsseite der Amazfit-Uhren präsentiert Huami derzeit nur die höherwertigen Smartwatches, zu denen unter anderem die Amazfit Verge und die Amazfit GTS gehören. Selbst die Amazfit Verge Lite taucht hier schon nicht mehr auf. Man bekommt die Bip Lite aber alle über verschiedene Onlineportale und das schon für günstige 44 Euro. Ob sich die lohnen und wo die Unterschiede zwischen den beiden Bip-Modelle liegen, klärt unser Test.
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Details
Gehäuse und Ausstattung – Huami spart bei den Sensoren
Optisch entscheidet sich Huami nach dem Vorbild von Apple für ein rechteckiges Design. Kunststoffgehäuse und Silikonband sind freilich nicht allzu hochwertig; immerhin wird das Display durch Corning Gorilla 3 verstärktes Glas geschützt.
In der Bip Lite sind nur zwei Sensoren verbaut: Ein PPG-Herzfrequenzsensor und ein 3-Achsen-Beschleunigungssensor. Letzterer ermöglicht unter anderem, dass die Displaybeleuchtung anspringt, wenn man den Arm hebt. Im Test funktionierte das immer problemlos und die Uhr ließ sich auch draußen gut ablesen. Allerdings fällt insbesondere die Beschriftung der Buttons sehr klein aus, sodass man für Interaktionen mit der Uhr über den Touchscreen schon genau hinsehen muss. Zudem löst das Display mit 176 x 176 px niedrig auf.
Da kein Umgebungslichtsensor an Bord ist, muss die Helligkeit manuell reguliert werden. Fünf Stufen stehen hierfür zur Verfügung, voreingestellt und im Test ausreichend war die dritte Stufe.
Auch unbeleuchtet bleibt die Anzeige immer aktiv und je nach Zifferblatt kann zumindest die Uhrzeit in vielen Fällen auch ohne Beleuchtung abgelesen werden.
Gegenüber der Amazfit Bip fehlen der Lite-Version GPS, ein Kompass und der barometrischer Höhenmesser. Alle drei dienen der unabhängigen Aufzeichnung von Geodaten, sodass das Fehlen von Kompass und Höhenmesser keinen zusätzlichen Verlust darstellt: für die Trainingsaufzeichnung im Freien muss ohnehin das Smartphone mitgenommen werden.
Mit dem verbindet sich die Bip Lite über Bluetooth. Die Version wird auf der Website noch mit 4.1 angegeben. Das beiliegende Begleitheft weist Bluetooth 4.2 aus.
Einrichtung und Bedienung – Intuitiv
Die Uhr wird mit einem speziellen Ladeadapter geliefert, in den sie fest eingesetzt und während des Ladens stabil aufgestellt werden kann. Die mitgelieferte Bedienungsanleitung beschränkt sich auf die Einrichtung und liefert einen QR-Code für die App Mi Fit. Die Website nennt an ihrer Stelle die Amazfit-App, die sich aber kaum voneinander unterscheiden.
Beide verlangen die Anmeldung über ein Benutzerkonto, zu dem Geburtsjahr und Gewicht angegeben werden müssen. Außerdem müssen der App ein paar Rechte eingeräumt werden, darunter die Erhebung und Verarbeitung von Puls, Aktivitäts- und Schlafdaten. Wer mehrere Uhren oder Fitnessbänder von Huami besitzt, kann immer nur eines aktiv mit der App koppeln. Etwaige frühere Geräte bleiben gespeichert, werden aber deaktiviert.
Der Touchscreen reagiert erst nach einem Druck auf die seitliche Krone und bleibt dadurch vor versehentlichen Berührungen geschützt. Die Krone fungiert zudem auch als Zurück-Button. Die Bedienung lehnt sich an das gängige Muster an: Durch Wischgesten von oben, unten und nach links öffnet man das Quick-Panel, die Benachrichtigungen und die separaten Screens für weitere Funktionen. Der Umfang ist aber vergleichsweise dürftig: Das Quick-Panel hat mit der Aktivierung des Nicht-Stören-Modus lediglich einen Eintrag; hier wäre zumindest noch eine Abkürzung zur Helligkeitsregulierung sinnvoll gewesen. Die 6 zusätzlichen Screens bieten neben einem Einstellungsmenü Zugang zu Wetterinfos, Wecker und Timer, dem täglichen Aktivitätsstatus mit Herzfrequenz, gelaufenen Schritten und ermitteltem Kalorienverbrauch und natürlich den Start und die Verwaltung von Workouts.
Die Handhabung lässt sich hier und da vereinfachen: In der zugehörigen App kann man eines der Workouts mit einem längeren Druck auf die Krone verbinden, die Reihenfolge der Screens verändern und nicht benötigte Funktionsscreens auch ganz ausblenden.
Zu den weiteren Einstellungen innerhalb der App zählt unter anderem, welche Benachrichtigungen übertragen werden sollen, das Intervall für die Pulsmessung und die Ergänzung weiterer Zifferblätter, die man anschließend auch direkt auf der Uhr austauschen kann.
Interessant ist auch die Möglichkeit, den Ereignissen unterschiedliche Vibrationsmuster zuzuordnen, sodass man Anrufe, Benachrichtigungen oder den Timer schon am Vibrieren erkennen kann.
Training – Amazfit Bip Lite ohne GPS
Für aktive Sportler hat Huami folgende Workouts im Angebot: Outdoor Laufen, Indoor Laufen, Radfahren und Gehen. Bei Unterbrechung hält auf Wunsch auch die Aufzeichnung automatisch an; Vibrationsalarme vermelden die zurückgelegte Distanz oder Grenzüberschreitungen bei Tempo und Puls.
Da der Tracker kein eigenes GPS hat, muss für die Aufzeichnung das Smartphone mitgenommen werden. Über den Umstand an sich hinaus kann sich das auch auf die Zahlen auswirken. Im Test war die Bip Lite zunächst mit einem Google Pixel 3 verbunden. Der Lauf wurde parallel dazu mit einer Garmin Forerunner 645 mit integriertem GPS getrackt. Bei nahezu identischer Zeit fehlten der Bip Lite am Ende 2 ganze Kilometer. Schuld war in diesem Fall nicht die Uhr sondern ein Verbindungsproblem beim Smartphone. Bei einem weiteren Lauf wurde das Testgerät mit einem anderen iPhone 7 Plus gekoppelt. Die Abweichung beim zweiten Lauf war verschwindend gering.
Beim Test der Fitbit Versa 2 verschuldete eine Einstellung des gekoppelten Smartphones anfänglich ebenfalls Differenzen. Dort waren sie geringer, sodass sie ohne den direkten Vergleich vermutlich gar nicht aufgefallen wären, wirkten sich aber ebenfalls negativ auf das ermittelte Tempo aus. Wer bei einem Tracker ohne eigenes GPS Wert auf eine korrekte Aufzeichnung legt, sollte die Werte gelegentlich verifizieren.
Das Training samt Streckenaufzeichnung kann auch im Nachhinein noch auf der Uhr angesehen werden. Mehr Details liefert die App, in der die Parameter auch grafisch miteinander verknüpft werden können.
Akku und Lautzeit – Ausdauernde Smartwatch
Der Akku fällt mit jetzt 200 mAh geringfügig größer aus als bei der Amazfit Bip (190 mAh). Als Laufzeit nennt Huami aber für beide bis zu 120 Tage im Standby und bis zu 45 Tage in einem "typischen Verwendungsszenario". Das inszeniert der Hersteller für die Messung im Huami Science and Technology Sports Laboratory wie folgt: 100 Benachrichtigungen pro Tag, ein halbstündiger Lauf pro Woche, permanente Messung von Puls, Bewegungs- und Schlafverhalten und Bildschirmhelligkeit auf 10 %. Im Werkszustand ist die Helligkeit allerdings höher eingestellt und 10 % erscheint auch zu wenig.
Im Test war die Uhr nach 3 etwa einstündigen Trainingseinheiten, etwa 20-30 Benachrichtigungen pro Tag, einer Rücksetzung und in der voreingestellten Helligkeitsstufe 3 (von 5) nach einer Woche noch bei etwa 60 %. In diesem Szenario fiele die Laufzeit also deutlich schwächer aus, aber immer noch zufriedenstellend – was freilich jeder anders beurteilen kann.
Pro
Contra
Fazit
Die Amazfit Bip Lite ist eine einfache Smartwatch mit 24/7-Pulsüberwachung. Sie erfüllt die wichtigsten Anforderungen an eine Smartwatch und kann auch für den Sport genutzt werden.
Was im Vergleich zu anderen Uhren nicht gefällt ist ihr Display. Zwar ist die Helligkeit gut, auch im Freien; die Texte fallen aber zum Teil sehr klein aus und das kantige Schriftbild erinnert mehr an die Anfänge der Computerzeit als an eine moderne Smartwatch.
Das Schriftbild der günstigen und durchaus funktionalen Smartwatch erinnert an die Anfänge des Computerzeitalters.
Online bekommt man sie schon für 44 Euro, da können nur wenige smarte Uhren mithalten. Eine von ihnen ist allerdings die zwar ältere, aber besser ausgestattete Amazfit Bip mit eigenem GPS, die online kaum einen Zehner mehr kostet.
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