Deutschland-Start des Vivo X80 Pro: Elitäres Zeiss-Kamera-Flaggschiff als potentieller Ladenhüter
Vivo gehört mit ihren Kamera-Flaggschiffen auch in China nicht unbedingt zu den Günstigsten der Branche aber ob die hierzulande noch eher unbekannte Marke mit ihrer hochpreisigen Smartphone-Strategie Erfolg haben wird, bleibt abzuwarten. Immerhin startet das Vivo X80 Pro erfreulich schnell nach dem China-Launch Ende April, das war beim Vivo X60 Pro noch ganz anders und das Vivo X70 Pro beziehungsweise Vivo X70 Pro+ kam erst gar nicht in den deutschsprachigen Raum.
Auf Basis des Snapdragon 8 Gen 1 verbaut Vivo im IP68-zertifizierten und 219 Gramm wiegenden Glas-Sandwich - erstaunlicherweise Schott-Glas an der Front und Gorilla Glas 6 hinten - ein 6,78 Zoll großes, seitlich leicht gekrümmtes, dynamisches 10-bit Samsung E5-AMOLED-Display mit bis zu 1.500 nits Peak-Helligkeit und WQHD+ Auflösung. In Deutschland wird nur eine Variante mit 12 GB RAM und 256 GB Speicher in Cosmic Black erhältlich sein.
Die Zeiss-Kamera steht im Fokus
Wie beim Galaxy S22 gibt es im Display einen Ultraschall-Fingerabdrucksensor, anders als bei Samsung wird ein 80 Watt Netzteil mitgeliefert, auch die Bluetooth-Codecs aptX-Adaptive und aptX HD werden neben LDAC erfreulicherweise unterstützt. Der 4.700 mAh Akku kann auch mit bis zu 50 Watt kabellos geladen werden.
Im Fokus des Herstellers stehen aber die Kameras, insgesamt vier an der Zahl (hinten). Für die 50 Megapixel Hauptkamera hat sich Vivo einen Spezialsensor von Samsung anfertigen lassen, der ISOCELL GNV ist nicht etwa der ISOCELL GN5 sondern eine Art modifizierter ISOCELL GN1 mit 1/1.31 Zoll Größe, hier mit OIS, F/1.57 Blende und Zeiss T* Coating kombiniert.
Neben der 48 Megapixel Ultraweitwinkel- und Macro-Kamera auf IMX598-Basis sowie einem leider nur 8 Megapixel Sensor hinter dem 5x Periskop-Zoom-System mit OIS, legt Vivo diesmal auch besonderen Wert auf die 12 Megapixel Porträt-Kamera mit 2x Zoom und Gimbal-Stabilisierung, letztere war in früheren Vivo X-Series-Phones stattdessen hinter der Ultraweitwinkel-Cam zu finden.
Tolles Kamera-Flaggschiff, aber sauteuer
Nun soll sie die 2x-Telefoto-Optik derart stabilisieren, dass auch nachts tolle Porträt-Aufnahmen gelingen, zudem unterstützt das Vivo X80 Pro viele unterschiedliche Bokeh-Arten im Stil bekannter Zeiss-Objektive. Es gibt neben Cinematic Bokeh auch Biotar, Distagon, Sonnar und Zeiss Planar-Style-Bokeh, auch Video-Bokeh ist ein spannendes Feature, mit dem man die typischen Effekte anamorpher Objektive für seine Videoaufnahmen nutzen kann. Unterstützt vom Vivo 1+ Bildprozessor positioniert Vivo das X80 Pro also als kompromissloses Kamera-Flaggschiff für die Hosentasche.
Womit wir beim Preis wären, der in Deutschland fast schon unverschämt hoch ausfällt. In China kam das Vivo X80 Pro für umgerechnet 780 Euro in den Verkauf, zugegeben als Basismodell mit 8/256 GB Speicher. Aber selbst die 12/256 GB-Variante kann man sich aktuell bei Tradingshenzhen um 857 Euro importieren. In den letzten Tagen vor dem Launch kursierte ein Europreis von 1.099 Euro, doch Vivo will hierzulande noch viel mehr Cash sehen. 1.299 Euro kostet das Vivo X80 Pro zum Start und spielt damit in einer Liga mit Apple, Samsung und Sony.
Als Zeiss-Kamera-Flaggschiff wird man wohl vor allem mit dem Sony Xperia 1 IV vergleichen, das mit 1.399 Euro noch etwas teurer ist. Im Gegensatz zu Sony hat Vivo im deutschsprachigen Raum vermutlich nicht genügend Fans, die bereit sind für den Kamera-Luxus derart tief in die Tasche zu greifen. Zudem bietet das Xperia-Phone durchgängig 4K120, die von Alpha-Kameras gewohnten Burst- und Autofokus-Features, einen dedizierten Kamera-Button, Klinkenbuchse und Micro-SD-Slot, all das fehlt dem X80 Pro. Auch im Vergleich mit einem Samsung Galaxy S22 Ultra oder dem Apple iPhone 13 Pro Max stellt sich die Frage, ob die Marke Vivo in Europa bereits stark genug ist, um auf einem ähnlich hohen Preisniveau zu spielen. Vivo nennt eine Verfügbarkeit ab Juli 2022.
Update 10:30: In Österreich zahlt man offenbar 200 Euro weniger
Wie wir etwa durch die österreichische Tageszeitung Der Standard erfahren, wird das Vivo X80 Pro in Österreich in der exakt gleichen Konfiguration um 1.099 Euro UVP angeboten. Wie sich diese großen Unterschiede bei der angesetzten UVP der beiden Nachbarländer rechtfertigen lassen, ist aktuell nicht zu erklären, wir fragen aber mal bei Vivo nach. Update: Zur Stellungnahme Vivos und Hands-On-Bildern gehts unten weiter.
Update 17.6.2022: Stellungnahme Vivo, Preisvergleich und Hands-On
Meinem Kollegen Daniel Schmidt gegenüber, der die Hands-On-Bilder des Vivo X80 Pro (unten) nach der Vorort-Präsentation in Berlin erstellt hat, äußerte sich Vivo recht unbefriedigend in Bezug auf die unterschiedliche Preisgestaltung innerhalb der EU. Diese sei Ländersache der jeweiligen Vivo-Niederlassungen so der Vivo-Vertreter auf Nachfrage, eine Koordination gibt es offenbar nicht. Das führt nun tatsächlich zu der kuriosen Situation, dass ein Vivo X80 Pro in Salzburg offiziell 1.099 Euro kosten wird, wenige Kilometer weiter, im deutschen Freilassing aber 1.299 Euro.
Es dürfte sich ab Anfang Juli jedenfalls lohnen, innerhalb der EU nach den lokal günstigsten Preisen Ausschau zu halten. In Italien und Frankreich startet das Vivo X80 Pro ebenfalls mit 1.299 Euro UVP, in Spanien sind es unserer stichprobenartigen Recherche zufolge offenbar 1.199 Euro, in Rumänien umgerechnet 1.110 Euro, in Tschechien umgerechnet 1.091 Euro, also gemeinsam mit Österreich am Günstigsten. Wir rechnen aber ohnehin damit, dass sich die endgültigen Verkaufspreise letztlich europaweit auf das niedrigere Niveau einpendeln werden. Im Herbst soll übrigens bereits ein Vivo X80 Pro+ mit Snapdragon 8+ Gen 1 anstehen, berichten Leaker.
Quelle(n)
Vivo