Test Acer Aspire ES1-111-C56A Netbook
Netbooks sind nicht kleinzukriegen - im wahrsten Sinne des Wortes sogar. Denn sie wurden mit der Zeit immer größer. Erinnert man sich an den Netbook-Pionier, den ersten Eee-PC, so war er mit seinem mickrigen 7 Zoll an Bildschirmdiagonale der kleinste seiner Klasse. Die Displays der Nachfolger- und Konkurrenzgeräte sind allerdings schnell gewachsen. Die kleinen günstigen Notebooks machten einst sogar den großen Geräten Konkurrenz und bewiesen, dass ein Windows-Gerät keine 3 kg wiegen muss.
Der Hype um die Netbooks aber ist lange vorbei, da einerseits Smartphones und Tablets boomten und andererseits die Grenze zwischen Notebook und Netbook irgendwann verschwand. Trotzdem sind die kleinen, günstigen Geräte nicht ganz ausgestorben und haben sich in einer Nische eine Daseinsberechtigung gefunden. Das Netbook von heute, so auch das hier getestete Acer Aspire ES1-111, verfügt meist über ein Display mit 11,6 Zoll Diagonale und der Auflösung über 1.366 x 768 Pixel. Der hier verbaute Rechenchip ist ein Intel Celeron N2840, der Preis des kleinen Geräts liegt bei unter 250 Euro.
Dafür muss auf so einiges auch verzichtet werden: Etwa auf hohe Datenkapazität der Festplatte, denn im Aspire steckt lediglich ein Flashspeicher mit 32 GB. Ein optisches Laufwerk hat ein Netbook ohnehin nicht. Auch hat es eine spärliche Anschlussausstattung. Dafür gibt es für den kleinen Preis eine leichte und kompakte Surf- und Schreibmaschine mit aktuellem und vollwertigem Windows.
Das Acer-Netbook gibt es jedoch auch mit 500-GByte-Festplatte, etwa als Aspire E3-111. In der gleichen Preisklasse sind auch andere Netbooks, wie etwa das Lenovo S20-30 zu finden.
Gehäuse & Ausstattung
Das Acer Aspire ES1-111 ist komplett in schwarzem und mattem Kunststoff gehalten. Die Oberfläche ist dabei mit einem dezenten Muster versehen, was das Gerät optisch etwas aufwertet. Obwohl es sich nicht um glänzende Flächen handelt, sind sie anfällig für Fingerabdrücke. Es darf also stets geputzt werden.
Was die Verarbeitung angeht, so sind am Testgerät keinerlei Mängel festzustellen. Die kompakte Bauweise macht das Netbook recht stabil gegen Verwindungen und punktuellen Druck. Da ihm auch die Festplatte fehlt, ist das Gerät zudem etwas unempfindlicher gegen Erschütterungen. Es verzeiht einem etwas mehr, wenn es nicht wie ein rohes Ei behandelt wird.
Die gesamten Anschlüsse befinden sich an der Rückseite, was recht unüblich für ein Notebook ist. Neben der Strombuchse stehen je eine Schnittstelle für USB 2.0, USB 3.0, HDMI und Gigabit-LAN zur Verfügung. Ein SD-Kartenleser ist links am Gerät zu finden.
WLAN in den aktuellen Standards 802.11 b/g/n sowie Bluetooth 4.0 bietet das Modul Broadcomm BCM43142. Die WLAN-Verbindung arbeitete stets zuverlässig und verfügt über eine passable Reichweite. Im Test funktionierte sie einwandfrei über ein Stockwerk hinweg.
Eingabegeräte
Das Netbook verfügt über eine einfache Chiclet-Tastatur, also flache, kantige Tasten mit deutlichem Zwischenraum. Eben so, wie sie zur Zeit in fast jedem Notebook zu finden ist. Nun hat sie zwar einen angenehm kurzen Hub, der Druckpunkt ist jedoch nicht gerade deutlich oder knackig. Das Tippen wirkt etwas schwammig, daher wendet man automatisch etwas mehr Kraft dabei auf. Für ein angenehmes, schnelles Tippen ist die Tastatur eher nicht geeignet. Zudem sind die Tasten etwas wackelig, daher wirkt sie etwas billig. Im Vergleich zu einer guten Desktop-Tastatur ist das deutlich spürbar.
Das Touchpad hat eine andere Haptik als die Oberfläche der Handballenauflage - es ist etwas glatter, daher ist der Unterschied gut spürbar. Über dedizierte Maustasten verfügt das Pad nicht. Als Alternative zum einfachen, kurzen Tippen können die unteren beiden Ecken mit knackigem Hubweg verwendet werden. Der Aufkleber der rechten Handballenauflage bewirbt u. a. ein "Präzisions-Touchpad". Davon kann aber wirklich nicht die Rede sein. Multitouch-Gesten funktionieren zwar einigermaßen, jedoch gibt es Notebooks mit zuverlässigeren Touchpads.
Display
Bei einem Netbook dieser Preisklasse kann man kein hochwertiges Display erwarten. Daher hat es bei einer Diagonale über 11,6 Zoll auch lediglich die Minimalauflösung über 1.366 x 768 Pixel. Immerhin erfreulich, dass es sich um ein mattes Display handelt und nicht um ein spiegelndes. Unter störenden Reflexionen leidet man daher etwas weniger. Mit der durchschnittlichen Helligkeit von ca. 250 cd/m² ist das Aspire-Netbook sogar bedingt außentauglich, sofern es sich um einen bewölkten und nicht sonnigen Tag handelt. Das Kontrastverhältnis von 339:1 ist zwar kein großartiger Wert, für ein Notebook der günstigsten Preisklasse jedoch ebenso in Ordnung.
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Ausleuchtung: 78 %
Helligkeit Akku: 237 cd/m²
Kontrast: 339:1 (Schwarzwert: 0.74 cd/m²)
ΔE Color 9.61 | 0.5-29.43 Ø4.92
ΔE Greyscale 10.54 | 0.5-98 Ø5.2
40% AdobeRGB 1998 (Argyll 1.6.3 3D)
43.1% AdobeRGB 1998 (Argyll 2.2.0 3D)
62.5% sRGB (Argyll 2.2.0 3D)
41.7% Display P3 (Argyll 2.2.0 3D)
Gamma: 2.18
Was die Farbqualität anbelangt, so lassen sich subjektiv keine gravierenden Mängel feststellen. Die Messungen mit CalMan zeigen jedoch deutliche Differenzen in der Farbtreue. Denn der chronische Blaustich vieler günstigen Displays ist auch hier festzustellen. Auch die Blickwinkelstabilität entspricht einem Gerät dieser Preisklasse: Auf der Horizontalen verändert sich das dargestellte Bild recht schnell. Auf der Vertikalen bleibt es einige Grad länger stabil, bricht jedoch auch bei zu großen Winkel ein.
Leistung
Wer sich ein Netbook kauft, erwartet hoffentlich kein Leistungswunder und sollte sich dessen bewusst sein, dass das Gerät lediglich als Office- und Surfmaschine zu gebrauchen ist. Dennoch soll dieser Einsatz flüssig laufen, wogegen das Datenblatt zumindest nicht unbedingt spricht. Die Hardware-Ausstattung aus einem Intel-Celeron-Prozessor, 2 GByte RAM sowie einem Flashspeicher klingt zunächst stimmig.
Prozessor
Der Intel Celeron N2840 ist ein Dual-Core-Prozessor, der vorrangig für sparsame Geräte wie Netbooks konzipiert ist. Was die Leistung anbelangt, so liegt die Celeron-Reihe in etwa zwischen den Atom- und den Pentium-Prozessoren. Mit nur 7,5 Watt an TDP ist er eher fürs Stromsparen konzipiert anstatt für eine Spitzenleistung. Die CPU ist für einen Takt bis zu 2580 MHz entworfen, im Aspire ES1-111 laufen die beiden Kerne jedoch maximal 2160 MHz. Ohne Last werden sie auf bis zu 500 MHz gedrosselt.
Ein Vergleich der Benchmark-Ergebnisse unter CineBench zeigt, dass die Unterschiede zur Konkurrenz in Sachen Prozessorleistung nicht groß sind. Dass das Lenovo S20-30 mit nahezu gleichem Chip fast identische Ergebnisse liefert, war zu erwarten. Das Acer Aspire E3-111 verfügt hingegen über einen Vierkern-Celeron, der daher im Mehrkern-Benchmark auch die doppelte Punktzahl erreicht.
Cinebench R11.5 | |
CPU Single 64Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Acer Aspire ES1-111-C56A | |
Acer Aspire E3-111-C6LG | |
Lenovo S20-30 | |
CPU Multi 64Bit (nach Ergebnis sortieren) | |
Acer Aspire ES1-111-C56A | |
Acer Aspire E3-111-C6LG | |
Lenovo S20-30 |
System Performance
Dürfen überhaupt noch Ansprüche an die Leistung eines Notebooks des untersten Preisniveaus gestellt werden? Natürlich, denn das Aspire ES1-111 kann nicht viel, aber das was es verspricht, nämlich Surfen und Office-Arbeiten, sollte dennoch mit erträglicher Geschwindigkeit vonstatten gehen. Das tut es auch, so unser äußerst subjektiver Eindruck. Der Intel Celeron langt dafür allemal. Dass das Netbook im PCMark Benchmark-Vergleich so gut abschneidet dürfte am eMMC-Speicher liegen, der etwas schnellere Zugriffsraten aufweisen kann als die herkömmlichen Festplatten der Konkurrenzgeräte. An dieser Stelle sei gesagt, dass es das Aspire-Netbook auch in einer Version mit konventioneller Festplatte gibt.
PCMark 7 Score | 2503 Punkte | |
Hilfe |
Massenspeicher
In unserer gestesten Version des Aspire-Netbooks steckte keine Festplatte, sondern ein eMMC-Flashspeicher mit nur 32 GByte an Kapazität. Als Datengrab kann das Netbook daher nicht herhalten, denn circa zwei Drittel sind allein mit dem Betriebssystem belegt. Dem Anwender stehen also lediglich wenige GByte an Speicherplatz zur Verfügung. Gegenüber einer herkömmlichen Festplatte bietet der kleine Datenchip die Vorteile, dass er leichter, günstiger, kompakter und etwas schneller ist. Von den Datenraten einer richtigen SSD ist er dennoch weit entfernt.
Grafikkarte
Die Grafikeinheit des Intel Celeron N2840, die Intel HD Graphics (Bay Trail), ist zwar prinzipiell DirectX-11-fähig, jedoch dürfte sie mit ihrer Leistung derartige Anwendungen (Games) nicht wirklich flüssig wiedergeben können. Für Full-HD-Filme oder Office-Anwendungen ist sie jedoch durchaus ausreichend. An einem Netbook für unter 250 Euro können eben keine anderen Ansprüche gestellt werden.
3DMark 11 Performance | 223 Punkte | |
3DMark Ice Storm Standard Score | 12096 Punkte | |
3DMark Cloud Gate Standard Score | 1057 Punkte | |
Hilfe |
3DMark 11 - 1280x720 Performance (nach Ergebnis sortieren) | |
Acer Aspire ES1-111-C56A | |
Acer Aspire E3-111-C6LG | |
Lenovo S20-30 |
Gaming Performance
An aktuelle Spiele braucht man bei einem Netbook sowieso nicht denken. Anspruchsvolle 3D-Grafik ist bei dieser Leistung schlichtweg nicht drin. Mit Skyrim haben wir dennoch einen etwas älteren 3D-Titel getestet. Jedoch ist er mit einer einstelligen Framerate nicht wirklich spielbar. Bei nativer Auflösung und niedrigsten Grafikeinstellungen durchlief das Spiel die Startsequenz mit durchschnittlich 9 fps. In unsere Benchmarktabelle konnte kein Eintrag gemacht werden, da jede Änderung der Grafikeinstellungen im Absturz des Launchers resultierte. Beim Aspire-Netbook beschränkt man sich daher besser auf den Windows Store mit Casual Games.
Emissionen & Energie
Geräuschemissionen
Das Netbook verfügt über keinerlei Geräuschquellen. Weder über einen Lüfter noch über eine Festplatte. Das Aspire ES1-111 läuft daher vollkommen lautlos.
Temperatur
Trotz passiver Kühlung wird das Netbook nicht zu warm. Im alltäglichen Betrieb auf dem Desktop wird das Gerät nicht einmal 30 Grad warm. Und auch im Stresstest unter voller Auslastung der Hardware steigt die Temperatur am Gerät auf nur circa 40 Grad. Auch gefällt das CPU-Verhalten: Der Takt wird nicht etwa gedrosselt und läuft dennoch mit vollem Multiplikator.
Die ähnliche Festplattenversion des Netbooks, das Aspire E3-111, wird da schon wärmer: Im Idle-Modus wird es gut 35 Grad warm und erreicht unter Volllast Spitzenwerte bis 50 Grad. Die Temperatur des Lenovo S20-30 hingegen entspricht dem hier getesteten Netbook.
(+) Die maximale Temperatur auf der Oberseite ist 39.1 °C. Im Vergleich liegt der Klassendurchschnitt bei 33.1 °C (von 21.6 bis 53.2 °C für die Klasse Netbook).
(±) Auf der Unterseite messen wir eine maximalen Wert von 42 °C (im Vergleich zum Durchschnitt von 36.6 °C).
(+) Ohne Last messen wir eine durchschnittliche Temperatur von 27 °C auf der Oberseite. Der Klassendurchschnitt erreicht 29.8 °C.
(+) Die Handballen und der Touchpad-Bereich sind mit gemessenen 28.3 °C kühler als die typische Hauttemperatur und fühlen sich dadurch kühl an.
(±) Die durchschnittliche Handballen-Temperatur anderer getesteter Geräte war 29.3 °C (+1 °C).
Lautsprecher
An der Unterseite befinden sich seitlich kleine Öffnungen für die beiden Lautsprecher. Wie erwartet ist der Klang jedoch nicht wirklich berauschend, denn dafür fehlt einfach der Bass. Für gelegentliche Tonwiedergabe von Videos oder Podcasts dürfte die Qualität zwar ausreichen, wer aber hier Ansprüche stellt, muss zwangsläufig zu externen Aktivboxen greifen.
Energieaufnahme
Was den Stromhunger angeht, so kann der sparsame Intel-Chip hier punkten: Der Minimalverbrauch von 2,6 Watt dürfte so ziemlich am untersten Ende von dem liegen, was ein Notebook im Betrieb an Strom braucht. Die Alternative mit Quadcore und Festplatte, das Aspire E3-111, braucht hier mit 5 Watt fast das Doppelte. Ebenso das Lenovo S20-30, das fast den gleichen Prozessor wie das Aspire ES1-111 hat. Mit nur 11 Watt hat unser Gerät auch den niedrigsten Wert im Maximalverbrauch.
Aus / Standby | 0.2 / 0.2 Watt |
Idle | 2.6 / 4.2 / 4.4 Watt |
Last |
8.4 / 11.5 Watt |
Legende:
min: ,
med: ,
max: Voltcraft VC 940 |
Akkulaufzeit
Während im oberen Absatz lediglich der minimale und maximale Stromverbrauch verglichen wurde, relativiert sich der sparsame Eindruck, da der Durchschnittsverbrauch im Praxiseinsatz wohl in etwa gleich auf mit dem der Konkurrenz sein dürfte. Das beweist die Akkulaufzeit von fünfeinhalb Stunden in unserem WLAN-Test, die vom Lenovo S20-30 ebenfalls erreicht wurde. Das stromhungrigere Aspire E3-111 hielt hier über eine Stunde weniger durch.
Fazit
Wer eine leichte, kleine günstige und leise Office- oder Surfmaschine sucht, ist sicherlich mit dem Acer Aspire ES1-111 gut bedient. Windows 8 läuft auf dem Winzling zuverlässig und flüssig. Für Internet- und Desktop-Anwendungen ist er trotz des Low-End-Prozessors daher noch gut gerüstet. Spezielle Ansprüche, was Leistung oder Ausstattung angeht, dürfen nicht an das Netbook gestellt werden. Mit lediglich 2 USB-Anschlüssen, dem geringen Datenspeicher von 32 GByte und der allenfalls mittelmäßigen Akkulaufzeit eignet es sich höchstens als mobiler Zweitrechner. Positiv hervorzuheben ist zudem das matte Display mit ausreichender Helligkeit.
Mit der mäßigen Tastatur ist längeres Arbeiten hier jedoch keine Freude. Ein Netbook muss aber nicht den Anspruch bedienen, tauglich zu sein, um Romane zu schreiben. Einfaches Surfen, Chatten oder Skypen auf der Couch, dafür ist das kleine Aspire ES1-111 gemacht und bietet eine günstige Alternative für all jene, die dafür nicht auf ein Smartphone oder Tablet zurückgreifen wollen.