Test LG Watch Urbane Smartwatch
LG war der erste Hersteller, der eine Smartwatch mit Android Wear auf den Markt brachte, welche wir zu seiner Zeit zusammen mit dem LG G3 getestet haben. Die LG Watch R war dann die erste ihrer Art mit einem runden OLED-Display. Auch unser Testgerät besitzt ein rundes Ziffernblatt.
Viel geändert hat sich aber dieses Mal nicht. Das Design wurde überarbeitet und wirkt nun weniger verspielt. Im Inneren werkelt immer noch der gleiche Snadragon-Prozessor und auch die Speicherausstattung verharrt bei 512 MB Arbeitsspeicher beziehungsweise 4 GB Flashmemory. Neu ist das WLAN-Modul, welches sich im Alltag als recht praktisch erweist.
Bei der Preisgestaltung legt LG ein Schippchen drauf und erhöht die UVP auf 349 Euro. Die Smartwatch ist aber bereits ab 220 Euro im regulären Handel erhältlich. Die noch angekündigte Variante mit LTE lässt weiter auf sich warten.
Gehäuse
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, doch die LG Watch Urbane gefällt uns etwas besser als die Watch R, obwohl sie etwas dicker geworden ist. Das Design wirkt nun klassischer und durch den Edelstahlrahmen auch recht wertig. Leider ist die Unterseite aus Kunststoff, was diesen Eindruck etwas schmälert.
Es gibt sowohl eine silberne als auch eine goldene Variante. Bei unserem Testgerät handelt es sich um erstere, welche mit einem schwarzen Lederarmband ausgeliefert wird. Andere Armbänder werden von LG beworben, sind aber nicht verfügbar. Die Smartwatch ist aber mit herkömmlichen Armbändern (Breite 22 Millimeter) verwendbar, sodass ein breites Spektrum zur Wahl steht. Der Wechsel des Armbandes ist leider nicht ganz so einfach und erfordert, bei entsprechendem Fachwissen, Uhrmacherwerkzeug. Besser ist es, direkt den Uhrmacher aufzusuchen.
Der Tragekomfort ist in Ordnung. Die flache Unterseite drückt jedoch nach einer gewissen Zeit am Handgelenk, was auf Dauer unangenehm ist. Die LG Watch Urbane ist nach IP67 vor Staub und Nässe geschützt. In der Kurzanleitung finden sich jedoch reichlich Einschränkungen diesbezüglich. Es ist jedoch problemlos möglich, damit im Regen zu spazieren, zu duschen oder schwimmen zu gehen. Salzwasser und Sand hingegen sind tabu.
Die Smartwatch besitzt fünf Ladekontakte auf der Unterseite und wird magnetisch an Ort und Stelle gehalten. Diese besitzt eine teilgummierte Bodenseite, damit sie auf glatten Flächen Halt findet. Ein herkömmlicher Micro-USB-Anschluss dient dem Anschluss an eine Stromquelle.
Ausstattung
Als Prozessor kommt in der LG Watch Urbane ein Qualcomm Snapdragon 400 zum Einsatz. Der etwa ältere Quad-Core-SoC kam bereits in der LG Watch R zum Einsatz und taktet wieder mit bis zu 1,2 GHz. Dazu gibt es 512 MB Arbeits- und 4 GB Flashspeicher.
Das Bluetooth-Modul hat ein kleines Upgrade auf die aktuellere Variante 4.1 erhalten. Außerdem ist jetzt WLAN mit an Bord, welches die IEEE-802.11-Standards b/g/n unterstützt und somit das 2,4-GHz-Frequenzband nutzen kann. Die Möglichkeit Wifi nutzen zu können, zeigt sich im Test als sehr praktisch. Die nötigen Zugangsdaten für das entsprechende Netzwerk bezieht die Smartwatch direkt vom Smartphone. Der Vorteil darin besteht, dass man sich mit der Uhr auch mal weiter als zehn Meter vom Smartphone entfernen kann, was der Maximalreichweite der Bluetooth-Verbindung entspricht. Reißt die Bluetooth-Verbindung ab, werden die Daten zwischen den beiden Geräten über das WLAN-Netz ausgetauscht, solange sich beide Geräte im gleichen Netzwerk befinden. Das klappt in der Praxis zuverlässig. LG geht sogar noch einen Schritt weiter und ermöglicht es, die Kommunikationsdaten in der Cloud abzulegen, sodass es theoretisch möglich ist, selbst Benachrichtigungen zu empfangen, wenn man am anderen Ende der Welt ist, solange die Smartwatch mit einem bekannten WLAN verknüpft ist.
Neben dem üblichen Schrittzähler gibt es auch einen Pulssensor. Dieser kann den eigenen Herzschlag auch über einen längeren Zeitraum aufzeichnen und nicht nur Einzelmessungen vornehmen. Der Schrittzähler arbeitet recht genau und kann seine Daten mit den Apps auf dem Smartphone teilen. Wird die Uhr abgenommen, sperrt sie sich. So kann niemand die eigenen Benachrichtigungen lesen, wenn die Watch einmal vergessen wird.
Wer darüber hinaus ein Bluetooth-Headset nutzt, muss sein Smartphone gar nicht mehr aus der Tasche holen, um ein Telefonat führen zu können. Denn der Zugriff auf das Telefonbuch erfolgt komfortabel über die Uhr.
Software
Als Betriebssystem läuft auf der LG Watch Urbane das aktuelle Android Wear 1.3.0 von Google. Die Navigation durch die Menüs läuft sehr flott, hier gibt es nichts zu beanstanden. Das Smartphone, welches genutzt werden soll, muss mindestens über Google Android 4.3 verfügen. Auch der Einsatz eines iPhones ist möglich. Dieses muss dann zumindest mit iOS 8.2 ausgestattet sein.
Vom Bedienkonzept hat sich bei der aktuellen Android Wear-Variante nicht viel verändert. Mittlerweile sind jedoch wesentlich mehr Apps mit dem Betriebssystem kompatibel, als noch bei unserem Test mit der Asus ZenWatch. So können Benachrichtigungen von gängigen Messengern genauso empfangen werden wie E-Mails oder Kalendererinnerungen. Auch Sportergebnisse, Nachrichten und andere Hinweise werden zuverlässig auf die Smartwatch gepusht.
Zubehör
Die LG Watch Urbane wird in einem würfelförmigen Pappkarton geliefert. Darin enthalten sind ein USB-Datenkabel, eine Ladeschale, eine Kurzanleitung sowie ein modulares Netzteil. Letzteres besitzt eine Nennleistung von 4,25 Watt (5 Volt, 0,85 Ampere).
Garantie
LG gewährt 24 Monate Garantie auf die Smartwatch.
Display
In der LG Watch Urbane kommt wieder ein rundes Plastic-OLED-Display zum Einsatz, welches nominell mit 320 x 320 Bildpunkten auflöst. Die Paneldiagonale beträgt 1,3 Zoll und somit wird eine Pixeldichte von rund 246 PPI erreicht. Die angegebenen Bildpunkte geben übrigens nur die maximale Anzahl von Pixeln auf der horizontalen beziehungsweise vertikalen Achse an. Rein subjektiv wirkt das Display scharf und kontraststark.
Einen Umgebungslichtlichtsensor gibt es nicht. Deshalb muss die Leuchtkraft des Panels manuell angepasst werden. In den Einstellungen lässt sich dies in sechs Stufen und damit zwischen 71 und 303 cd/m² regeln. Alternativ lässt sich kurzfristig die Helligkeit über das Schnelleinstellungsmenü erhöhen, indem dies vom oberen Displayrand heruntergezogen und zweimal nach rechts gewischt wird.
Der fehlende Helligkeitssensor macht sich im Alltag bemerkbar. Im Freien wünschten wir uns oft etwas mehr Leuchtkraft, während am Abend das grelle Licht der Smartwatch störte.
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Helligkeit Akku: 303 cd/m²
Kontrast: ∞:1 (Schwarzwert: 0 cd/m²)
Aufgrund des in der LG Watch Urbane zum Einsatz kommenden POLED-Displays besitzt das Panel einen absoluten Schwarzwert, der das Kontrastverhältnis gegen unendlich tendieren lässt. Deshalb schlägt sich auch die vermeintlich geringe Leuchtkraft des Screens nicht negativ zu Buche. Auch die Blickwinkelstabilität bleibt tadellos.
Im Alltagstest war das Display der Smartwatch fast immer auf die Helligkeitsstufe 5 eingestellt. Das war zwar abends etwas zu hell, aber dafür konnte man auch morgens auch noch ohne Umstellung etwas auf dem Display erkennen, wenn das Haus verlassen wurde.
Bei bewölktem Himmel stellte das Ablesen der Uhr auch im Freien kein Problem dar. In der Sonne musste, je nach Intensität des Lichteinfalls, schon einmal mit der Hand abgeschirmt werden. Große Einschränkungen konnten wir jedoch nicht feststellen.
Akkulaufzeit
Auch in puncto Akkukapazität präsentiert sich die LG Watch Urbane unverändert gegenüber der Watch R und bietet 410 mAh. Das ist vergleichsweise üppig. Die Huawei Watch (300 mAh) und die Samsung Gear S2 (250 mAh) haben deutlich schwächere Energiespeicher.
Im Alltag zeigt sich die Wifi-Verbindung als echter Energiefresser. An Tagen, an denen diese intensiv genutzt wird, muss die LG Watch Urbane abends auf jeden Fall in die Ladeschale. Sind wir viel unterwegs und es kommt fast ausschließlich die Bluetooth-Verbindung zum Einsatz, reicht eine volle Akkuladung die angegebenen 36 Stunden aus. Auch hier haben wir eigentlich immer die Helligkeitsstufe 5 des Displays genutzt. Außerdem waren die Optionen "Display" und "Handgelenkbewegungen" immer aktiviert.
Nach intensiver Nutzung der Uhr, etwa durch viele Benachrichtigungen oder wenn gar zusätzlich ein Update eingespielt wurde, war der Energiespeicher abends erschöpft. Ab einem Ladestand von 15 Prozent wird die Wifi-Verbindung abgeschaltet, um Energie zu sparen. Wer bei der Akkuausdauer auf Nummer sicher gehen möchte, kann generell die Panelleuchtkraft noch etwas absenken, das Display nur bei Bedarf aktivieren und auf WLAN verzichten.
Pro
Contra
Fazit
Angesichts des aktuellen Marktpreises ist die LG Watch Urbane eine interessante Alternative. Sie bietet ein schönes, rundes P-OLED-Display, welches auch im Freien gut ablesbar bleibt. Einen Pulssensor gibt es obendrauf und auch WLAN ist mit an Bord.
Letzteres entpuppt sich jedoch als echter Energiefresser. Wer sich öfter weit von seinem Smartphone entfernt, wird dies schnell zu spüren zu bekommen. Dennoch will man nicht darauf verzichten. Wir haben es lieber in Kauf genommen, die Smartwatch abends laden zu müssen. Ohnehin ist jeder Nutzer damit gut beraten, denn einen zweiten vollständigen Tag wird die Uhr kaum durchhalten.
Verbesserungsbedarf sehen wir noch bei der Materialauswahl. Die Plastikrückseite wirkt sehr billig. Angesichts einer UVP von 349 Euro darf der Käufer mehr erwarten. Auch der Tragekomfort dürfte etwas besser ausfallen. Wer eine LG Watch R sein Eigen nennt, braucht nicht zwangsläufig umzusteigen. Smartwatch-Neulinge sollten aber einen genaueren Blick riskieren, da LG mit der Watch Urbane ein durchaus angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.