Test Intel NUC 5i5RYH Mini PC
Update 29.07 - Spieleperformance und Throttling, weitere Spielebenchmarks
Die Zeiten der großen, klobigen Tower-PCs scheinen gezählt zu sein. Nicht nur bei den Notebooks, sondern auch bei Desktop-Systemen werden Neuvorstellungen immer häufiger unter dem Diktat „weniger ist mehr“ vorgestellt. Lediglich im Gaming- und Workstation-Bereich sind die großformatigen Boliden nach wie vor kaum wegzudenken. Ein Vertreter der kleinen und kompakten Rechneralternativen ist schon seit mehreren Generationen Intels NUC Serie. Mit nahezu mickrigen Ausmaßen bekommt man hier einen vollwertigen Barebone-PC geboten, der für viele Aufgaben ein gutes Leistungsgerüst mitbringt. Nebenbei halten sich Stromverbrauch und Geräuschentwicklung in zurückhaltenden Grenzen und tragen damit wohltuend zum unscheinbaren Gesamtauftritt bei.
Für den Test haben wir uns für die Barebone-Variante NUC5i5RYH entschieden. Dieses Modell verfügt über den aktuellen Broadwell Prozessor Intel Core i5-5250U mit integrierter Intel HD Graphics 6000 und kann im Vergleich mit dem zum NUC5i5RYK etwas größeren Gehäuse ein 2,5-Zoll-Laufwerk aufnehmen. Die sonstigen für uns wichtigen Ausstattungsdetails mit freiem M.2-Steckplatz, integriertem AC-WLAN und Mini-DisplayPort können sich ebenfalls sehen lassen. Komplettiert haben wir das Testgerät mit 2x 4 GB PC3-12800 RAM, einer OCZ Vector 150 (240 GB) und Windows 7 Home Premium 64 bit.
Wer sich die Bastelarbeit sparen möchte und noch etwas warten kann, sollte zukünftig umgekabelte Broadwell NUCs auch bei Herstellern wie Wortmann finden. Deren Terra-Micro-PCs kommen bereits mit Windows Betriebssystem, Massenspeicher und RAM, basieren derzeit aber noch auf der Vorgängergeneration.
Gehäuse & Ausstattung
Das in weiten Teilen aus Metall gefertigte Gehäuse ist sehr stabil und macht einen insgesamt äußerst wertigen Eindruck. Lediglich die hochglanzlackierte Deckseite gefällt uns weniger, da sie sehr empfindlich gegenüber Mikrokratzern und Fingerabdrücken ist. Das Gewicht fällt mit 690 Gramm recht gering aus und wird durch das leichte 65-Watt-Netzteil (180 Gramm) nicht sonderlich erhöht. Bereits im Lieferumfang enthalten ist eine VESA-Halterung für die Wand- oder Monitormontage. Das Gehäuse lässt sich einfach durch das Lösen von vier Schrauben am Unterboden öffnen. Danach hat man freien Zugriff auf die inneren Komponenten.
Die Anschlüsse sind praxisgerecht an Front und Heck verteilt. 4x USB 3.0, Mini-Displayport 1.2, Mini-HDMI 1.4, Gigabit-LAN, Audioport und ein Infrarotempfänger sollten die meisten Anwender glücklich machen. Dank bereits integriertem Intel Dual Band Wireless-AC 7265 Funkmodul ist man auch kabellos mit aktuellen Standards versorgt.
Leistung
Intels Broadwell Generation ist ein weiterer konsequenter Schritt Richtung Energieeffizienz. Mit etwas mehr Leistung bei weniger Energiebedarf bekommt man im Vergleich zur Vorgängergeneration ein optimiertes Paket geliefert. Bei den Händlern sind derzeit NUC-Varianten mit Intel Core i3-5010U, Intel Core i5-5250U und Intel Core i5-5300U gelistet. Eine Intel-Core-i7-Variante soll im 2. Quartal 2015 folgen. Ansonsten hat man keinen Einfluss auf die Ausstattung, lediglich RAM und Massenspeicher muss man sich konzeptbedingt in Eigenregie besorgen.
Prozessor
Die Prozessorleistung der Intel Core i5-5250U schöpft ihre Kraft aus Taktraten zwischen 1,6 und 2,7 GHz und kann maximal 4 Threads gleichzeitig bedienen. Als limitierender Faktor greift hier oft die Thermal Design Power von 15 Watt, die auch die integrierte Intel HD Graphics 6000 mit einbezieht. Bei den reinen Prozessor-Benchmarks ordnet sich Intels Core i5-5250U minimal vor der Intel Core i5-5200U aus dem HP ProBook 430 G2 ein. So werden beim Cinebench R10 32 bit beispielsweise 4.143 Punkte (Single-Core) und 8.755 Punkte (Multi-Core) erzielt.
Unter Volllast mit Furmark und Prime95 reduziert sich die Taktung laut HWinfo64 über 1,6 GHz bis hinunter zu 1 GHz. Liegt hingegen eine reine Prozessorlast per Prime95 an, so bleibt der Takt konstant bei 2,5 GHz stehen.
System Performance
Die Systemleistung unseres Testsystems wird natürlich nicht unwesentlich durch die Auswahl der von uns verbauten Komponenten beeinflusst. Eine konventionelle Festplatte oder ein fehlendes zweites RAM-Modul würden die Systemleistung spürbar beeinträchtigen. Auch der Einsatz von schneller arbeitendem Arbeitsspeicher mit 1.866 MHz sollte zumindest messbare Vorteile bringen. Ein 16-GB-Modul von Intelligent Memory wurde übrigens problemlos erkannt, was - entgegen der offiziellen Angabe von Intel - eine Bestückung mit bis zu 32 GB RAM erlauben würde.
Wir haben für die Tests wie bereits angesprochen eine OCZ Vector 150 und 2x 4 GB PC3-12800 RAM-Riegel verwendet. Beim PC Mark 8 Home Test kommen so 3.062 Punkte, beim Work Test 4.046 Punkte und beim Storage Test 4.971 Punkte zustande.
PCMark 8 Home Score Accelerated v2 | 3062 Punkte | |
PCMark 8 Creative Score Accelerated v2 | 3594 Punkte | |
PCMark 8 Work Score Accelerated v2 | 4046 Punkte | |
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Grafikkarte
Intels HD Graphics 6000 gehört in der hausinternen Hierarchie zur dritten Ausbaustufe GT3 und kann auf 48 Execution Units (EUs) zurückgreifen. Der Maximaltakt beträgt bei unserem Testgerät laut HWinfo64 950 MHz, variiert aber je nach Prozessorlast mitunter stark.
Die mögliche Grafikleistung ist neben der situationsabhängigen CPU-Auslastung vor allem von der vorhandenen RAM-Bestückung abhängig. Da Intels HD Graphics 6000 über keinen eigenen Grafikspeicher verfügt, wird im Shared-Memory-Verfahren auf den Arbeitsspeicher zurückgegriffen. Besteht dieser nur aus einem Modul oder arbeitet dieser mit besonders langsamen Taktfrequenzen, so leidet auch die Grafik-Performance darunter. Im Vergleich zu unserer Testbestückung könnte man die Leistung nur noch durch den Einsatz schnellerer RAM-Module erhöhen. Doch auch so können sich die Ergebnisse der üblichen Benchmarks sehen lassen. Beim Cinebench R10 OpenGL Shading werden zwischen 5.627 und 5.813 Punkte erzielt (32bit/64bit), und beim 3D Mark Cloud Gate bleiben in der Grafikwertung 8.102 Punkte als Ergebnis stehen.
3DMark 06 Standard Score | 8091 Punkte | |
3DMark Vantage P Result | 6333 Punkte | |
3DMark 11 Performance | 1568 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 53073 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 5872 Punkte | |
3DMark Fire Strike Score | 971 Punkte | |
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Gaming Performance
Integrierte Grafikchips haben es von jeher im Spielebereich äußerst schwer. Daran ändert auch Intels aktuelle HD Graphics 6000 nichts. Vor allem aktuelle Titel wie Ryse: Son of Rome oder Thief sind quasi nicht spielbar. Bei allen anderen Titeln wird man meist auf niedrige bis maximal mittlere Einstellungen zurückgreifen müssen, um noch eine praxistaugliche Framerate geboten zu bekommen.
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
World of Warcraft (2005) | 123 | 47 | 18 | 10 |
StarCraft 2 (2010) | 118 | 43 | 21 | 14 |
Diablo III (2012) | 68 | 39 | 31 | 24 |
Dirt Showdown (2012) | 57 | 36 | 23 | 10 |
Tomb Raider (2013) | 60 | 33 | 22 | |
Company of Heroes 2 (2013) | 23 | |||
Total War: Rome II (2013) | 48 | 36 | 28 | |
Thief (2014) | 18 | 12 | ||
GRID: Autosport (2014) | 94 | 32 | 22 | 13 |
Ryse: Son of Rome (2014) | 19 | 12 | ||
Farming Simulator 17 (2016) | 55.3 | 32.7 | 18.9 |
min. | mittel | hoch | max. | |
---|---|---|---|---|
Crysis 3 (2013) | 20.9 | 13.9 | ||
Metro: Last Light (2013) | 19 | 15.7 | 12 | 6 |
Battlefield 4 (2013) | 32 | 22.2 | 15.6 | 5.6 |
X-Plane 10.25 (2013) | 40 | 13 | 6.9 | |
Sims 4 (2014) | 144 | 45.4 | 21.8 | 14.1 |
Fifa 15 (2014) | 50 | 35.7 | 23.3 | |
F1 2014 (2014) | 55 | 37 | 21 | 13 |
Civilization: Beyond Earth (2014) | 40.9 | 20.8 | 13.3 | 10.7 |
Call of Duty: Advanced Warfare (2014) | 33 | 17.6 | ||
Assassin's Creed Unity (2014) | 0 Spiel startete nicht | |||
Dragon Age: Inquisition (2014) | 20.9 | 16.8 | 6.1 | |
Evolve (2015) | 18.7 | 13.5 | ||
Battlefield Hardline (2015) | 35.3 | 26.9 | 9.1 | |
Dirt Rally (2015) | 93 | 22.8 | 12.9 | |
The Witcher 3 (2015) | 13.4 | |||
Batman: Arkham Knight (2015) | 11 | 10 |
Spieleleistung über Zeit
Mit Metro Last Light testen ob die HD 6000 und der Core i5 in anspruchsvollen 3D Spielen throtteln. Bei mittleren Grafiksettings und 1366x768 war der Unterschied von langsamsten Durchlauf (vierter) zu schnellstem (erster) nur 7%. Der zweitschnellste Durchlauf war sogar gegen Ende und war nur 1,5% hinter dem Ersten. Dadurch kann man eigentlich nicht von einer verringerten Spieleleistung bei längerer 3D Last sprechen.
Linux
Bei diesem Barebone, das ohne Betriebsystem geliefert wird, liegt es natürlich nahe, dass man sich auch mal im Linux Lager umschauen sollte. Nicht jeder hat noch ältere Windows Lizenzen auf Halde liegen, und manche wählen auch ganz bewusst den anderen Weg. Wir wollten ursprünglich nur mal kurz die Live-Versionen von Linux Mint 17.1 Cinnamon und Ubuntu 14.04 LTS antesten, trafen hier aber auf nahezu unbenutzbare Systeme. Fensterinhalte werden nicht angezeigt, notwendige Auswahlen können nicht getroffen werden, und unterschiedliche Grafikfehler treten auf. Die Möglichkeit, nach Updates zu suchen, bleibt einem dadurch ebenso verwehrt. Das gleiche Problem ist auch mit Ubuntu 14.10, Linux Mint 17.1 mit KDE-Desktop und Linux Mint 17.1 mit Mate Desktop aufgetreten. Fedora 21 bricht bereits bei der Installationsroutine ab. In Intels Kompatibilitätsliste zum Broadwell NUC sind Linux Distributionen generell nicht aufgeführt. In der Praxis scheint dies tatsächlich auch noch zuzutreffen. Hier ist vermutlich Intels HD Graphics 6000 (Treiber) noch ein Teil des Problems. Mögliche Fehlerursachen wie fehlerhafter RAM, eine mangelhafte Integrität des ISO-Images oder ein veraltetes BIOS haben wir im Vorfeld ausgeräumt. NUCs mit Intel Core i3-5010 Intel HD Graphics 5500 sollen laut einigen Erfahrungsberichten und Tests hingegen bereits problemlos mit Distributionen out-of-the-box laufen.
Update 23.03.2015: Nachgetestet. Mit Ubuntu 15.04 Vivid Vervet läuft Linux auf dem Intel NUC 5i5RYH schon deutlich besser. Fensterinhalte werden angezeigt und offensichtliche Grafikfehler bleiben aus. Hierbei sollte man aber beachten, dass es sich noch um eine Entwicklerversion im Beta-Stadium handelt. Die finale Version soll am 23. April 2015 erscheinen und ist auch dann erst für den Produktiveinsatz vorgesehen.
Emissionen & Energie
Geräuschemissionen
Die Geräuschentwicklung ist sehr zurückhaltend. Im Office-Betrieb ist das leise Lüftersäuseln mit einem Schalldruckpegel von 28,3 dB(A) kaum wahrnehmbar. Unter Last erhöht sich das Geräuschaufkommen auf meist 35,6 dB(A) und selten auf den Höchstwert von 39,2 dB(A). Etwas beeinträchtigend zeigt sich hingegen ein mit Grafiklast einsetzendes Elektronik-Zirpen, das ein wenig an Festplattenzugriffe erinnert.
Lautstärkediagramm
Idle |
| 28.3 / 28.3 / 28.3 dB(A) |
Last |
| 35.6 / 39.2 dB(A) |
| ||
30 dB leise 40 dB(A) deutlich hörbar 50 dB(A) störend |
||
min: , med: , max: PCE-322A (aus 15 cm gemessen) |
Temperatur
Die Hitzeentwicklung bleibt nach einer Stunde Volllast mit maximal 46 °C an der Gehäuseoberseite absolut unbedenklich. Im normalen Officebetrieb mit gelegentlichen Lastphasen bleiben die Oberflächentemperaturen mit um die 30 °C deutlich niedriger.
(-) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 46.3 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 34.4 °C (von 25 bis 47 °C für die Klasse Desktop).
(+) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 34.6 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 34 °C).
Energieaufnahme
Die Leistungsaufnahme fällt für ein Desktop-System mit 7,6 bis 42,4 Watt insgesamt sehr moderat aus. Im praktischen Office-Betrieb haben wir je nach Aufgabe 10 bis 15 Watt gemessen. Das ist ein sehr geringer Wert, den viele konventionelle Desktop-Systeme noch nicht einmal im Leerlauf erreichen. Aufgrund der unter Volllast von CPU und GPU reduzierten Taktraten kommt es beim Testgerät zu dem seltenen Phänomen, dass die Leistungsaufnahme unter Volllast (Furmark + Prime95) geringer ausfällt als bei mittlerer Last (3D Mark).
Aus / Standby | 0.6 / 0.8 Watt |
Idle | 7.6 / 7.6 / 9.5 Watt |
Last |
42.4 / 39 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 870 |
Pro
Contra
Fazit
Kleine Mini-PCs haben mehr denn je das Zeug, die klobigen Tower-Rechner immer öfter vom angestammten Platz unter dem Schreibtisch zu verdrängen. Dabei stellen Home Office, Multimedia oder Internetaufgaben schon lange nicht mehr die Leistungsgrenze dar.
Intel liefert mit der NUC Serie ein gelungenes Rechnergerüst zum fairen Preis. Es bietet je nach Ausstattungsvariante eine gute Leistungsfähigkeit für viele Alltagsaufgaben.
Lediglich zum Spielen aktueller und fordernder Titel ist das System nicht geeignet. Dafür überzeugen das kompakte Gehäuse, die geringen Emissionen, die Aufrüstbarkeit, die lange Garantie und der geringe Stromverbrauch. Wer einen Nachfolger für seinen klobigen Tower-Rechner sucht, sollte sich Intels NUC in jedem Fall mal etwas genauer anschauen.