Smartphone Fotovergleich: Zwei Herausforderer mit Spitzenkameras auf einem Alpengipfel

Unsere beiden Testkandidaten sind:

• Das Sony Xperia 1 VI ist das aktuelle Flaggschiff des Herstellers, welches einige eher ungewöhnliche Merkmale für ein High-End-Smartphone aufweist: So besitzt es einen 3,5mm-Audioport, einen microSD-Leser und eine Auslösertaste für die Kamera. Apropos Kamera: Hier verbaut Sony neben dem Exmor-T-Sensor mit 48 Megapixel als Hauptkamera auch eine 12-Megapixel-Telekamera mit bis zu 7,1-fachem optischen Zoom. Ebenfalls 12 Megapixel besitzt die Weitwinkelkamera, welche ein Blickfeld von 123° hat. Die Optiken wurden in Zusammenarbeit mit Zeiss verfeinert. Sony hat sich laut eigener Aussage diesmal auch bemüht, die Automatikfunktionen zu verbessern, während gleichzeitig zahlreiche Profi-Optionen in der Kamerasoftware bereitstehen, um den Bildern individuell gestalten zu können. Das Sony Xperia 1 VI kostet zum Testzeitpunkt etwa 1.380 Euro bei amazon.de.
  
  
• Wir vergleichen Sonys Smartphone mit dem Motorola Edge 50 Ultra, welches mit knapp 950 Euro bei amazon.de deutlich günstiger zu bekommen ist. Beim Prozessor muss man schon mal leichte Abstriche machen, da hier nicht das Spitzen-SoC von Qualcomm zum Einsatz kommt, sondern der abgespeckte Snapdragon 8s Gen 3. Dafür bietet es riesige 1 TByte Speicher, da kann man auch verschmerzen, dass es keinen microSD-Leser gibt. Das Periskop-Zoom-Teleobjektiv bietet 50 Megapixel, also nach Pixel Binning eine minimal höhere Auflösung als beim Sony-Smartphone, dafür gibt es nur einen optischen 3-fach Zoom. Der Sensor der Hauptkamera stammt von Omnivision und löst mit 64 Megapixel auf.

Wir beginnen unseren Vergleich sofort nach Ankunft am Talbahnhof und fotografieren die farbenfrohen Züge der Wendelstein-Zahnradbahn, die uns gleich auf den Berg bringen wird. Beide Optiken fangen das dramatische Licht an diesem bewölkten Tag gut ein: Die Sonne brach nämlich durch die Wolken und beleuchtete die umliegende Landschaft. Das Foto des Sony Xperia 1 VI wirkt insgesamt etwas plastischer mit deutlichere Kontrasten und kräftigeren Farben. Aber es ist ja nur die erste Aufnahme. Wir machen uns also auf den Weg hinauf zum Wendelstein, um weitere Vergleiche anzustellen.

Die Fahrt mit einer von Deutschlands ältesten Zahnradbahnen bietet spektakuläre Ausblicke. Aufgrund des Ruckelns und der nicht zu öffnenden Fenster ist ein Fotovergleich während der Fahrt aber kaum machbar. Also warten wir, bis wir uns auf dem Besucherplateau befinden, wo man neben Verpflegung auch die ersten Fernblicke bekommt.

Beide Testkandidaten zeigen bei dem Blick ins Tal eine sepktakuläre Ansicht, das Sony Xperia 1 VI hellt die Bergwiesen und Felsen im Vordergrund deutlich besser auf, die Wolken wirken aber diffuser als beim Motorola Edge 50 Ultra, wo sie kontrastreicher dargestellt werden.

Wir drehen uns um und blicken zum Gipfel des Wendelsteins, auf dem sich ein Observatorium der Ludwig-Maximilians-Universität München befindet. Gleich vor uns das Wirtshaus mit seinen Sitzbänken für müde Wanderer, schließlich kann man den Wendelstein auch zu Fuß erklimmen.

Bei einer Weitwinkelaufnahme fällt auf, dass das Motorola Edge 50 Ultra ein deutlich größeres Blickfeld besitzt. Vermutlich beschneidet Sony das Bild, um so Verzerrungen durch die Weitwinkellinse an den Rändern zu verdecken. Falls dem so ist, macht die Motorola-Software hier einen sehr guten Job, diese herauszurechnen, hier sind nämlich trotz großem Blickfeld keine Verzerrungen zu sehen.

Vergrößert man die Bilder etwas, so sieht man aber, dass Sonys Kamera deutlich detailreichere Fotos macht und beispielsweise das Wirtshaus-Schild deutlich schärfer darstellt. Auch Konturen wie bei dem rot-weiß-gestreiften Mast auf dem Gipfel sind bei der Aufnahme aus dem Sony-Handy deutlich schärfer und wirken nicht künstlich nachgeschärft.

Nun wollen wir uns die Zoom-Fertigkeiten der beiden Kameras genauer ansehen, dafür entdecken wir auf einer unterhalb gelegenen Bergwiese und hinter der Zahnradbahn-Strecke eine Hütte. Hier ist zu beachten, dass die teils etwas diesige Bildqualität von den duchrziehenden Wolken kommt.

Wir beginnen mit dem Motorola-Smartphone: Während der Weitwinkel-Shot einen sehr gut Überblick gibt, zeigt das Foto ohne Zoom mit der Hauptkamera die Hütte schon deutlich näher. Bis zu 5-fachem Zoom lassen sich tolle Fotos mit dem Motorola Edge 50 Ultra machen und die Hütte ist sehr gut zu erkennen. Danach wird der Digital-Zoom sichtbar: Während die Aufnahme bei 20-fachem Zoom noch ganz brauchbar ist, gehen bei der Vergrößerung auf 50-fachen Zoom bereits deutlich Details verloren. Bei 100-facher Vergrößerung wirkt das Bild unscharf.

Als Ersatz für ein Fernglas ist es sehr praktisch, so nahe herangehen zu können. Für wirkliche Fotoaufnahmen ist die Qualität bei maximalem Zoom dann aber doch zu gering, um einen wirklichen Nutzen zu haben.

Sony lässt hier den Profi raushängen und solche Spielereien wie einen ausufernden Digital-Zoom nicht zu. Bei 21-facher Vergrößerung ist Schluss, was angesichts des 7,1-fachen optischen Zooms etwa einer digitalen 3-fach-Vergrößerung entspricht.

Einen sonderlich guten Job bei der Nachbearbeitung der Fotos macht das Sony-Phone allerdings nicht, selbst wenn man den Wolkenschleier abzieht. Das Foto wirkt schon bei 5-facher Vergrößerung weniger detailreich als das von Motorola. Bei maximalem Zoom, also 21-fach beim Sony Xperia 1 VI, wirkt das Bild aus dem Motorola-Handy vergleichsweise wesentlich greifbarer und schärfer.

Wir entdecken den Eingang zur Wendelsteinhöhle gleich in der Nähe. Diese führt tief in den Berg hinein und sollte uns einen guten Eindruck geben, wie die Smartphone-Kameras mit schwierigen Lichtsituationen umgehen. Die feuchte Luft im Inneren des Berges stellt eine zusätzliche Herausforderung für uns und die Kameraobjektive dar.

Während des Abstiegs über 82 glitischige Stufen drehen wir uns um und fotografieren den Höhleneingang mit beiden Kameras. Während das Motorola-Smartphone sehr nüchtern mit der Situation umgeht, erzeugt das Sony eine regenbogenfarbene Lichtcorona um den Eingang. Sicherlich das deutlich spektakulärere Bild, dem echten Eindruck der Situation kommt aber natürlich das Motorola Edge 50 Ultra näher.

Wir dringen weiter in die Höhle vor. Dort entdecken wir die Kältefalle, den natürlichen Höhleneingang, der es durch die speziellen klimatischen Bedingungen ermöglicht, dass auch im Sommer noch Schnee liegen kann. Wir entschließen uns zu einer zweiten Zoomreihe aus dem Dunkeln der Höhle hinauf bis zum Felsen außerhalb.

Das Motorola-Phone macht unter den schwierigen Bedinungen gute Aufnahmen, die sehr starken Digital-Zoom-Stufen zeigen sich hier aber als quasi unbrauchbar.

Das Sony-Phone zeigt eine weniger starke HDR-Optimierung bei geringen Brennweiten und stellt den Himmel außerhalb der Höhle nur als gleißendes Licht dar. Zoomt man stärker heran, so erfolgt allerdings ein besseren Umgang mit starken Kontrasten: Der Felsen im Freien wird deutlich detailreicher dargestellt. Sobald der Digital-Zoom greifen soll, nimmt die Bildqualität wieder stark ab.

Als wir weiter in die Höhle vordringen, machen wir ein Foto im schummrigen Licht der Höhle. Das Sony-Phone kann hier wieder seine überlegene Detailschärfe zeigen und bietet höhere Kontraste. Zwar hellt auch das Motorola-Phone gut auf, es erzeugt allerdings ein deutlich flacheres Bild mit weniger Kontrast und weniger Details.

Als wir im "Dom", der tiefsten zugänglichen Stelle der Höhle ankommen, machen wir noch ein Vergleichsvideo mit beiden Smartphones in FullHD und mit 30 fps. Auch hier herrschen natürlich schwierige Lichtsituationen und man merkt es bei beiden Phones daran, dass der Autofokus Anfangs Probleme macht.

Mit dem Flackern der LED-Beleuchtung des Kreuzes haben zudem beide Phones ein Problem, da sie keinen Anti-Flacker-Sensor wie beispielsweise das Honor Magic4 Pro besitzen. Insgesamt gelingen aber gute Videoaufnahmen auch bei sehr wenig Licht.

Wir gehen wieder nach draußen und schauen uns auf einer Bergwiese eine Blume genauer an.

Hier gefällt uns das Foto aus dem Motorola-Handy tatsächlich deutlich besser, da es den Fokus besser setzt und deutlich besser aufhellt.