Test: Corsair K70 MK.2 Rapidfire RGB Mechanische Gaming-Tastatur — Ein 190-Euro-Gamertraum
Corsair hat von der K95-RGB-Platin-Flaggschiffserie bis zur K65-Reihe viele Produkte aus dem Bereich "mechanische RGB-Tastaturen" im Sortiment. Die K70, von der es ganze 8 Varianten gibt, steht eigentlich für die Mittelklasse. Die K70-MK.2-Reihe ist zusätzlich noch in die Rapidfire- und die Rapidfire-Low-Profile-Kategorien aufgeteilt. Außerdem gibt es noch eine gänzlich weiße SE-Version der K70 MK.2 mit Double-Shot-PBT-Tastenkappen. Zusammen mit den verschiedenen Optionen bezüglich der Cherry-MX-Switches bekommen potenzielle Käufer eine sehr große Auswahl geboten.
In diesem Test werden wir uns die mechanische Gaming-Tastatur Corsair K70 MK.2 Rapidfire RGB genauer ansehen. Die K70 MK.2 ist der Nachfolger der beliebten K70 RGB. Viele Unterschiede zur alten Version gibt es nicht, allerdings steht der Rapidfire-Namenszusatz für die Cherry-MX-Speed-Switches, die Corsair hier einsetzt. Der Hersteller hat außerdem eine ähnliche Tastatur mit der Bezeichnung K70 MK.2 Rapidfire Low Profile im Angebot, die durch den flachen Tastenhub ein ähnliches Tippgefühl bietet wie eine Laptop-Tastatur, allerdings handelt es sich bei der K70 MK.2 um ein Standardmodell mit normalhohen Tasten, das mit allem ausgerüstet ist, was man sich von einer High-End-Tastatur wünschen kann. Aber ist es den Preis von ~190 Euro wert? Das versuchen wir in diesem Test herauszufinden.
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Details
Technische Daten
Mit individueller RGB-Tastenbeleuchtung, vollständigem N-Key-Rollover und 100-prozentigem Anti-Ghosting lässt die Gaming-Tastatur Corsair K70 MK.2 Rapidfire kaum Wünsche offen. Bei unserem K70-MK.2-Rapidfire-Testgerät kommen Cherry-MX-Speed-Switches zum Einsatz, deren Druckpunkt in 1,2 mm Tiefe sitzt und eine Aktivierungskraft von 45 cN erfordert. Obwohl Cherry-MX-Speed-Switches seit der Computex 2017 üblicher sind, war Corsair aufgrund einer temporären Exklusivitätsvereinbarung 2016 der erste Hersteller, der Tastaturen mit Cherry-MX-Speed-Switches auf den Markt gebracht hat. Selbstverständlich kann man stattdessen auch einen der vielen anderen Cherry-MX-Switches wählen.
Laut Corsair liegt die Abfragerate der Tastatur bei 1.000 Hz. Wie wir in einem existierenden Artikel festgestellt haben, sind hohe Abfrageraten zwar für Gaming-Mäuse nützlich, bei Tastaturen jedoch relativ unnötig. Zusätzlich nehmen die ständigen Abfragen im Intervall von einer Millisekunde CPU-Ressourcen in Anspruch. Die K70 MK.2 Rapidfire verfügt über 8 MB Onboard-Speicher, auf dem bis zu drei Onboard-Profile gespeichert werden können. Diese Profile können mittels iCUE konfiguriert und auf die Tastatur übertragen werden - perfekt für LAN-Parties.
Design
Das Design der K70 MK.2 Rapidfire ist dem der meisten anderen Gaming-Tastaturen auf dem Markt sehr ähnlich. Im linken Bereich befinden sich 74 Standardtasten im üblichen US-QWERTY-Layout (EU-Versionen der Tastatur sind ebenfalls verfügbar). Die ABS-Tastenkappen schweben weit über den Switches und die Tastenbeschriftung ist ungewöhnlich breit. Während manchen die Schrift womöglich nicht gefallen wird, lassen die großen Buchstaben mehr RGB-Licht durch - sie ist also Geschmackssache. Im Gegensatz zur K95 Platinum gibt es hier keine zusätzlichen, programmierbaren Tasten, was Hardcore-MOBA-Gamer stören könnte. Die Basis der Tastatur bildet eine Basisplatte aus gebürstetem, eloxiertem Flugzeugaluminium, die dem Rahmen viel Stabilität und Widerstandsfähigkeit verleiht und zum Teil für den Aufpreis gegenüber anderen Tastaturen verantwortlich ist.
Für FPS-/MOBA-Gamer legt Corsair der Tastatur zusätzliche, texturierte Tastenkappen bei. Das geflochtene USB-Kabel ist qualitativ hochwertig und verzweigt sich in zwei Kabelteile - eines für die Tastatur selbst und das zweite für USB-Passthrough-Geräte, die man an der Tastatur anschließen kann.
Oben links befinden sich drei nicht-mechanische Tasten, die Zugriff auf einige Zusatzfunktionen bieten. Mit der ersten kann man zwischen den abgespeicherten Onboard-Profilen wechseln, mit der zweiten kann die RGB-Leuchtkraft in drei Stufen angepasst oder deaktiviert werden und die dritte ist eine Windows-Tastensperre, die ein versehentliches Betätigen der Windows-Taste während des Spielens verhindert.
In der oberen rechten Ecke der Tastatur befinden sich die üblichen Indikatoren für Num-, Caps- und Scroll-Lock und weiter rechts befinden sich der Schalter zum Stummschalten, das Lautstärkerad aus Metall und die dedizierten Multimediatasten. Die Multimediasteuerung funktioniert bei fast allen Media-Playern einschließlich Browsern, die mit der Windows-UWP-Steuerung gekoppelt sind. Allerdings funktioniert die Multimediasteuerung in manchen Situationen wie zum Beispiel beim Steuern der Wiedergabe von YouTube-Videos in einem Portable-Browser nicht.
Große Gummifüße wurden an der Rückseite befestigt, um die Tastatur am Hin- und Herrutschen zu hindern und sie auf dem Schreibtisch zu fixieren. Die Kabel von Geräten, die man mit dem USB-Passthrough-Anschluss verbinden kann, können in einer X-förmigen Einkerbung untergebracht werden. Es stehen außerdem zwei einklappbare Standfüße zur Verfügung, welche die Tastatur etwas anwinkeln, sodass sie ihren Komfortfaktor auch nach stundenlangem Tippen nicht verliert.
Corsair bietet eine Handballenauflage, die den Komfort beim Tippen noch weiter verbessern soll. Unserer Meinung nach sollte Corsair jedoch ernsthaft darüber nachdenken, statt dieser eine weichere Handballenauflage wie zum Beispiel die der K95 Platinum beizulegen. Die mitgelieferte Handballenauflage ist zwar im Wesentlichen okay, allerdings kann die harte Oberfläche etwas unangenehm werden, wenn man viele Stunden lang tippt.
Software
Die Corsair K70 MK.2 Rapidfire funktioniert auch ohne die Installation von zusätzlicher Software sofort nach dem Anschließen an den PC. Allerdings bietet Corsairs iCUE viele Anpassungsmöglichkeiten, welche das Benutzererlebnis der K70 MK.2 Rapidfire bereichern. Über iCUE lassen sich Makros erstellen, Tasten mit einem neuen Layout belegen (wie wäre es zum Beispiel mit Colemak?), eine Fülle an RGB-Effekten erstellen und auswählen, die Firmware updaten und die Abfrageraten ändern. Dabei ist uns aufgefallen, dass wir nach dem Ändern der Abfrageraten keine Eingaben mehr machen konnten und die Tastatur trennen und neu verbinden mussten. Wir gehen davon aus, dass Corsair dies in einem zukünftigen Update behebt.
Leistung
Bei der Corsair K70 MK.2 Rapidfire kommen Cherry-MX-Speed-Switches (bzw. Silber) zum Einsatz. Die linearen Switches erfordern eine geringe Aktivierungskraft (45 cN) und besitzen einen kurzen Druckpunkt (1,2 mm), wodurch Tastenanschläge auf der Tastatur schneller registriert werden als auf den meisten anderen Tastaturen. Der kurze Druckpunkt begünstigt auch schnelle Reflexe beim Gaming. Dafür erfordern die Switches eine Eingewöhnungsphase und führen in der Zwischenzeit vermutlich zu vielen Tippfehlern. Tasten können auch dann versehentlich ausgelöst werden, wenn nur ein Finger darauf liegt. Trotzdem bekommt man bei den Speed-Switches viel geboten, nachdem man sich erst einmal an die Funktionsweise gewöhnt hat.
Wir haben viele verschieden Eigenschaften der K70 MK.2 Rapidfire, wie das N-Key-Rollover, potenzielle Mehrfachauslösungen und die Leistung in actiongeladenen Titeln wie PlayerUnknown's Battlegrounds und dem Multiplayer von Battlefield V überprüft. Unser Test-PC besteht aus einem auf Werkseinstellungen belassenen AMD Ryzen 9 3900X, der zusammen mit mit 32 GB G.SKILL-DDR4-3600-CL16-RAM und einer Gigabyte RTX 2080 Super Gaming OC auf einem MSI-Prestige-X570-Creation-Motherboard sitzt. Alle Tests wurden auf Windows 10 1909 und nach dem Installieren der neuesten Updates durchgeführt. Außerdem wurden iCUE und die Firmware der K70 vor Beginn unserer Tests aktualisiert.
N-Key-RollOver
Mit dem praktischen kleinen Tool Aqua's KeyTest haben wir den eingebauten N-Key-Rollover-Mechanismus getestet. Dabei haben wir festgestellt, dass alle gleichzeitigen Tastenanschläge ausnahmslos erfasst wurden. Auch die Anti-Ghosting-Funktion verrichtet ihren Dienst, wodurch nur unsere Eingaben und keine zusätzlichen Tasten registriert wurden. Obwohl eine 6KRO- oder maximal eine 10KRO-Tastatur für die meisten Gamer vermutlich ausreichen würde, sind wir froh, dass Corsair hier mit NKRO aufs Ganze geht.
Mehrfachauslösungen
Mehrfachauslösungen oder Kontaktprellen beschreibt ein Phänomen, bei dem ein einzelner Tastenanschlag als mehrfache Auslösung einer Taste registriert wird. Da die Tasten tendenziell kurz federn (~5 ms) und einige Male den elektrischen Stromkreis schließen, bevor sie zur Ruhe kommen, sind mehrfach ausgelöste Tasten unter mechanischen Tastaturen weitverbreitet. Eine gute Tastatur-Firmware sollte die zusätzlichen Eingaben herausfiltern und sicherstellen, dass nur ein Tastendruck (Auf- und Ab-Bewegung) an den PC gesendet wird. Das haben wir mit dem Programm Switch Hitter getestet.
Die Corsair K70 MK.2 Rapidfire zeigt keine Anzeichen von Kontaktprellen, der Tastendruck wird bei allen Tasten genau einmal registriert. Wie man sieht, benötigt jede Taste eine bestimmte Zeit, um wieder zu ihrer Startposition zurückzukehren, nachdem sie ihren tiefsten Punkt erreicht hat.
Gaming und Produktivität
Obwohl es sich hierbei um einen sehr subjektiven Eindruck handelt, ist das Spielen auf der Corsair K70 MK.2 Rapidfire vor allem für FPS-, MOBA- und eSports-Fans ein tolles Erlebnis. Wir haben in PUBG und im Multiplayer von Battlefield V mehrere Runden gespielt und die schnellere Reaktionszeit der Tasten scheint in Situationen, in denen schnelle Entscheidungen gefragt sind, tatsächlich ein zusätzlicher Vorteil zu sein. Die Möglichkeit, bestimmte Ereignisse im Spiel durch die RGB-Beleuchtung anzeigen zu lassen, ist teilweise sehr praktisch um Ablenkungen zu vermeiden und einen Eindruck von der Umgebung im Spiel aus peripherem Sehen zu gewinnen.
Cherry MX Red war zwar bislang die klassische Wahl für einen Gaming-Switch, doch auch dieser besitzt einen Vorlauf von 2 mm gegenüber nur 1,2 mm beim Speed-Switch. Daher müssen sich Spieler, die von roten MX-Switches wechseln, möglicherweise zuerst an den schnelleren und kürzeren Druckpunkt des Speed-Switchs gewöhnen.
Das Tippen auf der Corsair K70 MK.2 Rapidfire macht nach der Eingewöhnungsphase Spaß. Auch nachdem wir die Tastatur nun schon seit einigen Monaten testen, gab es beim Verfassen dieses Tests den einen oder anderen Tippfehler. Die Makrofunktionen in iCUE sind sehr praktisch und die Möglichkeit, Tasten beispielsweise die Funktion zuzuweisen, bestimmte Textpassagen einzufügen, um diese nicht gänzlich neu tippen zu müssen, oder den Verlauf der Zwischenablage abzurufen, können den Arbeitsfluss merklich beschleunigen.
Fazit
Bevor man 190 Euro für eine Tastatur ausgibt, sollte man sich über die Vor- und Nachteile und die eigenen Bedürfnisse im Klaren sein. Nachdem wir die Corsair K70 MK.2 Rapidfire nun schon mehrere Monate lang den Launen des Alltags ausgesetzt haben, stellen wir fest, dass die Tastatur unserem zugegebenermaßen nicht gerade sanften Gebrauch standgehalten hat. Das Design der K70 MK.2 stimmt, die Tastenabstände sind nahezu perfekt und die Aluminiumbasis sorgt beim Gaming und Tippen für ein sehr wertiges Gefühl. Außerdem profitiert man bei der K70 MK.2 von Onboard-Hardwareprofilen, guten RGB-Effekten und USB-Passthrough. Zusätzliche, programmierbare Tasten gibt es zwar nicht, dies wirkt sich jedoch weder auf das Arbeiten noch auf das Gaming mit der Tastatur aus.
Da man bei der Wahl der Switches flexibel ist und der Treiber eine fast grenzenlose Anzahl von Anpassungen bietet, sollte die Corsair K70 MK.2 Rapidfire auf der Liste weit oben stehen, wenn man nach einer Gaming-Tastatur sucht, mit der man Konkurrenten überlisten kann - sofern man bereit dazu ist, seine Reflexe umzutrainieren.
Allerdings ist die K70 MK.2 Rapidfire nicht konkurrenzlos. Gigabytes Aorus K9 setzt auf optische Flaretech-Switches, die für 100 Millionen Tastenanschläge ausgelegt sind und kostet 116 US-Dollar (~107 Euro), während die mittlerweile für 160 US-Dollar (~148 Euro) erhältliche Razer Huntsman Elite über IR-basierte optomechanische Switches mit einem 1,5-mm-Druckpunkt verfügt. Trotzdem ist die Corsair K70 MK.2 für diejenigen, die die klickenden Tippgeräusche von Cherry-MX-Switches bevorzugen und Funktionen wie USB-Passthrough und die Anpassungsmöglichkeiten der iCUE-Software benötigen, eine Überlegung wert.