Google Pixel 3 (XL)-Launch: Bis auf die Kameras eine Enttäuschung
Google ist nicht Apple, auch wenn sich das Hardwareteam um Rick Osterloh noch so sehr bemüht. Die Show, die man heute in New York City angesichts der startenden Herbstkollektion von Pixel und Co. geliefert hat, enttäuschte manche wohl nicht nur bei den abgelieferten Produkten, auch die Präsentation selbst hatte einfach nicht das gleiche Niveau, das Apple bei seinen Keynotes erreicht. Aber bleiben wir bei der Hardware und hier insbesondere bei Pixel 3 und Pixel 3 XL, den beiden Google Phones bis zum Herbst 2019.
Für den Preis von in Deutschland 849 Euro für das Pixel 3 mit 64 GB RAM oder 949 Euro für das Pixel 3 XL mit 64 GB Speicher (die Version mit 128 GB Speicher ist jeweils 100 Euro teurer) hat Google einmal mehr ein in wenigen Ländern verfügbares Paket geschnürt, dass wohl weniger durch die Hardware selbst als durch die Kombination aus Software und Googles künstlicher Intelligenz überzeugen soll. Angesichts der enttäuschenden Verkaufszahlen der Vorgänger wird wohl auch diese Google-Generation an den meisten Interessenten ungekauft vorbeiziehen - vorweg sei die subjektive Einschätzung erlaubt: Mit Recht.
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Die Enttäuschungen
Was ist denn nun das primär Enttäuschende an den neuen Pixel 3 Phones? Sehen wir mal davon ab, dass die dritte Pixel-Generation immer noch auf praktisch 15 Länder weltweit beschränkt ist (Österreich geht einmal mehr leer aus), dass Google es mit dem Notch-Design des Pixel 3 XL geschafft hat, ein störendes Design-Merkmal noch aufdringlicher zu machen als auf jedem anderen Smartphone des Jahres 2018 und dass das Preisniveau angesichts der Konkurrenz einfach in keinster Weise gerechtfertigt ist - gibt es auch noch einige Verschlechterungen im Vergleich zur Vorgängergeneration.
Da wäre einmal die Akkukapazität zu nennen - während andere Hersteller mittlerweile durch die Bank die Kapazitäten auf bis zu 4.000 mAh erhöhen oder zumindest auf energiesparendere Chips setzen (Apple) - hat Google die Kapazität seiner Batterie im Pixel 3 und Pixel 3 XL auf 2.915 mAh beschränkt, das ist im Vergleich zum Pixel 2 XL mit seinem 3.520 mAh Akku eine heftige Reduktion. Zugegeben, im Vergleich zum kleineren Pixel 2 ist es eine leichter Steigerung und Wireless Charging mit dem neuen Pixel Stand entschädigt vielleicht ein wenig, dennoch ist das einfach nicht mehr zeitgemäß.
Eine weitere sofort auffällige Verschlechterung im Vergleich zum Vorgänger betrifft die Displayauflösung. Löste das, zugegeben, mit einigen Schwächen aufgefallene, OLED-Display des Pixel 2 XL mit 2.880 x 1.440 Pixel auf, ist nun beim Pixel 3 XL nicht viel mehr Auflösung drin als beim kleineren Pixel 3: Full-HD+ muss reichen. Ob das nun in der Praxis ein Nachteil ist oder nicht, sei dahingestellt und wird wohl im Test zu bewerten sein - zumindest am Papier ist die Auflösung des Top-Modells allerdings ein Rückschritt im Vergleich zum Vorjahr.
Update: Wie die Screenshots aus dem deutschen und dem US-Store von Google unten zeigen, ist in ersterem offenbar ein Fehler bei den Spezifikationen passiert. Statt QHD+ steht dort FHD+ in Bezug auf die Auflösung des Pixel 3 XL, was zu obiger Einschätzung führte.
Update 2: Auch bei den Akkukapazitäten war das deutsche Google-Team nicht fähig, die korrekten Angaben zu liefern, weswegen auch der Absatz oben zu den Akkus leider falsch war. Das Pixel 3 hat 2.915 mAh Akku, das Pixel 3 XL einen 3.430 mAh Akku und damit einen nur geringfügig kleineren Akku als im Vorjahr.
Angesichts des Preisniveaus ist jedenfalls die Entscheidung, nur 4 GB RAM zu integrieren wohl als Enttäuschung zu werten. Als letzte Enttäuschung sei die fehlende 60 fps-Fähigkeit bei 4K-Video erwähnt, die schon im Vorfeld bekannt wurde und nun offiziell von Google bestätigt wurde. Das können andere Snapdragon 845-Phones (Samsung) und natürlich Apple besser.
Das Positive: Die Kameras
Womit wir bei den wenigen positiv wirkenden Verbesserungen wären, die Google in die diesjährige Pixel-Generation integriert hat. Während auf der Rückseite weiterhin nur eine einsame 12 Megapixel-Kamera mit 1,4 um großen Pixeln, F/1.8 Blende, OIS und EIS sowie Dual-Pixel-Autofokus zu finden ist, hat Google seine Spezialitäten auf Basis des Visual Core Bildprozessors weiter ausgebaut. Insbesondere drei neue Features/Technologien klingen vielversprechend. Da wäre einmal "Top Shot" zu nennen, de facto eine Default-Burst-Shot-Fähigkeit, aus der man nachträglich manuell oder durch eine KI die beste Aufnahme unter vielen heraussuchen kann.
Vielversprechend, insbesondere angesichts der fehlenden Zoomlinse ist auch ein Feature namens "Super Res Zoom" eine Art digitaler aber durch KI unterstützter Zoom, der aus mehreren Einzelaufnahmen in leicht unterschiedlichen Winkeln die durch Verwackler beim Halten des Handys zustande kommen, eine höhere Zoomqualität erreichen soll. Wie gut das funktioniert und ob Google damit Triple-Cams mit mehreren Brennweiten tatsächlich ausstechen kann, bleibt aber abzuwarten. Last but not Least soll "Night Sight" hervorragende Low-Light-Aufnahmen erstellen - das Feature dürfte analog zum "Night Shot"-Feature beim Huawei P20 mehrere Aufnahmen kombinieren, um daraus ein besser ausgeleuchtetes Bild zu erzeugen, natürlich durfte bei der Keynote ein Vergleichsfoto mit dem Apple iPhone Xs nicht fehlen (siehe Bilderstrecke)
Auch für Selfies hat Google einige Verbesserungen implementiert: Die Dual-8 Megapixel-Kamera an der Front ist mit einer Weitwinkel-Optik mit 107 Grad Radius und F/2.2 Blende bestückt, die Standard-Optik hat eine F/1.8 Blende. Das Ziel: Mehr Informationen einfangen und Groupshots aka Groufies erleichtern, diese Fähigkeit wurde ja bereits vorab bekannt. Zu den Kameras noch folgende Hinweise: Der Porträt-Modus wurde nun durch nachträglich veränderbare Tiefenschärfe erweitert, etwas, was es bei anderen Herstellern schon länger gibt und auch Apple mittlerweile erlaubt. Mit dem Google Playground kann man sich Childish Gambino, diverse Marvel-Charaktere und andere virtuelle Figuren ins Bild holen, exklusiv auf Pixel Phones.
Die Pixel 3-Hardware
Zum Abschluss noch einige generelle Fakten zu den neuen Pixel Phones: Das kleinere Pixel 3 hat ein 5,5 Zoll Display im 18:9-Format ohne Notch, das Pixel 3 XL ein 6,3 Zoll Display im 18,5:9-Format mit Notch. Beides sind OLED-Panels mit Gorilla Glas 5-Schutz und HDR-Unterstützung. Beide Pixel Phones bieten nur 4 GB RAM, eine Variante mit 6 oder 8 GB RAM empfindet Google wohl als Overkill. Die 7,9 mm dünnen Metallchassis mit Active-Edge-Support und Glasrückseite gibt es in den Farben Schwarz, Weiß und "Not-Pink", an der Front sind nach vorne abstrahlende Stereolautsprecher integriert, die nun 40 Prozent lauter sein sollen als im Vorjahr.
Alle wichtigen LTE-Bänder weltweit werden unterstützt, ebenso Bluetooth 5 und Dual-Band-WLAN, der integrierte SoC ist natürlich der Snapdragon 845 von Qualcomm. Dual-SIM-Slots oder Micro-SD-Kartenslots sucht man vergeblich, eine e-SIM ist allerdings wie bei den Vorgängern an Bord. Geladen wird entweder via USB-C mit bis zu 18 Watt oder über Qi-kompatible Ladepads kabellos. Im neuen Pixel Stand (siehe Video unten), der das Pixel 3 mit Strom versorgt, verwandelt sich das Pixel Phone in eine Art Mini-Google Home Hub und agiert als Schnittstelle zum Google Assistant, als Wecker, als Uhr oder als digitaler Bilderrahmen. Erwähnenswert ist vielleicht noch der wieder mit den Pixel Phones verfügbare unbegrenzte Google Photos-Speicher in Originalqualität, ein neues "Nicht stören"-Feature, das man durch Umdrehen des Pixel aktiviert, ein nicht näher spezifizierter Titan-Sicherheitschip sowie ein nur in den USA verfügbares "Call-Screen"-Feature, das Tele-Marketing-Anrufe abwimmeln soll.
Die mit purem Android 9 Pie vorinstallierten, und mit Google Lens in der Kamera erweiterten Pixel 3-Phones können ab sofort im deutschen Google Store vorbestellt werden, in 3 bis 4 Wochen wird laut Online-Store verschickt. Der Pixel Stand kostet in Deutschland 79 Euro, jede Menge weiterer Cases sind im Google Store zu finden.
Das Pixel 3 und Pixel 3 XL in allen Farbvarianten
Quelle(n)
Google Keynote und