AMD Ryzen Mobile (Raven Ridge) offiziell - Zurück zur Spitze?
Antreten muss man gegen die neuen Quad-Cores von Intel der 8. Generation (Kaby Lake-Refresh). Raven Ridge startet mit zwei 15 Watt APUs namens Ryzen 5 2500U und Ryzen 7 2700U und tritt damit direkt gegen den Core i5-8250U und Core i7-8550U an. Den Vorgänger Bristol Ridge möchte man damit in allen Belangen deutlich übertreffen.
Anfang 2018 stellte AMD dann auch die Desktop Modelle mit 65 Watt Ryzen 5 2400G und Ryzen 3 2200G vor.
Technische Facts
- 4 Jahre in der Entwicklung
- 209 mm² Die-Size
- 4,5 Mrd Transistoren
- 15-Watt-Versionen zum Launch, später mehr
- DDR4-2400 Support, Desktop DDR4-2933
Modell | Kerne | Threads | Takt | GPU | GPU Takt |
Ryzen 5 2400G | 4 | 8 | 3,6 - 3,9 GHz | Vega 11 | 1250 MHz |
Ryzen 3 2200G | 4 | 4 | 3,5 - 3,7 GHz | Vega 8 | 1100 MHz |
Ryzen 7 2700U | 4 | 8 | 2,2 - 3,8 GHz | Vega 10 | 1300 MHz |
Ryzen 5 2500U | 4 | 8 | 2,0 - 3,6 GHz | Vega 8 | 1100 MHz |
Ryzen 3 2300U | 4 | 4 | 2,0 - 3,4 GHz | Vega 6 | 1100 MHz |
Ryzen 3 2200U | 2 | 4 | 2,5 - 3,4 GHz | Vega 3 | 1000 MHz |
Ryzen Prozessorkerne
Die Rechenkerne wurden laut AMD 1:1 von den Desktop-Octa-Core Prozessoren übernommen und bieten gerade im Vergleich zu den alten Excavator Modulen in Bristol Ridge einen deutlichen Vorteil. Eine detaillierte Beschreibung der Ryzen Architektur finden sie hier. Neu bei Mobile Ryzen sind Precision Boost 2 und Mobile XFR. Beide Technologien sind für den 15-Watt-Einsatz optimiert.
Trotz 15 Watt Einstufung sollen die vier Kerne im Ryzen 7 2700U im Mehrkerntest des Cinebench R15 den Core i7-8550U deutlich schlagen können. AMD zeigte in der Präsentation Werte eines Acer Spin 5, wobei diese im Vergleich mit unseren gemessenen i7-8550U Benchmarks jedoch etwas niedrig sind. Trotzdem bleibt in allen Fällen ein deutlicher Vorsprung.
Auch der Ryzen 5 kann sich gegen den direkten Konkurrenten Core i5-8250U durchsetzen, der Abstand ist jedoch nicht ganz so beeindruckend.
Cinebench R15 - CPU Multi 64Bit | |
Asus Zephyrus GX501 | |
AMD Reference Platform | |
Dell XPS 13 i7-8550U | |
Acer Swift 3 | |
Acer Aspire 5 A517-51G-80L | |
Xiaomi Mi Notebook Pro i5 | |
Acer Swift 3 SF315-51G-57E5 | |
Acer Swift 3 SF314-52G-89SL | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Intel Reference i7-8650U 15W | |
Lenovo ThinkPad T470s-20HGS00V00 | |
Asus FX550IU-WSFX | |
HP Envy x360 15z m6-ar004dx |
Im Einzelkerntest bewegt sich der Ryzen 7 2700U aus dem Labor auf Höhe des alten Core i7-7500U und wird vom i7-8550U durch den hohen Turbo Takt etwas abgehängt. Kein Vergleich jedoch mit dem alten FX-9800P der Bristol-Ridge-Generation, welcher nur die halbe Leistung erbringt.
Cinebench R15 - CPU Single 64Bit | |
Intel Reference i7-8650U 15W | |
Acer Aspire 5 A517-51G-80L | |
Acer Swift 3 SF314-52G-89SL | |
Dell XPS 13 i7-8550U | |
Lenovo ThinkPad T470s-20HGS00V00 | |
Asus Zephyrus GX501 | |
Acer Spin 5 SP513-52N-566U | |
Acer Swift 3 SF315-51G-57E5 | |
Xiaomi Mi Notebook Pro i5 | |
AMD Reference Platform | |
Acer Swift 3 | |
Asus FX550IU-WSFX | |
HP Envy x360 15z m6-ar004dx |
Auch in weiteren von AMD zitierten Benchmarks sieht die Leistung für die 15-Watt-Klasse hervorragend aus. In POVRay, PCMark 10 und TrueCrypt 7.1a ist sogar der Ryzen 5 2500U schneller als der Core i7-8550U. Wenn man die schnelleren Testwerte unserer Datenbank im Cinebench einrechnet, ist der 2500U wohl etwas langsamer einzustufen. Der Core i5 könnte aber geschlagen werden. Nur im PassMark 9 kann der Intel Prozessor seine Stärken ausspielen. Hiermit möchte AMD zeigen, das sie nicht nur gewinnende Benchmarks ausgewählt haben.
Insgesamt eine starke Performancedemonstration auf dem Papier. Wie man aber bereits bei den Kaby-Lake-R-Notebooks sieht, hängt die tatsächliche Performance stark von der Implementierung im Notebook ab. Hier wird bei AMD leider sehr oft gespart, daher muss man auf die ersten Notebooks warten um eine genaue Aussage treffen zu können.
Vega Grafik
Im Vergleich zu den Zen Prozessorgrafikkernen, wurde bei der integrierten Vega Grafikkarte einiges für den Einsatz in den Stromspar-APUs angepasst. Die Features der Architektur bleiben jedoch gleich. Vega entspricht der 5. Generation der Graphics-Core-Next-Architektur (GCN 5). Maximal sind anscheinend 11 CUs (=704 Shader) möglich und zum Launch gibt es zwei APUs mit 10 bzw 8 CUs in Notebooks. Die Namen der mobilen Grafikkarten werden die CU-Anzahl widerspiegeln: AMD Radeon Vega 10 bzw. 8. Der Desktop Ryzen 5 2400G bietet alle 11 CUs.
Im Desktop konnte der Vega-Launch nicht sonderlich überzeugen, besonders im Hinblick auf Effizienz. Die älteren Radeon-RX-Chips in den MacBooks (z.B. Radeon Pro 555) jedoch konnten in unseren Tests durchaus mit Nvidia GPUs mithalten (Leistung und Stromverbrauch).
Neuheiten bei Vega
- Zwei FP15 Befehle können parallel in der FP32 ALU ausgeführt werden
- Verbesserte IPC-Performance (Instructions Per Clock)
- Neue programmierbare Geometry Pipeline (2x Peak Throughput per Clock)
- Primitive Shader (neue Shader Stage um verdeckte bzw. unnötige Polygone zu verwerfen)
- Optimiert für höhere Taktraten
- High-Bandwidth Cache Controller (Verbesserte gemeinsame Nutzung aller Speicherquellen von HBM2, NAND, RAM und SSD für große Datensets)
- Tiled Rasterization (Draw Stream Binning Rasterizer)
- Direct3d Feature Level 12_1 (im Vergleich zu 12_0 bei Polaris)
Bei den veröffentlichten Benchmarks von AMD für Radeon Vega 10 im Ryzen 7 zeigt sich eine deutlich bessere Leistung als z.B. Kabylake GT3e (Iris Plus 640, 3DMark Time Spy). Der Wert reiht sich knapp unter einer alten Radeon Pro 450 (MBP 15 Entry 2016) und über einer Nvidia Geforce 940MX ein. In Spielen führt der fehlende dedizierte Grafikspeicher aber meist zu einer etwas schwächere Leistung.
3DMark - 2560x1440 Time Spy Score | |
Acer Swift 3 SF315-51G-57E5 | |
Apple MacBook Pro 15 2016 (2.6 GHz, 450) | |
AMD Reference Platform | |
Asus AsusPro P4540UQ-FY0056R | |
A10-7850K Asus A88-XM-PLUS | |
no name | |
Microsoft Surface Laptop i7 | |
Asus ZenBook Flip S UX370 | |
MSI CX61 2QC 2970M MS-16GD | |
HP EliteBook 725 G4 |
Multimedia
Ein weiterer größerer Part der APU ist den Multimedia-Funktionen vorbehalten. Im Vergleich zum Vorgänger hat sich hier jedoch anscheinend nichts verändert. Die Hardware ist weiterhin bereit für Netflix in 4k mit HDR (die Treiber zum Launch jedoch noch nicht, die Playready-Zertifizierung soll erst mit einem späteren Treiber kommen). Des Weiteren unterstützt die APU HDR, FreeSync 2 und 4K/60Hz Display.
AMD SenseMI
Unter dem SenseMI Banner fasst AMD die Funktionen Pure Power, Precision Boost 2, Mobile XFR, Neural Net Prediction und Smart Prefetch zusammen. Neu für die mobile APU ist Precision Boost 2, womit die Taktfrequenz noch feiner in 25 MHz Schritten gesteuert werden kann. Diese kleinen Schritte sind auch für die Vega Grafikkarte möglich.
Zudem ist Mobile XFR (mXRF) ein neues Feature, mit dem AMD gute Kühllösungen in Notebooks mit einer höheren Performance (= längere Boost-Phasen) belohnen kann. Auch die Oberflächentemperaturen der Bauteile, die der User berührt (Skin Temperature) können bei sauber implementierten Notebooks in die Berechnung aufgenommen werden (wie bei Bristol Ridge). Hier muss jedoch der Notebookhersteller mit AMD zusammenarbeiten und zahlreiche Sensoren verbauen. Ein Aufwand, der in günstigen Notebooks wohl nicht betrieben wird.
Energie-Effizienz
Bis jetzt nutzen die APUs von AMD, aber auch die SoCs von Intel, getrennte Power Rails zur Stromversorgung von Prozessorteil und Grafikkarte. Dadurch musste man für beide einen Overhead einrechnen und war in Bezug auf die maximal zur Verfügung stehende Gesamtleistung limitiert. Durch die gemeinsame Leitung (Unified VDD Power Rail) konnte man die maximale Stromstärke um 36% reduzieren und trotzdem höhere CPU- oder GPU-Stromspitzen ermöglichen (da es in der Praxis kaum zur kompletten Auslastung von CPU und GPU kommt).
Die Spannungswandler (vreg) sind in zwei Stages aufgeteilt. Zuerst gibt es die Spannungswandler auf dem Mainboard und in einer zweiten Phase noch zahlreiche digitale LDOs (Low-Dropout Regulator), welche die Grafikkarte, CPU-Region und auch die CPU-Kerne einzeln ansteuern können. Diese können auch als Power Gate verwendet werden, wenn der Teil nicht benutzt wird. Damit können nun die einzelnen Prozessorkerne pro Kern eine verschiedene Spannung erhalten und effizienter rechnen. Obwohl die einzelnen Kerne der Grafikkarte nicht getrennt angesteuert werden (beim kleinen Polaris Chip pro CU möglich), kann bei niedriger Nutzung 95% der GPU abgeschaltet werden, um Strom zu sparen.
Durch die zahlreichen Effizienzverbesserungen (und auch den kleineren Produktionsprozess von 14 nm versus 28 nm), konnte AMD die Akkulaufzeit im Vergleich zur Bristol Ridge Generation noch deutlich steigern. Im MobileMark 14 gibt AMD z.B. 26% längere Laufzeiten von ihrer Referenzplattform an. Weiters sind nun auch dünnere Notebooks dank einer geringeren Höhe des Chips (-24 % auf 1,38 mm) möglich.
Insgesamt sieht sich AMD mit dem neuen Ryzen APUs deutlich vor den Kaby-Lake-Refresh-Chips von Intel. Nur bei der I/O Performance (CrystalDiskMark bei SSDs) und einzelnen Benchmarks gesteht AMD leichte Rückstände ein. Gerade im Notebook ist die Leistung und Effizienz jedoch auch sehr von den verbauten Komponenten abhängig. Hier hatte AMD in der Vergangenheit immer das Problem, nur wenige gute Implementierungen von Partnern vorweisen zu können. Oft litt die Effizienz and günstigen Bauteilen und auch die Ausstattung mit Single-Channel-Speicher, schwachen TN-Displays und langsamen Festplatten machte die APUs uninteressant. Die Krone setzte das nur schlecht funktionierende Dual-Graphics-System mit zusätzlicher dedizierter Grafikkarte auf, für die der Treibersupport und dadurch die Leistung immer schwach war. Zumindest dieses Hybrid-Crossfire soll uns für Ryzen nun aber erspart bleiben.
Notebooks zum Launch
Anfangs wird die mobile Ryzen APU in drei Geräten (zum Weihnachtsgeschäft) launchen. Das HP Envy X360 mit Ryzen 5 2500U (und Dual-Channel-Speicher entgegen den Leaks), das Lenovo IdeaPad 720S als sehr dünnes Gerät mit Ryzen 5 2500U oder Ryzen 7 2700U aber jedoch nur Single-Channel DDR4-2133 und das Acer Swift 3. In 2018 sollen dann weitere Notebooks sowie weitere APUs mit höheren TDP-Einstufungen (Desktop?) folgen.