Test Motorola Moto 360 (2015) Smartwatch
Eine typische Eigenschaft der Smartphones von Motorola ist es, dass sich die Geräte optisch personalisieren lassen. Dies gilt auch für die Smartwatches, welche es in drei verschiedenen Basisausführungen gibt. Dabei wird grundsätzlich zwischen je einer 42-Millimeter-Variante für Damen und Herren unterschieden, welche ab 299 Euro zu haben sind. Außerdem gibt es ein weiteres 46-Millimeter-Modell, das ausschließlich für Herren offeriert wird. Dieses kostet 50 Euro Aufpreis. Das teuerste Modell kommt auf einen Gesamtpreis von bis zu 429 Euro.
Technisch unterscheidet sich die Moto 360 der 2. Generation nicht stark von der übrigen Konkurrenz mit Android Wear. Neben einem Snapdragon-SoC und einen Pulsmesser gibt es aber auch ein Unikum in dieser Sparte: einen Umgebungslichtsensor für das Display. Wie gut dieser funktioniert und wie sich die Smartwatch im Vergleich zur Konkurrenz behauptet, lesen Sie im folgenden Testbericht.
Gehäuse
Das Gehäuse der Motorola Moto 360 (2015) ist in jeder Variante aus Edelstahl gefertigt. Die Unterseite besteht jedoch aus Kunststoff. Die Armbänder gibt es wahlweise aus Leder oder Edelstahl. Bei unseren Testmodellen handelt es sich um eine 46-mm-Herren- und eine 42-mm-Damenuhr. Beide besitzen ein Edelstahlarmband. Diese lassen sich, ähnlich wie bei der Huawei Watch, einfach mittels eines Schnellverschlusses wechseln. Die Kanten dieser Armbänder sind recht scharf. Wer sich eine Smartwatch mit Edelstahlarmband bestellt, sollte zudem einen Besuch beim Uhrmacher mit einplanen, denn um die passende Größe einzustellen, müssen eventuell einzelne Glieder des Armbandes entfernt oder hinzugefügt werden. Passende Zusatzglieder sind im Lieferumfang enthalten. Vor allem die Damenvariante ist im Auslieferungszustand recht eng und eignet sich damit auch für besonders schmale Handgelenke.
Das Display der Moto 360 wird von Corning Gorilla Glas 3 geschützt. Das eigentlich kreisrunde Ziffernblatt wird leider von dem integrierten Helligkeitssensor unterbrochen, was nicht nur die ästhetische Optik stört, sondern tatsächlich auch Teile des dargestellten Inhalts verdecken kann. Ansonsten ist die Verarbeitung der Smartwatch sehr gut.
Die Damen- und Herrenmodelle unterscheiden sich nicht nur in der Breite der Armbänder, sondern auch bei der Displaydiagonale. Während die Bauhöhe immer 11,4 Millimeter beträgt, gibt es einmal das kleinere Display mit 1,37 Zoll Diagonale für die 42-mm-Varianten und das Display mit 1,56 Zoll für die größere Version. Für die Damenuhren sind 16 Millimeter-Armbänder erforderlich, die Herrenmodelle können mit beliebigen 20- beziehungsweise 22-mm-Armbändern ausgestattet werden.
Das Gewicht der Uhren unterscheidet sich ebenfalls. Die Basis unserer Herrenuhr wiegt 46 Gramm, zusammen mit dem Armband kommt es dann auf 129 Gramm. Unser Damenmodell kommt auf 37 beziehungsweise 92 Gramm.
Bestellvorgang
Der Bestellvorgang einer individualisierten Motorola Moto 360 kann nur über den Moto Maker erfolgen. Das Unternehmen war so freundlich uns dies ausprobieren zu lassen, sodass wir Ihnen auch unsere Eindrücke schildern wollen.
Der Konfigurator ist sehr schlicht und übersichtlich gehalten und lässt sich selbst in der mobilen Variante sehr gut mit den Fingern bedienen. Beim Anpassen der Smartwatch an den eigenen Geschmack wird der Käufer Schritt für Schritt durch den Prozess geführt.
Zuerst muss die passende Variante gewählt werden. Dafür stehen die genannten beiden Herren- und Damenmodelle zur Wahl. Als einziger Hersteller überhaupt offeriert Motorola momentan ein entsprechendes Modell speziell für das weibliche Geschlecht. Es unterscheidet sich sowohl in der Armbandbreite als auch der –länge. Anschließend wird die sogenannte Lünette, der Kranz um das Zifferndisplay, ausgewählt. Dabei kann zwischen drei verschiedenen Farben und einem optionalen Muster gewählt werden.
Im dritten Schritt wird die Farbe des Edelstahlgehäuses ausgewählt. Roségold und Gold sind beide aufpreispflichtig. Auch beim Armband in Schritt vier hat der Käufer die Qual der Wahl und kann zwischen Leder- oder Edelstahlarmbändern wählen. Für die Damenvariante ist zudem ein Doppel-Leder-Band verfügbar. Für die letzten beiden Möglichkeiten sind abermals Aufpreise fällig.
Zum Abschluss kann das vorinstallierte Ziffernblatt ausgewählt werden. Dies ist aber keinesfalls bindend, sondern kann jederzeit in den Einstellungen der Uhr geändert werden. Jede Änderung wird zudem sofort in der Vorschau dargestellt, sodass ein Vorgeschmack der eigenen Wunschuhr visualisiert wird. So einfach die Bestellung und Individualisierung über den Moto Maker auch ist, sie hat meistens auch ihren Preis. Rabatte gibt es nicht und erfahrungsgemäß verbleibt der Preis bei der UVP.
Ausstattung
Bei der Ausstattung unterscheidet sich die neue Motorola Moto 360 kaum von anderen aktuellen Konkurrenten mit Googles Android Wear, wie der LG Watch Urbane oder der Huawei Watch. Auch das Testgerät wird von einem Qualcomm Snadragon 400-SoC angetrieben, welcher auf 512 MB Arbeits- sowie 4 GB Flashspeicher zurückgreifen kann. Bei der Sensorenausstattung bietet die Moto 360 jedoch alleinig momentan einen Umgebungslichtsensor, welcher die Helligkeit des Displays automatisch steuert.
Dafür wird nur ein 3-Achsen-Beschleunigungssensor geboten. Huawei bietet in seiner Smartwatch doppelt so viele Achsen, was sich auf die Genauigkeit des Schrittzählers spürbar auswirkt. Die Moto 360 ist in der Praxis ein zu eifriger Schrittesammler und macht aus eifrigen Handbewegungen auch gerne mehrere Schritte. Der Pulssensor misst immer wieder zwischendurch den Herzschlag und protokolliert diese und nutzt sie zusätzlich, um die Aktivität des Trägers zu bestimmen. Die Auswertung in der App Moto Body dürfte ruhig etwas ausführlicher ausfallen.
Ein WLAN-Modul ist ebenfalls an Bord und ermöglicht es, Benachrichtigungen auch vom Smartphone auf die Moto 360 zu pushen, wenn keine Bluetooth-Verbindung besteht. Die benötigten Zugangsdaten für die Netzwerke bezieht die Smartwatch vom Telefon. Diese Funktion ist ziemlich praktisch, wenn man zuhause oder im Büro sein Smartphone nicht ständig mit sich rumtragen, aber trotzdem keine Benachrichtigung verpassen möchte. Bluetooth 4.1 rundet das Funkpaket ab.
Software
Als Betriebssystem kommt zum Zeitpunkt des Tests das aktuelle Android Wear 1.3.0 von Google zum Einsatz. Smartphones, welche mit der Moto 360 verknüpft werden sollen, müssen mit Google Android 4.3 Jelly Bean oder Apple iOS 8.2 oder höher ausgestattet sein.
Beim Bedienkonzept hat sich bei der aktuellen Android-Wear-Variante nicht viel verändert. Mittlerweile sind jedoch wesentlich mehr Apps mit dem Betriebssystem kompatibel. So können Benachrichtigungen von gängigen Messengern genauso empfangen werden wie E-Mails oder Kalendererinnerungen. Auch Sportergebnisse, Nachrichten und andere Hinweise werden zuverlässig auf die Smartwatch gepusht.
In puncto mitgelieferter Watch Faces zeigt sich Motorola etwas sparsam. Gerade einmal 18 Ziffernblätter stehen direkt zur Wahl. Es können aber weitere aus dem Google Play Store heruntergeladen werden.
Zubehör
Die Moto 360 wird mit einem Netzteil, welches ein festverbautes Ladekabel besitzt, und einer Ladestation geliefert. Letztere ist kabellos, weshalb die Smartwatch auch ohne Ladekontakte auf der Unterseite auskommt. Dies funktioniert in der Praxis tadellos. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass sich die ladende Uhr in eine Art kleine Nachtischuhr verwandelt, deren Anzeige sich farblich mit einer einfachen Wischgeste anpassen lässt. Die Ladestation ist überraschend schwer, bietet aber, auch aufgrund ihrer Gummierung auf der Unterseite, auf glatten Oberflächen einen guten Halt.
Garantie
Motorola bietet für sein Produkt lediglich zwölf Monate Garantie. Die Händlergewährleistung bleibt davon unberührt.
Display
Anders als LG oder Huawei setzt Motorola in seiner Smartwatch wieder auf ein LC-Display, welches von Corning Gorilla Glas 3 geschützt wird. Das Panel ist in der großen Ausführung für Herren wieder 1,56 Zoll groß, wie schon beim Vorgänger. Die beiden 42-mm-Varianten müssen mit 1,37 Zoll auskommen. Mit 360 x 330 beziehungsweise 360 x 326 Bildpunkten liegt die Pixeldichte etwas unterhalb derer, welche die Konkurrenten offerieren können. In beiden Varianten bleibt damit die Pixeldichte deutlich unterhalb der 300 PPI und zeigt eine sichtbare Treppchenbildung.
Die Leuchtkraft ist im manuellen Modus überraschend hoch und erreicht in der höchsten Stufe bis zu 555 cd/m². Eine weitere Verbesserung bei aktiviertem Umgebungslichtsensor konnten wir nicht feststellen. Dennoch ein prima Wert.
Was wir bei rein subjektiver Betrachtung des Displays jedoch schon vermutet hatten, bestätigen auch die Messungen: Der Schwarzwert ist recht hoch und erreicht bei voller Leuchtkraft 0,57 cd/m². Da hat die Moto 360 im Vergleich zu den Kontrahenten mit OLED-Panel nur ein dunkles Grau zu bieten. Das Kontrastverhältnis ist mit 974:1 dennoch gut.
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Helligkeit Akku: 555 cd/m²
Kontrast: 974:1 (Schwarzwert: 0.57 cd/m²)
Im Außeneinsatz zeigt sich, dass reine Leuchtkraft nicht alles ist. Denn trotz der erheblich höheren Leuchtdichte zeigt die Motorola Moto 360 keine so gute Performance wie beispielsweise die Huawei Watch mit AMOLED-Display, welches von einem erheblich besseren Kontrastverhältnis profitiert.
Der große Vorteil ist, dass durch den Umgebungslichtsensor die benötigte Helligkeit automatisch eingestellt wird. Dies dauert zwar manchmal ein paar Sekunden funktioniert aber sehr gut. Während eines sonnigen Herbsttages und erst recht bei bewölktem Himmel gibt es somit keine Probleme bei der Ablesbarkeit des Panels. Im Sommer jedoch wird dies anders aussehen.
Akkulaufzeit
Akkulaufzeit
Die Motorola Moto 360 ist etwas höher und hat eine größere Displaydiagonale, aber dennoch ist der Energiespeicher nicht größer als bei der Konkurrenz und liefert lediglich 300 mAh. Die LG Watch Urbane bietet sogar 410 mAh. Immerhin soll die Smartwatch dennoch bis zu eineinhalb Tage durchhalten.
Dieser Wert ist bei einem dauerhaft aktivierten Display und WIFI jedoch kaum zu erreichen. Meistens zeigte uns der Akku bereits nach 12 Stunden lediglich eine Restkapazität von 25 Prozent an. Damit kommt ein Nutzer bestenfalls über den Tag. Wer viele Nachrichten erhält und sich viel draußen herumtreibt, wird aber auch damit bereits Probleme bekommen. Das Display zeitweise zu deaktivieren oder das WLAN nicht zu nutzen, kann die Laufzeiten spürbar verlängern. Doch sind dies schöne Features, auf welche die meisten User nur ungerne verzichten werden.
Pro
Contra
Fazit
Mit der zweiten Generation der Moto 360 erhält der Kunde eine schöne Smartwatch, welche sich wie keine andere optisch konfigurieren und individualisieren lässt. Leider hat Motorola an entscheidenden Stellen nicht nachgebessert. So wird das runde Display vom Helligkeitssensor unterbrochen, was die Optik stört. Außerdem arbeiten die Sensoren immer noch nicht so genau wie bei anderen Konkurrenzprodukten.
An der Performance hat der Hersteller ein wenig nachgebessert und verbaut nun einen schnelleren Snapdragon-SoC. Das Display ist zudem sehr hell und kann seine Leuchtkraft dem Umgebungslicht anpassen. Auch das Gehäuse und die Armbänder wirken nun sehr hochwertig und sind darüber hinaus gegen Staub und Wasser geschützt.
Schön, individuell gestaltbar, aber auch mit kleinen Macken: die Moto 360 (2015).
Die Smartwatch kann durchaus überzeugen, hat jedoch auch einen vergleichsweise hohen Preis. Vor allem wenn das Gadget selbst konfiguriert wird, kann es schnell teuer werden. Außerdem sollte Motorola in puncto Akkulaufzeit nachbessern.