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Prozessorleistung und Spiele

Aufbau eines modernen Quad-Core Prozessors (hier Core i7).
Aufbau eines modernen Quad-Core Prozessors (hier Core i7).

Wie stark wirkt sich die Prozessorleistung in modernen Spielen aus? Über welchen Takt und über welche Kernanzahl sollte eine CPU heutzutage verfügen? Diesen und anderen Fragen gehen wir in folgendem Schwerpunkt nach.

Die Geschichte der Multicore-CPUs

Die Tage, in denen die zwei großen CPU-Hersteller AMD und Intel den Takt ihrer Prozessoren mit aller Gewalt in immer neue Regionen schrauben wollten, sind seit einigen Jahren längst gezählt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt waren die CPU-Architekturen thermisch ausgereizt und es ging nichts an der Entwicklung neuer Technologien vorbei: Die Geburtsstunde der Mehrkernprozessoren war gekommen. Und so übertreffen sich AMD und Intel heute nicht mehr hauptsächlich bei der maximalen MHz-Zahl, sondern primär bei der Anzahl der CPU-Kerne. Spieleentwickler genehmigten sich allerdings ein gehöriges Maß an Zeit, bis sie endlich auf den Multicore-Zug aufsprangen und ihre Titel technisch entsprechend anpassten. Eine Optimierung auf zwei Kerne ist bei Top-Titeln inzwischen Standard, einige Spiele profitieren sogar schon von der Kraft von vier Kernen. Die Technik dahinter: Verschiedene Bestandteile einer Spieleengine wie Physik, Sound oder KI werden in mehrere sogenannte „Threads“ aufgeteilt und dann auf die vorhandenen Rechenkerne verteilt.

Kaufhilfe für Spieler

Da ein Großteil aktueller Games mit nur einem CPU-Kern nicht mehr flüssig läuft, sollten Spieler heute mindestens zu einem Dual-Core greifen. Zwar profitieren immer mehr Titel, wie erwähnt, bereits von drei oder vier Rechenkernen, für eine flüssige Bildwiederholrate notwendig sind entsprechende Prozessoren (bis auf Ausnahmen wie GTA IV) aber meistens nicht. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren natürlich noch intensivieren, so dass anspruchsvolle Spieler und Nutzer, die auf eine möglichst hohe Zukunftssicherheit Wert legen, gleich zu Notebooks mit Quad-Cores greifen sollten. Gelegenheitsspieler können hingegen ruhig noch zu Dual-Cores greifen, ohne große Geschwindigkeitseinbußen befürchten zu müssen.

Nachteil von Quad-Cores sind nämlich nicht nur ein deutlich höherer Preis, sondern oftmals auch eine höhere Temperatur- und/oder Geräuschentwicklung. Der Takt einer CPU spielt freilich immer noch eine Rolle, andere Bereiche der Architektur wie FSB und Cache sollten allerdings nicht vernachlässigt werden. So kann eine CPU mit größerem Cache und niedrigerem Takt in Spielen durchaus schneller rechnen, als eine CPU mit höherem Takt, dafür geringerem Cache.

Die Macht der Grafikkarte

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass bei den meisten Spielen nicht der Prozessor, sondern vornehmlich die Grafikkarte den Ausschlag über die Leistungsfähigkeit gibt. Das heißt, dass mit einer mäßigen Grafikkarte selbst die schnellste CPU nichts mehr ausrichten kann. Erst mit einer Grafikkarte der oberen Mittelklasse oder der Oberklasse lohnen sich starke Prozessoren. Man sollte also immer auf ein gutes Verhältnis zwischen Prozessor und Grafikkarte achten.

So ist für Einstiegsgamer mit Grafikkarten im Bereich der Radeon HD 4570 / 5470 / 5145 oder der GeForce 210M / 310M / 320M bereits eine Zweikern-CPU mit rund 2.0 GHz völlig ausreichend. Gelegenheitsspieler und weniger anspruchsvolle Zocker mit Grafikkarten auf dem Niveau einer Radeon HD 4650 / 5165 / 5650 / 5730 oder einer GeForce GT 330M / 335M / 420M / 425M werden hingegen mit Dual-Cores um 2.5 GHz gut bedient. Erst Enthusiasten mit leistungsstarken Grafikkarten wie der GeForce GTX 260M / 285M / 460M / 480M oder der Radeon HD 5850 / 5870 können spürbar von Quad-Cores profitieren. Deshalb unser Tipp: Beim Kauf eines Notebooks sollten Gamer vorwiegend auf die Leistungsfähigkeit der verbauten Grafikkarte achten und erst dann ein Auge auf den verbauten Prozessor werfen.

Takt vs. Kernanzahl

Um ein praxisnahes Urteil fällen zu können, wie stark sich CPU-Takt und Kernanzahl bei aktuellen Spielen auswirken, haben wir zum integrierten Benchmark von DIRT 2 gegriffen. Damit sich die Grafikkarte nicht zum limitierenden Faktor entwickelt und um möglichst großen Einfluss auf die CPU zu haben (Bios), entschieden wir uns zu diesem Zweck für ein Desktopsystem, das mit Radeon HD 4870 (512 MByte) und 4 GByte DDR2-Arbeitsspeicher ausgestattet war. Als CPU kam Intel´s starker Core 2 Quad Q9450 (Standardtakt 2.67 GHz) zum Einsatz, der über 12 MByte L2-Cache sowie eine Strukturbreite von 45nm verfügt. Im Notebookbereich ist er angesichts dieser Spezifikationen am ehesten mit dem Core 2 Extreme QX9300 (2.53 GHz, ebenfalls 12 MByte L2-Cache und 45nm) vergleichbar.

Im Folgenden haben wir den Q9450 mit jeweils unterschiedlichen Taktraten (2.2, 2.5 & 2.8 GHz) wiederholt durch den integrierten Benchmark von DIRT 2 geschickt, wobei wir per Bios sukzessive zwei respektive drei Kerne deaktivierten, um einen Dual-Core bzw. Single-Core zu simulieren. Die Grafikdetails waren auf Anschlag. Das Ergebnis fiel hierbei wie erwartet aus: Mit nur einem CPU-Kern ist DIRT 2 grundsätzlich unspielbar. Eine Takterhöhung wirkt sich zwar merklich aus, ist dennoch nicht dazu in der Lage, die Bildwiederholrate auf ein akzeptables Niveau zu heben. Mit einem Dual-Core verdoppelt sich die Bildwiederholrate hingegen und DIRT 2 lässt sich angenehm spielen. Auch hier wirkt sich eine Takterhöhung messbar aus. Mit einem Quad-Core läuft DIRT 2 im Vergleich zu zwei Kernen nochmals um rund 50% schneller. Der Takt hat unterdessen kaum noch einen Einfluss auf die Geschwindigkeit.

Performancevergleich DIRT 2
Performancevergleich DIRT 2

Eine Frage des Typs

Als Entscheidungs- und Orientierungshilfe haben wir zum Abschluss diverse CPU-Serien in vier Leistungsklassen eingeteilt.

Einstiegsklasse (oft zu langsam für moderne Spiele):

  • Intel Atom
  • Intel Celeron M
  • Intel Celeron Dual-Core
  • Intel Pentium M
  • Intel Pentium Dual-Core
  • Intel Core Solo
  • Intel Core Duo
  • Intel Core 2 Solo
  • AMD Sempron
  • AMD Turion 64
  • AMD Turion 64 X2
  • AMD Turion X2 Ultra
  • AMD Athlon 64
  • AMD Athlon 64 X2
  • AMD Athlon II

Mittelklasse:

  • Intel Core 2 Duo (unter 2,50 GHz)
  • Intel Core i3
  • AMD Turion II (Ultra)
  • AMD Phenom II

Obere Mittelklasse:

  • Intel Core 2 Duo (ab 2,50 Ghz)
  • Intel Core 2 Extreme (Dualcore)
  • Intel Core 2 Quad
  • Intel Core i5
  • Intel Core i7 (Dualcore)

Oberklasse:

  • Intel Core 2 Extreme (Quadcore)
  • Intel Core i7 (Quadcore)

Weitere Informationen zu einzelnen Prozessoren und deren Leistung entnehmen Sie bitte unserem Prozessorvergleich oder den Prozessor Benchmarks.

Fazit

Aktuelle Spiele profitieren zwar durchaus von Vierkern-CPUs, für den Durchschnittsgamer sind Zweikerner von der Leistungsfähigkeit  bis auf weiteres aber noch ausreichend. Während der Takt ab vier Kernen (bei optimierten Titeln) eher unerheblich ist, sollte man bei Zweikernern auf einen einigermaßen hohen Takt achten. Prozessoren mit nur einem Rechenkern sind bei neueren Spielen indes grundsätzlich zu langsam.

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Autor: Sebastian Jentsch, 28.11.2006 (Update: 15.05.2018)