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Matter-Migration Teil 2: Eve-Homekit-Befreiung in der Praxis mit Alexa und Google

Auch bereits gekaufte Eve Energy der aktuellen Generation funktionieren dank Matter in anderen Smarthome-Systemen. (Bild: Eve Systems)
Auch bereits gekaufte Eve Energy der aktuellen Generation funktionieren dank Matter in anderen Smarthome-Systemen. (Bild: Eve Systems)
Mit Matter 1.0 wurde erst einmal ein initialer Schritt getan. Der Standard soll konstant weiterentwickelt werden. Doch es gibt auch auffallend viele Verspätungen. Immerhin konnte Notebookcheck jetzt die Eve-Smarthome-Geräte in der Praxis mit der finalen Version samt Upgrade testen, inklusive erfolgreichem Übertrag zu Amazon und Google, was zuvor unmöglich war.

Als wir unseren ersten Teil zur Matter-Migration schrieben, dachten wir noch, dass binnen weniger Wochen alles bereitstehen würde, um die Migration und vor allem das neue Zusammenspiel zwischen Smarthomes in der Praxis auszuprobieren.  Doch es dauerte und dauerte und nur vereinzelt gab es Meldungen, Matter sei einsatzbereit.

Zum 20. April war dann endlich Eve Systems bereit, nach einer langen öffentlichen Beta-Phase, sodass wir die Migration von zwei Smarthome-Geräten hin zu Matter ausprobieren konnten: Eve Energy und Eve Motion. Eve Door ließen wir bewusst auf Homekit-Ebene kommunizieren, um gegebenenfalls Unterschiede zu erkennen, denn eine Migration zu Matter ist endgültig. Der Weg zurück nicht möglich und – soweit vorweggenommen – nicht nötig. 

Getestet haben wir das Homekit-zu-Matter-Upgrade bereits unter Homekit 2. Als Thread Border Router stand ein älterer Homepod Mini bereit. Unser Apple TV 4K (1. Generation) und der große Homepod waren nicht nutzbar, da sie kein Thread beherrschen. Für Eve Energy und Eve Motion ist das aber notwendig.

Geduld und Aufmerksamkeit bei der Migration  

Die Migration auf Matter braucht bei Eve etwas Zeit und Konzentration. Zuerst muss die Eve-App in der Version 6.0 installiert werden. Rund zehn Minuten soll das pro Smarthome-Gerät dauern. Wir haben es aber in etwa fünf Minuten geschafft. 

Für die Migration wird der Homekit-Code, der etwa als Aufkleber auf den Geräten zu finden ist, komplett durch einen Matter-Code ersetzt. Den generiert die Eve-App während der Migration und fordert zum Speichern oder Ausdrucken des Codes auf. Der Code ist wichtig, um die Geräte in ein Smarthome einzubinden. 

Da die Eve-Geräte bei eventuellen Problemen ohne den neu generierten Matter-Code nur noch Elektroschrott sind, verifiziert die Eve-App, dass der neue Matter-Code auch irgendwo abgelegt wurde. Dazu kann ein Screenshot noch mal auf den korrekten Code untersucht werden oder auch ein Foto des (ausgedruckten) Codes aufgenommen werden.

Überprüfung von Voraussetzungen.
Überprüfung von Voraussetzungen.
Matter-Code-Check.
Matter-Code-Check.
Die Migration beginnt.
Die Migration beginnt.
Ohne Neustart nach einer Migration verhält sich die Eve-App etwas eigenartig.
Ohne Neustart nach einer Migration verhält sich die Eve-App etwas eigenartig.

Überspringen lässt sich der Schritt nicht. Eve erlaubt kein Upgrade, wenn nicht sichergestellt wurde, dass der Matter-Code irgendwo herumliegt. Wir empfehlen tatsächlich einen Ausdruck (parallel zur digitalen Speicherung), den man am besten in die Kartons der Geräte legt. Sicher ist sicher, auch wenn die Matter-Setup-Codes in den Einstellungen der Eve-App gespeichert werden und sich sogar mit anderen Eve-Apps (etwa auf dem iPad) synchronisieren. 

Kleiner Faux Pas: Speichert man unter iOS den Matter-Kopplungscode als Datei, wird daraus ein PDF erzeugt. Die Eve-App kann aber keine PDF-Dateien zwecks Verifikation einlesen. Also muss man von dem PDF einen Screenshot machen, den die Eve-App wiederum erkennt. 

Zu beachten ist, dass nach einer Migration auf Matter die Messdaten im Gerät gelöscht werden. Sonst gibt es kleine Unterschiede in der App. Statt Homekit wird nun Matter verwendet (Details -> Kompatibilität). Das Transportprotokoll bleibt auf Thread. Das nun aber exklusiv, denn als Matter-Gerät kann weder Eve Motion noch Eve Energy via Bluetooth mit Homekit kommunizieren. 

Eve, Matter und Thread.
Eve, Matter und Thread.
Eve Motion vor der Migration …
Eve Motion vor der Migration …
… und nach der Migration.
… und nach der Migration.

Eve schaltet die Bluetooth-Komponente mit dem Upgrade ab. Sie steht anschließend nur für das Konditionieren der Hardware zur Verfügung, nicht aber mehr für Smarthome-Funktionen. Das schließt explizit einen Fallback aus, sollte etwa der Thread-Border-Router ausfallen. 

Wer ein älteres Apple-Smarthome hat, der sollte bedenken, dass der Thread-Border-Router immer an ist, auch wenn man sich etwa daran gewöhnt hat, dies dem älteren Apple TV zu überlassen.  

Auf Altgeräte, die nur Homekit sprechen, hat das aber keinen Einfluss, die bleiben wie gewohnt im Smarthome-Netz unabhängig von dem Vorhandensein eines Thread Border Routers. 

Nach der erfolgreichen Migration konnten wir ausprobieren, wie sich die Geräte nun außerhalb des Apple-Universums verhalten. 

Amazon erlaubt Matter mittlerweile auch mit iOS

Wer sich die zahlreichen Verspätungen im Matter-Universum so angeschaut hat, der weiß, dass Amazon eine ganze Weile nicht fertig wurde. Matter-Geräte ließen sich im Alexa-Smarthome nur mit Android-Geräten integrieren. Während der Vorbereitungen befürchteten wir auch, dass wir erst mal unser Android-Handy verwenden mussten, denn bei Apples iOS oder iPadOS fehlte in der Alexa-App der Matter-Eintrag.  

Glücklicherweise ist es Amazon gelungen rechtzeitig zum Eve-Update auch die Apple-Apps zu aktualisieren. Damit klappt das Hinzufügen zur Alexa-Welt über unseren Echo Dot (*). Wer jetzt denkt, damit werden die Eve-Geräte übertragen, der irrt allerdings. Stattdessen kommt eine gewisse Redundanz ins Spiel. Sowohl über Alexa als auch über Apples Siri und Home App lassen sich nach der zweiten Kopplung die Geräte verwenden. Auch die Eve-App arbeitet weiter wie gehabt.  

Einrichtung des Eve-Motion-Sensors mit Amazon Alexa
Einrichtung des Eve-Motion-Sensors mit Amazon Alexa
In den Alexa-Einstellungen sind Eve-Geräte als solche kaum zu erkennen.
In den Alexa-Einstellungen sind Eve-Geräte als solche kaum zu erkennen.
Einfaches Interface für Eve Motion. Die Lichtdaten fehlen.
Einfaches Interface für Eve Motion. Die Lichtdaten fehlen.

Unterschiede gibt es natürlich. Alexa kennt  beispielsweise die alten Homekit-Geräte nicht. 

Damit die Matter-Geräte mit Alexa gekoppelt werden können, braucht es seitens der kontrollierenden Apple-Home-App aber eine Freigabe. Technisch bedeutet das, dass wir etwa Eve Motion in der Home-App in den Koppelmodus (Pairing) versetzt haben. Dann gibt es einen Code, den man kopiert und in der Alexa-App einfügt. 

Amazon macht das recht vorbildlich. Allerdings fragt Amazon zunächst ab, ob das Gerät ein Matter-Logo hat. Das sollte man nach einer Matter-Migration einfach mit Ja beantworten, sonst wird man wieder zur Auswahl zurückgeschickt. 

Ansonsten weißt Amazon Alexa auf Unterschiede zwischen der Erstkopplung und der Zweit- oder gar Drittkopplung hin und offeriert sehr aktiv einen nummerischen Setup-Code zu nutzen, was bei einer Zweitkopplung notwendig ist. Der Vorgang dauert so um die zwei Minuten je Smarthome-Gerät. Das ist relativ fix, da viel Zeit für die allgemeine Handhabung der Apps benötigt wird. Das Koppeln selbst ist sehr schnell.  

Seit kurzem auch unter iOS möglich: Matter-Integration in Amazon Alexa.
Seit kurzem auch unter iOS möglich: Matter-Integration in Amazon Alexa.
Usability-Problem bei Amazon: Der numerische Code darf keine Bindestriche enthalten.
Usability-Problem bei Amazon: Der numerische Code darf keine Bindestriche enthalten.
Ohne Bindestriche klappt alles.
Ohne Bindestriche klappt alles.

Bei der Kopplung von Eve Motion gab es allerdings eine Merkwürdigkeit. Zwar wurde der Bewegungssensor eingebunden, doch die Lichtmessung ist nicht unter Amazons Smarthome verfügbar. Auch ein zweites Koppeln behob das Problem nicht. Eve Energy machte hingegen keine Probleme bei der Migration. 

Ideal ist die Integration allerdings nicht. Dass die Geräte von Eve Systems sind, erkennt man nur in den Details der Einstellungen. Dort heißt es in der Beschreibung: "Eve Systems Smart Device". Als Name hat Amazon in der englischen Beschreibung für Eve Energy etwa "First Plug" eingetragen. 

Abseits dessen funktionierte aber sowohl Eve Motion wie auch Eve Energy als "First Motion Sensor" und "First Plug". Wer will, kann die Geräte einfach umbenennen. Das galt sowohl für die App- wie auch die Sprachsteuerung. Auch Remote lässt sich der Sensor auslesen und die Steckdose schalten. Selbst das Koppeln und Lösen von Geräten ist über eine Remote-Verbindung möglich. 

Google will erst einmal nur Android

Bei der Verbindung mit unserem bestehenden Google Home Hub der 2. Generation (alias Nest Hub) (*) gab' es hingegen die Probleme, die uns zuvor nur bei Amazon bekannt waren. Der Google Home App unter iOS misslingt der Versuch, sich mit den Eve-Smarthome-Geräten via Matter zu verbinden. Das liegt aber nicht an der Hardware. Stattdessen ist die Software unter iOS nicht für dieses Szenario vorbereitet. 

Als Endanwender ohne Technikkenntnisse verzweifelt man hier schnell, da auf die Einschränkung nicht aufmerksam gemacht wird. In Google Dokumentation steht allerdings, dass man für Matter mindestens Android 8.1 benötigt

Eve Energy wurde gefunden, dank Android.
Eve Energy wurde gefunden, dank Android.
Ohne Android lässt sich Eves Hardware nicht an Google Home ankoppeln.
Ohne Android lässt sich Eves Hardware nicht an Google Home ankoppeln.

Aber für diesen Fall waren wir dank Amazon schon vorbereitet. Mit einem alten Nokia 6.1 konnten wir Eve Energy auf Anhieb mit dem Google Hub koppeln. Uns gefiel aber die Oberfläche nicht so gut. So fiel uns nicht sofort auf, dass es auch eine Eingabemöglichkeit eines numerischen Codes gibt.  

Nach dem Koppeln, das etwas länger brauchte als bei Amazon, steht das Gerät dann auch zur Verwendung in der Google Home App für Apple-Geräte zur Verfügung. Man braucht also nicht zwingend ein Android-Smartphone.  

Der Google Home Hub hilft einem nur bedingt bei der Einrichtung.
Der Google Home Hub hilft einem nur bedingt bei der Einrichtung.
Eve Motion nach der Einrichtung
Eve Motion nach der Einrichtung

Irritierend war auch, dass Google aktives Bluetooth am Smartphone voraussetzte. Möglicherweise ist das der Grund, warum uns eine Kopplung per Remote-Verbindung nicht gelang. Wir konnten die Verbindung zwar Remote trennen, danach aber nicht wieder aufbauen. Amazons Alexa ist hier eindeutig im Vorteil. 

Interessant: Im Unterschied zu Amazons Alexa meldet sich Google in den iOS-Home-App-Notifications (also die Home App von Apple) mit einer Übernahme eines Geräts durch Google LLC. Amazon hingegen ist die Firma mit der Nummer 4631, ohne hinterlegtem Namen. Dafür ist bei Google allerdings der Produktname von Eve ebenfalls nicht ersichtlich. 

Remote ließ sich Google Home ebenfalls parallel zu Alexa und Apples Home nutzen. Zusätzlich werden die Informationen auch schnell übertragen. Schaltet man via Alexa etwa die Steckdose aus, dann ist das binnen einer Sekunde auch im Google Home erkennbar. Das gilt auch für den Weg andersherum. 

Eine Kopplung von Eve Motion mit Google Home müssen wir aus Zeitgründen schuldig bleiben. 

Fazit

Da ist er nun, der große Smarthome-Befreiungsschlag. Matter für alle, hieß es, und nach derzeitigem Stand mit den uns vorliegenden Geräten stimmt das auch. Eve Systems ist dabei gewissermaßen ein besonderer Fall. Der Hersteller hat sich eigentlich immer zu Apple bekannt. Mit einem Schlag können die Geräte nun aber auch Amazons und Googles Smarthome-Assistenten genutzt werden. 

Das Ganze ist nicht ohne Hürden und Kinderkrankheiten. Das Problem mit Googles Apple-Apps dürfte aber sicher schnell behebbar sein. Allerdings ist das eine Hürde, die dem Gedanken des einfachen Smarthomes etwas widerspricht. Wer nicht technikaffin ist, kommt vielleicht nicht auf die Idee, ein anderes Smartphone zu greifen. Das sollte man angesichts der enormen Smarthome-Fortschritte aber nicht überbewerten. Alle Beteiligten brauchen offenbar noch etwas Zeit. 

Kurz nach der Einrichtung meldet sich Apples Home mit einer Notification.
Kurz nach der Einrichtung meldet sich Apples Home mit einer Notification.
Gelungene Einrichtungen. 4631 ist Amazon, Google hingegen ist direkt erkennbar.
Gelungene Einrichtungen. 4631 ist Amazon, Google hingegen ist direkt erkennbar.

Das ist dann vielleicht auch der größte Nachteil von Matter: Die Erwartungshaltung. Großes wurde Anfang November des letzten Jahres versprochen, als wir auf dem Launch-Event waren. Ende 2022 sollten schon Hunderte von Produkten auf dem Markt sein und fast alles fertig sein. Doch danach sieht es nicht aus. Selbst wenn die Produkte auf dem Markt sind, die Softwareentwicklung und teils auch Dokumentation kommt offenbar nicht hinterher. 

Der erste Schritt ist nun aber geschafft. Eve zeigt eindrucksvoll, wie unabhängig das Smarthome der Zukunft arbeiten kann, obwohl die Geräte allesamt zuvor nur im Apple-Universum genutzt werden konnten. Der Traum vom unkomplizierten Smarthome ist ein ganzes Stück näher gerückt. 

Die nächsten Monate müssen nun zeigen, wie gut das weitergeht. Eigentlich steht etwa längst ein Update für ein Matter-Funktions-Update an, schließlich will die Connectivity Standards Alliance dies zwei Mal pro Jahr schaffen. AVM dürfte demnächst auch seine Matter-Laborphase starten und natürlich dürfte sich die Anzahl der Geräte deutlich erhöhen. Genug für einen möglichen dritten Teil der Matter-Migrations-Serie.

Transparenz

Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.

So testet Notebookcheck

Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.

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Autor: Andreas Sebayang, 11.05.2023 (Update: 20.05.2023)