Kameratest: Google Pixel 4a vs. Poco X3 vs. iPhone SE vs. OnePlus Nord vs. Moto G9 Plus
Nachdem wir uns bereits die Mittelklasse-Smartphones der ersten Jahreshälfte im Android-Segment angeschaut haben, unterziehen wir nun weitere Vertreter des mittleren Preissegmentes einen ausführlichen Kameratest. In den Disziplinen "Tageslicht" und "Dunkelheit" überprüfen wir die Objektive für Weitwinkel-, Ultraweitwinkel-, Zoom- sowie Selfie-Aufnahmen.
Preislich sind all diese Mittelklasse-Smartphones auf einem ähnlichen Niveau, wobei das Apple iPhone SE 2020 mit über 400 Euro einen deutlichen Ausreißer nach oben und das Poco X3 NFC in der Einstiegsversion mit etwa 210 Euro einen Ausreißer nach unten darstellen.
Wie groß die Unterschiede in der Fotoqualität im Alltag ausfallen, sehen wir uns anhand von verschiedenen Fotomotiven und Lichtsituationen einmal genauer an.
Kamera-Setup der Mittelklasse-Smartphones im Vergleich
In puncto Kamera-Setup könnten unsere Test-Kandidaten kaum unterschiedlicher auffallen. Während das Google Pixel 4a und iPhone SE 2020 nur auf eine Single-Cam-Lösung zurückgreifen können, schöpft die restliche Android-Konkurrenz aus diesem Vergleich mit einer Quad-Kamera sprichwörtlich aus dem Vollen.
Auch die Auflösung der Hauptkameras fällt sehr unterschiedlich aus. Zwischen dem Pixel 4a mit 12 MP und dem Poco X3 NFC mit 64 MP liegen über 50 MP. Durch das 4-in-1-Pixel-Binning, bei dem jeweils 2x2 nebeneinanderliegende Pixel zu einem großen Pixel zusammengefügt werden, sind die „Standard“-Fotos der Testgeräte aber auf einem ähnlichen Niveau.
Zum Zeitpunkt des Kameravergleiches sind die aktuellen Softwareversionen auf den Smartphones installiert. Die Auflösung der Aufnahmen im Test verhält sich wie folgt: Pixel 4a (12,2 MP), OnePlus Nord (12 MP), Poco X3 (16 MP), Moto G9 Plus (16 MP), iPhone SE 2020 (12 MP).
Google Pixel 4a | OnePlus Nord | Poco X3 NFC | Motorola Moto G9 Plus | Apple iPhone SE | |
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Kamera-Setup Rückseite | 12.2 MPix (f/1.7) | 48 MPix (f/1.75) + 8 MPix (f/2.25, Ultraweit) + 2 MPix (f/2.4, Makro); 5 MPix (f/2.4, Tiefenschärfe) | 64 MPix (IMX682, f/1.9) + 13MPix (Ultraweitwinkel, f/2.2) + 2MPix (Makro, f/2.4) + 2MPix (Tiefensensor, f/2.4) | 64 MPix (ƒ/1,8) + 8 MP (ƒ/2,2, Ultraweit) + 2 MP (ƒ/2,2, Makro) +2 MP (ƒ/2,2, Tiefensensor) | 12 MPix (f/1.8) |
Kameras-Setup Front | 8 MPix (f/2.0) | 32 MPix (f/2.45)+ 8MP (f/2.45, Ultraweit) | 20 MPix (f/2.2) | 16 MPix (f/2.0) | 7 MPix (f/2.2) |
Software-Version | RP1A.201005.006 | AC2003_14_200926 | 12.0.4.0 | QPA30.19-Q3-32-21 | 14.1 |
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Tag
Alle Smartphones in diesem Vergleich verwenden wir mit dem Foto-, Portrait- und Nacht-Bildmodi (wenn verfügbar), welche in jeder Kamera-App der verschiedenen Hersteller in unterschiedlicher Namensgebung integriert sind. Die Kameraeinstellungen sind in dem jeweiligen Werkszustand belassen. Um Bilddetails zwischen den einzelnen Vergleichsgeräten besser differenzieren zu können, sind alle Bilddateien bei den entsprechenden Fotos hinterlegt. Klicken Sie hierzu auf "full resolution".
Im Portrait-Modus sind zwar die Bildausschnitte relativ unterschiedlich, allerdings ist die Fotoqualität gepaart mit der Tiefenunschärfe bei allen Mittelklasse-Handys auf einem ansprechenden Niveau – außer bei Apple. Zum iPhone SE 2020 muss generell gesagt werden, dass Motive ohne Personen kaum Bokeh-Effekte aufweisen, was ziemlich limitiert wirkt, denn einen extra “Blende“-Modus, wie bei Huawei, bietet der Hersteller mit Sitz in Cupertino nicht an.
Ansprechende Ergebnisse liefern bei Portrait-Aufnahmen das Poco X3 und das Moto G9 Plus, wobei letzeres einen etwas besseren Weißabgleich besitzt. Die Unschärfe im Bildhintergrund erzeugen beide Smartphones sehr vernünftig und nur wenige Haare werden von dem Foto-Motiv nicht scharf abgebildet. Das OnePlus Nord besitzt ebenfalls eine sehr schöne Farbgebung, allerdings passen die Bokeh-Effekte nicht so richtig und einige Bereiche des Plüschkätzchens verlieren sich in Unschärfe. Auch das Pixel 4a lichtet das Motiv sehr ansprechend ab, aber hier sind die Schärfeübergänge sichtbar fehlerhaft, da zu wenige Bereiche unscharf sind und das Foto daher etwas unnatürlich wirkt.
Bei den Fotos ohne Bokeh-Effekte macht Google mit dem Pixel 4a dagegen einen sehr guten Job und bildet Motive sehr farbecht ab, ebenso wie das iPhone SE 2020. Zusammen mit dem iPhone SE besitzt das Google-Phone die beste Schärfe beim Obstkorbmotiv, vor allem die Details sind beim Pixel 4a am besten herausgearbeitet. Auch das Moto G9 Plus und der OnePlus-Vertreter bieten eine vernünftige Schärfe, die Aufnahmen sind aber etwas mit Belichtungsproblemen behaftet. Auffällig sind die Fokussierungsprobleme des Poco X3 bei nahen Objekten.
Bei viel Licht und weit entfernten Motiven (z.B. der Fußgängerunterführung) besitzt das Poco-Handy dagegen eine gute Schärfe und auch ansprechende Dynamik und die Farben werden realtisch abgebildet. Hier gefallen uns die Ergebnisse zusammen mit dem Moto G9 Plus am besten, da sich beim iPhone SE Details in Unschärfe verlieren und auch das Pixel 4a etwas unscharf wirkt. OnePlus bietet mit dem Nord eine gute Dynamik, aber die Bildschärfe könnte ausgeprägter sein und auch der Kontrast ist nicht stimmig.
Werden die Lichtverhältnisse, wie beim Buchmotiv, etwas schlechter, lässt insbesondere das iPhone SE etwas an Scharfe vermissen, im den Randbereichen baut die Android-Konkurrenz in puncto Bildschärfe jedoch deutlicher ab – hier sind die Schärfeunterschiede innerhalb der Fotos offensichtlicher als beim iOS-Vertreter. In puncto Dynamik zeigt das Poco X3 die stärksten Defizite auf.
Die Zoom-Aufnahmen sind generell auf einem schlechten Niveau, da keines der Vergleichssmartphones ein eigenes Objektiv für Vergrößerungsaufnahmen besitzt. Am überraschendsten ist, dass das günstigste Smartphone unseres Vergleiches noch die besten Ergebnisse liefert - zumindest teilweise. Gerade die Schrift des Schildes ist beim Poco X3 am besten ablesbar, während die anderen Mittelklasse-Handys entweder sehr pixelig (iPhone SE) oder recht unscharf (Pixel 4a) wirken.
Auf die Optik für Ultraweitwinkelaufnahmen wurde beim Google Pixel 4a sowie iPhone SE verzichtet. Aus diesem Grund wird diese Test-Disziplin auch nur sehr kurz beleuchtet.
Am besten gefallen uns die Aufnahmen des OnePlus Nord. Hier sind Farbwiedergabe und Bildschärfe am ansprechendsten. Das Poco X3 leistet sich dagegen einige Bildfehler und auch die Schärfe in den Fotos fällt im Vergleich zum OnePlus-Handy etwas ab. Dennoch gelingen mit dem Xiaomi-Smartphone recht schöne weitwinklige Fotos bei Tag. Die Farben des Moto G9 Plus wirken etwas ausgewaschen und das Foto überschärft.
Aufnahmen mit den Smartphone-Kameras bei Dunkelheit
Bei wenig Licht sind die Aufnahmen, im Vergleich zu High-End-Smartphones, insgesamt als qualitativ schwach zu bewerten. Im Foto-Modus stoßen alle Handys in diesem Vergleich an ihre Grenzen, jedoch sticht das iPhone SE hier heraus und zwar im negativen Sinne. Mit dem Apple-Smartphone gelingt uns kein vernünftiger Versuch bei Nacht, sodass das Häuser-Motiv nur unscharf dargestellt werden kann. Einen speziellen Nachmodus wie die Android-Konkurrenz besitzt es auch nicht. Aber auch mit dem Moto G9 Plus werden Aufnahmen so dunkel, dass kaum etwas erkennbar ist.
Bei der Low-Light-Fotografie mit dem speziellen Nachtmodus für Motive bei wenig Licht lässt Google mit seinen Software-Algorithmen aber die Muskeln spielen, wohlgemerkt auf einem sehr geringen Qualitätsniveau. Bei wenig Licht setzt in unseren Testaufnahmen mit dem Pixel 4a etwas weniger Bildrauschen als bei der Konkurrenz ein und auch die Ausleuchtung ist positiv hervorzuheben. Im Vergleich zum OnePlus-Handy wirken die Fotos etwas klarer. Gerade das Poco enttäuscht in dieser Disziplin, da im Vergleich zum Foto-Modus kaum nennenswerte Unterschiede erkennbar sind.
Bei besser beleuchteten Motiven (Foto: Straße) bekommt das iPhone SE 2020 seine Fokussierungsprobleme wieder in den Griff und es sind passable Aufnahmen mit dem Apple-Handy möglich. Gegenüber den Resultaten eines OnePlus Nord oder Pixel 4a im Nachtmodus herrschen allerdings Klassenunterschiede.
Werden bei Dunkelheit die Hauptkameras der Mittelklasse-Smartphones für Zoom-Aufnahmen genutzt, sind kaum noch brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Am konsistentesten sind wieder die Ergebnisse des Poco X3, allerdings bestehen hier kaum nennenswerte Vorteile gegenüber einem Pixel 4a oder OnePlus Nord. Das Moto G9 Plus und iPhone SE fallen aber qualitativ merklich ab.
Werden bei Dunkelheit die Objektive für Ultraweitwinkel-Aufnahmen genutzt, sind ähnlich gravierende Unterschiede zwischen dem Moto-Handy und dem Poco X3 beziehungsweise OnePlus Nord erkennbar. Das OnePlus-Handy macht in dieser Disziplin wieder die detailreichsten Fotos, gerade bei sehr wenig Licht.
Die Bildschärfe und Ausleuchtung des Poco X3 sind bei Dämmerung auf einem ähnlichen Niveau. Aber auch hier gefällt uns OnePlus Nord etwas besser. Das G9 Plus kann mit seiner Ultraweitwinkel-Kamera dagegen weder bei Nacht noch bei der Dämmerung punkten. Im letzteren Motiv sind mit dem Moto-Handy nicht einmal die Ziegelstrukturen richtig erkennbar.
Aufnahmen mit den Frontkameras der Mittelklasse-Smartphones
Die besten Seflies bietet aus unserer Sicht das iPhone SE und OnePlus Nord. Die Frontkamera des Nord bietet zudem gleich zwei Objektive, wodurch auch recht weitwinklige Fotos mit dem OnePlus-Handy ermöglicht werden. Das Poco X3 liefert bei sehr guten Lichtbedingungen ein vergleichsweise stark weichgezeichnetes Selfie ab. Aber auch das Pixel 4a lässt etwas an Schärfe vermissen.
Bei weniger Licht ändern sich die Selfie-Qualitäten aber rapide. Hier können das Pixel- und Poco-Handy punkten. Zwar ist die Schärfe in den Aufnahmen der beiden Mittelklasse-Smartphones nicht optimal getroffen, aber dennoch gefallen uns die Fotos besser als u.a. das massiv aufgehellte Selfie des Oneplus Nord.
Bei dezenter Zimmerbeleuchtung kann dagegen nur das Pixel 4a überzeugen. Die Fotos der anderen Vergleichsgeräte sind nicht mehr schön anzuschauen.
Fazit - Google, die Konkurrenz hat aufgeholt ...
Noch im vergangen Jahr war die Rollenverteilung innerhalb unseres Kameravergleiches im mittleren Preissegment ganz klar definiert. Die Pixel-3a-Reihe des US-amerikanischen Unternehmens mit Sitz im kalifornischen Mountain View, welches nahezu die gleiche Kamera-Hardware wie das 4a-Modell besitzt, dominierte die Android-Konkurrenz.
In diesem Jahr ist das aber ein wenig anders, was jedoch nicht an dem iOS-Vertreter iPhone SE 2020 liegt, denn der bietet eine zu schwache Low-Light-Performance. Insbesondere ein OnePlus Nord setzt dem Pixel 4a mächtig zu, da der chinesische Hersteller, neben einer sehr soliden Hauptkamera, auch auf ein vernünftiges Ultraweitwinkelobjektiv setzt. Gerade letzteres ist die Schwachstelle des Motorola Moto G9 Plus, aber auch in den restlichen Disziplinen muss sich das Moto-Handy einem Pixel 4a oder OnePlus Nord geschlagen geben.
Das günstigste Vergleichsgerät, das Poco X3 NFC, kann einen Pixel oder Nord, in Summe, auch nicht gefährlich werden. Allerdings ist die Fotoqualität des 210 Euro günstigen Xiaomi-Handys nicht viel schlechter – ganz im Gegenteil, das Poco X3 kann bei ausreichend Licht in einigen Fotos auch die teurere Konkurrenz ausstechen.
Google sollte langsam beginnen seine Kamera-Hardware weiterzuentwickeln. Selbst eine ausgezeichnete Software hat ihre Grenzen.
Hinweis: Dieses Testfazit bezieht sich rein auf die Leistung der Smartphones im Bereich der Fotografie.