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Geräteinitiative „Digitales Lernen“: Microsoft Surface Go 2 ersetzt Onda Oliver Book A1 - Eine gute Wahl?

Microsoft Surface Go 2
Microsoft Surface Go 2
In einem Schreiben des BMBWF wurden betroffene Schulen kürzlich darüber informiert, dass ab Herbst 2022 in der Kategorie der Windows-Tablets das Microsoft Surface Go 2 zur Auslieferung kommt. Onda TLC, Hersteller des eigentlichen Siegergerätes der Ausschreibung, will dagegen vorgehen. Ist das Surface Go 2 tatsächlich besser? Wir analysieren die beiden Konkurrenten im Detail.

Die Wirren rund um die laufende Hardwareausstattung der SchülerInnen der 5. und 6. Schulstufe an Österreichs Schulen scheinen in die Verlängerung zu gehen. Nachdem an den Schulen bei ersten Tests des Ausschreibungssiegers in der Kategorie Windows-Tablets, das Onda Oliver A1, nicht die Erwartungen der Bildungseinrichtungen erfüllen konnte (wir berichteten), setzte das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF) weitere Gutachter ein, die dem Siegergerät ebenso die Eignung zum Einsatz an Österreichs Schulen absprachen. In Folge wurde die Auslieferung der Geräte gestoppt. 

Onda will rechtlich gegen Lieferstopp vorgehen

Aktuellen Berichten zufolge will die Firma Onda TLC GmbH mit Sitz in Klagenfurt, Hersteller des Oliver Books und Sublieferant der A1 Telekom Austria GmbH nun rechtliche Schritte ergreifen. Das angebotene Gerät habe "exakt den technischen Spezifikationen der Ausschreibung entsprochen", die dem Gerät angelasteten Mängel gingen über die geforderten Merkmale hinaus. 

Lorenzo Barbantini, Chief Revenue Officer von ONDA TLC, erklärte gegenüber der APA, dass die Vorgaben durch die zugrundeliegende Ausschreibung auf einen möglichst niedrigen Preis abgezielt hätten und den Lieferanten aufgrund der Erfüllung der Kriterien keine Schuld treffen könne. Man habe sogar angeboten eine verbesserte Version des Windows-Tablets zu liefern. Dass nun ein wesentlich teureres Produkt durch A1 Austria zur Auslieferung kommt, will man aus den Medien erfahren haben.

Surface Go 2 ersetzt Onda Oliver - vorerst

Bundesminister Martin Polascheck wandte sich kürzlich in einem Schreiben an die betroffenen Bildungseinrichtungen und informierte über das weitere Vorgehen in der Causa Windows-Tablets. Einmalig soll nun das Microsoft Surface Go 2 ausgeliefert werden, allerdings nur an Schulen die im Schuljahr 2021/22 bereits die Gerätekategorie der Windows Tablets gewählt haben und diese Entscheidung auch weiterhin aufrecht halten. Den betroffenen Schulen wird allerdings auch die Möglichkeit zum nachträglichen Wechsel der Gerätekategorie gewährt. 

Die Auslieferung der Microsoft Surface Go 2 Tablets soll im September 2022 passieren. Im Falle eines Wechsels der Kategorie sollen die neuen Geräte gemeinsam mit jenen für das neue Schuljahr 2022/23 an die Schulen geliefert werden. Das BMBWF weist außerdem darauf hin, dass im Schuljahr 2022/23 der Gerätetyp Windows-Tablet grundsätzlich nicht zur Verfügung stehen wird. Dies legt die Vermutung nahe, dass es zu einer erneuten Ausschreibung des Segments kommen könnte. Es wäre der dritte Anlauf. 

Pikantes Detail am Rande: Die zugehörige Website der OEAD (Agentur für Bildung und Internationalisierung), zuständig für die Abwicklung der Digitalisierungsoffensive an österreichs Schulen, ist seit kurzem offline, die offiziellen Informationen zum Gerätewechsel nicht mehr einsehbar. In den Quellen verlinkt finden Sie die gespeicherte Version der Website.

Wie der Information des BMBWF zu entnehmen ist, soll der Gerätepreis trotz Wechsel auf die teureren Surface Go 2 Tablets gleich bleiben. Das Onda Oliver in der ursprünglich angebotenen Variante (wir berichteten) sollte 366,40 Euro kosten, womit der privat zu leistende Eigenanteil von 25% folglich 91,60 Euro betragen hätte. Das nunmehr zum Einsatz kommende Surface Go 2 in der Ausstattung mit Pentium Gold 4425Y, 8 GB RAM und 128 GB SSD-Speicher ist im Handel ab rund 400 Euro gelistet. Lässt man etwaige Rabatte - die Angesichts des großen Volumens sehr wahrscheinlich sind - außen vor, würde das Mehrkosten von rund 35 Euro bzw. ca. 10 Euro Privatanteil bedeuten. Diese Mehrkosten dürften nun zu Lasten der A1 Telekom Austria gehen.

Microsoft Surface Go 2 vs. Onda Oliver Book A1 - kleiner Aufpreis, große Wirkung?

Das Surface Go 2 unterscheidet sich hinsichtlich seiner Spezifikationen im Detail doch deutlich vom Onda Oliver A1. So kommt als CPU hier exakt die in der Ausschreibung geforderte Mindestausstattung in Form des Intel Pentium Gold 4425Y zur Anwendung. Das Display ist mit 10,5 Zoll geringfügig größer als jenes im Onda Oliver (10,1 Zoll). 

Ein wesentlicher Unterschied ist in den Gewichtsangaben zu finden. Während das Gewicht der Tableteinheit mit 600 Gramm beim Onda Oliver exakt den Mindestkriterien entspricht, liegt das Surface Go 2 mit 544 Gramm knapp darunter. Im täglichen Einsatz entscheidender ist allerdings das Gesamtgewicht, sprich inklusive Keyboard, was in der Ausschreibung allerdings nicht berücksichtigt wurde. Hier kann das Microsoft Surface Go 2 mit rund 790 Gramm das Onda Oliver mit knapp über einem Kilogramm doch spürbar unterbieten, Eingabestift und Ladegerät noch nicht berücksichtigt.

Auch seitens Schnittstellen gibt es Unterschiede. So bietet das Odna Oliver neben USB Type-C auch einen noch weit verbreiteten Type-A-Port und einen eigenständigen microHDMI-Anschluss, während das Surface Go lediglich einen Type-C-Port aufweist. Über diesen kann das Surface Go mit externen Displays verbunden werden, alternativ ist auch das Laden des Tablets über diesen Port möglich. Type-A-Geräte erfordern allerdings einen Adapter.

Die im Surface Go 2 eingesetzten Kameras überbieten die Lösung im Onda Oliver zumindest was die Auflösung angeht. Während im Microsoft-Produkt eine Kombination aus 5- und 8-Megapixel-Kamera seinen Dienst verrichtet, kommt im Onda Oliver eine 2- und 5-Megapixel-Lösung zur Anwendung.

Microsoft Surface Go 2 Onda Oliver Book A1
Prozessor: Intel Pentium Gold 4425Y Intel Pentium N5030
RAM: 8 GB 8 GB
Speicher: 128 GB 128 GB
Display: 10,5 Zoll 10,1 Zoll
Auflösung: 1.920 x 1.280 Pixel 1.920 x 1.200 Pixel
Gewicht: 544 / 790 Gramm 600 / 1010 Gramm
Abmessungen: 245x175x8,3 247x167x10
OS: Windows 10 Pro Windows 10 Pro
Anschlüsse: 1x USB-C, 1x Kopfhörer & Mikrofon-Mini-Buchse (3,5 mm), 1x Surface Connect Port, Surface Type Cover Port, MicroSDXC Card Reader 1x USB-C, 1x Kopfhörer (3,5 mm), 1x USB-A (3.0), microHDMI, Keyboard Connector, MicroSDHC/SDXC Card Reader
Netzwerk: Wi-Fi 802.11 a/​b/​g/​n/​ac/​ax, Bluetooth 5.0 Wi-Fi 802.11 b/g/n/ac, Bluetooth 5.0
Kamera & Audio: Kamera vorne: 5 MP, Kamera hinten: 8 MP, Mikrofon, Stereolautsprecher Kamera vorne: 2 MP, Kamera hinten: 5 MP, Mikrofon, Stereolautsprecher

Gegenüberstellung: Microsoft Surface Go 2 vs. Onda Oliver Book A1

Werfen wir einen genaueren Blick auf die im Surface Go 2 eingesetzte CPU: Der Intel Pentium Gold 4425Y wurde bereits 2017 vorgestellt und basiert auf der Kaby-Lake-Architektur. Der Chip verfügt über zwei native Kerne mit 4 Threads und taktet mit 1,7 GHz. Um Grafikberechnung kümmert sich die integrierte Intel HD Graphics 615 mit 24 Berechnungseinheiten (300-1050 MHz). Der Chip wird im 14-Nanometer-Prozess gefertigt, die TDP beträgt 6 Watt.
Der im Onda Oliver Book A1 eingesetzte Intel Pentium Silver N5030 entstammt der Gemini-Lake-Plattform aus 2019, integriert 4 native Rechenkerne (4 Threads) mit einer Taktfrequenz von 2-3,1 Ghz. Während die CPU-Einheit am Papier mehr Leistung verspricht, ist die im Chip integrierte Intel HD 605 Grafikeinheit (18 Berechnungseinheiten, 300-750 MHz) jener im Pentium 4425Y unterlegen. Auch dieser Chip wird in 14 Nanometern gefertigt und verfügt über eine TDP von 6 Watt.
Das Microsoft Surface Go 2 wurde auch bereits von uns umfangreich getestet (zum Test), allerdings in der Ausstattungsvariante mit Intel Core m3-8100Y Prozessor. Preis: ab rund 600 Euro. Die m3-8100Y entstammt Intels Amber-Lake-Plattform aus 2018, verfügt über 2 native Kerne (1,1-3,4 GHz, 4 Threads) und integriert ebenso die Intel HD Graphics 615. Der Fertigungsprozess beträgt 14 Nanometer, die TDP 5 Watt.

Aufgrund des hohen Alters aller genannten CPU-Optionen fällt ein Leistungsvergleich nicht leicht. In unserer Datenbank können wir allerdings auf Werte von bereits getesteten Geräten mit den angeführten Prozessoren zum Geekbench 4.1 - 4.4 zurückgreifen. Hier offenbart sich ein doch beachtlicher Vorteil der getesteten m3-8100Y-CPU im Vergleich zur nunmehr zum Zug kommenden Pentium-4425Y-CPU-Variante des Surface Go 2 als auch zum Pentium N5030 im Onda Oliver. Die Single-Core-Performance liegt fast 100% über diesen, im Multicore-Benchmark ist die m3-CPU rund 22-60% im Plus. N5030 und 4425Y spielen hinsichtlich Single-Core-Performance auf einem Level, lediglich im Multicore-Test kann sich die N5030 geringfügig abheben. 

Geekbench 4.4
64 Bit Single-Core Score
Intel Core m3-8100Y
Intel UHD Graphics 615, HP ProBook x360 11 G4
4159 Points
Intel Pentium Silver N5030
Intel UHD Graphics 605, Lenovo IdeaPad 1-14IGL05
2176 Points
Intel Pentium Gold 4425Y
Intel HD Graphics 615, Surface Go 2
2160 Points
64 Bit Multi-Core Score
Intel Core m3-8100Y
Intel UHD Graphics 615, HP ProBook x360 11 G4
6934 Points
Intel Pentium Silver N5030
Intel UHD Graphics 605, Lenovo IdeaPad 1-14IGL05
5662 Points
Intel Pentium Gold 4425Y
Intel HD Graphics 615, Surface Go 2
4330 Points

Wie sieht es hinsichtlich der Grafikperformance aus? Sowohl die 4425Y als auch die 8100Y nutzen die Intel HD Graphics 615, die nicht nur mehr Berechnungseinheiten bietet als die HD Graphics 605 im N5030-Chip, sondern auch höher takten kann. Dass dies in Summe einen doch großen Unterschied macht, zeigt ein Blick auf Benchmarks der beiden Grafikeinheiten in unserer Datenbank.

Je nach gewähltem Benchmarkprogramm liegt die HD 615 bis zu mehr als 100% vor der HD 605, wie sie auch in der Intel Pentium N5030 CPU im Onda Oliver zum Einsatz kommt. Während sich also der Intel Pentium Gold 4425Y, wie er auch in der Ausschreibung als Mindestmaß gefordert wird, hinsichtlich CPU-Leistung kaum vom Pentium N5030 im Onda Oliver unterscheidet bzw. dieser bei Mehrkernbelastung sogar etwas mehr Leistungsreserven bietet, dürfte die integrierte HD 615 im Pentium Gold 4425Y der HD 605 im N5030 doch deutlich überlegen zu sein. 

Die von den Testern an den Schulen berichteten Leistungsengpässe könnten demzufolge, zumindest zu einem bestimmten Teil, auch mit der leistungsschwächeren HD-605-Grafikeinheit der N5030 erklärt werden. 

3DMark 11 - 1280x720 Performance GPU
Intel UHD Graphics 615
Intel Core m3-8100Y, HP ProBook x360 11 G4
1111 Points
Intel UHD Graphics 605
Intel Pentium Silver N5030, Lenovo IdeaPad 1-14IGL05
617 Points
3DMark - 1920x1080 Fire Strike Graphics
Intel UHD Graphics 615
Intel Core m3-8100Y, HP ProBook x360 11 G4
742 Points
Intel UHD Graphics 605
Intel Pentium Silver N5030, Lenovo IdeaPad 1-14IGL05
449 Points

Ob das Microsoft Surface Go 2 in der Ausstattung mit der Intel Pentium Gold 4425Y die Anforderungen an den Schulen tatsächlich zu aller Zufriedenheit erfüllen kann, bleibt abzuwarten. Rein Chip-technisch verfügt das Tablet über vergleichbar viel CPU-Power wie das Onda Oliver, kann allerdings bei der GPU-Leistung deutlich höhere Leistungsreserven mitbringen. Das von uns getestete Surface Go 2 mit m3-8100Y Prozessor (vergleichbare HD 615, allerdings erheblich schnellere CPU-Einheit), lieferte einen zumindest zufriedenstellenden Eindruck bei alltäglichen Arbeiten, zeigte sich aber gleichsam nur wenig zukunftssicher.

Da alle genannten Varianten auf einem insgesamt sehr sehr niedrigen Leistungsniveau spielen (das war auch bereits zum Zeitpunkt der Markteinführung vor bis zu 5 Jahren so), sollten die in Frage kommenden Geräte - vor der Typenentscheidung - unbedingt umfangreich mit exakt jenen Aufgaben getestet werden, die sie in Folge auch im täglichen Betrieb zu absolvieren haben. Auch die geplante Laufzeit von 3-4 Jahren und etwaige neu hinzukommende Anforderungen sollten dabei berücksichtigt werden.

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Autor: J. Simon Leitner, 22.07.2022 (Update: 22.07.2022)