Bill Gates investiert in Kraftstoff aus Wasser und CO2 — Amazon und American Airlines sind erste Abnehmer
Das von Bill Gates und Mitsubishi geförderte Unternehmen Infinium stellt aus Wasser und CO2 einen synthetischen Kraftstoff her und will die Produktion nun auf einen industriellen Maßstab skalieren. Schon jetzt zählen zahlungskräftige Kunden wie Amazon sowie American Airlines zu den Abnehmern des E-Fuels.
Amazon, das von den weltweit größten Big-Tech-Unternehmen mitunter am meisten emittiert, hat sich dazu verpflichtet seine Emissionen bis 2040 auf Null zu senken, weshalb es seine Lieferfahrzeuge zunehmend elektrifiziert. Doch solange die Infrastruktur für E-Autos noch nicht ausreichend ausgebaut ist, sieht Amazon in dem Brennstoff eine "vielversprechendes Instrument zur Emissionsreduzierung", sagt Chris Atkins, Amazon's Director of Worldwide Operations Sustainability.
Bisher werden täglich mehr als 8.300 Liter von Infinites Kraftstoff erzeugt, bei voller Auslastung aller zum Unternehmen gehörenden Anlagen könnten jährlich etwa 3 Millionen Liter des Brennstoffs hergestellt werden. Im Transportsektor gibt es nach wie vor schwer zu dekarbonisierende Bereiche wie die Luftfahrt und den Güterverkehr per LKW, Schiff und Bahn, die allein rund 10 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verursachen und alle noch auf Kraftstoffe angewiesen sind, die zum großen Teil aus fossilen Brennstoffen gewonnen werden.
Das Start-up-Unternehmen Infinium produziert in Texas, USA, den E-Treibstoff, indem Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Zur Zeit handelt es sich dabei hauptsächlich um E-Diesel sowie E-Kerosin und E-Naphtha, das üblicherweise als Lösungsmittel eingesetzt wird. Für die Herstellung des Wasserstoffs wird Strom aus erneuerbaren Energien verwendet. Im Reaktor wird dann aus dem Wasserstoff sowie Kohlenstoffdioxid aus lokalen Raffinerien mittels Katalysetechnologie ein synthetischer Kraftstoff hergestellt.
Es ist noch zu früh, aber E-Fuels werden ein sehr dominantes Gesprächsthema und eine wichtige Plattform für die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs und der chemischen Industrie sein. Die Kunden wollen E-Fuels wirklich kaufen und sind bereit, für das CO2-Einsparpotenzial einen Aufpreis zu zahlen.
- Robert Schuetzle, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Infinium.
Zwar emittiert das Start-up nach eigenen Angaben bei der gesamten Produktion inklusive Vertrieb etc. rund 95 Prozent weniger Kohlendioxid als bei der Herstellung von herkömmlichem Treibstoff. Doch Kritiker wie Pierpaolo Cazzola, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Center on Global Energy Policy der Columbia University, sehen die Methode nicht so optimistisch. Denn das Problem sei, dass das klimaschädliche Gas nur zwischengespeichert und letztlich beim Einsatz in Güterfahrzeugen wieder verbrannt wird:
Es kommt darauf an, wie man rechnet. So ist es nicht CO2-neutral. Es würde immer noch eine Nettozufuhr von Kohlenstoff in die Atmosphäre geben.