Preview: Lenovo ThinkPad X1 Nano vs. Apple MacBook Air M1
Im Jahr 2008 hat Steve Jobs das erste Apple MacBook Air vorgestellt. Viele Nutzer werden sich noch an das Video erinnern, in dem das Gerät aus einem normalen Briefumschlag herausgezogen wurde. Lenovo hat das allerdings nicht auf sich sitzen lassen und mit einem eigenen Video gekontert, in dem auch das ThinkPad X300, welches deutlich mehr Anschlüsse bot, ebenfalls in einen solchen Briefumschlag passte.
Lange hat uns das ThinkPad X300 aber nicht begleitet, denn nach nur zwei Generationen (X300 und X301) wurde das Modell durch das X1 und später das X1 Carbon (14 Zoll) ersetzt, während das MacBook Air bis heute eines der beliebtesten Notebooks überhaupt ist. Mit dem brandneuen ThinkPad X1 Nano bringt Lenovo nun wieder ein extrem kompaktes 13-Zoll-Notebook auf den Markt. Wir vergleichen es daher mit dem MacBook Air M1, welches dank Apples eigenem ARM-Prozessor seit einigen Monaten für Aufsehen sorgt und auch in unseren Testberichten sehr gut abgeschnitten hat. Wir wollen uns die beiden Geräte daher schon einmal ansehen und die wichtigsten Eigenschaften miteinander vergleichen.
Hinweis: Es handelt sich nur um eine Vorschau, das Testgerät des neuen ThinkPad X1 Nano erwarten wir in ca. 3-4 Wochen. Dann wird es auch unseren kompletten Test inklusive aller Benchmarks und Messergebnisse geben.
Gehäuse: Alu-Unibody vs. Kohlefaser und Magnesium
Apple setzt nach wie vor auf ein Unibody-Aluminiumgehäuse, welches sehr gut verarbeitet ist. Das X1 Nano gibt sich in seiner schwarzen Hülle hingegen direkt als ThinkPad zu erkennen. Hier kommen Kohlefaser sowie eine Magnesiumlegierung zum Einsatz. Zur Stabilität des ThinkPads können wir noch nichts sagen, aber zur Größe und dem Gewicht. Im direkten Vergleich gewinnt das neue ThinkPad X1 Nano deutlich: Es ist dünner, nimmt weniger Stellfläche ein und ist auch noch knapp 400 Gramm leichter als das MacBook Air.
Ausstattung - Beide Laptops mit wenig Anschlüssen
Während sich Lenovo über die maue Anschlussvielfalt des ersten MacBook Air im Jahr 2008 noch lustig gemacht hat, wird der Minimalismus nun kopiert. Beide Laptops bieten lediglich zwei USB-C-Anschlüsse und einen 3,5-mm-Audio-Stecker. Das ThinkPad bietet jedoch zwei vollwertige Thunderbolt-4-Stecker. Optional ist das ThinkPad zudem mit einem integrierten LTE-Modem bzw. sogar einem 5G-Modem verfügbar.
Eingabegeräte - Bestes Touchpad vs. beste Tastatur?
Das MacBook Air bietet das beste Touchpad, dass man kaufen kann. Wer es schon einmal benutzt hat fragt sich automatisch, warum Hersteller von Windows-Laptops das nicht auch hinbekommen. Die Tastatur ist ebenfalls ordentlich, allerdings gibt es gerade im Business-Segment bessere Eingaben.
Also automatisch ein Vorteil für das ThinkPad? Wir sind hier erst einmal vorsichtig, denn das dünne Gehäuse wird unter anderem mit einem weiter verkürzten Tastenhub erkauft. Vor zwei Jahren wurde der Tastenhub des ThinkPad X1 Carbon von 1,8 auf 1,5 mm reduziert, was man in der Praxis leider auch deutlich spürt. Die Tastatur ist immer noch gut, aber andere ThinkPads wie beispielsweise das X1 Extreme haben einen Vorteil. Für das ThinkPad X1 Nano wurde der Tastenhub nun weiter auf 1,35 mm reduziert, was uns etwas Sorgen macht. Wir müssen die Tastatur natürlich noch ausprobieren, doch wir befürchten, dass die Qualität hier erneut schlechter geworden ist.
Display - 16:10 vs. 16:10
Während Apple in den letzten Jahren praktisch der einzige Hersteller mit 16:10-Displays war, kehrt nun auch die Windows-Welt den 16:9-Panels zunehmend den Rücken und verbaut auch endlich wieder vermehrt 16:10-Monitore. Die beiden Panels bieten verschiedene Vorteile: Apple bietet mehr Pixel, die etwas größere Diagonale und den größeren P3-Farbraum, Lenovo hingegen setzt auf einen matten Bildschirm mit einer etwas höheren Helligkeit, der optional auch als Touchscreen verfügbar ist.
Leistung: Apple M1 vs. Intel Evo
Bei der Leistung ist es nicht der Vergleich zwischen Apple und Lenovo, sondern Apple und Intel. Das ThinkPad X1 Nano setzt auf die aktuellen Tiger-lake-Prozessoren von Intel, allerdings die UP4-Ausbaustufe mit einem geringeren Stromverbrauch im Bereich von 7-15 Watt. Das ist interessant, denn hier haben wir es mit einem direkten Konkurrenten von Apples M1-ARM-Chip zu tun.
Da wir noch keine Benchmarkergebnisse für die "kleinen" Tiger-Lake-Chips haben, nehmen wir einfach ein schnelleres Modell zum Vergleich, hier am Beispiel von Intels NUC-M15-Referenzdesign (Schenker Vision 15) und dem Benchmark Cinebench R23, da dieser bereits nativ auf dem MacBook Air M1 läuft. Obwohl der Tiger-Lake-Prozessor (1165G7, UP3) mit bis zu 50 Watt hier deutlich mehr Strom verbrauchen darf, wird er von Apples passiv gekühlten Einsteiger-Chip ganz klar geschlagen. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass der Tiger-Lake-UP4-Prozessor im X1 Nano vermutlich nur bis zu 15 Watt verbrauchen darf, dann sieht die Situation hier ziemlich düster für Intel aus.
Massenspeicher - PCIe-SSDs mit Einschränkungen
Beide Notebooks sind ausschließlich mit schnellen PCIe-SSDs ausgestattet. Beim MacBook Air ist der Massenspeicher verlötet, dafür sind ab Werk aber auch schon bis zu 2 TB möglich. Beim Blick auf die Specs des ThinkPad X1 Nano sind wir hingegen enttäuscht. Es kommt zwar eine austauschbare M.2-SSD zum Einsatz, aber nur ein kurzes 2242-Laufwerk, die viel seltener sind. Ein weiteres Problem ist die Schnittstelle. nicht nur PCIe-4.0 wird dem Nutzer verwehrt, es handelt sich sogar nur um ein PCIe-3.0-x2-Interface. Hier lässt Lenovo also unnötig Leistung liegen.
Emissionen und Akkulaufzeit
Da das MacBook Air im Gegensatz zum ThinkPad X1 Nano ohne Lüfter auskommt, liegt der Vorteil hier ganz klar bei Apple. Bei den Akkulaufzeiten sind wir tatsächlich gespannt, denn Lenovo gibt in den technischen Daten mehr als 13 Stunden an; in einer Beschreibung war sogar die Rede von knapp 18 Stunden. Apple hat auf jeden Fall gut vorgelegt, denn das Air hat in unserem WLAN-Test 16 Stunden lang durchgehalten.
Preis: Apple mit niedrigerem Einstiegspreis
Der Grundpreis des Apple MacBook Air M1 liegt bei 1.129 Euro und ist damit deutlich niedriger als beim ThinkPad X1 Nano, welches derzeit bei rund 1.900 Euro startet. Ausstattungsbereinigt ist die Differenz aber deutlich geringer. Wenn man jetzt noch die Garantie des MacBook Air auf 3 Jahre erweitert (249 €), sind es nur noch 11 Euro Unterschied.
ThinkPad X1 Nano | Apple MacBook Air M1 | |
---|---|---|
CPU | Intel Core i5-1130G7 (Tiger Lake UP4) | Apple M1 8C |
GPU | Intel Xe Graphics (80 EUs) | Apple M1 8C |
RAM | 16 GB LPDDR4X-4266 | 16 GB LPDDR4X |
Display | 13 Zoll, 16:10, 450 Nits, sRGB | 13,3-Zoll, 16:10, 400 Nits, P3 |
Auflösung | 2.160 x 1.350 | 2.560 x 1.600 |
Garantie | 3 Jahre | 1 Jahr |
Preis | 1.889 € | 1.629 € |
Erstes Fazit: Viele Ähnlichkeiten, aber die CPUs machen den Unterschied
Von außen betrachtet sind die beiden Notebooks zunächst einmal sehr ähnlich. Vergleichbare Bildschirme, praktisch identische Ausstattungen und ausstattungsbereinigt auch fast identische Preise.
Lenovo hat einen Vorteil, wenn es um die Dimensionen und vor allem das Gewicht geht. Nur etwas mehr als 900 Gramm sind schon eine Ansage, allerdings müssen wir noch sehen, ob das geringe Gewicht negative Auswirkungen auf die Stabilität hat. Das MacBook Air ist etwas schwerer, aber hier bekommt man auch ein bewährtes und extrem hochwertiges Gehäuse.
Auch bei den Displays herrscht fast Gleichstand, denn nach vielen Jahren mit 16:9-Panels gibt es im ThinkPad X1 Nano wieder ein 16:10-Panel. Lenovos Bildschirm ist matt, etwas heller, unterstützt HDR und ist optional auch als Touchscreen erhältlich, Apple bietet hingegen die höhere Auflösung und die bessere P3-Farbraumabdeckung.
Die Ausstattung ist ebenfalls vergleichbar, wobei das ThinkPad hier leichte Vorteile hat (Thunderbolt 4, schnelleres WLAN) und optional auch mit LTE- bzw. 5G-Modem erhältlich ist.
Wirkliche Unterschiede zeigen sich beim Prozessor, allerdings ist es hier nicht wirklich Lenovo vs. Apple, sondern Intel vs. Apple. Das X1 Nano ist nämlich eines der ersten Geräte mit den Tiger-Lake-UP4-Prozessoren, die weniger Strom verbrauchen (7-15 Watt) und damit direkt mit dem M1-Prozessor von Apple konkurrieren, wenn es um den Stromverbrauch geht. Wir haben noch keine Benchmarkergebnisse für die UP4-CPUs von Intel, doch alles deutet darauf hin, dass der M1-Prozessor deutlich überlegen ist und dabei auch noch passiv gekühlt werden kann. Zudem glauben wir nicht, dass das ThinkPad X1 Nano die sehr guten Akkulaufzeiten des MacBook Air M1 erreicht.
Beide Geräte haben also ihre eigenen Vor- und Nachteile, doch vor allem die überlegene Leistung in Verbindung mit der vollkommen passiven Kühlung sind starke Argumente für das MacBook Air M1.