Test Nvidia 3D Vision
Willkommen in der dritten Dimension.
Kaum ein Schlagwort fällt in der Entertainmentbranche derzeit so häufig wie 3D. Um diesem Trend Rechnung zu tragen, haben wir uns einmal näher mit Nvidia´s 3D Vision beschäftigt. Was die 3D-Technologie taugt, lesen Sie in diesem Artikel.
Wie funktioniert 3D?
Aktuelle Verfahren zur 3D-Darstellung bedienen sich dem Prinzip der Stereoskopie. Dabei wird eine Szene jeweils aus zwei leicht unterschiedlichen Blickwinkeln dargestellt, die Nutzer ohne entsprechende Hilfsmittel als zwei sogenannte Halbbilder wahrnehmen. Indem man jedem Auge nur eines dieser Halbbilder zugänglich macht, lässt sich das menschliche Sehen, das Tiefeninformationen nicht zuletzt aus der leicht verschobenen Perspektive der beiden Augen bezieht, überlisten und der 3D-Effekt entsteht.
Dieser Vorgang wird in der Praxis entweder durch Farbfilter (Anaglyph-Verfahren, man denke an die klassische Rot-Grün-Brille), Polarisationsfilter (Polarisations-Verfahren) oder Abdunklung (Shutter-Verfahren) realisiert. Erst autostereokopische Verfahren funktionieren komplett ohne spezielle Brillen, entsprechende Geräte sind allerdings (noch) sehr teuer. Nintendo könnte in dieser Beziehung eine Vorreiterrolle einnehmen. Mit dem 3DS will der Konsolenhersteller in naher Zukunft ein autostereokopisches Handheld veröffentlichen, das sich preislich in bezahlbaren Regionen ansiedeln dürfte.
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Details
Was ist 3D Vision?
Schon im Jahr 2008 hat Nvidia das sogenannte „3D Vision Kit“ vorgestellt, das sich der angesprochenen Shutter-Technik bedient und derzeit für rund 130 Euro zu haben ist. In diesem Paket sind unter anderem eine aktive Shutter-Brille sowie ein IR-Sender, der für die Synchronisierung der Signale zwischen Monitor und Brille zuständig ist, enthalten (Reichweite jeweils 4.5 Meter). Ist 3D Vision aktiv, werden die beiden Brillengläser, parallel zu den Halbbildern auf dem Display, bis zu 60 mal pro Sekunde abgedunkelt.
Damit das Bild nicht flimmert, muss der Monitor zwangsläufig über eine Frequenz von 120 Hz verfügen. Leider sind 120 Hz fähige Monitore bisher noch ziemlich selten und, im Vergleich zu einem klassischen 60 Hz-TFT, recht teuer. Notebooks mit 120 Hz fähigen Displays sind ebenfalls rar gesät, das Asus G51J, das Asus G53JW und das Acer Aspire 5745DG bilden seltene Ausnahmen. Weitere Voraussetzungen, um 3D Vision nutzen zu können, sind indes ein Zweikernprozessor, eine Nvidia-Grafikkarte ab der GeForce 8800GT sowie ein vorinstalliertes Windows Vista oder Windows 7.
Einrichtung und Benutzung
Am Notebook ist die Einrichtung von 3D Vision denkbar einfach, da mittlerweile der IR-Sender gleich im Displayrahmen integriert und der Treiber bereits vorinstalliert ist. Nachdem man die Shutter-Brille eingeschaltet und sich kurz durch die übersichtliche Einrichtung (siehe Screenshots) gehangelt hat, kann es eigentlich direkt losgehen. 3D Vision eignet sich nicht nur für 3D-Gaming, sondern auch für 3D-Anwendungen, 3D-Bilder, 3D-Filme bzw. Videos sowie 3D-Blu-Ray, wobei zum Teil bestimmte Zusatzsoftware notwendig ist. Vom Tragekomfort geht die Shutter-Brille, zumindest für Nicht-Brillenträgern, halbwegs in Ordnung, auch das Gewicht ist mit rund 50 Gramm als passabel zu bezeichnen.
Nach Angaben von Nvidia hält der Akku der Shutter-Brille selbst im Gaming-Betrieb über 40 Stunden, die Aufladung erfolgt ganz simpel über USB (ein passendes Kabel liegt bei). Ein wesentlicher Vorteil der Shutter-Technik respektive von 3D Vision ist die hohe Auflösung. Während bei anderen 3D-Verfahren die Auflösung aus technischen Gründen zuweilen herunter geregelt wird, lässt sich 3D Vision auch in FullHD-Auflösungen genießen. Als weitere Stärke wäre die relativ geringe Blickwinkelabhängigkeit zu nennen, man muss nicht jede Sekunde optimal vor dem Bildschirm sitzen.
3D Vision in Spielen
Gerade im Gaming-Bereich hat 3D Vision durchaus Erfolgschancen, da Spiele, im Gegensatz zu den meisten Filmen, grundsätzlich in 3D vorliegen. Laut Nvidia ist die Software aktuell dazu in der Lage, über 400 Spiele automatisch zu erkennen und in 3D zu konvertieren. Informationen zur Spielekompatibilität erhält man im übersichtlichen und gut strukturierten Treiber (siehe Screenshots), der darüber hinaus Zugriff auf praktische Tastenkürzel gibt. Bei Bedarf lassen sich in Spielen sogar Tipps zur optimalen Konfiguration einblenden.
Einige, vor allem neuere, Spiele wie Metro 2033 oder Mafia II sind überdies mit dem „Nvidia 3D Vision Ready“-Logo versehen. Hierbei handelt es sich um Titel, die schon während der Entwicklung speziell für die dritte Dimension angepasst wurden und deshalb 3D-Effekte nicht nur „nach innen“, sondern auch „nach außen“ bieten, was das 3D-Erlebnis intensiviert.
Trotz der guten Vorraussetzungen fällt unser Urteil nach ein paar Stunden Spielpraxis eher ernüchternd aus: Zwar erwecken viele Objekte (z.B. Waffen in Ego-Shootern) einen schönen Tiefeneffekt und es sind allgemein mehrere Ebenen erkennbar, insgesamt lenkt 3D Vision unserer Ansicht nach aber mehr vom Spielgeschehen ab, als die Atmosphäre auf ein neues Level zu heben. Das die Augen durch die 3D-Darstellung arg belastet werden und somit häufigere Pausen erzwingen, sollte ebenso bedacht werden.
3D Vision im Gamescheck
Um die Auswirkungen des 3D-Modus auf die Systemleistung zu überprüfen, haben wir mehrere Spiele mit 3D Vision getestet. Als Grundlage diente uns dabei das Aspire 5745DG Notebook von Acer, das mit einem Core i7-740QM, vier GByte DDR3-Arbeitsspeicher sowie der Mittelklassegrafikkarte GeForce GT 425M ausgestattet ist. Ergebnis: Mit aktiviertem 3D bricht die Performance etwa um die Hälfte ein! Während die GeForce GT 425M bei grafisch anspruchsvollen Titeln bereits ohne 3D so ihre Probleme mit mittleren bis hohen Qualitätseinstellungen hat, ist bei aktiviertem 3D nicht ansatzweise an einen ruckelfreien Bildaufbau zu denken. Erst niedrige Details führen beim Einsatz von moderaten Auflösungen zu flüssigen Bildwiederholraten. Der schwarze Peter ist in dieser Situation allerdings Acer zuzuschieben, da die GT425M schlicht nicht für den Einsatz bei Games in hohen Details und Auflösungen konzipiert ist. Folglich fehlen auch die Reserven für 3D.
Wer die dritte Dimension grundsätzlich auch in höheren Auflösungen mit einer anständigen Optik genießen will, kommt nicht um High-End-Grafikkarten wie die GeForce GTX 460(M) herum. Für anspruchsvolle Notebooknutzer bleibt momentan nur der Griff zum Asus G53JW.
3D Vision in Filmen
Am meisten hat uns 3D Vision im Video-Umfeld zugesagt. Da die interaktive Komponente entfällt, kann man sich bequem zurücklehnen und - wie im Kino - die dritte Dimension auf sich wirken lassen. Leider ist Auswahl an 3D-Material momentan noch sehr eingeschränkt, wir gaben uns mit einigen Testfilmchen von Nvidia´s Homepage zufrieden. Diese gewähren jedoch einen guten Einblick auf die Möglichkeiten. Für die Wiedergabe von stereoskopischen Videodateien ist übrigens die Installation einer speziellen Abspielsoftware vonnöten. In diesem Zusammenhang sei der kostenlose „Stereoscopic Player“ erwähnt.
Nachteile
Natürlich hat die Shutter-Technik bzw. die 3D-Darstellung an sich auch mit einigen Nachteilen zu kämpfen, die wir Ihnen in einer kurzen Aufzählung näher bringen wollen:
- Die Shutter-Brille verschluckt leider einen großen Teil der Helligkeit, weshalb der Bildschirm über eine möglichst hohe Leuchtkraft verfügen sollte. Leider ist gerade die Displayhelligkeit ein häufiger Schwachpunkt bei Notebooks.
- Das HUD (Heads up Display) klebt bei vielen Spielen (insbesondere noch nicht optimierten) unschön an der Bildoberfläche, der 3D-Effekt wird negativ beeinträchtigt.
- Für Brillenträger ist die Nutzung der Shutter-Briller auf Dauer unangenehm.
- Nicht jeder Mesch ist überhaupt dazu in der Lage, dreidimensional zu sehen. Glaubt man manchen Studien, sind über 10% der Bevölkerung betroffen.
- Bei einigen Personen kann die 3D-Darstellung zu Befindlichkeitsstörungen wie Schwindel oder Übelkeit führen. Nach einer längeren Eingewöhnungsphase reduzieren sich derartige Probleme mitunter.
- Es kommt zu einer schnelleren Ermüdung der Augen als es beim „normalen“ Betrieb der Fall ist.
- Teilweise treten Unschärfen oder Doppelbilder auf, was beispielsweise an einer falschen Fokussierung der Augen oder an einem gestörten IR-Signal liegen kann.
- 3D-Inhalte oberhalb einer Auflösung von 720p können auf externe Bildschirme nur per DVI (Dual-Link) oder HDMI (ab Version 1.4) übertragen werden.
Fazit
Sofern keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder technischen Probleme auftreten und sofern ein Spiel oder ein Film optimal für die dritte Dimension angepasst ist, kann 3D Vision sein volles Potenzial ausspielen und mit einem überraschend guten 3D-Effekt punkten. Enthusiasten benötigen für hohe Auflösungen und Detailstufen jedoch unbedingt eine sehr starke GeForce-Grafikkarte, der 3D-Betrieb kostet extrem viel Leistung.
Der Preis spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle: Während Notebookliebhaber für den Eintritt in die dritte Dimension nicht um einen kompletten Neukauf (mindestens 1000 Euro) herum kommen, haben PC-Besitzer immerhin die Möglichkeit, punktuell aufzurüsten. Eine Kombination aus 3D Vision Kit, High-End-Grafikkarte (z.B. GeForce GTX 460) und leuchtstarkem 120 Hz Monitor (z.B. Asus VG236HE oder LG W2363D) schlägt mit rund 650 Euro trotzdem deftig zu Buche.
Insgesamt würden wir 3D Vision als eine interessante und durchaus praxistaugliche 3D-Technologie bezeichnen, die einen guten Vorgeschmack darauf gibt, in welche Richtung sich die Unterhaltungsbranche in den nächsten Jahren hinentwickelt. Für mehr als eine Übergangslösung halten wir 3D Vision aber (noch) nicht. Auf lange Sicht werden sich sicherlich 3D-Verfahren durchsetzen, die ganz ohne nervige Zusatzbrillen auskommen - auch wenn diese Entwicklung wohl noch eine Zeit dauern wird.
Noch ein letzter Hinweis: Hauptkonkurrent AMD/ATI plant mit Einführung der Radeon HD 6000 Serie ebenfalls eine 3D-Lösung auf Basis der Shutter-Technologie auf den Markt zu bringen. Wir sind gespannt.