Zotac Gaming GeForce RTX 3090 Trinity im Test — Das Zeitalter des 8K-Gamings zeichnet sich am Horizont ab

Nvidias Einführung der Ampere-Serie in diesem Jahr wird gleich aus mehreren Gründen in Erinnerung bleiben, denn die Turing-Generation wurde sowohl für ihren hohen Launch-Preis als auch für die zweifelhafte Performance unter aktiviertem Raytracing kritisiert. Mit Ampere hofft Nvidia die Probleme aus dem Weg geräumt zu haben. Erste Tests lesen sich recht positiv, sei es durch den signifikanten Leistungsgewinn gegenüber einer RTX 2080 oder den etwas günstigeren Preisen der RTX 3080 Founders Edition.

Aber auch wenn die RTX 3080 von Nvidia als Flaggschiffmodell der Ampere-Serie vermarktet wird, markiert sie dennoch nicht die absolute Spitze der Serie für Gamer und Content Creators. Denn hier kommt die RTX 3090 ins Spiel. Sie wird als legitime Nachfolgerin der Titan RTX angepriesen. Während es aber von der Titan nur die Founders Edition von Nvidia gab, holt sich Nvidia für die RTX 3090 auch AiB-Partner mit ins Boot (add-in board). Das führt zu mehr Vielfalt in den Modellen und einer besseren Verfügbarkeit. Noch ist nicht ganz klar, ob Nvidia zu einem späteren Zeitpunkt nicht doch noch eine neue Titan-Karte herausbringt, beim jetzigen Stand der Dinge deklassiert die RTX 3090 die Titan RTX bereits sowohl in der Ausstattung als auch der Leistung.

Der RTX 3090 prahlt mit 35,6 Shader-Peak-TFLOPs FP32 (gegenüber 16,3 in der Titan RTX), 69,5 Ray-Tracing-TFLOPs (gegenüber 49,2 in der Titan RTX) und 284,7 Tensor-TFLOPs bei Verwendung der Sparsity-Funktion zur KI-Inferenz. Die vollständigen Spezifikationen sind in der nachstehenden Tabelle zusammengefasst.

Bei einer UVP von 1.499 US-Dollar (hierzulande rund 1.500 Euro) ist die RTX 3090 Founders Edition keine "Volkskarte". Sie richtet sich an Content Creators, die "den Wert eines großen Frame Buffers zu schätzen wissen", wie es Nvidia ausdrückt. Natürlich kann man auf dem guten Stück auch super gamen, sein Einsatzgebiet  liegt aber bereits bei 4K/144 Hz oder eben auch 8K/30 Hz und höher. 

Für diesen Test nutzen wir die Zotac Gaming GeForce RTX 3090 Trinity AiB. Zotac verwendet hier ein Custom-PCB, dessen Design stark von der Founders Edition abweicht. Die Karte nutzt ein Kühlsystem mit Triple-Lüfter, welches Zotac IceStorm 2.0 tauft. Die RTX 3090 Trinity verwendet außerdem ein 11-Blade-Lüfter-Design mit drei Gruppen von Aluminium-Lamellen-Kühlkörpern und gleich sieben Kupfer-Heatpipes. Laut Hersteller sollen die neuen Lüfter für 10 Prozent mehr Luftzirkulation im Vergleich zur Vorgängergeneration sorgen. Die Rotationsgeschwindigkeiten können individuell in der neu aufgelegten FireStorm-Software geregelt werden. Hier sind auch zarte Übertaktungsmöglichkeiten integriert. Im Idle bleiben die Lüfter still.

Hinweis: Weil die RTX 3080 sowohl von Seiten NVIDIAs als auch der AiB-Partner kaum verfügbar ist, folgt unser eigener Test zur RTX 3080 in Kürze. Derweil greifen wir für Benchmarkvergleiche auf die Werte aus dem Test der RTX 3080 Founders Edition von Hardwareluxx.de zurück. 

Leider konnten wir selbst keine RTX 3090 Founders Edition bekommen, dafür hat uns NVIDIA India die Zotac Gaming GeForce RTX 3090 Trinity zum Testen zur Verfügung gestellt. Innerhalb des knappen Testzeitraums haben wir so viele Benchmarks wie möglich durchgeführt, um unseren Lesern einen grundlegenden Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Karte zu vermitteln. Weitere Tests und Artikel zur RTX 3090 werden in den kommenden Tagen folgen. 

Compute-Benchmarks sind scheinbar die Paraderolle für die RTX 3090 Trinity, immerhin messen wir ganze 74 Prozent Vorsprung im ComputeMark QJuliaRayTrace und einen um 61 Prozent höheren Gesamtscore im Vergleich zur Titan RTX. In den GPU-lastigen LuxMark Room und Sala-Tests erreicht die RTX 3090 25 und 36 Prozent höhere Werte als eine Titan RTX. Workloads mit starkem Fokus auf GPU-Berechnungen sollten also stark von einem Wechsel hin zur RTX 3090 profitieren.

Für Profis in den Bereichen Medizin, Automobilindustrie und 3D-Rendering hat NVIDIA seine Quadro-Serie im Angebot. Quadro-Karten auf Basis von Ampere sind noch nicht angekündigt, dürften die RTX 3090 aber leistungstechnisch leicht übertreffen. Die RTX 3090 nutzt GeForce-Treiber, welche nicht auf die Zusammenarbeit mit professionellen Anwendungen aus der Industrie ausgelegt sind. Dennoch, mit ihren 24 GB GDDR6X VRAM und dem High-End-Ampere-Chip dürfen die theoretischen Fähigkeiten der RTX 3090 in diesen Bereichen nicht ignoriert werden. Wir kommen auf interessante Ergebnisse im Vergleich zur Titan RTX und anderen NVIDIA-Karten.

Im SPECviewperf 12 sehen wir die höchsten Zugewinne bei Maya- und 3DS-Max-Workloads mit klaren Vorteilen gegenüber einer Titan RTX. Und auch in Tests wie Solidworks, Catia, Siemens NX usw. hat sich die Karte gut geschlagen.

Ähnlich sieht es im SPECviewperf 13 aus, hier zeigen sich bei Maya, 3DS Max, Creo und Showcase gute Verbesserungen, während der Rest der Werte sogar im Vergleich zur Titan X Pascal schlecht abschneiden. 

Letzteres könnte aber auch an noch nicht vollständig optimierten Treibern liegen, wir gehen davon aus, dass auch hier mit der Zeit bessere Ergebnisse erzielt werden. Aber schon jetzt sind die Performancegewinne unter 3DS Max und Maya interessant fürs 3-D-Modeling, immerhin suggerieren sie einen starken Leistungszuwachs ohne die Notwendigkeit in eine der deutlich teureren Quadro-Karten investieren zu müssen. 

Blackmagicdesign hat seine Video-Editing-Software kürzlich mit einem Update versorgt (Version 16.2.7), welches den Support der aktuellen Ampere-Karten einführt. NVIDIA hat uns gleichzeitig mit einem 8K-REDCODE-RAW-Projekt und einer temporären Resolve-Studio-Lizenz versorgt, um die Performance der RTX 3090 in den Dekoder- und Debayer-Funktionen von Resolve sowie das flüssige Scrollen in der 8K-Timeline bei gleichzeitig applizierten Motion-Blur- und Temporal-Noise-Reduction-Effekten testen zu können.

Für unseren Test war in Resolve die Nutzung der CUDA-Kerne der RTX 3090 für die Dekompression und den Debayer eingestellt. Temporal Noise Reduction war standardmäßig auf 5 Frames gesetzt und die Bewegungsberechnung auf "Besser". Gleichzeitig wurde ein Motion-Blur-Wert von 50 eingegeben. Laut NVIDIA zeigt in diesen Einstellungen sogar eine RTX 3080 einen Bildberechnungsfehler an, allein durch die limitierende Menge an VRAM.

Im unten stehenden Video sieht man, dass diese Anwendung bereits nahezu 16 GB an Videospeicher belegt, gleichzeitig zieht die Karte 280 W aus dem Netzteil. Interessanterweise scheint GPU Boost einen höheren Boosttakt (bis zu 1.920 MHz) als offiziell angegeben zu erlauben, bei einer Gesamttemperatur von um die 71 °C.

Ein Exportieren des 17-sekündigen RAW-Clips dauerte rund 1:30 Minuten und verschlang nahezu 18 GB VRAM. Übrigens scheint das reine Abspielen des 8K-MP4-Files ebenso viel Speicher zu benötigen, allerdings bei einer geringeren GPU-Auslastung von ca. 35 Prozent.

NVIDIA hat die RTX 3090 bisher nie als reine Gaming-Karte eingestuft. Allerdings sind bereits mehrere Gaming-Benchmarks der RTX 3090 innerhalb der letzten Tage geleakt worden. Diese haben aber teils zu Ernüchterungen bei den Gamern geführt, da der Leistungsboost gegenüber einer RTX 3080 bestenfalls moderat zu sein scheint. Ganz offiziell hat NVIDIA angegeben, dass die RTX 3090 etwa 10-15 Prozent mehr Frames ermöglicht als eine RTX 3080. Aber ungeachtet dieses Vergleichs gibt es unbestreitbare Leistungsgewinne, wenn man von einer Titan RTX oder auch einer RTX 2080 Ti aufrüstet, insbesondere beim Gamen in 4K und höheren Auflösungen.

Wer darauf aus ist, jeden zusätzlichen Frame aus Games herauszuholen, sollte die RTX 3090 mit einem Intel Comet Lake-S Core i9-10900K kombinieren, besonders in niedrigeren Auflösungen kann das den CPU-Flaschenhals minimieren. Bei Auflösungen oberhalb von 1440p ist das AMD-System ziemlich gut dazu geeignet, das Beste aus einer RTX 3090 herauszuholen.