Suunto 9 Peak im Smartwatch-Test: Tolles GPS, schwacher Pulsmesser
Gehäuse und Ausstattung – Viel Hardware in flachem Gehäuse
Das nordische Design der Suunto 9 Peak unterscheidet sich deutlich von den großvolumigen Bauformen einer Garmin Enduro oder Fenix 6 oder eben der 15 g schwereren 9 Baro aus derselben Modellreihe. Mit 10,6 mm ist die Sport-Uhr sogar dünner als klassische Smartwatches wie die Galaxy Watch 3 (11,1 mm) und Galaxy Active2 (10,9) und unterbietet auch die Apple Watch noch um 1 mm.
Für das Displayglas verwendet Suunto Saphirkristall. Beim Gehäuse des Testgeräts kombinieren die Finnen glasfaserverstärktes Polyamid mit Titan (Härtegrad 5); bei den zwei günstigeren der insgesamt vier Farbvarianten erhöht Edelstahl anstelle von Titan das Gewicht um 10 g bei identischen Abmessungen. Das 22-mm-Band mit Standardschließe und einem Metallstift zum Fixieren des Bandendes ist bei allen aus Silikon und lässt sich dank Schnellverschluss leicht wechseln.
Wassersportler können mit der Suunto 9 Peak bis 10 m in die Tiefe gehen, im Gelände empfängt sie die Signale der Satellitennavigationssysteme GPS, GLONASS, Galileo, Beidou und QZSS. Zur weiteren Ausstattung zählen unter anderem Sensoren zum Messen von Luftdruck-, Höhe und Temperatur. Am Handgelenk misst sie die Hauttemperatur, ansonsten auch beispielsweise die Wassertemperatur. Ein neuer PPG-Sensor misst erstmals bei einer Suunto 9 zusätzlich die Blutsauerstoffsättigung, um vor allem bei großen Höhenänderungen die körperliche Verfassung zu beurteilen.
Das Display hellte sich noch bei der 9 Baro nur auf Knopfdruck auf; bei der 9 Peak reagiert es bei Anheben des Armes, was bei Wearables für das Handgelenk schon länger Standard ist, und reguliert seine Helligkeit automatisch. Wichtig ist das überwiegend am Abend und im Gebäude, wo die Beleuchtung allerdings gelegentlich immer noch hätte heller sein dürfen. Im Freien ist das transflektive Display selbst bei hellem Sonnenschein gut lesbar.
Eine weitere Verbesserung, die sich in der Praxis bewährt, finden wir beim Ladeadapter: Den kantigen Magnetstecker hat Suunto durch eine Ladeschale ersetzt, die als Untergrund für die Uhr plan auf dem Tisch liegt. Dank der kreisförmig angeordneten Kontakte muss man kaum darauf achten, wie man die Suunto 9 Peak darauf ablegt.
Einrichtung und Bedienung – Endlich mit OTA-Update
Die Suunto-App für Smartphones gibt es sowohl im Play Store als auch bei Apples. Über die App lässt sich die 9 Peak auch aktualisieren – das war bei der 9 Baro nur über einen per Kabel verbundenen Computer möglich. In der App wählt man die Sportmodi aus und erstellt individuelle Profile mit personalisierten Trainingsbildschirmen. Darüber hinaus erfolgen die meisten weiteren Einstellungen auf der Smartwatch selbst – was gut ist, denn mit jedem Öffnen der Uhr-Einstellungen startet die App die Synchronisation und blockiert für einige Augenblicke die Eingabe.
Bei Suunto stehen die sportlichen Aktivitäten im Vordergrund: Der Startbildschirm der App listet die Workouts der vergangenen Tage. Zur Tagesstatistik und dem Verlauf von Schritten, Kalorienverbrauch oder Schlaf über Tage und Wochen, die bei anderen Herstellern oft an erster Stelle stehen, muss man navigieren.
Fast alle Bedienschritte auf der Uhr führt man wahlweise über den Touchscreen oder die Tasten aus, lediglich "zurück" kommt man aus den meisten Menüs nur über eine Geste. Die drei länglichen Knöpfe haben einen guten Druckpunkt und geben ein sattes Klicken von sich.
Um zu den Benachrichtigungen zu gelangen muss man zwei Tasten drücken oder Gesten anwenden. Die erste von ihnen erfolgte im Test oft zöglichlich, ebenso wie der erste Bedienschritt zum Öffnen der Widgets, die sich unterhalb des Zifferblatts aneinander reihen. Sie präsentieren unter anderem die Herzfrequenz, Blutsauerstoffsättigung, Schrittzähler und den Trainingsstatus.
Ein langer Druck auf die mittlere Taste öffnet ein Schnellmenü, um kurzfristig einen Alarm, den Timer, den Nicht-stören-Modus oder eine permanente Hintergrundbeleuchtung zu aktivieren. Mehr als einen individuellen Alarm kann man bei der Suunto 9 nicht einstellen. Darüber hinaus meldet sie optional Unwetterwarnungen sowie tagesaktuell, dass die Sonne gerade auf- oder untergeht. Letzteres auf Wunsch früher, um beispielsweise rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit den Rückweg anzutreten.
Sonnenauf- und Untergang gehören ebenso wie die momentane Höhe, die Herz- oder Schrittfrequenz zu den Parametern, die Suunto in einigen der insgesamt 11 Zifferblätter integriert. Für jedes von ihnen stehen 12 Farbvarianten zu Wahl, darunter auch 3 helle, die es auf der 9 Baro zumindest bis zu deren Testende nicht gab.
Telefonie und Benachrichtigungen
Eingehende Telefonate kann man über die Suunto 9 abweisen oder annehmen und das Gespräch anschließend über das Smartphone führen.
Bei den Benachrichtigungen zeigt sie das Icon der Quell-App nicht an und ersetzt Emojis in Nachrichten aus den sozialen Netzwerken durch andere Zeichen.
Gesundheit und Fitness – GPS spitze, Puls(-Sensor) schwach
Über die aktiv aufgezeichneten Workouts hinaus zählt die Suunto 9 Peak tagsüber die Schritte, berechnet den Kalorienverbrauch und schließt aus der Aktivität und der nächtlichen Erholung auf die verbleibenden körpereigenen Ressourcen. Die Suunto-App visualisiert Schritte, Kalorienverbrauch, Schlafdauer, Aktivitätsminuten und das Fitness-Niveau jeweils für den aktuellen und die zurückliegenden Tage bis über mehrere Wochen, Monate und Jahre hinweg.
Über die Suunto-App verbindet man sein Konto bei Bedarf mit Strava, Adidas Running oder Komoot. Auf dem iPhone verbindet sich die Suunto-App mit Apple Health.
Herzfrequenz und Blutsauerstoffsättigung
Die 9 Baro zeichnete bereits rund um die Uhr die Herzfrequenz auf. Der neue PPG-Sensor der 9 Peak schätzt zusätzlich die Blutsauerstoffsättigung (SpO2) und ermöglicht damit unter anderem die Kontrolle der Höhenakklimatisierung bei Outdoor-Aktivitäten im Gebirge.
Bevor das zugehörige Widget die Messung startet, zeigt es den zuletzt automatisch gemessenen Wert, der mal 30 Minuten, mal 4 Stunden zurückliegt: Wearables nehmen die lichtempfindliche SpO2-Messung in der Regel nicht in festen zeitlichen Rhythmen vor, sondern in möglichst günstigen bewegungsarmen Momenten. Als normal gilt eine Sättigung zwischen 95 und 98 %. Das Ergebnis der automatischen Messungen lag im Test öfter unter 80 %, im schlechtesten Fall bei nur 75 % – was einem spürbar schlechten Gesundheitszustand entspräche und im Testzeitraum so sicher nicht zutraf.
Während für diese Werte noch ungünstige Bedingungen verantwortlich gemacht werden könnten, gibt es für die Differenzen in der Messreihe kaum eine Erklärung. Die zeitgleich mit einem zertifizierten Pulsoximeter erhobene Messung erfolgte jeweils in Ruhe, die Abweichungen liegen aber dennoch zum Teil deutlich außerhalb der Toleranz von 3 Prozentpunkten, die wir bei anderen Wearables gelegentlich feststellen.
Schlaf-Tracking
Die Smartwatch gibt Einschlaf- und Aufwachzeit wieder, Wach- und Tiefschlafzeit, Gesamtschlafdauer und durchschnittliche Herzfrequenz. Die letzten beiden Parameter auch für die zurückliegenden Tage. Die weiteren Schlafphasen, REM (Rapid Eye Movement) und leichter Schlaf, schlüsselt Suunto nicht auf. Die App kombiniert die Schlafdauer wahlweise mit der Schlafqualität, durchschnittlichen Herzfrequenz, Zahl der Trainingseinheiten oder den Reserven beim Aufwachen und zeichnet darüber ein Diagramm über mehrere Tage, Wochen, Monate oder Jahre.
Trainingsaufzeichnung
Über die Suunto-App kann man sein Konto mit Diensten wie TrainingPeaks, adidas Running und Strava verbinden. Die mehr als 80 Modi für ein Workout mit der Suunto 9 Peak kann man um weitere ergänzen, indem man in der App die Trainingsbildschirme für eine Sportart nach eigener Maßgabe zusammenstellt und als Profil speichert. Auf der Uhr setzt man vor dem Start optional ein Zeit- oder Distanzziel, eine angestrebte Tempo- oder Herzfrequenzzone oder feste Intervall- und Erholungszeiten (ab jeweils 10 Sekunden) für ein Intervall-Training. Die Wechsel signalisierte das Testgerät allerdings weder akustisch noch per Vibration.
SuuntoPlus
Unter dem Namen SuuntoPlus ergänzt Suunto bei den Modellfamilien Suunto 5 und Suunto 9 ausgewählte Premiumfunktionen. Auszugsweise zählen dazu beispielsweise für die Strecke relevante Wetterinfos oder ein "Ghost Runner", gegen den man beim Laufen antritt, um sich zu verbessern. Die Funktion "Climb" sammelt zusätzliche Informationen zu Steigung und Gefälle und berechnet neben dem tatsächlichen Tempo eine Normalized Graded Pace (NGP) für einen Lauf unter vergleichbaren Bedingungen auf ebener Strecke. "Sprint" erkennt und protokolliert Sprints beim Laufen und Radfahren automatisch; "Strava Relative Effort" ist für Abonnenten von Strava Summit interessant, die nach der Synchronisation mit Strava dort zusätzliche Leistungsdaten sehen.
Die Trainingsprotokolle fallen je nach Sportart ausgesprochen detailliert aus. Schon auf der Uhr weist die Multisport-Uhr laut Suunto sportartenübergreifend insgesamt 50 Parameter aus, wie etwa die Schwimmzugeffizienz (SWOLF) beim Schwimmen, wo der Tracker auch unter Wasser die Herzfrequenz misst. Das nachfolgende Protokoll gibt exemplarisch einen Traillauf wieder, bei dem die Climb-Funktion aktiviert war. In der App muss man in drei Abschnitten horizontal weiter blättern, um alle Statistiken, Diagramme und Rundeninformationen einzusehen. Die zusätzlichen Seiten folgen als Ausschnitt nach dem jeweiligen Vollbildschirm.
Die Herzfrequenz erfasste parallel dazu ein Brustgurt von Polar. Wenige Minuten nach dem Start fiel die Herzfrequenz leicht ab, weil es in diesem Abschnitt bergab ging. Im gleichen Abschnitt verzeichnet die Suunto 9 Peak einen starken Anstieg der Herzfrequenz, der nicht nachvollziehbar ist. Auch im weiteren Verlauf zeigt das Protokoll mehrere außergewöhnliche Spitzen.
Mit einem kurzen HIIT (High Intensity Intervall Training) mit 3 Zyklen aus jeweils 1 Minute Seilspringen und 2 Erholungsminuten testen wir, wie gut sich der PPG-Sensor der schnell steigenden Herzfrequenz anpasst. In allen drei Durchläufen kommt die Suunto 9 Peak der steigenden Herzfrequenz nur langsam nach und erreicht in den Leistungsphasen auch nach einer Minute jeweils nicht die Spitze.
GPS und Navigation
Die Suunto 9 Peak bietet mehrere Optionen für die Navigation: Im Rahmen einer GPS-gestützten Aktivität kann man mit Hilfe einer Find-Back-Funktion jederzeit zum Start zurück finden. Zudem kann man POIs (Points of Interest), speichern und unterwegs über eine Peilnavigation orten. Als POI kann man beispielsweise vor Ort ein Hotel, den Parkplatz oder eine Sehenswürdigkeit direkt auf der Suunto 9 Peak speichern. Alternativ lassen sich in der Kartenansicht der App Zielpunkte suchen und als POI auf die Uhr übertragen. Über die Karte lassen sich zudem Routen erstellen oder importieren und einschließlich einer Turn-by-turn-Navigation mit der 9 Peak synchronisieren, allerdings ohne das Kartenmatierial.
Die Kartenansicht der Suunto-App bietet ausgereifte Funktionen für die Routenerstellung. Heatmaps für Sportarten wie Laufen, Trailrunnging, Radfahren und Mountainbiking sowie Triathlon, Bergsteigen und einige Winter- und Wassersportarten können dabei helfen. Alternativ importiert man Routen im GPX-Format oder nutzt Komoot: Markiert man nach der Kontenverknüpfung eine Komoot-Tour als geplant, kann man sie in der Suunto-App auswählen und auf die Uhr übertragen. Für den Export von Routen und Workouts stehen die Formate GPX und FIT zur Wahl.
Um den Trainingsfortschritt auf einer bestimmten Strecke zu verfolgen, bietet sich unter Umständen die Snap-to-Route-Funktion an: Hierfür lädt man die Strecke zuvor auf die Sportuhr und wählt in den Trainingseinstellungen unter Navigation den Menüpunkt Route folgen für die betreffende Route. Die Suunto 9 Peak prüft dann während des Workouts lediglich, ob man sich auf der gewählten Route befindet und verwendet für die Trainingsanalyse den fixierten Streckenverlauf.
Die Suunto 9 Peak erkennt die Signale von insgesamt 5 Satellitennavigationssystemen und verbindet sich mit jeweils drei von ihnen parallel. Im Test ermittelte sie in mehreren GPS-gestützten Workouts jeweils die gleiche Distanz. Die Ausschnittvergrößerungen belegen eine hohe Spurtreue: Die Abweichung von der Gerade im linken Bild deckt sich mit dem Radweg, der an dieser Stelle etwas abseits der Straße verläuft. Im zweiten Bild markiert ein Schlenker ganz links im Bild die langsame Durchquerung einer Fahrsperre zum Vorplatz einer Kapelle.
Akku – Lange Laufzeit, schnelles Laden
Mit 4 GPS-Profilen – Leistung, Ausdauer, Ultra und Tour – und einem zusätzlichen individuellen Profil erhöht Suunto bei Bedarf die Laufzeit während GPS-gestützter Outdoor-Aktivitäten. Im Profil Tour hält der Akku laut Suunto bis zu 7 Tage.
Bei einer Restkapazität von 25 % zeigt der Bildschirm für den Modus Tour eine verbleibende Laufzeit von 39 Stunden an, für die Modi Ultra und Ausdauer 27, respektive 15 Stunden, und für den Leistungsmodus noch 6. Im individuellen Profil setzt man die Einstellungen für Display-Timeout, Touchscreen und GPS-Genauigkeit selbst. Anstelle der Aufzeichnungsrate steht allerdings nur eine Herabsetzung der GPS-Genauigkeit von "beste" auf "gut", "okay" oder "niedrig" zur Wahl.
Für die normale Nutzung nennt Suunto eine Laufzeit von etwa 10 Tagen. Im Test stand der Akku nach einer Woche mit mehreren Workouts, davon etwa 2 Stunden mit GPS, und mehrfach längerer Display-Aktivierung für die Aufnahmen der Screens noch bei 25 %.
Beim Laden erlangte sie bei einer Restkapazität von 1 % in 9 Minuten wieder 25 % der Gesamtkapazität und benötigte für die volle Ladung keine ganze Stunde.
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Fazit
Mit ihrem gleichermaßen sportlichen wie eleganten Design ist die smarte Suunto 9 Peak im Gefilde der Sportuhren von Suunto, Garmin oder Polar eine Ausnahmeerscheinung. Dennoch überzeugt sie im Test nur bedingt.
Die Suunto 9 Peak ist derzeit mit Abstand die eleganteste Sportuhr am Markt.
Technisch brilliert sie hinsichtlich der GPS-Genauigkeit, versagt aber noch bei der Messung der Sauerstoffsättigung. Der optische Sensor macht gegenüber einer Polar Vantage V2 oder Garmin Venu 2s auch bei der Pulsmessung keine gute Figur und wertet die Herzfrequenzvariabilität nicht aus, um auf eventuelle Stresssymptome hinzuweisen. Während Suunto der Trainingsanalyse größtmögliche Beachtung schenkt, vernachlässigen die Finnen im Alltag außerhalb des Trainings: Die Distanz und überwundenen Höhenmeter durch die normale Bewegung etwa, Veränderungen der Hauttemperatur und Details zu den Schlafphasen liefert Suunto gar nicht oder nur oberflächlich. Hier bleibt einiges liegen, was die umfangreiche Sensorausstattung der Suunto 9 Peak leisten kann.
Garmin und Polar gelingt der Schwenk von reinen Sportcomputern zu Sportuhren mit smarten Funktionen besser. Sie integrieren auch Musikfunktionen und binden Wetterinformationen nicht an eine Aktivität sondern synchronisieren sie regelmäßig über das Smartphone. Trotz der Verbesserungen gegenüber der Suunto 9 Baro bleibt noch viel Raum für Verbesserungen.
Preis und Verfügbarkeit
Das Testgerät mit Titan-Lünette kostet beim Hersteller 699 Euro. Bis Testende hielt sich der Preis für die Suunto 9 Peak Granite Blue Titanium auch bei Amazon. Die Modellversionen mit Edelstahl-Lünette kosten beim Hersteller 569 Euro und im gleichen Zeitraum bei Amazon etwa 560 Euro.
Preisvergleich
Weitere Fotografien, Bildschirmaufnahmen und Infografiken im Test: Inge Schwabe