Hands-on-Test: Corsair IronClaw RGB Gamingmaus — Klassenbeste Sensorleistung zum kleinen Preis
Corsair ist ein bekannter Name in der Welt der PC-Peripheriegeräte. Der Hersteller hat auf der letzten CES einige neue Gamingprodukte präsentiert, von denen wir manche in den letzten paar Monaten testen konnten, um herauszufinden, ob sie den Launen von täglichen Aufgaben und Gaming gewachsen sind. In diesem Artikel werden wir uns die 60-Euro-teure FPS-/MOBA-Gamingmaus genauer ansehen und mithilfe von einigen Tests die Akkuleistung überprüfen.
Datenblatt
Bis auf die zusätzlichen Makrotasten, die man zum Beispiel bei der Corsair Scimitar oder der Razer Naga Trinity vorfindet, deckt die Corsair IronClaw RGB die meisten Zusatzfunktionen, die man von einer Gamingmaus erwarten würde, ab. Das Gewicht lässt sich zwar auch nicht anpassen, allerdings ist es mit 105 g auch langfristig recht angenehm. In der IronClaw RGB ist der hochwertige PixArt-Sensor PMW3391 und damit einer der besten optischen Sensoren, den man in einer aktuellen Maus finden kann, verbaut. Die maximale Auflösung des PMW3391 beträgt 18.000 DPI (dots per inch) und die Empfindlichkeit kann in 1-DPI-Schritten angepasst werden - damit hat man die maximale Kontrolle.
Abgesehen vom 18k-DPI-PMW3391-Sensor bekommt man bei der IronClaw RGB die Auswahl zwischen Abfrageraten von 125 bis 1.000 Hz, RGB-Beleuchtung für die DPI-Anzeige, das Mausrad und das Corsair-Logo, mechanische Omron-Schalter mit einer Belastbarkeit von 50 Millionen Tastenanschlägen, 7 programmierbare Knöpfe und beidseitig integriertes, texturiertes Gummi für einen festen Griff.
Design
Die IronClaw wurde für Personen mit großen Händen entworfen. Sie besteht zwar hauptsächlich aus Plastik, dieses gibt jedoch nicht nach und die Verarbeitung ist solide. Die linken und rechten Tasten sind leicht konkav; das sieht man auf den ersten Blick nicht, mit den Fingern lässt es sich jedoch ertasten. Die DPI- und Seitentasten bestehen aus glattem Kunststoff. Alle Knöpfe reagieren gut auf Eingaben, sind leise und benötigen eine minimale Auslösekraft. Die äußere Oberfläche des Mausrads besteht aus texturiertem Gummi. Einerseits dreht es sich leicht, andererseits hing es manchmal leicht fest und war zum Teil auch etwas laut. Das Auslösen eines Klicks mit dem Mausrad erfordert mehr Kraft als bei den übrigen Tasten.
Damit die Maus während der Nutzung nicht aus der Hand rutscht, verfügen beiden Seiten über diamanttexturierte Griffe. Das geflochtene 1,8-m-Kabel ist zwar für die meisten Nutzer vermutlich lang genug, allerdings sollte man in Betracht ziehen, einen Kabelhalter zu verwenden, um zu verhindern, dass der Rest des Kabels im Weg ist. Die Unterseite beherbergt den Sensor und einige Gleitfüße, die flüssige Bewegungen ermöglichen. Insgesamt ist die Verarbeitung tadellos, wodurch die Maus auch für längere Gamingsitzungen bestens geeignet ist.
Echte RGB-Fans kommen bei der IronClaw jedoch möglicherweise nicht auf ihre Kosten. Die RGB-Hauptzonen sind das Corsair-Logo, welches ohnehin von der Hand verdeckt wird und das Mausrad. Die Mausradbeleuchtung ist relativ schwach und in einem gut beleuchteten Zimmer kaum sichtbar. Die DPI-Anzeige ist zwar ebenfalls RGB-fähig, sie wird jedoch separat konfiguriert und bietet keine besonderen Lichteffekte, sondern spiegelt stattdessen die einzelnen DPI-Einstellungen wieder.
Software
Die IronClaw benötigt keine zusätzliche Software oder Treiber, sobald man sie mit einem USB-2.0-Anschluss verbindet sollte man also startklar sein. Allerdings bekommt man mit Corsairs iCUE-Software Zugriff auf viele weitere Funktionen wie das Festlegen von Makros, benutzerdefinierte DPI-Einstellungen, RGB-Effekte, Oberflächenkalibrierung und vieles mehr.
Obwohl iCUE möglicherweise eine kurze Eingewöhnungszeit erfordert, ist es ein mächtiges Einstellungswerkzeug. Der einzige Nachteil von iCUE ist, dass es relativ ressourcenhungrig sein kann und in manchen Fällen Konflikte mit der RGB-Konfiguration des Motherboards auftreten. DPI- und RGB-Einstellungen können auch auf der IronClaw direkt gespeichert werden, sodass man bei Problemen die Maus konfigurieren und die Software anschließend deinstallieren kann.
Leistung
Als nächstes haben wir die Sensorleistung und -präzision der Corsair IronClaw RGB überprüft. Unser Testsystem besteht aus einem nicht übertakteten AMD Ryzen 9 3900X, der mit dem Motherboard MSI Prestige X570 Creation, 32 GB G.SKILL-DDR4-3600-CL16-RAM sowie der Gigabyte-GPU RTX 2080 Super Gaming OC gepaart wurde. Windows 10 1909 und die neuesten Updates wurden auf einer NVMe-PCIe-Gen4-SSD von Gigabyte Aorus installiert. Alle Tests wurden nach einem Kaltstart durchgeführt und abgesehen von OneDrive, Windows Defender, der NVIDIA-Systemsteuerung und Corsairs iCUE waren währenddessen keine Hintergrundprogramme aktiv. Die meisten Daten haben wir mit dem Programm MouseTester Reloaded v1.5.3 von dobragab ermittelt.
Corsair hat uns das MM350-Premium-Gamingmauspad Extended XL (930 x 400 mm) zur Verfügung gestellt, weshalb wir es als unsere Standardunterlage benutzt haben. Laut Corsair ist die IronClaw für das MM350 vorkalibriert und benötigt keine zusätzliche, eigenhändige Oberflächenkalibrierung. Bevor wir mit den Messungen begonnen haben, haben wir die Mausbeschleunigung und -glättung in iCue deaktiviert. Die Zeigergeschwindigkeit haben wir in Windows auf Stufe 6/11 und die Abfragerate auf 1.000 Hz / 1 ms gesetzt.
DPI-Abweichung
Mit immer höheren DPI-Zahlen zu werben ist - ähnlich wie Smartphones mit höherauflösenden Kameras - eine häufig eingesetzte Marketingstrategie in der Gamingmausindustrie. Entgegen dieser Auffassung ist der DPI-Wert nur ein Maß für die Empfindlichkeit und hat nichts mit der Genauigkeit zu tun. Wie bei einer Kamera spielen die Qualität der Linse und die Pixelgröße des CMOS-Sensors die entscheidende Rolle für die Leistung und nicht die reinen DPI-Werte. Mit höheren DPI-Einstellungen können hingegen größere Zeigerbewegungen durch kleinere physikalische Handbewegungen erzielt werden.
Durch Faktoren wie die Distanz zwischen Sensor und Oberfläche, Unterschiede bei der Herstellung, Firmware etc. können die DPI von dem eingestellten Wert abweichen. Daher haben wir die DPI-Abweichung der IronClaw RGB auf fünf verschiedenen DPI-Einstellungen mit dem Programm MouseTester Reloaded getestet, indem wir die Maus mit konstanter Geschwindigkeit über eine feste Distanz von 10 cm bewegt haben. Dann haben wir den Durchschnitt der gemessenen DPI-Ergebnisse ermittelt und ihn mit den vordefinierten Werten verglichen.
Dabei haben wir festgestellt, dass der gemessene DPI-Wert zwischen 0,6 und 7,5 % abweichen kann, was ein sehr gutes Ergebnis darstellt, das innerhalb des normalerweise beobachteten Bereichs liegt. Stark abweichende DPI-Messungen wären ein potenzieller Nachteil in wettbewerbsorientierten Spielen, den man dann durch eine Anpassung der Geschwindigkeit, mit der man die Maus bewegt oder dadurch, die Distanz zwischen Sensor und Oberfläche zu minimieren, kompensieren müsste.
Sensorleistung
Wir haben einige verschiedene Sensorparameter der IronClaw RGB untersucht. Alle Tests wurden jeweils mit 800 DPI (üblicher Wert fürs Gaming), 3200 DPI (maximal benötigter Wert für die allgemeine Desktopnutzung) und 18.000 DPI (Maximum des Sensors) durchgeführt.
Geschwindigkeitsbedingte Genauigkeitsabweichung
Die geschwindigkeitsbedingte Genauigkeitsabweichung (SRAV, von speed related accuracy variance) wird umgangssprachlich als "Mausbeschleunigung" bezeichnet. Da die Präsenz von geschwindigkeitsbedingten Genauigkeitsabweichungen bedeutet, dass die Bewegungen eines Charakters auf dem Bildschirm keine genaue Repräsentation von physikalischen Mausbewegungen über eine bestimmte Distanz sind, tritt dies bei einer Gamingmaus im Idealfall nur in geringem Ausmaß oder gar nicht auf. Anders ausgedrückt kann sich eine eingebaute Sensorbeschleunigung negativ auf den Spielerfolg auswirken, wenn man sich bestimmte, schnelle Reflexbewegungen antrainiert hat.
Wie man anhand der Kurven unten sieht, resultiert das Beschleunigen und anschließendes Verlangsamen in Richtung des Ursprungsortes bei der IronClaw RGB auf allen DPI-Werten in einer sehr guten SRAV-Kurve, was darauf hindeutet, dass der Sensor selbst kein Beschleunigungsverhalten aufweist. Die Abweichungen bei 3.200 und 18K DPI sind nicht auf den Sensor, sondern auf menschliches Versagen zurückzuführen.
Sensor-Abtastpunkte, perfekte Steuerungsgeschwindigkeit, Abfragerate und Stabilität
Neben dem SRAV haben wir auch andere Sensorparameter wie die Abtastrate des Sensors, die perfekte Steuerungsgeschwindigkeit, die Abfragerate sowie die Gleichmäßigkeit des Aktualisierungsintervals und die allgemeine Stabilität geprüft. Der Datenmüll am Anfang und Ende der Messung wurde hier zugunsten einer besseren Präsentation weggelassen.
Sensorabtastpunkte: Die Abtastpunkte des Sensors zeigen, wie konstant der Sensor einzelne Punkte fehlerfrei aufzeichnet. Hier hat sich gezeigt, dass die IronClaw RGB alle Punkte auf der Strecke im Wesentlichen gut registriert. Obwohl es auf allen DPI-Stufen Zacken in den DPI-Diagrammen gibt, liegt der Großteil der Punkte nahe bei der zentralen Kurve. Subjektiv konnten wir beim Spielen von PUBG und Battlefield V auf den Standard-Empfindlichkeitseinstellungen keine Tracking-Probleme feststellen.
Perfekte Steuerungsgeschwindigkeit (PCS): PCS (perfect control speed) gibt die maximale Geschwindigkeit an, mit der die Maus bewegt werden kann, ohne dass die Bewegungen fehlerhaft aufgezeichnet werden. Die PCS-Kurven der IronClaw RGB sind relativ konstant. Der PCS des PMW3391-Sensors beträgt ungefähr 10,16 m/s. Die maximale Geschwindigkeit, die wir erreicht haben, lag jedoch nur bei 4,6 m/s bei 800 DPI. Der PCS unterschiedlicher Auflösungen variiert nicht spürbar, was angesichts der unten ermittelten, konstanten Abtastraten unseren Erwartungen entspricht.
Abtastrate, Aktualisierungsintervall und Stabilität: Wie oben angegeben haben wir die Abtastrate auf 1.000 Hz mit einem Aktualisierungsintervall von 1 ms gesetzt. Die Abtastrate der IronClaw RGB ist auf allen DPI-Stufen sehr konstant und es gibt nur wenige Ausreißer. Der Aktualisierungsintervall von 1 ms wurde konstant und ohne jegliche Abweichungen aufrechterhalten, was auf eine sehr stabile Leistung schließen lässt.
Eingabeverzögerungen und Reaktionszeit
Wir konnten bei 800 DPI eine leichte Eingabeverzögerung feststellen. Mit 6,01 ms liegt sie jedoch innerhalb der für die meisten Desktopmäuse üblichen 8 ms. Die Verzögerung scheint mit steigenden DPI zu sinken. In der Praxis konnten wir beim Spielen jedoch keine Eingabeverzögerungen beobachten.
Zum Schluss haben wir "Bloody's KeyResponse PK tool" benutzt, um die Unterschiede zwischen den Reaktionszeiten von aufeinanderfolgenden linken und rechten Mausklicks festzustellen und mit dem Human Benchmark die durchschnittliche Reaktionszeit berechnet. Die IronClaw RGB hat sehr niedrige Reaktionszeiten erzielt, was bedeutet, dass sie in den meisten Spielen generell schnell reagiert. Es sollte jedoch erwähnt werden, dass die Ergebnisse dieser Tests vollkommen vom Nutzer abhängen.
Fazit
Wir konnten die Corsair IronClaw RGB nun einige Monate testen und die von uns ermittelten Ergebnisse waren recht konstant. Obwohl die IronClaw hauptsächlich für Nutzer mit großen Händen gedacht ist, sollten man sich auch mit mittelgroßen Händen schnell an sie gewöhnen können. Mit dem subtilen Design, der minimalen RGB-Beleuchtung und einer ausgezeichneten Verarbeitung sollte die Maus einem breiten Publikum zusagen.
Die reine Sensorleistung der IronClaw RGB ist herausragend. DPI-Abweichungen bleiben im Rahmen, Ungenauigkeiten bei schnelleren Mausbewegungen oder Aussetzer gibt es nicht, außerdem sind die Abtastrate und die Aktualisierungsintervalle konstant. Alle von uns erfassten Ausreißer können größtenteils durch Firmwareupdates ausgemerzt werden. Apropos Firmwareupdates: Corsairs iCUE-Software bietet eine leicht verständliche Benutzeroberfläche, mit der die Mauseigenschaften verwaltet und konfiguriert werden können. Obwohl iCUE etwas ressourcenlastig ist, bietet es eine Vielzahl von Anpassungsmöglichkeiten, die besonders für Gamer interessant sind.
Für moderate 59,99 Euro bietet die Corsair IronClaw RGB viele tolle Funktionen und eine ausgezeichnete Sensorleistung, die konstante Höchstleistungen ermöglicht.
Die IronClaw RGB ist zwar eine großartige Gamingmaus, allerdings hätten wir uns über ein beidhändiges Design gefreut. Außerdem kann das Gewicht nicht angepasst werden, was anspruchsvollen Gamern möglicherweise ein Dorn im Auge ist. Wir hoffen außerdem, dass Corsair das Mausrad und dessen RGB-Lichtzone in zukünftigen Revisionen verbessert. Allerdings spricht keiner dieser Nachteile dagegen, dass die Corsair IronClaw RGB einen wohlverdienten Platz im Arsenal vieler Gamer finden wird.